Lausitz-Klinik - Protest gegen Aus der Geburtshilfe an Forster Klinik

So 09.02.25 | 12:04 Uhr
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Die "Lausitz Klinik" ist eine bedeutende Einrichtung für die medizinische Versorgung in der Region. (Quelle: dpa/Frank Hammerschmidt)
Bild: dpa/Frank Hammerschmidt

Seit vergangenem Sommer ist der Kreißsaal der Lausitzer Klinik in Forst an den Wochenenden geschlossen. Jetzt droht das Aus - Proteste werden laut. Aber es gibt auch eine neue Idee.

Die geplante Schließung der Geburtshilfe-Station am Krankenhaus in Forst löst Protest aus. Am 15. Februar ist eine Demonstration in der Stadt in der Lausitz angekündigt. Auch der Landrat im Spree-Neiße-Kreis will dabei sein und sich für den Erhalt der Entbindungsstation einsetzen.

Krankenhaus-Manager scheinen zugleich eine neue Idee zu entwickeln: An der Klinik könnte nach ersten Vorstellungen ein Geburtshaus entstehen, also ein ausschließlich von Hebammen geleiteter Kreißsaal.

Geschäftsführer: Keine Perspektive mehr für Geburtsstation

Die Geburtshilfe-Station an dem Krankenhaus soll nach Darstellung der Geschäftsführung voraussichtlich gegen Mitte des Jahres schließen. Als Gründe nennt die Leitung den Geburten-Rückgang, fehlende Hebammen und die gesetzlichen Vorgaben. Er sehe keine Perspektive mehr für eine stationäre Geburtshilfe, sagte Geschäftsführer Hans-Ulrich Schmidt. Bereits seit Sommer 2024 ist der Kreißsaal am Wochenenden geschlossen.

Die Zahl der Entbindungen an der Lausitz Klinik Forst hat sich Schmidt zufolge von rund 500 im Jahr 2016 auf etwa 230 im vergangenen Jahr verringert. Zudem gebe es Probleme, die Hebammen-Versorgung sicherzustellen. Nach Angaben Schmidts arbeiten dort vier Vollzeitkräfte und zwei Beleghebammen, also selbstständige Hebammen.

Mit der Krankenhausreform könne das Haus zudem die neuen Kriterien nicht mehr erfüllen, sagte der Geschäftsführer. Es müssten demnach 3,5 Facharzt-Stellen für die Gynäkologie und Geburtshilfe eingestellt werden. Derzeit habe Forst in dem Bereich 2,3 Stellen. "Wir kriegen die Gynäkologen nicht eingestellt", so der Geschäftsführer.

Demonstration am 15. Februar geplant

Schmidt zufolge wird aber als Alternative über ein Geburtshaus nachgedacht, das in der Klinik von Hebammen geführt werden könnte. Er bezeichnete das als eine "gute Idee" und verwies auf eine mögliche Zusammenarbeit mit der Medizinischen Universität Lausitz - Carl Thiem (MUL - CT) im benachbarten Cottbus. Diese teilte auf Anfrage mit, sie könne es sich grundsätzlich vorstellen, "sofern gewünscht, bei der Konzeptionierung einer alternativen geburtshilflichen Versorgung mitzuwirken".

In der Bevölkerung regt sich Protest gegen das Aus für die Geburtstation: Bürger rufen zu einer Demonstration am 15. Februar auf. In einem offenen Brief mit dem Titel "Geburten brauchen Nähe - Retten wir die Forster Geburtsstation!" heißt es: "Die geplante Schließung der Geburtsstation in Forst trifft uns ins Herz, denn sie gefährdet nicht nur die Versorgung junger Familien, sondern auch die Zukunft und Attraktivität unserer gesamten Region."

Landrat: Kreisstadt braucht Geburtsstation

Landrat Harald Altekrüger (CDU) sagte der dpa, er sei der Meinung, "dass in eine Kreisstadt eine Geburtsstation gehört". Er habe sich auch von den sehr guten Bedingungen auf der Forster Entbindungstation überzeugt. "Davon zeugen auch die Bestnoten von Patientinnen auf diversen Portalen", meinte Altekrüger und kündigte seine Teilnahme an der Demonstration an.

An der Lausitz Klinik Forst werden nach Angaben des Krankenhauses knapp 7000 Patienten pro Jahr stationär behandelt, mehr als 4000 ambulant. Die Klinik gehört zur Krankenhaus-Gruppe Ernst von Bergmann, die ein Millionen-Defizit ausweist. Viele Krankenhäuser in Brandenburg kämpfen mit Finanzproblemen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.02.2025, 14:00 Uhr

18 Kommentare

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  1. 18.

    Kein Verständnis!
    Hier wird bewusst mit dem Leben von Mutter und Kind gespielt! Ein Geburtshaus ist sehr schön.
    ABER was passiert, wenn es zu Komplikationen kommt? Jede Geburt ist ein Risiko. Ich bin seit über 40 Jahren Hebamme.

  2. 17.

    Na dann fahren Sie doch mal durch Polen. Landstraße. Ist nicht anders als hier. Dörfer, kleine Städte...

