Friedrichshain-Kreuzberg - Pilotprojekt testet Rückgabe von Mehrwegbechern in Supermärkten

Mo 10.03.25 | 11:07 Uhr
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Symbolbild:Eine Frau hält einen Mehrweg-Becher für Kaffee in der Hand.(Quelle:picture alliance/dpa/S.Gollnow)
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Audio: rbb24 Inforadio | 10.03.2025 | Jan Menzel | Bild: picture alliance/dpa/S.Gollnow

In acht Supermärkten der Rewe-Kette in Friedrichshain-Kreuzberg ist seit Montag die Rückgabe von Mehrweg-Kaffeebechern unterschiedlicher Anbieter möglich.

Die Berliner Umweltsenatorin Ute Bonde (CDU) lobte das Vorhaben zum Projektauftakt in einem Supermarkt am Halleschen Ufer. "Mehrweg und nicht Einweg - so muss die Losung, so muss unser Ziel sein, damit Vermüllung nicht mehr stattfindet", sagte Bonde.

Initiiert wurde das Projekt von der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Deren Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz wies darauf hin, dass bislang keine "Kehrtwende" bei den Müllmengen gelungen sei, obwohl Gastronomiebetriebe seit mehr als einem Jahr verpflichtet sind, neben Einweg- auch Mehrweg-Verpackungen anzubieten. Deshalb seien noch "ein paar mehr Instrumente" nötig, so Metz.

Becher können am Pfandautomaten zurückgegeben werden

Im Rahmen des auf ein Jahr angelegten Pilotprojekts nehmen die acht teilnehmenden Supermärkte die Kunststoffbecher und Mehrweg-Verpackungen für Essen mehrerer Anbieter ("Recup" und "Einfach Mehrweg") zurück. Die Gefäße werden von den gleichen Automaten akzeptiert, die auch Pfandflaschen annehmen. Die Automaten wurden dafür mit zusätzlicher Sensortechnik ausgestattet. Damit werden die Rückgabemöglichkeiten, die es schon jetzt in gut 80 Cafés, Backshops und Fast-Food-Läden im Bezirk gibt, ergänzt.

Steuer auf Einweg-Verpackungen: Bonde will deutschlandweite Lösung

DUH-Geschäftsführerin Metz sagte, aus Sicht ihrer Organisation sei zusätzlich die Einführung einer Einweg-Verpackungssteuer erforderlich, um Müllmengen wirksam zu reduzieren. Die Stadt Tübingen sei hier Vorreiter [tagesschau.de] und zeige, dass ein solches System funktioniere. Metz forderte den Senat auf, ebenfalls eine Steuer auf Wegwerf-Verpackungen in Berlin zu erheben.

Umweltsenatorin Bonde lehnte dies ab. Lösungen für einzelne Städte sehe sie "kritisch". "Deshalb haben wir einen Antrag in der Umweltministerkonferenz eingebracht, dass deutschlandweit eine Lösung gefunden wird." Sie warte nun darauf, dass das Bundesumweltministerium entsprechend aktiv werde.

Laut Deutscher Umwelthilfe gehen allein in Berlin an jedem Tag zwei Millionen Einwegverpackungen über die Ladentheken.

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.03.2025, 17:50 Uhr

25 Kommentare

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  1. 25.

    "Whataboutism" kann man etwas sperrig übersetzen als "'Und-was-ist-mit?'-Gefrage". Bedeutet also, dass jemand Fragen stellt, die mit dem eigentlichen Thema wenig bis nichts zu tun haben und die deshalb die Diskussion sehr erschweren. Und so hat auch die Fixierung von Einweg-Deckeln an Einweg-Flaschen nicht wirklich was mit Mehrweg-Behältern zu tun. - Ihre andere Frage, wer warum dem "To-Go-Lifestyle" freien Lauf liess, kann ich nur grob beantworten: Die Industrie-freundliche Politik mit dem Ziel der Umsatz-Maximierung. Nur: Warum spricht das jetzt gegen die Förderung eines Mehrweg-Konzepts für Lebensmittel-Verpackungen? Meine Großeltern hatten bis zum 2. Weltkrieg eine Hinterhof-Molkerei. Da wurde die Milch in Mehrwegbehältern mit teilweise fest verbundenen Deckeln transportiert. Wo genau sehen Sie jetzt das Problem mit der hier vorgestellten, flexibleren und moderneren Variante dieses Konzepts?

