Klimaschutz - Kein Geld vom Land Brandenburg zur Wiedervernässung von Mooren im Oderbruch

Do 13.02.25 | 18:07 Uhr
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Höckerschwan (Cygnus olor) am 03.06.2023 beim Schwimmen in einem Teich im Oderbruch, Moorlandschaft bei Oderberg, Brandenburg. (Quelle: dpa/imageBROKER)
Antenne Brandenburg | 13.02.2025 | Fred Pilarski | Bild: dpa/imageBROKER

Naturschutzverbände hatten geplant, Teile der Moore im Oderbruch wiederzuvernässen - auch, um einen Beitrag gegen die Klimaerwärmung zu leisten. Nun hat Brandenburg dem Projekt die finanzelle Unterstützung entzogen.

Das Projekt zur "Wiedervernässung der Moore im Niederoderbruch und im unteren Finowtal" wird vom Land Brandenburg keine finanzielle Unterstützung bekommen. Das bestätigte Staatssekretär Gregor Beyer (parteilos, früher FDP) vom Landesumweltministerium dem rbb.

Das Vorhaben sei auf viel Widerstand gestoßen, so Beyer: "Man kann ein solches Projekt, das in vielfältige Eigentumsrechte greift, nur mit der nötigen Akzeptanz machen, und wenn die nicht da ist, geht das nicht." Außerdem seien viele Fachfragen ungeklärt, sagte Beyer. "Dieses Projekt hätte, so wie es in der momentanen Form ist, die Hochwassergefahr gesteigert, sodass hier auch gar kein fachliche Grundlage gegeben ist, um das Projekt von Seiten des Landes zu unterstützen."

Nabu: "Bedauerliches Signal"

Auf Seiten der Naturschützer führt die Entscheidung zu Unverständnis: "Das ist ein bedauerliches Signal. Wir haben es schon befürchtet", sagte Björn Ellner, Landeschef des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu), dem rbb am Mittwoch. "Wenn das Land jetzt die Unterstützung zurückzieht, dann ist es das Aus für das Projekt in der Form, wie es angedacht war." Das Projekt hätte maßgeblich dazu beigetragen, auch die Moorschutzziele, die sich das Land selbst gesetzt hat, mit zu erreichen, so Ellner.

Die Unterstützung schon vor der ersten Projektphase zurückzuziehen, sei das falsche Signal, sagte Ellner. Durch den Abbruch des Projekts zu einem so frühen Zeitpunkt habe man nicht die Möglichkeit erhalten, eine Modellierung der möglichen Maßnahmen durchzuführen und Gespräche mit Gemeinden, Einwohnern und Landnutzern zu führen.

Die größte Herausforderung sei die Akzeptanz, sagte Ellner. "Es wurden viele Dinge behauptet, die schlichtweg nicht stimmen, und die muss man aus dem Weg räumen, denen muss man mit Fakten begegnen." Dazu gehöre auch die Behauptung, dass der Hochwasserschutz gefährdet sei, so Ellner: "Das Schöpfwerk in Liepe, was maßgeblich den Wasserstand im Oderbruch bestimmt, das bleibt bestehen." Zudem wäre eine weitere Bewirtschaftung der Flächen auch bei einem höheren Wasserstand größtenteils möglich gewesen, sagte Ellner.

Landrat: "Stopp muss kein Aus bedeuten"

"Dieser Stopp muss kein Aus bedeuten, wenn alle bereit sind, aufeinander zuzugehen und einen Kompromiss zu finden. Es wird keinen Weg geben gegen die Landnutzer - man muss sie einbinden", sagte hingegen Gernot Schmidt (SPD), Landrat von Märkisch-Oderland.

Die Entscheidung sei richtig und gebe die Chance, etwas Neues zu wagen, so Schmidt. "Wir sind auch Modellregion in Europa und ich glaube, wir müssten uns auf eine neue Diskussionskultur einigen, auch hier in Brandenburg, auch im Naturschutz, der die Menschen nicht spaltet."

