Sparmaßnahme gekippt - Becken bestimmter Berliner Sommerbäder werden jetzt doch geheizt

Fr. 25.04.25 | 14:28 Uhr
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Archivbild:Menschen schwimmen im Sportbecken im Sommerbad Kreuzberg am 14. Mai 2024.(Quelle:imago images/E.Contini)
Video: rbb24 | 25.04.2025 | Krieger/Kubowicz | Bild: imago images/E.Contini

Die Ankündigung ließ schon einige Badegäste bibbern: Um Geld zu sparen, sollten die Berliner Freibäder ganz ohne zusätzliche Beheizung auskommen. Nun gab es einen Rückzieher - aber nur teilweise.

Proteste und Bitten aus der Bevölkerung an die Behörden nutzen mitunter doch etwas: In der anstehenden Sommersaison werden nun doch einige Berliner Freibäder geheizt. Konkret sollen im Sommerbad Seestraße in Wedding zwei Becken und im Prinzenbad Kreuzberg und im Freibad Wilmersdorf je ein Becken auf 22 Grad beheizt werden. Das kündigten Innen- und Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) und die Berliner Bäder-Betriebe an. Auch sollen die Kassen an den Eingängen aller Freibäder wieder den ganzen Tag geöffnet sein - und nicht nur zeitweilig wie im vergangenen Sommer.

Auf 22 Grad beheizt werden nun:

  • im Sommerbad Kreuzberg das Sportbecken
  • im Sommerbad Wilmersdorf das Mehrzweckbecken
  • im Sommerbad im Kombibad Seestraße das Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken (auch wenn die Traglufthalle abgebaut wird, bleibt das Wasser erwärmt)

Im März hatten die Bäderbetriebe angekündigt, wegen Sparvorgaben einen Großteil der 14 Berliner Freibäder nicht mehr zu beheizen, wenn dazu fossile Energie nötig sei. Das Wasser solle dann nur durch Sonneneinstrahlung und Außentemperatur erwärmt werden. Nach der Ankündigung hatte es zahlreiche Beschwerden von Bürgern gegeben, wie Spranger sagte.

Bitten und Beschimpfungen

Innensenatorin Spranger erklärte, sie habe nach der kürzlich erfolgten Ankündigung, die Bäder nicht mehr zu heizen, viele Briefe mit dem Tenor erhalten "Sie nehmen mir mein Schwimmvergnügen". Sehr eindringliche und auch nette Briefe seien darunter gewesen, aber auch Beschimpfungen seien vorgekommen, so die Senatorin. "Ich nehme sowas sehr, sehr ernst, und ich habe die Vorstände der Bäder sehr gebeten, noch etwas zu tun."

Vier beheizte Becken kosten bis zu 60.000 Euro im Sommer

Das zusätzliche Beheizen der vier Becken koste im Sommer etwa 40.000 bis 60.000 Euro, sagte Bäder-Chef Johannes Kleinsorg. Durch den Verzicht auf das Heizen sollten insgesamt in Berlin 300.000 Euro gespart werden.

Von den 14 Berliner Freibädern sind neun zusätzlich beheizbar. Für sechs davon fällt das wegen der Sparmaßnahmen aber in diesem Sommer aus. Sie sind nur auf die Sonne angewiesen. Zum Teil wird das Wasser durch kilometerlange schwarze Schläuche, die sich erwärmen, geleitet. Drei Bäder hatten schon früher nur eine Solarheizung, zwei Bäder hatten noch nie eine Heizung, da ändert sich nichts.

"Im Sommer werden wir aber bei gutem Wetter in allen Bädern angenehme Temperaturen haben", sagte Kleinsorg. "Die Story, die Bäder bleiben kalt, können wir nun als erledigt betrachten." Die Saison beginnt am nächsten Mittwoch im Prinzenbad in Kreuzberg, im Laufe des Mai öffnen dann nach und nach die anderen Freibäder.

