Armutsbericht Paritätischer Wohlfahrtsverband - Armut in Berlin und Brandenburg wird größer

Di. 29.04.25 | 16:29 Uhr
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Archivbild: Eine lange Schlange von bedürftigen Menschen steht vor den Räumen der Tafel des Albert-Schweitzer-Familienwerks Brandenburg e.V. in Cottbus (Brandenburg) und wartet auf die Lebensmittelausgabe. (Quelle: dpa/Pleul)
Audio: rbb24 Inforadio | 29.04.2025 | Werner Schoninger | Bild: dpa/Pleul

Nach einem Bericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes hat die Zahl der Menschen, die als arm gelten, zugenommen - auch in Brandenburg und vor allem in Berlin. In Berlin ist die Armutsquote zudem überdurchschnittlich hoch.

Die Zahl der von Armut betroffenen Menschen hat sich in Berlin und Brandenburg erhöht. Brandenburg steht im bundesweiten Vergleich allerdings gut da, während in Berlin die Armutsquote überdurchschnittlich hoch und auch deutlich gestiegen ist. Das geht aus dem Paritätischen Armutsbericht hervor, der am Dienstag vorgestellt wurde.

Deutschlandweit galten demnach im vergangenen Jahr bundesweit 15,5 Prozent der Menschen als arm - ein Anstieg von 1,1 Prozentpunkten gegenüber 2023.

In Brandenburg stieg die Armutsquote um 0,1 Prozentpunkte auf 14,9 Prozent der Bevölkerung. Im Vergleich der Bundesländer stehe Brandenburg gut da, hieß es in dem Armutsbericht. Nur drei Bundesländer wiesen geringere Armutsquoten auf - Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und Bayern.

Ganz anders sehe dies in Berlin aus, das mit 16,5 Prozent weit über dem Bundesdurchschnitt von 15,5 Prozent liege. Das ist ein Anstieg von 1,8 Prozentpunkten, 2023 lag die Armutsquote 2023 noch bei 13,7 Prozent. Bundesweit am höchsten ist die Armutsquote in Bremen (25,9 Prozent), Sachsen-Anhalt (22,3 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (17,4 Prozent).

Grafik: Armutsquote nach Bundesländern 2024. (Quelle: Paritätischer Armutsbericht 2025)

Mehr als eine Million Menschen mit Vollzeitjob arm

Während das mittlere Einkommen von Menschen unter der Armutsgrenze 2020 bei 981 Euro im Monat gelegen habe, seien es 2024 preisbereinigt nur noch 921 Euro gewesen. "Arme werden ärmer", erklärte der Paritätische Gesamtverband.

Unter diesen besonders stark von Armut betroffenen Menschen seien 1,2 Millionen Vollzeiterwerbstätige. Nötig seien deshalb bessere Erwerbseinkommen. Handlungsbedarf gebe es auch in anderen Bereichen. Dazu gehörten die Bekämpfung der Wohn- und Familienarmut, die Stärkung der Rentenversicherung sowie der Ausbau staatlicher Grundsicherung.

Besonders betroffen: Alleinerziehende, Rentner und Kinder

Besonders betroffen von Armut sind nach Angaben des Spitzenverbandes der freien Wohlfahrtspflege Alleinerziehende, Kinder, junge Erwachsene in Ausbildung, aber auch immer häufiger Rentner. Die bundesweite Zunahme an Armut sei eine direkte Folge der enormen Preisanstiege bei Energie, Wohnen und vor allem dem täglichen Lebensbedarf, teilte der Verband am Dienstag in Potsdam unter Berufung auf den Paritätischen Armutsbericht mit. Vor allem ältere Menschen hätten kaum eine Möglichkeit, der Armut aus eigener Kraft zu entfliehen.

Der Verband forderte stärkere politische Anstrengungen zur Bekämpfung von Armut. Als Beispiele genannt wurden die Förderung bezahlbaren Wohnraums, die Unterstützung benachteiligter Familien und eine Grundfinanzierung von Tafeln und Kleiderkammern.

Der Paritätische Armutsbericht beruht auf Daten vom Statistischen Bundesamt.

