Demographischer Wandel - Deutschland wird immer älter - in Brandenburg an der Havel zeigen sich die Folgen

Mi 05.03.25 | 07:32 Uhr | Von Götz Gringmuth-Dallmer und Philipp Rother
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Blick über den Stadtteil Neustadt am Mühlendamm mit Dominsel und Brandenburger Stadtkanal in Brandenburg/Havel, am 15.06.2012. (Quelle: Picture Alliance/Caro/Hechtenberg)
Bild: Picture Alliance/Caro/Hechtenberg

Die Menschen in Deutschland werden immer älter. Dieser Trend ist auch in Brandenburg an der Havel erkennbar: 30 Prozent aller Haushalte sind dort mittlerweile sogenannte Seniorenhaushalte. Von Götz Gringmuth-Dallmer und Philipp Rother

In den Städten, Gemeinden und Dörfern in Deutschland vollzieht sich ein stiller, aber tiefgreifender Wandel: Die Gesellschaft altert - immer mehr Menschen sind 65 Jahre oder älter. Im Jahr 1991 gehörten zwölf Millionen Bürgerinnen und Bürger dieser Altersgruppe an. 2022 waren es bereits 18,7 Millionen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung in dieser Zeit von 15 auf 22 Prozent gestiegen.

Auch in Brandenburg an der Havel wird dieser Trend sichtbar. Mehr als ein Viertel (27,9 Prozent) der Einwohnerinnen und Einwohner sind dort 65 Jahre oder älter. In Potsdam sind es im Vergleich lediglich 20,2 Prozent, im ganzen Bundesland Brandenburg 25,6 Prozent. Das geht aus Zensus-Daten hervor, die das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg veröffentlicht hat. [statistik-berlin-brandenburg.de]

In ganz Deutschland steigt der Altersschnitt

"Potsdam ist in Sachen Altersstruktur eher mit anderen Großstädten vergleichbar. Arbeits-, Ausbildungs- und Studienplätze ziehen viele jüngere Menschen an", sagt Florian Breitinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Berlin-Institut, im Gespräch mit dem rbb: "Brandenburg an der Havel zeigt den Trend, der in großen Teilen Deutschlands zu beobachten ist."

Grund dafür ist die anhaltend niedrige Geburtenrate. Seit den 1970er Jahren ist diese niedriger als die Sterberate. Dadurch sinkt der Anteil jüngerer Menschen in der Bevölkerung. Zudem steigt die Lebenserwartung kontinuierlich an. Darüber hinaus feiern immer mehr Menschen aus den geburtenstarken Jahrgängen der Babyboomer-Generation ihren 65. Geburtstag. "Durch diese Aspekte erhöht sich die Zahl der älteren Menschen immer weiter, die Gesellschaft wird immer älter", so Breitinger.

Die Menschen in Brandenburg an der Havel sind laut Zensus-Daten im Schnitt 47,4 Jahre alt - und damit deutlich älter als die Menschen im ganzen Bundesland (46,8) und in Potsdam (42,6). "Damit ist die Stadt in guter Gesellschaft - in ganz Deutschland steigt der Altersschnitt", erläutert Breitinger. Das sei in allen westlichen Industrienationen ein genereller Trend.

Alterung der Gesellschaft hat vielfältige Konsequenzen

Die Alterung der Gesellschaft hat vielfältige Konsequenzen. Einerseits entsteht eine Lücke auf dem Arbeitsmarkt, die von nachkommenden Generationen zahlenmäßig nicht gefüllt werden kann. "Es wird immer schwieriger, Fachkräfte zu finden", so Breitinger. "Mittelständische Unternehmen werden Probleme haben, die Geschäftsführung nachzubesetzen. Das ist mitunter existenzbedrohend. Das wird auch für eine Stadt wie Brandenburg an der Havel ein wirtschaftlicher Faktor." Das beeinflusse die Produktivität. Auch der Konsum werde sich verringern.