Folgende Bäder werden beheizt oder Solarabsorber-Anlagen unterstützen die Beheizung:

  • Sommerbad Kreuzberg
  • Sommerbad im Kombibad Gropiusstadt
  • Sommerbad Pankow
  • Sommerbad Mariendorf
  • Sommerbad im Kombibad Seestraße (kleine Anlage)
  • Sommerbad Staaken-West (kleine Anlage)
  • Kindersommerbad Monbijou (kleine Anlage)

Sicherheitsmaßnahmen für 1,5 Millionen Euro

Fortgesetzt werden sollen auch in diesem Sommer die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen für 1,5 Millionen Euro gegen Tumulte renitenter Jugendlicher und junger Männer.

Zäune wurden erhöht und ausgebaut, an den Eingängern werden Taschen und Ausweise kontrolliert. Messer - auch Obstmesser - sind verboten, aber auch Shishas, Grills und "zerbrechliche Gegenstände".

Bei fünf Freibädern gibt es Videokameras an den Zugängen. Wachleute laufen durch die Bäder, und an sehr vollen und heißen Tagen steht die Polizei präventiv vor dem Bad. Spranger sprach von einer "disziplinierenden Wirkung". Bewährt hätten sich auch die vielen Sportangebote und vorbeugenden Veranstaltungen mit Jugendlichen.

Die Ausweispflicht für alle ab 14 Jahren bleibt den Angaben zufolge auch bestehen. Akzeptiert werden neben Personalausweis und Pass auch ein Führerschein, Schwerbehindertenausweis, Schülerausweis, Super-Ferien-Pass, Dienstausweise von Polizei und Feuerwehr, eine gültige Aufenthaltsgenehmigung mit Bild oder eine BäderCard - aber nur mit Bild.

Online-Tickets mit Zeitfenstern und Rabatten

In diesem Jahr setzen die Bäder auch auf eine neue Struktur der Eintrittspreise. Große Bäder sind teurer, kleine billiger. Über das Internet lassen sich Eintrittskarten für bestimmte Zeitfenster vorher buchen. Für frühes Buchen gibt es Rabatte.

Die Auslastung wird online angezeigt, so dass man sehen kann, ob es noch genug Tickets gibt. Mit einem personalisierten Online-Ticket ist der Zugang zum gebuchten Bad laut BBB jetzt garantiert, auch wenn die Auslastungs-Ampel Rot zeigt. Die Kassen sind aber den ganzen Tag für Bezahlung mit Bargeld geöffnet. Für Familien gibt es Ermäßigungen, Mehrfachkarte und Ferienpass sind den Angaben zufolge weiterhin im Angebot.

Sendung: rbb24, 25.04.2025, 13 Uhr

30 Kommentare

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  1. 30.

    Nur, dass das durch den Klimawandel erwärmte Wasser einfach kippt.
    Das "Umkippen" eines Gewässers bezieht sich auf einen plötzlichen und dramatischen Zusammenbruch des Ökosystems, der durch eine starke Verminderung oder den Verlust von gelöstem Sauerstoff im Wasser verursacht wird. Dieser Zustand kann zu einem großflächigen Fischsterben und erheblichen ökologischen Schäden führen.

  2. 29.

    Genau und früher konnte man noch anständig und wertschätzend kommentieren, dass waren noch Zeiten, gell.

  3. 28.

    Nagut, manchmal auch Sade oder Melanie. Aber die beste Wassertemperatur im Schwimmbad ist zwischen 27-28 Grad, belegt!

  4. 27.

    Eigentlich unglaublich, ein Freibad zu beheizen.
    Beschweren sich die, die 22° wollen auch, dass der Wannsee nicht beheizt wird.
    Es gibt ja auch noch Hallenbäder (zugegeben, im Sommer sind nur ganz wenige für den Normalbürger offen).

  5. 26.

    Für all die, die hier herum ätzen, und sowieso nie ins Freibad gehen.
    22 Grad ist für Langstrecke schon recht kühl und außerdem gibt's in einigen Bädern (und hoffentlich bald mehr) Solarheizungsmöglichkeiten.
    Das die Badeseen zunehmend wärmer werden, spricht übrigens nicht unbedingt für gesunde Wasserqualität. Das Wasser in den Bädern hingegen muss regelmäßig gereinigt, erneuert werden und bleibt deshalb ohne Beheizung auch bei Sonnenschein zumindest vormittags meist recht kalt.