  2. 24.

    "Whataboutism?" Wie ich dieses Wort "liebe". So eine richtig Ur-deutsche Vokabel.

    Wer ließ dem ganzen Rotz und Pseudo-Lifestyle "To-Go" vor Jahren freien Lauf und aus welchen Gründen? Wäre das nicht die bessere Fragestellung, um künftig Probleme nicht erst exzessiv ausleben zu müssen, um im Nachgang weltfremd festzustellen, na hoppla, so etwas verursacht ja enorme Müllberge? Evtl. der bessere Ansatz für künftige Knaller-Ideen, bereits im Vorfeld Überflüssigkeiten der Industrie zu reglementieren. Man wird ja mal träumen dürfen. Geschieht eh nicht. Daher verstehe ich den Ursprungskommentar von "Drecksbezirk". Es sind Nebelkerzen der Politik, Plastikdeckel an der Flasche zu fixieren. Schneide ich schon aus Prinzip ab! Nebelkerzen, um von den eigentlichen Problemen abzulenken. Hintenrum stehen bereits die nächsten ultra-kurzlebigen Güter in den Startlöchern. Profit. Nix Umwelt. Umwelt nur plakativ an ein paar Beispielen. Auf diese Heuchelei verzichte ich als Endverbraucher gerne.

  3. 23.

    Dann muss nur noch der jeweilige Kaffeeausschank mitspielen und meinen Iso-Becher akzeptieren. Dann ist das 'ne gute Sache.

  4. 22.

    Wir konnten diesem "to go" noch nie etwas abgewinnen, weder unsere Familie noch Freunde. Was hat das mit Genießen zu tun? Meinen Kaffee kann ich morgens auch entspannt zu Hause trinken. In der Freizeit nehmen wir unsere Thermobecher mit in den Park oder setzen uns ins Restaurant/Cafe, in dem das Getränk kaum einen Preisunterschied zum "to go" macht. Alternativ sollte "to go" noch teurer sein und die Kosten für eine umweltfreundliche Müllbeseitigung beinhalten. Ein freiwilliges Umdenken bei jedem Nutzer geht nur über´s eigene Portemonaie.
    Die Jüngeren halten es für trendy, ständig mit ´nem Becher oder Flasche in der Hand durch die Gegend zu laufen und dabei unnötig Müll zu produzieren (ihren Müll nehmen wohl die Wenigsten wieder mit nach Hause). Müllvermeidung spart nicht nur Kosten, sondern schont auch die Umwelt. Darüber sollte nachgedacht werden. Ich wünschte mir von unseren Politikern endlich mal Durchsetzungsvermögen und den Willen dazu.

  5. 21.

    Hallo, "Frank S." (8),
    "...Ja, aber viele wollen nicht immer einen halben Hausstand mit sich rumtragen, und das ist auch okay so...."

    Tja, wer das Eine will, muss das Andere mögen. Dann sollte man seinen Kaffee entspannt zuhause trinken oder sich in ein Cafe setzen. Wo ist also das Problem, in der Müll- und Umweltfrage mal bei sich selbst anzufangen? Die Meisten sind doch sowieso mit ´nem Rucksack unterwegs, zumindest die Jüngeren. Da wird doch wohl noch Platz für den Thermobecher sein.
    Dieses "ToGo" hat m.M. nach erst das Müllproblem verschärft. Für den Umweltschutz demonstrieren, aber für "to go" plädieren. Für mich widersinnig.

  6. 20.

    Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Ich habe noch nie Kaffee to go gekauft, nehme meinen Emaillebecher zum Weihnachtsmarkt mit und mangels Gastromie in fußläufiger Entfernung habe ich 2 eigene Behälter im Auto und auch waschbare Stoffbeutel für Backwaren.
    Ich habe Omas Geschirr aufgehoben und Teller, Tassen, Gläser und Besteck reichen für 60 Personen. Neue Kontakte gucken erstmal komisch, wenn es bei der Party kein Pappgeschirr und Plastebesteck gibt und meist gibt es eine Diskussion über überflüssigen Müll. Ich habe genug Stauraum, um das alles zu horten, aber ich erwarte nicht, dass es jeder so machen muss wie ich. Für mich ist es so richtig ohne unnötigen Müll. Kaffeeklatsch mit Omas Sammeltassen hat was! :-)

  7. 19.