Andererseits stehen die Renten-, Kranken- und Pflegeversicherungen durch die Alterung zunehmend unter Kostendruck. Zudem steigt die Nachfrage nach Gesundheits- und Pflegeleistungen. "Es werden weniger junge Menschen da sein, die die Pflege durchführen können - das merken wir ja teilweise jetzt schon", erläutert Breitinger. Er sieht aber auch politische Auswirkungen: "Das politische Stimmgewicht der jungen Menschen wird immer geringer als das der älteren."

Viele Seniorenhaushalte in Brandenburg an der Havel

Die Analyse der Zensus-Daten zeigt darüber hinaus, dass 30 Prozent aller Haushalte in Brandenburg an der Havel sogenannte Seniorenhaushalte sind - also Haushalte in denen mindestens eine Person im Alter von 65 Jahren oder älter lebt. Der Wert liegt über dem brandenburgweiten Mittel (27,7 Prozent) und deutlicher über dem Potsdamer Wert (22,4).

Mehr noch: Den Statistiken zufolge lebt fast die Hälfte aller Menschen in Brandenburg an der Havel allein. "Das betrifft in dem Fall vor allem Frauen ab 50. Sie leben länger, sind aber auch immer öfter verwitwet", erklärte Breitinger: "In vielen Städten wie Brandenburg an der Havel müsse daher ein Umdenken stattfinden. Es braucht deutlich mehr kleinere Wohnungen, und es braucht mehr dritte Orte, um dort Gleichgesinnte kennenzulernen." Auch in Potsdam (51,1 Prozent) leben deutlich mehr Menschen als im brandenburgweiten Durschnitt (41,8 Prozent) alleine. In der Landeshauptstadt sind es aber vorrangig jüngere.

Demografischer Wandel wird fortschreiten

Der demografische Wandel wird fortschreiten, die Alterung der Gesellschaft sich in den kommenden Jahrzehnten weiter verstärken. Prognosen zufolge wird der Anteil der Menschen ab 65 Jahren in den nächsten 30 bis 40 Jahren deutschlandweit auf mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung ansteigen. "Der Trend wird anhalten. Und es ist davon auszugehen, dass sich dadurch auch die Probleme weiter verstärken werden", sagt Breitinger. "Durch Anreize für Familien kann gegengesteuert werden, und durch gezielte Zuwanderung."

Beitrag von Götz Gringmuth-Dallmer und Philipp Rother

88 Kommentare

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  1. 88.

    Es verlieren doch nur die Landstriche an Bevölkerung, die zu weit weg sind von Berlin.
    Und diesen Regionen ist es auch vollkommen egal, die bekommen dafür viele viele Milliarden an Fördermitteln/Strukturhilfen, von Brandenburg, von Berlin, vom Bund, von der EU.
    Man braucht nicht überall Menschen aus Aller Welt - viel wichtiger ist Geld - ist Qualität statt Quantität.
    Ordnung, Sauberkeit und Investitionen, sind wichtiger als immer neue Menschenmassen.

  2. 87.

    Unser Landkreis Havelland zum Beispiel, hat in den letzten 35 Jahren, mehr als 40 000 Menschen dazugewonnen.
    Genau wie Oberhavel, Potsdam, PM, TF, BAR, LDS, MOL.
    Selbst Brandenburg an der Havel, hält seit Jahren, die 74 000 Einwohner.
    Es brauchen keine Menschen auf den Bäumen wachsen, es braucht Investitionen in Infrastruktur/Bahn/ÖPNV in Wirtschaft und in bezahlbaren Wohnraum, Viele Grüße
    Alle Umland-Kreise+Potsdam und auch BRB, haben sehr hohen jährlichen Zuzug, vor allem auf Berlin, Viele liebe Grüße

  3. 86.

    Nirgendwo in Brandenburg läuft es besser als in Berlin. Die Landstriche vergreisen und verlieren weiter massiv an Bevölkerung. Ein Altersheim unter freiem Himmel.
    Aber dein Kommentar zeigt, wieso Brandenburg eh schon verloren ist. Wie nehmen die Ausländer sehr gerne.

  4. 85.

    Und dann wachsen die Menschen an den Bäumen? Nur Einwanderung hilft.

  5. 84.