Vor solchen Projekten sollte immer ein Dialog stattfinden, sagte Schmidt. "Die Naturschutzverbände können Partner sein. Und Partner sein, heißt Ängste ernst nehmen und mitgestalten, aber Naturschutzverbände können dann nicht mehr diktieren."

Brandenburgs Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) sagte dazu: "Mir geht es darum, dass auch die kommunale Familie Möglichkeiten findet, solche Naturschutzprojekte durchzuführen, ob gemeinsam mit dem "Nabu" oder mit dem "Bund" oder mit anderen Naturschutzverbänden." In diesem Fall sei jedoch die Kommune außen vor gelassen worden, was nicht sinnvoll sei, so Mittelstädt.

Pläne lange in der Kritik

Um den Ausstoß von CO2 zu reduzieren und die hydrologischen Bedingungen und die Biodiversität in der Region zu verbessern, hatten die Naturschutzorganisation WWF, der Nabu und das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin das Naturschutzgroßprojekt "Niederoderbruch und Unteres Finowtal" entwickelt.

Die Pläne sahen unter anderem vor, den Wasserspiegel auf einer Fläche von 1.500 Hektar anzuheben. Neben Geldern vom Bund hätte auch das Land Brandenburg einen Anteil leisten sollen.

Über die Wiedervernässung war im Vorfeld auf verschiedenen Ebenen gestritten worden. Im Dezember 2024 hatten mehrere Fraktionen des Kreistags Märkisch-Oderland einem Antrag zugestimmt, der den Landkreis aufforderte, das Vorhaben abzulehnen. Die Fraktion der Bauern und des ländlichen Raums positionierte sich gemeinsam mit CDU, SPD und FDP gegen das Projekt. Bisherige Formen der Landnutzung seien "stark gefährdet", hieß es in dem Antrag. Außerdem seien Schäden an der Infrastruktur und negative Auswirkungen auf den Hochwasserschutz nicht auszuschließen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.02.2025, 11:30 Uhr

Mit Material von Philipp Gerstner & Fred Pilarski

27 Kommentare

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  1. 27.

    Wasser, was mit Phosphat, Nitrat und Glyphosat durch die Energieerzeugung in der Landwirtschaft angereichert ist, aufzustauen um Moore wieder zu vernässen ist nicht intelligent. In der Ostsee hat diese Fracht zu einem ökologischen Kollaps geführt. Der Dorsch ist ausgelöscht! Die Ostsee ist massiv überdüngt. Wasser in Mooren ist eigendlich Nährstoff arm. Moorpflanzen können eine solche Brühe nicht vertragen. Wir vergiften langfristig unser Trinkwasser. Deshalb zuerst Abschaffung der Flächenstilllegungsprämien, alte Dreifelderwirtschaft, kein Kunstdünger, keine primäre Energieerzeugung auf dem Acker, keine Neuzulassung von Biogasanlagen. Wer Moore wieder vernässen will muss zuerst Gutachten erbringen ob das Wasser über das gesamte Jahr auch dafür geeignet ist.

  2. 26.

    Danke Sahra Wagenknecht!

  3. 25.

    "verprasst der Großteil der Menschen innerhalb von knapp 200 Jahren"
    Der Mensch hat die Landschaft umgestaltet, aber nicht "verprasst". Die angedeutete Unterscheidung zwischen einem "Großteil" der Menschen und einer kleinen Elite ist auch nicht ganz koscher.

  4. 24.

    "behauptet die AfD, und die muss es ja wissen. Einfache Logik"
    Es ist Ihre Logik. Was die AfD behauptet weiß ich nicht und ist für meine Meinungsbildung irrelevant. Was ich geschrieben habe ist Schulwissen: Atmosphärisches CO2 ist eine der Voraussetzungen für Photosynthese, damit für sämtliches pflanzliche Leben, und deshalb auch für sämtliches tierische Leben. Es zu reduzieren (unterstellt das gelänge) ist folglich kein "Naturschutz"

    "Gleichgewicht durcheinander"
    Es gibt kein "natürliches Gleichgewicht", das "durcheinander" geraten könnte. Das Oderbruch ist eine vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft mit tlw anderer Flora und Fauna als die vorige Sumpflandschaft, aber keine Wüste. Das ist weder besser noch schlechter, sondern wertfrei. Es gibt keinen sachlichen Grund, die Trockenlegung vor 200 Jahren ungeschehen zu machen.

