Bedrohte Tierart - 1,8 Millionen Aale werden in Berliner Gewässern ausgesetzt

Mi 19.03.25 | 12:02 Uhr
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19.03.2025, Berlin: Britta Behrendt, Staatssekretärin für Klimaschutz und Umwelt beim Berliner Senat, setzt mit Hilfe eines kleinen Keschers von einem Boot aus Glasaale in die Havel.(Quelle:dpa/S.Stache)
Video: rbb|24 Abendschau | 18.03.2025 | Cenan Köhler | Bild: dpa/S.Stache

Um den Bestand der Aale zu sichern, werden am Mittwoch insgesamt 1,8 Millionen Jungtiere in Berliner Gewässern eingesetzt. Nach Angaben der Umweltverwaltung verteilt das Fischereiamt gemeinsam mit der Köpenicker Fischervereinigung e.V. und der Fischersozietät Tiefwerder-Pichelsdorf insgesamt 541 Kilogramm Glasaale im Bereich Oberhavel, Unterhavel, Spree und Dahme.

Die Anzahl der ausgesetzten Aale - zwischen 80 bis 120 Gramm pro Hektar - wurde wissenschaftlich ermittelt, wie Jens Puchmüller, Amtsleiter des Fischereiamtes, dem rbb sagte: "Das entspricht dem Nahrungsangebot in unseren Gewässern". Demnach sollen nicht mehr Aale besetzt werden, als Nahrung zur Vefügung stehe. Und das sei mit den 1,8 Millionen Jungaalen gewährleistet. Zudem wandern ältere Aale ab, so Puchmüller weiter.

Vom Aussterben bedroht

Der Bestand des Europäischen Aals hat in den vergangenen 30 Jahren in ganz Europa und auch in Berlin deutlich abgenommen. Mittlerweile ist er vom Aussterben bedroht. Seit 20 Jahren werden Aale in Berliner Gewässer gesetzt, von 2005 bis 2024 waren es insgesamt rund 17 Millionen Tiere.

Die Aale seien vor kurzem in französischen Flussmündungen zum Atlantik gefangen und von dort nach Berlin transportiert worden. Finanziert wird die Maßnahme durch die Europäische Union und den Senat. Damit soll nach Angaben des Fischereiamtes Berlin die Rückwanderrate laichreifer Aale erhöht werden. Berliner Fluss- und Seenfischereibetriebe verzeichnen inzwischen einen Fangrückgang von 50 Prozent im Vergleich zum Jahr 1994.

Als Ursachen für den starken Bestandsrückgang werden ein Verlust an Lebensraum, Wanderhindernisse und die Folgen des Klimawandels vermutet. Zahlreiche Bauwerke erschweren heute die Zu- und Abwanderung der Aale in ihre angestammten Lebensräume in den deutschen Gewässern.

Finanziert wird die Maßnahme aus Mitteln der Europäischen Union, des Landes Berlin und von Fischereiberechtigten - sie kostete in diesem Jahr 130.250 Euro. Im vergangenen Jahr wurden deutlich weniger Tiere ausgesetzt. 285.000 Glasaale fanden damals ihren Weg in die Uferzonen von Havel, Spree und Dahme.

Fisch des Jahres 2025

Der Europäische Aal ist Fisch des Jahres 2025. Er hat eine wichtige ökologische Funktion. Er trägt unter anderem zur Wasserreinhaltung und zur Verringerung gebietsfremder Flusskrebsarten bei. Darüber hinaus gehört er laut der Berliner Umweltverwaltung zu den wirtschaftlich bedeutendsten Fischarten der Fluss- und Seenfischerei.

Aale werden 20 bis 30 Jahre alt und wandern zum Laichen etwa 5.000 Kilometer durch den Atlantik bis zur Sargassosee südlich der Bermuda-Inseln, wo sie nach dem Laichen sterben. Die aus den Eiern schlüpfenden Larven treiben anschließend etwa drei Jahre passiv im Meer, bevor sie als Glasaale an die Flussmündungen und anschließend flussaufwärts zu den angestammten Plätzen der Elterntiere wandern.

Sendung: rbb24 Abendschau, 19.03.2025, 19:30 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Falls die Wilderei wirklich solche Ausmaße haben sollte: Sollen wir Bürger jetzt Angler an den Gewässern zum Vorzeigen der DAV-Angelkarte anhalten? Kann das funktionieren? Vermutlich kaum.

  2. 5.

    wie bereits hier schon erwähnt bleiben die Auswirkungen von steigenden Populationen der Kormorane und Welse eben so wenig berücksichtigt, wie die Massenvernichtung in Wasserkraftwerken. Auch das Abfischen der Glasaale durch Frankreich darf nicht außer acht gelassen werden. Dieses Geschäft ist nicht unerheblich und reduziert die europäischen Bestände um die nach Asien verkaufte Menge erheblich.

  3. 4.

    Oh ja, bitte mehr solcher Aktion, Aale sind wirklich schwierig zu züchten und man weiß heute noch nicht so genau welche Wege sie wandern. Es gibt zwar erste Studien, Aale komplett geschlossen und künstlich zu züchten, ist aber mit hohen Kosten verbunden und daher nicht in der Masse im Sinne des Artenschutzes anwendbar...

  4. 3.

    Finde ich super nur leider werden viele Aale nur Futter für Kormorane werden die sind ja geschützt als seltene Art und gehören nach Deutschland.?

  5. 2.

    Nicht das Fangen oder Angeln ist das Problem.
    25 Prozent aller wandernden Fische werde in Deutschland in den Turbinen der Wasserkraftwerke geschreddert.

  6. 1.

    Schöne Sache! Klasse.

    Und was für eine beachtliche Lebenserwartung.

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