Hinweis: In einer früheren Version war teilweise unklar, welcher der beiden Verbände (Paritätischer Gesamtverband und Spitzenverband der Wohlfahrtpflege) welche Aussagen getätigt hat. Wir haben den Text präzisiert.

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.04.2025, 10:20 Uhr

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59 Kommentare

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  1. 59.

    Wer ist denn arm? Wer sind diese Leute,die arm sind?

  2. 57.

    Wir müssen aufhören, die Welt zu retten, wenn wir hier die sozialen Probleme nicht in den Griff bekommen. Recht hatte er bei Markus Lanz.

  3. 56.

    Die Frage ist, wie kam dieses Ungleichgewicht über due letzten 30 Jahre zustande? Wenn eine Seite reich wird, muss eine andere Seite arm werden. Zudem wurde gerade in bezug auf die Renten das Generationenprinzip durch die Bundesregierungen der letzten Jahre außer kraft gesetzt. Zudem funktioniert die Formel nicht mehr, da die vorhandenen Beitragszahler den Großteil stemmen müssen. Wer 45 Jahre in die Rente einzahlt, hat Anspruch auf seine Rente. Wer nicht die volle Zeit eine zählt oder früher in Rente geht, bekommt Abschläge. Wer aber nun nur 10 Jahre einzahlt, hat trotzdem einen Anspruch auf gute Rente. D.h. es bekommen auch Menschen rente, die nie oder wenig eingezahlt haben. Und da reden wir auch nicht mehr von einem solidarprinzip, weil es faktisch außer kraft gesetzt wurde. Zudem werden Renten zusätzlich besteuert, der Wohnungsmarkt ist entfesselt, die Energiepreise u d Lebensmittel verteuern das leben und fordern die Armut. Wie sagte Boris Palmer, OB von Tübingen treffend? Wir mü

  4. 55.

    Wenn es Sie nicht betrifft, können Sie sich ja die Armut der anderen schönreden. Hilft immer. Es beruhigt das Gewissen.

    Ehrlich wäre es, wenn man verstünde, dass niemand etwas nach dem Tod mitnehmen kann und es fair wäre, gerechter zu verteilen. Es ist der Raubbau der Sozialkassen, auch durch Unternehmer. Plünderung aller Kassen der Solidargemeinschaft durch Unternehmer. Wer 600 Milliarden in der Schattenwirtschaft erarbeitet, der zahlt keine Sozialabgaben, der lässt uns doppelt zahlen.

  5. 54.

    Und nach der Globalisierung kommt die Automatisierung. Der "einfache Arbeiter" wird immer weniger gebraucht. Und auch studierte mit Titel sind nicht unbetroffen. Leider wird der Mensch in unseren Gesellschaften auf das Berufsleben reduziert und Börse ist die neuen Religion. Wäre vielleicht mal ein Ansatz davon abzukommen.

  6. 53.

    Und Sie sind bestimmt arm, oder? Es gibt übrigens verschiedene Arten der Armut, geistige Armut, soziale Armut usw.

  7. 52.

    Soziale Gerechtigkeit würde ja bedeuten, dass Ostdeutschland dem Osten gehört, stimmt aber nicht. Das würde bedeuten, dass es im Osten ostdeutsche Führungskräfte gibt, stimmt aber nicht. Es würde ja bedeuten, dass Ostdeutsche gleich verdienen wie Westdeutsche, stimmt aber nicht. Auch würde es bedeuten, dass Ostdeutsche gleich viel arbeiten wie Westdeutsche, stimmt aber nicht, die arbeiten noch heute mehr für weniger Geld.
    19% weniger, ungefähr 850€ im Osten für gleiche Arbeit. Und das nennen Sie sozial?
    Wie sozial denken Sie über den Osten?

  8. 51.

    Die Globalisierung lässt die Arbeit entwerten. Den arbeitenden Menschen. Das wussten wir aber vorher schon.

  9. 50.

