Steigende Population - Brandenburger Agrarministerium strebt Abschussquote für Wölfe an

Di 04.02.25 | 08:31 Uhr
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Archivbild: Grauwolf in Deutschland in Aktion. (Quelle: imago images/Wagner)
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Audio: rbb24 Brandenburg Aktuell | 04.02.2025 | Theresa Majerowitsch | Bild: imago images/Wagner

Die Wolfspopulation in Brandenburg steigt und damit wird auch der Konflikt zwischen Landwirten und Naturschützern größer. Eine geplante Abschussquote soll die Zahl der Tiere begrenzen.

Das brandenburgische Agrarministerium hält einen Abschussplan für Wölfe für notwendig. Das sagte Agrar-Sekretär Gregor Beyer (parteilos) am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Bislang dürfen die Tiere der streng geschützten Art nicht getötet werden, es gibt aber Bestrebungen, die Regelungen zu lockern.

Es gehe um die Frage, wie viele Wölfe für Brandenburg verträglich seien, sagte Beyer, der für das sogenannte Wolfsmanagement zuständig ist. "Der Bestand der Wölfe soll ermittelt werden und dann eine Entnahmequote festgelegt werden." Die Population werde damit aber nicht gefährdet: "Der Wolf gehört hierhin", so Beyer.

Laut Beyer hat Brandenburg weltweit die höchste Wolfsdichte. "Ich gehe davon aus, dass wir deutlich über 2.000 Wölfe haben." Sein Vergleich: Norwegen sei elfmal größer als Brandenburg und begrenze den Wolfsbestand bei 250 Tieren. Nach Zahlen des Bundesamtes für Naturschutz für das Monitoring-Jahr 2023/24 lebten in Brandenburg 58 Wolfsfamilien, gefolgt von Niedersachsen (48 Wolfsfamilien) und Sachsen (37).

Abschussquote soll Population nicht gefährden

Tierschützer und Landwirte streiten seit Jahren über den Umgang mit dem Wolf. Erst Anfang Januar kam es zu einem "Wolfshearing", einer Diskussionsveranstaltung, in Prenzlau. Der Konflikt wurde schärfer, weil immer mehr Wölfe auch eingezäunte Schafe töten. In Cottbus hatte ein Wolf im vergangenen November auch Rentiere im Tierpark gerissen. Beunruhigte Bürger berichten von Wolfs-Streifzügen in der Nähe von Wohnsiedlungen.

EU-Vorstoß um Schutzstatus für den Wolf zu senken

Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist der Wolf eine streng geschützte Tierart. Der Europarat hat aber den Weg dafür frei gemacht, den Schutzstatus zu senken. Damit wäre ein schärferes Vorgehen gegen Wölfe möglich.

Bevor der gesenkte Schutzstatus in Deutschland gelten kann, muss aber noch das EU-Recht geändert werden. Hintergrund des Antrags ist, dass sich nach EU-Angaben die Zahl der Wölfe in Europa innerhalb von zehn Jahren fast verdoppelt hat.

Auch in Brandenburg steigt die Zahl der Rudel stetig. Nirgendwo in Deutschland gibt es laut Angaben der Behörden mehr Wolfsfamilien als in Brandenburg.

Wolf soll in Brandenburg zunächst ins Jagdrecht

Erst nach einer Änderung im EU-Recht könne Brandenburg ein aktives Bestandsmanagement umsetzen und die Zahl der Wölfe verringern. So sei es im Koalitionsvertrag vereinbart, sagte Beyer. 2026 könnte es nach seiner Einschätzung so weit sein: "Das wäre ein realistischer Horizont unter der Bedingung, die EU macht es wirklich."

Zunächst soll der Wolf in Brandenburg nach dem Willen des Ministeriums als jagdbare Art eingestuft werden. "Bis Mitte des Jahres ist er im brandenburgischen Jagdrecht", kündigte der Staatssekretär an.

Vor allem die Festlegung einer Wolfs-Obergrenze dürfte aber kein leichtes Unterfangen sein. Der Kurs des Staatssekretärs stellt jedenfalls eine Kehrtwende zur Position des früheren grün-geführten Agrarministeriums dar.

Beyer: Gesellschaftlicher Konsens nötig

"Wir brauchen einen gesellschaftlichen Konsens, damit endlich diese Konflikte aufhören", so Staatssekretär Beyer. Er kündigte an, er suche einen Dialog auf Augenhöhe und wolle zu einem "großen Wolfsplenum" einladen. Dort sollen sich dann Jäger, Landwirte und Naturschutzverbände austauschen.

In Schweden etwa ist eine streng kontrollierte Jagd auf Wölfe erlaubt. Bis Mitte Februar dürfen in fünf Wolfsrevieren insgesamt 30 der Raubtiere getötet werden.

Streit wegen der Wölfe gibt es auch in Italien. In der Region Trentino-Südtirol wurden erst kürzlich tote Tiere entdeckt, die vermutlich vergiftet wurden. Auch in Brandenburg wenden sich Tierschützer gegen illegale Wolfstötungen.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 04.02.2025, 19:30 Uhr

76 Kommentare

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  1. 76.