  3. 16.

    Wer will denn auch in Forst geboren worden sein? Luckenwalde ist schon grenzwertig..:-)

  4. 15.

    Da fragen Sie lieber, warum kaum noch Kinder geboren werden.
    Für ein paar Geburten im Jahr, und dafür eine Gegurtsstation zu unterhalten, diesen Luxus, den kann sich Deutschland nicht leisten, da die Kankenkassen mitunter wirtschaftlich arbeiten müssen, sonst ginge es auf Kosten schwer Kranker..

  5. 14.

    Man sehe sich die Voraussagen für die Bevölkerungsstruktur und - verteilung für 2040 an: die Ostdeutsche Provinz und auch Teile des Westens werden leerer und älter. Es geht langsam los.

  6. 13.

    »Als Gründe nennt die Leitung den Geburten-Rückgang, fehlende Hebammen und die gesetzlichen Vorgaben.«

    Und wie wird ein von Hebammen geführtes Geburtshaus funktionieren, wenn es jetzt nicht genug Hebammen und Gynäkologen gibt? Für mich zählt eine sichere Geburt zu Daseinsvorsorge.

  7. 12.

    Die Menschen wählen aber nicht das, was Sie hier verlangen. Die Menschen wählen Privatisierung (CDU, AFD, Freie Wähler, FDP). Und dann jammern sie. Mein Mitleid hält sich daher in Grenzen.

  8. 10.

    Es ist einfach ein Trauerspiel was mit dem Gesundheitswesen in Deutschland passiert. Es gehört nicht in private Hände sondern der Staat ist dafür verantwortlich.
    Auch sollten alle Menschen in die Krankenversicherung einzahlen, damit diese Zweiklassenmedizin endlich aufhört. Besserverdienende können sich dann zusätzlich Versichern um mehr Komfort zu haben. Wird leider nie kommen, da der kleine Mann hier schon längst nichts mehr zählt.

  9. 9.

    In Ballungsräumen gibt es Wohnungsnot. Wer einen Beruf hat, der in der Lausitz dringend gebraucht wird oder der über das Internet funktioniert, der wird sich das zweimal überlegen, ob das Landleben nicht doch attraktiv ist. Platz ohne Ende. Eigenes Haus. Eigener Garten.

  10. 8.

    Das Leben spielt in der Großstadt. Bin auch vor 25Jahren aus der Lausitz verschwunden. Ob Hessen, Bayern, jetzt Berlin. Immer in Ballungsräumen gewesen. Dieses Deutschland mit den dörflichen Charakter teilweise ist nix mit Zukunft. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es solche gehäuften kleinen Dörfer, kleine Städte in der Menge.
    Durch die Demografie die einige noch nicht wahrhaben wollen stirbt die Bevölkerung dramatisch. Nie dagewesen. Somit wird das Miteinander in 10, 20Jahren ein Anderes. 100000e sind aus der Lausitz. Das macht schon was. Vor 100Jahren sah das Leben auch anders aus. Somit wird dieser Wandel auch jetzt wieder passieren. Alles in die Städte/Speckgürtel weg vom Land...

  11. 7.

    Da, sieht man mal wieder : ohne Hebammen geht es nicht!

  12. 6.

    Die Fachärzte sind nicht weg, sie arbeiten nur woanders.

  13. 5.

    Ich stelle mir die Frage , kann man den Abwärtstrend in Deutschland noch stoppen.
    Wo bleibt das erarbeitende Steuergeld ?

  14. 4.

    https://www.aerzteblatt.de/archiv/229457/Geburtshilfe-Zu-wenig-Geld-zu-wenig-Aerzte
    ...
    Gab es im Jahr 1991 hierzulande noch 1 186 geburtshilfliche Abteilungen, sind es heute noch etwa 600, wie die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt (DÄ) erklärt...

  15. 3.

    Von Rund 500 Geburten im Jahr 2026?auf etwa 230 im vergangenen Jahr verringert?

  16. 2.

    Je geringer die Anzahl der Geburten, desto schwieriger ist es, Einnahmen und Ausgaben in Relation zu halten. Man muss ja auch die Hebammen bezahlen, wenn keine Kider zur Welt kommen.
    500 Geburten pro Jahr, sind nicht mal 1,5 pro Tag, 200 Geburten pro Jahr sind nur noch 4 pro Woche.
    Je geringer die Zahl der Geburten, desto geringer die Erfahrung im Umgang mit Komplikationen für Mutter und Kind. Geburtshaus ist eine Alternative, was aber tun, wenn Neugeborene dann eine kinderärztliche neonatologische Beteuung brauchen. Da wird es in Forst schwer.
    Der Wunsch, das jede Kreisstadt doch eine Geburtseinrichtung hat, ist schwer realisierbar.
    Erfahrung korreliert mit der Anzahl der Geburten. Wenn es Mutter und Kind gut gehen soll, sind größere Entfernungen auch sinnvoll.


  17. 1.

    Soviel zum Thema Strukturwandel in der Lausitz.

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