  6. 25.

    Von dem Geld für die Beheizung saniert endlich mal die anderen Freibäder.

  7. 24.

    Das Mehrzweckbecken ist das kleine flache Becken zum Schwimmen lernen oder für Therapie am Ende des Sportbeckens.
    Als Schwimmer hat man davon nichts.

  8. 23.

    Warum müssen Sommerbäder beheizt werden, unsere Seen erwärmen sich auch ohne künstliche Wärme.

  9. 22.

    Ich will doch an heißen Tagen zur Erfrischung ins kühle Wasser springen, und nicht in eine aufgeheizte Brühe.

  10. 21.

    Zitat: "Natürlich,für uns ist kein Geld da!"

    Wer ist denn "uns", der 22° Wassertemp. als kalt empfindet? Also ich zumindest schonmal nicht. Und mir haben auch meine Eltern das Schwimmen beigebracht. Daher verstehe ich Ihre Klage darüber nicht, dass, wie es nennen, "unsere Kinder" nur noch dann schwimmen lernen würden, wenn man viel Geld dafür bezahlt, Helga.

  11. 20.

    Ich stimme Ihnen vollkommen zu. Das war im letzten Jahr teilweise ein Witz, die Masse von Security am Eingang im Verhältnis zu den Gästen. Man kennt sich, wird täglich gegrüßt, aber muss trotzdem jeden Tag den Ausweis zeigen. Da könnte wirklich sehr viel Geld gespart werden!

  12. 19.

    Warten wir doch einfach auf den Klimawandel, dann wird das Wasser von alleine warm, dann darf der Eintritt auch etwas teurer sein. Für Eis-Getränke kann dann ein Kühlschrank gemietet werden. </Satire>

  13. 18.

    Wir Berliner und Berlinerinnen sind sehr sensibel. Da ist es wohl nicht zuviel verlangt neben den Bädern zumindest jeden zweiten See auch zu erwärmen. Z.B. die Krumme Lanke, die ist nicht so groß und lädt doch jetzt schon zu baden ein. Berlin kann das!

  14. 17.

    “ wären die 1,5 Mio € für Sicherheitsmaßnahmen dennoch erforderlich.“
    Ja wenn der Staat etwas für erforderlich hält ist es das auch… Glaube war gestern Sendung Monitor… sehr interessant… Kriminalstatistik usw. mal genauer geschaut was dahinter steckt.
    Und Politikwissenschaftler die aufzeigten wie man mit der Angst Wählerstimmen generiert.

  15. 15.

    „Erforderlich“?
    Derzeit wird an allen (!) Tagen (egal ob hochsommerlich erhitzt oder frisch frühlingshaft oder herbstlich die volle Keule an Sicherheitsmaßnahmen vorgenommen. Da sind dann manchmal mehr Sicherheitskräfte im Bad als Schwimmer - nur weil fröhlicher Starrsinn die Verwaltung beglückt. Würde man die „Erforderlichkeit“ je nach Tages- oder Wochenlage etwas konkreter beiurteilen, könnten sicherlich einige Zehntausende an Euro eingespart werden.

  16. 14.

    Ich würde für warmes Wasser gerne 1 Euro pro Besuch mehr zahlen und viele andere Gäaste bestimmt auch. 40.000 Euro sind doch nun wirklich nicht viel und schnell über den Eintrittspreis refinanziert.

  17. 13.

    Ich habe meiner Enkeltochter das Schwimmen beigebracht. Das könnten sie doch auch?

  18. 12.

    Da gibt’s keinen Fehler, auch wenn die 300000 € fürs Heizen bezahlt würden, wären die 1,5 Mio € für Sicherheitsmaßnahmen dennoch erforderlich.

  19. 11.

    Natürlich,für uns ist kein Geld da! Selbst 22 Grad Wassertemperatur ist kalt! Wenn nicht soviel Geld für Sicherheitspersonal nötig wäre, könnten wir alle schön baden gehen. Aber heutzutage traut man sich sowieso nicht mehr ins Schwimmbad und unsere Kinder lernen schwimmen nur,wenn wir viel Geld für Kurse bezahlen.

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