Steigende Zahlen in Brandenburg - Hunderte Freiwillige aus der Region melden sich zum Wehrdienst

Die Bundeswehr hat im vergangenen Jahr fast 700 Soldaten aus Brandenburg rekrutiert. Etwas weniger meldeten sich in Berlin freiwillig. Insgesamt bleibt die Truppenstärke gleich und damit geht auch die Debatte um die Wehrpflicht weiter.
Mehr Menschen melden sich in Brandenburg freiwillig zum Dienst bei der Bundeswehr. Im vergangenen Jahr rekrutierte die Armee 692 freiwillige Soldaten im Land, wie aus Daten des Verteidigungsministeriums hervorgeht. Es ist ein leichter Anstieg im Vergleich zu 2023 (667).
Mehr als jeder Zehnte von ihnen war noch unter 18 Jahre alt. Damit stieg auch die Zahl bei den jugendlichen Freiwilligen (85 im Vergleich zu 72 im Jahr 2023).
In Berlin meldeten sich im vergangenen Jahr 524 Freiwillige zum Wehrdienst oder als Zeitsoldaten, ein Jahr davor waren es 507.
Landesjugendring setzt weiter auf freiwillige Dienste
Trotz der leicht steigenden Zahlen an Freiwilligen wurden in den letzten Monaten die Forderungen nach der Wiedereinführung der Wehrpflicht lauter. Experten gehen davon aus, dass dies aufgrund der unsicheren weltpolitischen Lage notwendig sei, damit die Bundeswehr sich so aufstellen könnte, dass sie in Zukunft für einen Verteidigungsfall besser gerüstet sei. Ohne die Wehrpflicht wäre das nicht leistbar, erklärte der Brandenburger Militärhistoriker Sönke Neitzel in der vergangenen Woche in rbb24 Brandenburg aktuell. "Die Bundeswehr hat ein Personalproblem und wird uns nur verteidigen können, wenn wir irgendeine Form der Wehrpflicht wieder einführen. Welche Form, darüber kann man diskutieren", so Neitzel.
Es gibt aber auch Stimmen gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Der Geschäftsführer des Landesjugendrings Brandenburg, Björn Schreiber, sagte Antenne Brandenburg am Sonntag, die Wehrpflicht würde der Motivation junger Menschen entgegenstehen, sich freiwillig in der Gesellschaft zu engagieren. Statt über die Wehrpflicht nachzudenken, sollten bestehende Freiwilligendienste wie das Freiwillige Soziale Jahr, das Freiwillige Ökologische Jahr oder der Bundesfreiwilligendienst ausgebaut werden. In diesem Zusammenhang fordert er auch eine Erhöhung der Taschengelder in Freiwilligendiensten auf Bafög-Niveau.
Truppenstärke bleibt in etwa gleich
Nicht alle freiwilligen Wehrdienstleistenden allerdings melden sich für eine Militärkarriere. Einige sind auch zum Wehrdienst im Heimatschutz, dieser ist beispielsweise für den Katastrophenschutz zuständig. Hierfür hatten sich in Brandenburg im vergangenen Jahr 15 junge Menschen gemeldet.
Obwohl sich mehr Leute als im Vorjahr freiwillig meldeten, ist die Gesamtzahl der Bundeswehrbeschäftigten in Brandenburg nahezu gleichbleibend. Genau genommen ist sie sogar leicht gesunken: Den Angaben des Verteidigungsministeriums zufolge waren 2024 insgesamt 6.934 Männer und 1.082 Frauen in Brandenburg bei der Bundeswehr beschäftigt - zusammen genommen 8.016 und damit 16 weniger als im Vorjahr (6.967 Männern und 1.065 Frauen).
Auch bundesweit blieb die Personalstärke der Bundeswehr mit 181.167 Soldaten ungefähr gleich. Von ihnen sind nur etwa 10.100 freiwillig Wehrdienstleistende.
Freiwilliger Wehrdienst ab 17 Jahren möglich
Der freiwillige Wehrdienst bei der Bundeswehr, der die seit 2011 ausgesetzte Wehrpflicht ersetzt, dauert zwischen sieben und 23 Monaten. Die Dauer bestimmt der oder die Freiwillige selbst. Das Mindestalter liegt bei 17 Jahren, nicht Volljährige müssen zudem einen Eignungstest bestehen und die Zustimmung ihrer Eltern einholen.
Freiwillige Wehrdienstleistende absolvieren zunächst eine dreimonatige Grundausbildung. Im Ausland können sie erst nach zwölf Monaten Ausbildung eingesetzt werden. Wer sich länger verpflichtet, für den ist die Bereitschaft zu Auslandseinsätzen aber Pflicht.
Zeitsoldaten dagegen binden sich freiwillig für mehrere Jahre, je nach Laufbahn meist zwischen vier und 20 Jahre. Sie durchlaufen eine verwendungsspezifische Ausbildung und werden fertig ausgebildet weltweit eingesetzt. Zeitsoldaten machen den größten Teil des Heeres aus. Rund 113.000 Zeitsoldaten gibt es in der Bundeswehr.
Sendung: Antenne Brandenburg, 09.03.2025, 10 Uhr