    In der Zeitschrift Pirsch haben sich zwei Jäger über fallende Wildbestände in Brandenburg beklagt. Insbesondere bei den Mufflons. Schuld sei der Wolf. Trotzdem schossen sie im letzten Jagdjahr 43 Mufflons. Warum verzichten sie nicht aufs Schießen ? Immer hört man, es gebe zuviel Wild. Nun regelten dies auf natürliche Art die Wölfe. Das ist ihnen auch nicht recht. Jagen die Wölfe Wildtiere, ist es falsch, reißen sie Haustiere, natürlich auch. Jäger sehen sie als Konkurrenten an. Anstatt weniger Wildtiere zu töten, wollen sie Wölfe töten, damit sie in der Konsequenz einschreiten müssen, wenn dann wieder ein Zuviel an Wild da ist. Bisher mußte die Jägerschaft für viel Geld als Jagdtouristen ins Ausland fahren, um Wölfe zu töten. Nun kostenlos quasi vor der Haustür. Das Jägerparadies.

  2. 75.

    Es geht doch lediglich um den Schutzstatus dieser anpassungsfähigen Art. Zudem haben ich darüber ja auch gar nicht zu entscheiden. Das müssen das Europäische Parlament und der Rat tun, denn nur so kann Anhang IV der Richtlinie 92/43/EWG geändert werden. Aber einmal davon abgesehen, dass wir es in Mitteleuropa mit überwiegend naturferner Kulturlandschaft, Städten und Siedlungen, Industrie- und Gewerbegebieten, Verkehrsflächen, WK-und PV-Anlagen zu tun haben, würde ich mir von Ihnen ähnlich engagierte Beiträge wünschen, wenn z.B. die größte Kreuzkrötenpopulation in der Region einem neuen Stadtquartier nebst Möbelhaus weichen muss oder Vorkommen streng geschützter Arten wichtigen Infrastrukturprojekten im Wege stehen.

  3. 74.

    Ich fordere nicht die Tötung der Wölfe, sondern genau das, was im Beitrag steht, den Abschuss weniger.
    Ich bin unbewaffnet. Neuerdings darf ich ja auch mein Taschenmesser nicht mehr rumtragen, ich könnte einen Apfel erstechen! Aber zurück zum Wolf:
    Beispiel: In der Schweiz gab es in 2024 100 Wolfsangriffe bei denen 345 Nutztiere gerissen wurden, also vom Wolf "entnommen und getötet". Im Gegenzug wurden 35 Wölfe zum Abschuss freigegeben und erlegt. Die Schweizer sind nicht der Ansicht, dass dies den Bestand gefährdet.

  4. 73.

    Warum maßen sie sich an "Gott" zu spielen.Was legitimiert sie oder andere ständig in die Evolution einzugreifen?Sie können die Auswirkungen ihres Eingriffs in dieses komplexes Ökosystem,selbst wenn sie Wissenschaftler wären,überhaupt nicht endgültig abschätzen.
    Die vernünftigste Strategie besteht in solchen Systemen,als bewusste Wesen, den eigentlichen Lebensmotor nicht oder nur in unvermeidbarer Größe zu stören. Stattdessen werden die Habitate ausgeplündert und Arten die Lebensgrundlage entzogen. Da kann man auch nicht einfach differentiell argumentieren,die Gattung Wolf wird die menschliche Dezimierung schon überleben. Als wenn das Spiel nur eine einfache abzählbare Mengenbetrachtung implizieren würde.
    Der Wolf ist kein Killer der den Menschen direkt bedroht,weil wir auf seiner Nahrungsliste stehen würden. Also über was reden wir hier eignetlich?
    Domestizierte Tiere, die meist nichtmal aus unseren Breitengraden kommen, durch Abschus vor den Wölfen zu schützen;das ist die Wägung?

  5. 72.

    Dann sollte das aber auch für den Wolf gelten, der darf dann auch nicht auf meinem Grundstück jagen. Stellen Sie dann sicher, dass er sich an das Jagdverbot halt?

  6. 71.

    Ich sehe es dennoch bedenklich das dem Wolf Beute entzogen wird, dieser dann das Nutzvieh reißt und dann alle glich wieder Abschuß schreien. Der Wolf geht in meinen Augen vor Waidgenossen, er war schließlich schon mal vor Euch da.

  7. 70.

    Das der Wolf eine hochanpassungsfähige Art ist, die auch in der zersiedelten mitteleuropäischen Kulturlandschaft gut zurechtkommt, ist unbestritten. Aber genau aus diesem Grund ist es nicht mehr erforderlich, ihn unter strengen Schutz zu stellen. Diese Schutzkategorie sollte den weit stärker bedrohten, empfindlicheren Arten vorbehalten bleiben, die ohne gezielte Schutzmaßnahmen ansonsten bald verschwunden wären. Und genau für solche Arten sollten die knappen Haushaltsmittel eingesetzt werden.

  8. 69.