    Warum dieser Whataboutism? Täglich 2 Millionen Einweg-Lebensmittel-Verpackungen allein in Berlin sind bereits bei der Herstellung ein massives Problem. Sie müssen entweder aus Erdöl hergestellt werden oder aus kurzumtriebigen Zellstoffplantagen, die kaum ökologischen Wert haben. Sie sind aufgrund Beschichtungen und Verschmutzungen kaum bis nicht recyclingfähig und somit nicht nachhaltig. Und wie Sie selber wissen, landen sie oft in der Gegend. Genau darum geht es hier. Und das Mehrwegsystem ist ein super Lösungsansatz für genau dieses Poblem. - Ja, Elektronikschrott ist auch ein Problem. Und die Rente. Und Antibiotikaresistenzen. Darum aber geht es hier nicht.

  8. 18.

    Überflüssigen Müll plus umweltschädlichem Müll tauchen ja auch ausschließlich im ach so grünen Friedrichshain-Kreuzberg auf.
    Der Großteil der Digitalisierung ist Müll, all das Akku- oder Batteriebetribene ist Sondermüll, gelbe Tonne zumeist Sondermüll, ausgediente Windkrafträder sind Sondermüll, Sondermüll wohin man schaut!
    Da wirkt der Verbrauch von fossilen Ressourcen das geringste Problem.
    Aber der große Schritt ist ja das Verbot von Plastiktrinkhalmenn und -ohrstäbchen, oder der nicht mehr verbummelbare Deckel bei Einweggetränkebehältern.
    Übersteigt wahrlich meinen Denkhorizont.

  9. 17.

    Schauen Sie sich die Behälter an, die Sie im schon seit Jahren bestehenden System "Recup/Rebowl" in vielen Gastro-Betrieben bekommen. Ist dort jemals ein abgeranzter dabei? Nein! Ebenso wenig bei "Einfach Mehrweg". Und natürlich sind für die professionelle Reinigung hygienische und sichere Verfahren eingerichtet. Ich habe in den vergangenen Jahren jedenfalls noch nie von diesbezüglichen Problemen gehört. - Ein wichtiger Schritt vorwärts ist nun, dass Sie das benutzte Leergut in jedem teilnehmenden Supermarkt einfach am Pfandautomaten zurückgeben können: Zu einem Zeitpunkt und Ort, an dem es IHNEN passt. So dass Sie keine Behälter auf Vorrat im Rucksack rumtragen müssen. - Ihre weiteren Fragen einschliesslich Ökobilanz finden Sie u.a. über die Websites der durchführenden Unternehmen beantwortet.

  10. 16.

    Hängt von der Pfandsumme ab. Bis 2€ Pfand würde ich den Becher trotzdem wegwerfen.

    Wobei, wer auf der Strasse Kaffee im Becher trinkt, hat eh die Kontrolle über sein Leben verloren.

  11. 15.

    Wenn Sie die Mehrwegverpackungen abgeben, tragen Sie fremden Hausstand durch die Gegend. Mich würde schon interessieren, wie und bei welchen Temperaturen die Reinigung der Behälter erfolgt, wie oft sie überhaupt gereinigt und wiederverwendet werden können, welche Transportwege zurückgelegt werden müssen vom benutzten MW- Behälter bis zur nächsten Nutzung.
    Ich kriege einen Föhn, wenn ich daran denke, einen total abgeranzten Behälter zu bekommen. Deshalb verzichte ich auf den ganzen to go Quatsch und Müll.

  12. 14.

    Überflüssigen Müll und die völlig unnötige Entsorgung von umweltschädlichem Müll inkl. des Verbrauchs von fossilen Ressourcen für deren Produktion gar nicht erst notwendig zu machen, scheint bei Ihnen gar nicht im Denkhorizont?

    Das erklärt sehr vieles ...

  13. 13.

