Havelland - Widerstand gegen Sondermülldeponie nahe Nauen

Lärmbelästigung, Gesundheitsrisiken, Grundwasserverschmutzung - Anwohner in Markee fürchten die Reaktivierung einer Sondermülldeponie. Der Entsorger sieht nicht, dass Schadstoffe in die Umwelt gelangen könnten. Von Philipp Rother
Die Sonderabfalldeponie Röthehof im Nauener Ortsteil Markee (Havelland) wurde im Jahr 2005 stillgelegt. Die Märkische Entsorgungsanlagen-Betriebsgesellschaft (MEAB) plant nun, sie wieder zu reaktivieren.
Der landeseigene Betrieb will im Havelland "belastete Abfälle" der Klasse 3 deponieren, also kontaminierte Erde, Asche, Schutt, Asbest und Schlacke. Geplant ist, die Deponie 2030 wieder in Betrieb zu nehmen. Bis dahin soll sie ertüchtigt werden.

Grundwasser in Gefahr?
Die Anwohnerinnen und Anwohner von Markee wehren sich aber gegen die Pläne des Entsorgungsunternehmens. Sie sehen jährlich bis zu 70.000 Tonnen Sondermüll auf sich zukommen.
Es entstünde die einzige Sondermülldeponie in Brandenburg, die teils sehr giftige Stoffe aufnehmen würde - darunter auch ölhaltige Bohrschlämme, erklärt Ortsvorsteher Thomas Große Rüschkamp (CDU) im Gespräch mit dem rbb: "Wir sehen das sehr kritisch, weil die Deponie 2005 auch schon aufgrund von Problemen der Abdichtung nach unten geschlossen wurde. Und es grenzt in der Nähe ein Trinkwasserschutzgebiet an. Da sehen wir das Grundwasser in Gefahr."
MEAB: Undurchlässiger Kokon für den Müll
Die Abdichtung sieht die MEAB aber nicht als Problem. Es gäbe vor Ort "sehr günstige geologische Verhältnisse", teilte das Unternehmen dem rbb auf Nachfrage mit. Es sei eine "undurchlässige Schicht, die das Grundwasser vor Verunreinigung schützt", vorzufinden - von einem "undurchlässigen Kokon für den Müll" ist die Rede. Dadurch würden keine Schadstoffe in die Umwelt gelangen.
Große Rüschkamp ärgert sich aber auch über das Planungs- und Genehmigungsverfahren: "Es handelt sich hier nicht um ein normales Bebauungsplanverfahren, wie das sonst beispielsweise auch bei Windrädern durchgeführt wird, sondern um ein sogenanntes Planfeststellungsverfahren", so der Ortsvorsteher. Das MEAB-Vorhaben muss daher nicht durch die Stadtverordnetenversammlung abgesegnet werden. "Wir hatten kein Mitspracherecht, wir waren zu keiner Zeit eingebunden", so Große Rüschkamp weiter. Die Stadt könne lediglich eine Stellungnahme einreichen - wie der Ortsbeirat und jede Einzelperson auch.
Stadt und Landkreis gegen die Deponie
Die Stadt Nauen hat sich derweil klar positioniert: Die Ertüchtigung und Erweiterung der Sonderabfalldeponie Röthehof werde abgelehnt, teilte die Stadtverwaltung schriftlich mit. "Die Wiederinbetriebnahme gefährdet die Gesundheit und das Leben der umliegend wohnenden Bevölkerung." Das sei für die ortsnahe Bevölkerung nicht zumutbar und setze die Bewohnerinnen und Bewohner letztlich nicht beherrschbaren Gefahren aus. Auch der Landkreis wird sich nach rbb-Informationen in seiner Stellungnahme gegen die Deponie aussprechen.
Die MEAB bestätigte derweil, dass eine amtliche Umweltverträglichkeitsprüfung laufe. "Im Ergebnis dieser Prüfung sind keine relevanten Auswirkungen zu erwarten", hieß es weiter. Im weiteren Verlauf des Planfeststellungsverfahrens werde das Landesumweltamt alle Stellungnahmen prüfen und letztlich darüber entscheiden, ob die Sonderabfalldeponie Röthehof wiedereröffnet wird. Und die Zeit drängt: Denn das Land Brandenburg benötigt dringend eine Sonderabfalldeponie. Abfälle der Klasse 3 werden derzeit nach Mecklenburg-Vorpommern gebracht. Die dortige Deponie wird aber voraussichtlich 2035 schließen.
Mit Material von Tim Jäger, rbb24 Brandenburg aktuell.
Sendung: Antenne Brandenburg, 27.02.2025, 14:00 Uhr