    Nein, Resultate freilandökologischer Untersuchungen. Von Naturschutz und Landschaftspflege haben Sie offensichtlich keine Ahnung. Und ein Stadtmensch sind eher Sie.

  9. 67.

    Sie sollten nicht von sich auf andere schließen, denn Sie sehen nur die Gefahr durch Zoonosen, nicht aber die Folgen der Prädatorenwirkung von streunenden Hunden und Katzen und natürlich invasiver Neozooen wie Waschbären und Marderhund. Bei letzteren vor allem auf Kleintiere wie Vögel und Eidechsen. Auch die Problematik der Hybridisierung (Hauskatzen mit Wildkatzen, Haushunde mit Wölfen) übergehen Sie völlig.

  10. 66.

    Sofern die gesetzlichen Grenzen eingehalten werden, verhalten die Jäger sich korrekt, auch wenn Ihnen das nicht gefällt.

  11. 65.

    Das ist schon lange überfällig

  12. 64.

    Das kann nur einem menschlichen Verwaltungsgehirn entspringen, der nicht begreifen will, dass die Erde ein Organismus ist und schon immer war, seit dem man von einem belebten Planeten spricht.
    Der Wolf ist so wie er ist offenbar optimal. Er ist das Ergebnis einer Jahrmillionen langen Evolution und MUSS schon daher der Evolution mit genau all seinen Eigenschaften sehr zweckdienlich sein.
    Zweckdienlicher als jedes von Menschen domestizierte Tier. Und die schwedische Lösung ist eine Scheinlösung, da sie die eigentliche Funktion des Wolfs oder das was von ihm übrig bleibt, zum eigenen vermeintlichen Vorteil bewusst aus dem Habitat schmeißt.
    Und es geht keine Nummer kleiner, denn sie müssen sich nur alle meine beschriebene Entwicklungen und Trends anschauen. Wir ruinieren sukzessive unsere Lebensgrundlage. An diesem Befund gibst ja nun nichts zu diskutieren.
    Auch wenn einige Techmilliardäre meinen, sie könnten notfalls zum Mars.

  13. 63.

    Nein, das glaube ich Ihnen nicht. Eher wird es so sein, daß es eine andere Invasion geben wird, das haben Militärexperten vorrausgesagt!

  14. 62.

    Um den Luchs steht es weit schlechter, als um den Wolf. Nach der aktuellen Roten Liste ist er in Deutschland vom Aussterben bedroht. Eine Herabstufung des Schutzstatus ist somit, anders als beim Wolf, ausgeschlossen.

  15. 61.

    Allein die schiere Menge der Nachrichten über Jagdunfälle und Straftaten von Jägern, die aufpoppen, wenn man kurz danach sucht, ist erschreckend. Leider finde ich keine offizielle Statistik darüber, was eher darauf hindeutet, dass dies nicht zum Thema werden soll. Ich bin jedenfalls der Meinung, aufgrund solch immer wiederkehrender Nachrichten, dass die Gefahr wohl weniger von Hund und Katze ausgeht oder vom Wolf, sondern eher vom Hobbyjäger, der eine Waffe tragen darf.

  16. 60.

    Mein Gott, die hamse doch nicht mehr alle: wenn unsre Katzen, die frei in der Gegend streunen, mehr als 200m und das ist so, von einem dieser ,,Jäger'' erschossen werden, gibts ne Anzeige, aber ne fette! Wo gibts denn sowat, unsere Katzen abzuknallen?

  17. 59.

    Bereits 2028 soll das Mammut zurückkehren.

  18. 58.

    Ich habe meine Jagdschein gemacht, da gab es den Wolf hier schon lange. Gehen Sie also bitte nicht davon aus, dass die Jagd mein ganzes Tun und Sein bestimmt. Auch habe ich eine differenzierte Meinung zum Umgang mit dem Wolf. Er ist auf natürlichem Weg eingewandert und findet vorzügliche Lebensbedingungen. Niemand hat das Recht die Population auszulöschen. Es hat auch niemand der bei Verstand ist vor. Dies entspringt nur den nach wie vor heutzutage zu geläufigen radikalen Meinungen. Es gibt eine Menge grau zwischen schwarz und weiß. Leider ist es der Gesellschaft nicht abzugewinnen sich ausdauernd inhaltlich mit einem Thema umfassend zu befassen. So wird es immer Konflikte geben und wir schaffen uns am Ende selbst ab. Die Erde juckts nicht.

  19. 57.

    Sie pauschalisieren und schließen von wenigen schwarzen Schafen unter der Jägerschaft auf alle. Wer als "Jäger" ihrer Beschreibung nach nahezu willkürlich Haustiere schießt, der hat jedwede Konsequenzen zu spüren. Das ist mit nichts zu rechtfertigen. Ihn aufzuspüren sollte nicht schwer sein in unserem Reviersystem. Seine Jagdpacht damit verwirkt. Ich verbitte mir jedoch die pauschale Unterstellung. Sie schaffen sich hier ihr eigenes Bild von Jagd.

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