    Jan, schade, dass Sie nicht auf den Punkt der Mehrwegverpackungen für andere Supermarkt-Lebensmittel und für Reste aus dem Restaurant eingehen. Denn Behälter hierfür werden die allermeisten Leute nicht täglich im Rucksack mitschleppen wollen. Und nun gibt es funktionierende Lösungen hierfür. Warum also sollen die nicht bestmöglich gefördert werden?

  14. 12.

    Ach eine Einweg-Verpackungssteuer…. Na was wird passieren… wird wird wieder ein wenig mehr Bürokratie schaffen, denn das Ganze muss ja auch korrekt verwaltet werden. Einen Teil davon wird man an den Kunden weitergeben den anderen Teil wird man über den ermäßigten Steuersatz selber tragen. 7% wenn man essen mitnimmt.
    Also Deutschland typisch…. Man ermäßigt den Steuersatz und das essen ist für den Kunden eigentlich günstiger (naja eher der Gastronom zahlt weniger Steuern) aber eigentlich sollte man es lieber nicht mitnehmen.
    Egal… unterm Strich glaube ich nicht das es signifikant auswirken wird wenn so eine Abgabe erhoben wird.

  15. 11.

    Ha, klar will Friedrichshain-Kreuzberg Müll vermeiden/reduzieren.
    Hintergrund scheint aber eher der zu sein, das die nicht in der Lage sind Müll im ausreichenden Rahmen zu entsorgen (zu lassen).
    Auch schon mangels ausreichender öffentlicher Müllbehälter.
    Beispielloser Drecksbezirk.

  16. 10.

    Wie gut, dass hier mal wieder in die richtige Richtung gerudert wird. Ich hoffe, es tut sich was im Bewusstsein der Konsumenten, wie auch der Gastronomie. Eine einheitliche Lösung mit einer Palette standardisierter, überall akzeptierter Behälter würde es auch noch mal einfacher machen. Leider wird aktuell noch bei vielen Gastronomen gemauert: letzt erst bei einer großen Fastfood-Kette die bestellten MW-Becher trotz bereits bezahltem Pfand nicht erhalten, beim nächsten Besuch den Milchshake in einem total verdreckten Becher ausgehändigt bekommen… die genervten Blicke der Mitarbeiter sprachen Bände. Wird Zeit, dass MW der neue Standard und zur Selbstverständlichkeit wird.

  17. 9.

    Antwort auf Frank S. , bei einem Thermobecher von einem halben Hausstand zu sprechen, ist ein wenig übertrieben. Nur dieser kleine Becher, der in jeden Rucksack passt und viele Taschen haben mittlerweile dafür extra Haltungen, spart eine Menge Müll. Sie können natürlich darauf warten, bis Ihnen jemand einen Mehrwegebecher präsentiert und die Stadt auf den Rest Steuern erhebt. Ausreden lassen sich immer finden und auf Andere die Schuld schieben geht auch....

  18. 8.

    Ja, aber viele wollen nicht immer einen halben Hausstand mit sich rumtragen, und das ist auch okay so. Denn Mehrweg-Pfandsysteme, die übrigens nicht mehr ganz neu sind, bieten ja weit mehr als nur Kaffeebecher: Schon längst kann man auch seine Einkäufe z.B. an der Frischetheke oder sein Essen im Restaurant in sichere und saubere Mehrweg-Behälter packen lassen. Was fehlt, ist vor allem der Support durch Politik und Medien: 2023 gab es im Berliner Abgeordnetenhaus eine Initiative für eine Steuer von 50 Cent auf Einwegbecher. Viele Politiker*, aber auch bekannte Presseorgane reagierten darauf mit einer simplen Stimmungskampagne die suggerierte, Familien könnten sich nun kein Eis mehr leisten. Und unterschlugen dabei völlig, dass das Eis in der Waffel oder in einer Mehrwegverpackung keinen Cent teurer würde als vorher. Während die Kosten für die Allgemeinheit und für kommende Generationen erheblich sinken würden.

  19. 7.

    Nicht doch schon wieder! Hatten wir alles schon mal. War damals ein netter Versuch und wird es auch heute wieder bleiben.

  20. 6.

    Seit Jahren gibt es Thermobecher, die einmal gekauft, Jahre halten und perfekt für unterwegs sind. Wer die nutzt, braucht keinen Pappbecher, kein Rücknahmesystem usw.. Müll einsparen ist ganz einfach, man muss nur tun.

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