    Brandenburg an der Havel ist die Drittgrößte Brandenburger Stadt mit 74 000 Einwohnern.
    Wenn man etwas ändern will, muss man als Bund und Land investieren und wenn man sowieso Nichts ändern will, dann braucht man, über eine immer älter werdende Gesellschaft, auch Nicht berichten.
    Man muss im gesamten Land Brandenburg, in Infrastruktur/Bahnausbau/ÖPNV, neue Ansiedlungen/Arbeitsplätze, preiswerte Wohnungen, usw. anfangen zu investieren.
    Das Geld ist da - muss nur mal wieder, Gerecht unter den Brandenburger Regionen, verteilt werden.
    Man schüttet die Lausitz mit Milliarden zu und vergisst die anderen Regionen in Brandenburg vollkommen - und zum Schluss, wundert man sich !!!

  6. 82.

    Hallo Matchbox,
    Sie habe bestimmt mindestens drei Kimder eine hochqualifizierten Job und arbeiten bis zum
    Alter von 70 Jahren oder ???
    Und nicht nur zwei Kinder , 3x Urlaub, Auto , Krankenkasse bis ins hohe Alter und ne gratis Bildung gehabt.
    Und jetzt pöbeln für den
    Ruhestand.

  7. 80.

    Ah, @ Thorsten mit h. Wiedermal
    Missgunst.
    Ja, die werden nicht nur Ärztinnen sondern auch IT Manager , Techniker Handwerker und
    Vieles , Vieles mehr.
    Sie sind engagiert ambitioniert und fleißig. Bekommen Kinder und werden die Gesellschaft , die hier überaltert ist , mitgestalten.
    Mache Sie die Augen auf und kommen vom Sofa !!!!

  8. 79.

    Diese Woche kamen erst wieder zwei Flieger aus Afganistan nach Medien Angaben, nur der RBB berichtete nicht darüber. Diese Flüge wurden vor der Bundestagswahl gestoppt.

  9. 78.

    Mit den AfD-Positionen wie "Deutschland zuerst" lösen wir keine Probleme. Durch die Förderung der osteuropäischen Staaten hat sich die Zuwanderung aus dieser Richtung ja verringert. Deutschland ist zwar der größte Nettozahler der EU, bekommt das Geld in Form von Nachfrage nach deutschen Produkten ja wieder.
    Wenn wir die demografischen Herausforderungen in Ostdeutschland bewältigen wollen, muss sich besonders die Einstellung der Menschen ändern. Kein Investor, kein Arzt, Lehrer, Krankenpfleger u.s.w. zieht in eine Region von verbitterten alten Leuten, die feindlich gegen Innovationen und alles Fremde eingestellt sind.
    Ich finde das bunte, weltoffene Berlin mit seinen vielfältigen kulturellen Angeboten als Bereicherung, trotz des Chaos.

  10. 77.

    Auweia, da ist aber jemand so richtig verbittert....
    Dir Bevölkerungsentwicklung hat auch immer etwas mit Politik zu tun. Verunsicherung in den Jahren nach der Wiedervereinigung = Einbrechen der Geburtenrate. Diese kleinere Generation hat dann in der Folge weniger Nachkommen. Hinzu kommt ein anspruchsvollerer Lebensstil (Fernreisen etc. wollen finanziert sein). Viele nehmen sich mehr Zeit für die Ausbildung. Der Staat gibt sie ihnen. Nur hat ein 25jähriger Azubi selten schon zwei Kinder.... Da hat sich ganz schön viel geändert am Lebensstil und bei den Erwartungen der Menschen in unserem Land.
    Und natürlich findet Leben im Zeitalter der Globalisierung auch immer nur im Kontext der Weltpolitik statt. Manche Entscheidung erweist sich Jahrzehnte später vllt. als unclever. Getrieben sie aber von der Idee, für dad eigene Land gut, richtig und wichtig zu sein. Ich habe jedenfalls keine Lust auf ein Leben nach Putins Willen. Deshalb braucht die Ukraine auch Geld aus Deutschland.

  11. 76.