    "Aber das wird jetzt zu kompliziert"
    Da müssen wir durch, wenn mit solchen Allgemeinplätzen argumentiert wird.

  5. 23.

    Ist schon verrückt, was die Natur in Millionen Jahren aufgebaut hat, verprasst der Großteil der Menschen innerhalb von knapp 200 Jahren. Und die gebundenen Sachen, die damit freigesetzt werden/wurden, sind jetzt ein Riesenproblem. Aber das will der Mensch einfach nicht verstehen.

  6. 22.

    Agrarindustrie mit Monokulturen und Massentierhaltung brauchen nunmal keine feuchten Wiesen und Moore - Wachstum und Qualität, macht der Dünger und die Gülle.
    Dazu, wachsen ausgeprägte Windparks und große Solarfelder, am Besten, auf ausgelaugte und ausgetrocknete Böden.
    Dann klappt es auch am Unkompliziertesten, mit den Genehmigungen - der Boden ist Knochen-Hart, Ausgelaugt und Tot - Lasst uns Windräder, für unser Konto anbauen.

  7. 21.

    Die Naturschutzverbände und die Bundes als auch Landesregierungen haben mit ihrer Vernässungsstrategie aber auch mit anderen Projekten gigantische Schäden an der Natur angerichtet. Dabei haben sie grundlegende Naturgesetze missachtet und das nur um ihre subjektive Vorstellung von Natur und die Interessen der Hintermänner des Klimawahns umzusetzen.

  8. 20.

    Sie meinen wohl eher : unser gesamtes Land, versinkt langsam im Sumpf und Alle, schauen Tatenlos zu ?!

  9. 19.

    Stimmt, das behauptet die AfD, und die muss es ja wissen. Einfache Logik. Das Problem ist nur, dass die Pflanzen ja noch mehr brauchen als CO2, und da gerät das Gleichgewicht durcheinander. Aber das wird jetzt zu kompliziert.

  10. 18.

    Wie lange braucht eine vernässte Fläche um Moor zu werden, wenn pro Jahr 1mm Morschicht entsteht? 10 Jahre 1cm, 100 Jahre 10 cm? In 1000 Jahren also ein Meter, wenn's gut geht, ob es dann noch ausreichend Wasser gibt, wenn's jetzt schon knapp wird?
    Was soll die Eile, in 100 Jahren spielt es keine Rolle, ob da 9,5 cm sind oder 10cm. Es ändert nichts in der Natur, jedenfalls nicht das, was heute der Plan für die Zukunft sein soll in den Köpfen von Menschen, die es selbst nicht mehr erleben.

  11. 17.

    Naturschutz kann man nur mit den Menschen und vor allem den Eigentümern betreiben. Wenn es Bedenken oder Einwände gibt, muss darüber gesprochen werden, vielleicht können sie ja ausgeräumt werden. Wie in vielen anderen Fällen möchte man seitens der Naturschützer erst mal machen und Fakten schaffen, nach der Devise „so schlimm wird es schon nicht“. Das haben in den vergangenen Jahren viele versucht und ich finde es gut, dass die Menschen skeptischer geworden sind. Ich traue, aus gutem Grund, diesen Leuten auch nicht mehr über den Weg.

  12. 16.

    Gottseidank. Bei Licht betrachtet haben sich nicht Vernunft und Einsicht durchgesetzt sondern die Angst vor dem Wähler, der schlichtweg die Schnauze voll hat vom linksgrünen Hokuspokus. Das es den Woken an den Kragen geht spricht daß man ihnen Geld und Einfluß entzieht ist ein starkes Signal. Dreimal Dank Trump und Milei.

  13. 15.