    Verhöhnen Sie gerade die Rentner und die zukünftigen Rentner, die heute schon wissen, dass sie mit ihrem Mindestlohn arm sind, arm bleiben und arm werden und trotzdem malochen? Das betrifft übrigens auch die fleißigen Mindestlöhner und viele noch darunter, die im Osten prekär beschäftigt wurden und in einer Armutsabhängigkeit hingen und nur auf die kleine Rente zugreifen können. Heute gibt es 6 Millionen Menschen, die Mindestlohn beziehen und aufstocken.

    Und all die Menschen hätten etwas ändern können? Was genau denn? Die haben gearbeitet, ein Leben lang.
    Es liegt am Plündern der Sozialkassen und das Entwerten der Arbeit, denn es findet sich immer ein Ersatz, auch die Schattenwirtschaft wächst. Was ist die Arbeitskraft, der Mensch, in der globalen Wirtschaft wert?

  10. 49.

    Das ist das Problem jeder Statistik. Diese Armutsgrenze sagt nur bedingt was aus. Das Geld ist auch in Stuttgart, Berlin oder gar München weniger Wert als in Pirmasens oder Gera. Nur hier geht es um eine aktuelle Entwicklung und das ist schon vergleichbar. Die Sonderleistungen, auch die, die eventuell nicht mit eingerechnet werden, gab es auch schon vorher. Insofern kann auch die Entwicklung zu realen Preisen verglichen werden.

  11. 48.

    „Vor allem ältere Menschen hätten kaum eine Möglichkeit, der Armut aus eigener Kraft zu entfliehen.„

    @rbb können sie erklären warum die Rentner hier auch noch mal separat erwähnt werden und Kinder nicht? So gesehen haben Rentner ja 60 Jahre Zeit gehabt ihre Situation teilweise zu beeinflussen Kinder hingegen nicht. Somit sollten sowohl Rentner als auch Kinder in dem Satz separat und im Detail erwähnt werden.

  12. 47.

    Was meinen Sie mit "unsere Länder"? Haben Sie die Wahlergebnisse verfolgt? Gerade die Menschen in den ostdeutschen Bundesländern haben offensichtlich eher wenig Interesse an sozialer Gerechtigkeit.

  13. 46.

    Sie meinen, unter Milliardären gilt der Millionär als arm? Kann man so sehen, ist aber nur eine statistische Spielerei ohne Bezug zur Lebenswirklichkeit.

  14. 45.

    „Vor allem ältere Menschen hätten kaum eine Möglichkeit, der Armut aus eigener Kraft zu entfliehen.„

    @rbb können sie erklären warum die Rentner hier auch noch mal separat erwähnt werden und Kinder nicht? So gesehen haben Rentner ja 60 Jahre Zeit gehabt ihre Situation teilweise zu beeinflussen Kinder hingegen nicht. Somit sollten sowohl Rentner als auch Kinder in dem Satz separat und im Detail erwähnt werden.

  15. 44.

    Offensichtlich haben sie keine Ahnung wie man Armut definiert. Als armutsgefährdet gilt eine Person, wenn ihr Einkommen (Nettoäquivalenzeinkommen) weniger als 60 % des mittleren Einkommens (Medianeinkommen) beträgt.

  16. 43.

    Der Begriff Armut ist immer Definitionssache in unserer reichen Gesellschaft, mit einem überbordenden Sozialsystem. Wer mal ferne Lände bereist hat, weiß wie wirkliche Armut aussieht.

  17. 42.

    Die Politik beschert den Vermögenden seit vielen Jahren eine Steuererleichterungen nach der anderen, fängt ja schon beim Erben an...

  18. 41.

    Umverteilen, um es dann in den nicht enden wollenden Sozialmoloch zu werfen, der von Jahr zu Jahr größer wird? Oder was meinen Sie?

  19. 40.

    Es ist so wie es ist, die die kaum etwas haben kriegen immer weniger und die die nicht wissen wohin mit dem Geld bekomme immer mehr. Leider eine Tatsache. Man muss sich nur ansehen was ein durchschnittlicher Arbeiter hier an Steuern zahlt im Gegensatz zu einem Millionär. Wie soll das auch funktionieren wenn sich hier Multimillionäre vor der Steuer arm rechnen können.

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