    Schon mal überlegt, wohin viele junge Italiener auswandern? ;-)
    Die Bevölkerungspyramide Italiens wie auch der meisten gut situierten EU-Staaten sehen in etwa gleich aus. Das hat je Land aber auch andere Ursachen. In südländischen Kulturkreisen zählt die Familie mehr als bei uns. Junge Menschen wollen Familien gründen. Das aber erst, wenn eine Zukunft absehbar sind. Und da unterscheidet sich Deutschland von Italien oder Spanien. In Italien oder Spanien gibts keine staatlichen Förderprogramm für z.B. Ausbildung. Jugendliche dort suchen die nach Ausbildungsplätzen, vor allem im Handwerk. Weil dort ein möglichst frühes Arbeitsleben usus ist. Nicht wie hier nur studieren bis zum geht nicht mehr bis kurz vor dem Vorruhestand. Hier gibts aber gerade im Handwerk und handwerklichen Jobs in Großbetrieben genug Ausbildungsplätze und Arbeitsbedarf.

  12. 75.

    In den Regionen läuft es besser als in Berlin. Die sind gut versorgt auch ohne Ausländer. Die wollen auch keine, die will man im Westen, warum auch immer?

  13. 74.

    Seit 1957 wußte man, dass das Rentensystem nicht mehr in dieser Form funktionieren wird. In Deutschland werden seit der Gründung 1949 enorme Geldmengen verschleudert. Man widert sich Weltweit als grosser Gönner an und hat das eigene Volk verheizt. Das ist bis heute so. Die Freiheit Deutschlands wird am Hindukusch verteidigt, Aha! und heute in Kiew? Dort ist unser Geld für Familien und Infrastruktur. Der Wahnsinn geht weiter, diesen Politikern fällt nichts mehr ein ausser angebliche Fachkräfte zuimportieren. Das eigene Volk ist denen Scheißegal,die haben Angst vor denen.

  14. 73.

    Also bei Ihren Ausführungen würde ich gerne eine Frage stellen, und zwa,r warum die Geburtenrate in Italien seit Jahrzehnten noch niedrger ist wie in Deutschland, obwohl der Zusammenhalt der Familie da war, und die junge Spassgesellschaft fehlte.

  15. 72.

    >"Heute hat man dagegen Kondome und die Pille. "
    Und vor allem: Viel Spaß! Darum geht es heute. Ohne Verpflichtungen zu irgendwas, möglichst gleich von der ewigen nie alternden Spaßjugend in den Vorruhestand. Es zählt nur der Einzelne, nie die Gemeinschaft mit einem nahen und seelenverwandten Menschen, schon gar nicht Kinder am Schlepptau. So ist die moderne Gesellschaft wie bei uns hier. Das bekommen Kinder und Jugendliche ja schon vorgelebt. In anderen Kulturkreisen geht das noch anders.

  16. 71.

    Früher hatten wir auch einen Kaiser! Die Zeiten von Frauen als Gebärmaschinen sind zum Glück vorbei. Ich wette, sie beklagen sich auch gleichzeitig über die Überbevölkerung der Welt...

  17. 70.

    Echt lustig, glauben Sie ernsthaft, die Zuwanderer wollen das Schuldenpaket schleppen, das Merz & Co. als den ganz großen Wurf darstellen und den Bürgern auf den Buckel nageln? Velleicht lässt sich illegale Einreise stoppen, wenn an den Grenzen mehrsprachige Schilder aufgestellt werden, die darauf hinweisen, dass man Schuldner horrender Summen ist, wenn man einen Schritt weiter geht.
    Von den Ankündigungen vor der Wahl kein Wort mehr. Eine kleine Anfrage zu NGOs um zu suggerieren, das vorhandene Geld müsse besser eingesetzt werden und das war's schon? Die Antwort kann er sich schenken. Der alte Bundestag soll abstimmen, also der, der den Bürgern eine Ausgleichszahlung für teure Energie versprochen hat, die nun nicht kommt. So kann man sich alles ganz demokratisch und passend zurechtbiegen. Wer hier noch einwandert, ist selber schuld.

  18. 69.

    Ja klar, früher haben die Menschen auch Kinder bekommen, obwohl das Leben hart war. Heute hat man dagegen Kondome und die Pille.

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