    "Eine Wiedervernässung wäre also ein krasser Beitrag zu Naturschutz"
    CO2-Reduktion = Naturschutz? Weird. Die Mengen von ein paar Moorflächen in Brandenburg sind global statistisches Rauschen. Davon abgesehen ist CO2 Pflanzennahrung, mehr CO2 hilft also der Natur.

  14. 14.

    Der Industrie die Grundlage nehmen und das Land in einen Sumpf verwandeln rettet auch nix. Jedenfalls nicht für uns.

  15. 13.

    Logisch. Innovative Dinge passen nicht zu Woidke. Dafür ist aber Geld für die Scheinebauern da, die jetzt zu dicke Schweine haben, weil sie keiner will. Das ist Politik aus der Nachkriegszeit.

  16. 12.

    Ich finde den Informationsgehalt des Artikels unzureichend, um mir eine Meinung bilden zu können.
    Das das Projekt von der Fraktion der Bauern, CDU, SPD und FDP abgelehnt wird bzw. im Kreistag entschieden wird, es abzulehnen, überrascht mich zunächst mal nicht. Ebenso wenig, dass gleich auch "alternative Fakten" zum Projekt im Umlauf waren, die - oh Wunder - einer sachlichen Bewertung des Vorhabens nicht zuträglich sind.
    Mir ist hingegen völlig unklar, auf welcher rechtlichen Grundlage die monierten, fehlenden Gespräche mit den Landeigentümern, Kommunen usw. außerhalb eines Projektes stattfinden sollen. Das ist obendrein ein sehr umfassender Prozess, der folglich person. + finanz. Ressourcen bindet. War der vom Nabu erwähnte 1. Projektschritt (Gespräche/Dialog) Teil einer sog. Machbarkeitsstudie, die der Projektumsetzung als Entscheidungsgrundlage vorgeschaltet werden sollte? (Was geht/geht nicht/zu welchen Konditionen: rechtlich, wirtschaftlich, ökologisch usw.)

  17. 11.

    Wahrlich kein guter Tag für den Naturschutz. Aber ganz den Bauern oder den Kommunalverwaltungen den schwarzen Peter zuzuschieben, ist auch nicht richtig. Ich glaube man hätte als aller erstes mit den Landnutzern reden müssen aus ihrer Perspektive und vor allem mit etwas in den Händen, was man ihnen anbieten hätte können. Hier wollte man erst wieder Fakten schaffen und danach alles weitere klären. Was soll z.B. ein Biobauer, der seine Rinder auf eine dieser Flächen hat, sagen, wenn man ihn ohne Entschädigung einfach das Land nimmt? Hier würde Mal wieder das Pferd von der falschen Seite aufgeräumt, mit dem Ergebnis,dass das Projekt nun beerdigt wird. Der Naturschutz steht sich Mal wieder selbst im Weg...

  18. 10.

    Intakte Moore sind Kohlenstoffsenken. So entsteht ja der Torf, die Vorstufe der Kohle.
    Das heißt im Gegensatz zum Wald, der nur ein Kreislaufglied ist, weil er die gespeicherte Kohle im Lebenszyklus wieder abgibt, entzieht das Moor dauerhaft den Kohlenstoff.

    Aber das solche Projekt analog zu anderen Projekten mit Lernkurve unter einer konservativen Regierung scheitern, war ja eigentlich glasklar oder haben sie ernsthaft das Gegenteil erwartet?

  19. 9.

    Obwohl Moore nur 3% der Landfläche ausmachen, speichern sie doppelt so viel CO2 wie alle Wälder der Erde zusammen. Eine Wiedervernässung wäre also ein krasser Beitrag zu Naturschutz. Wer schreibt "die bestehenden Moore reichen aus" hat also ganz klar überhaupt keine Ahnung und sollte sich daher raushalten.

  20. 8.

    "Die bestehenden Moore reichen aus" schreibt jemand, der keine fachliche Expertise in dem Bereich hat, sondern den ganzen Tag zu Hause an seinem Schreibtisch sitzt und Boulevardblättchen liest und dann der Meinung ist seinen Senf dazu geben zu müssen.

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