Im Weltkrieg zerstört - Am Oder-Spree-Kanal fehlen immer noch elf Brücken

Mi. 16.04.25 | 15:25 Uhr
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Oder-Spree-Kanal
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 19.04.2025 | Andreas Oppermann | Bild: rbb

Gegen Kriegsende sprengte die Wehrmacht sämtliche Brücken über den Oder-Spree-Kanal. Noch heute zeugen vielerorts nur die Ruinen der Brückenköpfe von den einstigen Überführungen. Nicht alle noch fehlenden Brücken werden wohl wieder aufgebaut.

Betonreste an beiden Ufern, Erhebungen sowie Straßen, die im Nichts enden, säumen den Oder-Spree-Kanal. Selbst 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind die Zerstörungen noch immer in der Landschaft sichtbar. So fehlen von Eisenhüttenstadt bis zur Mündung im Seddin See bei Berlin-Schmöckwitz im Landkreis Oder-Spree noch immer zahlreiche Brücken, die einst das Nord- mit dem Südufer des Kanals verbanden.

Verbindungen über den Kanal gekappt

In Biegenbrück, sechs Kilometer nordwestlich von Müllrose, sind beispielsweise noch Überbleibsel der Brücke sichtbar. "Das sind die Widerlager dieser Brücke von 1912“, erklärt Gordon Starcken vom Wasser- und Schifffahrtsamt. "Da ist diese errichtet und leider am 23. April 1945, wie alle Brücken in diesem Bereich, durch die deutsche Wehrmacht gesprengt worden, um das Vorrücken der russischen Truppen zu verlangsamen."

Wo die Brücke einst Biegenbrück mit einer Försterei auf der anderen Kanalseite verband, sind heute nur noch Reste der Fundamente zu sehen. Und da statt der Försterei am anderen Ufer nur noch Wald sei, werde die Brücke nicht mehr aufgebaut, sagt Starcker. "Es fehlen jetzt insgesamt noch elf Brücken. Wir hatten 33 Brücken über den gesamten Bereich, vom Seddinsee bis nach Fürstenberg an der Oder, heute Eisenhüttenstadt. Und von den 33 war 1945 nur noch eine in Takt. Alle anderen waren gesprengt, lagen in der Wasserstraße, zusammen übrigens mit 188 Schiffen, die auch versenkt wurden."

Reste eine Brücke am Oder-Spree-Kanal bei BiegenbrückBrücken-Reste am Oder-Spree-Kanal

Nicht alle Brücken werden wiederbelebt

In Akten der Schifffahrtsbehörde finden sich noch Zeichnungen von den Trümmern im Kanal. Ab 1946 wurden diese entfernt. Etliche Bahn-, Autobahn- und Straßenbrücken wurden wiedererrichtet. Aber eben nicht alle, sagt Sascha Gehm (CDU), der zuständige Beigeordnete des Landkreises Oder-Spree. "Dass es wieder elf werden, war schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht sehr realistisch."

Gehm verweist darauf, dass es bereits 2002 eine Arbeitsgruppe aus dem Landkreis und der Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Oder-Havel gab. Dort habe man sich darauf geeinigt, drei der insgesamt elf Brücken aufzubauen. "Eine ist auch schon entstanden", sagt der Beigeordnete. Und zwar die Kaisermühler Brücke östlich von Müllrose - als Fahrrad- und Fußgängerbrücke, um die Region touristisch noch besser zu entwickeln.

Natur holt sich den Platz zurück

Geplant war auch die Sandfurth-Brücke, 13 Kilometer weiter westlich. Zwar läuft dort seit 2008 ein Planfeststellungsverfahren. Aber die Natur hat vor allem zwischen Kanal und Autobahn 12 Fakten geschaffen, sagt Gehm. "Das ist ein Naturschutzgebiet. Die Kreisstraße hat auch nicht, wenn man da lang fährt, die Qualität, wie man normalerweise eine Straße erwarten würde. Sie ist sehr naturnah, um es mal vorsichtig auszudrücken."

Karte der ehemaligen Brücken-Standorte
Karte der zerstörten Brücken am Oder-Spree-Kanal | Bild: rbb

Genauso steht es um die Neuzittauer Brücke, deren Reste nur knapp neben dem Berliner Ring zu finden sind. Von Süden ist die Landstraße L39 inzwischen aufgegeben. Der Wald holt sich die Reste von Straße und Brücke. Sascha Gehm kann sich dort dennoch eine Radfahrerbrücke mit Radwegen vorstellen, wie er sagt. Aber Autoverkehr wird es zumindest dort nicht mehr geben.

Die Reste der übrigen acht im Krieg zerstörten Brücken verschwinden über kurz oder lang fast vollständig. Da, wo die Ruinen für die Schifffahrt oder Passanten gefährlich werden, beseitigt das Schifffahrtsamt die Reste der Brücken und Fundamente.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 19.04.2025, 19:30 Uhr

Mit Material von Andreas Oppermann

30 Kommentare

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  1. 30.

    Wildbrücken erübrigen sich, denn das Wild kann schwimmen und es gibt Ufer, wo sie problemlos rein und raus kommen.

  2. 29.

    "Die paar Leute die da leben brauchen keine neue Infrastruktur. Die wählen die Blauen, die brauchen wir nicht, die gehören nicht zu uns." - Sie nennen sich und fühlen sich bestimmt als Demokrat.
    Vor Solchen habe ich Angst.

  3. 28.

    Die Debatte legt folgerichtig das richtige Vorgehen mit der NichtWiederherrichtung der Berücken offen, das ist dem leidigen aktuellem Krieg geschuldet.

  4. 27.

    ...aber Brücken können schwingen. Vielleicht war dies mit "in Takt" gemeint. :-)

  5. 26.

    Das Wort „fehlen“ weist auf ein offenbares Manko hin. Ist das wirklich so? In den 80 Jahren nach Kriegsende sind doch die Brücken, für die es Bedarf gibt, wieder errichtet worden. Oder? Welchen Wert hat der Artikel und die sich daraus ergebende Diskussion?

  6. 25.

    Die ehemalige Brücke an der L39 liegt knapp 6km östlich ihrer besagten Fußgängerbrücke....

  7. 24.

    Alle, Brücken verbinden nicht nur Gegenden sondern auch Menschen.
    Begeben Sie sich mal auf die ehemalige Bahnstrecke zwischen Cottbus und Grunow.
    Stillgelegte Bahnstrecken sind sowieso ein Thema, Beeskow Lübben u.a.m. Da gibt es sogar noch Brücken, aber keine Bahn.
    Bei einer vernünftigen Verkehrswende werden diese auch genutzt.

  8. 22.

    >"Schon um beide Seiten wieder zu verbinden."
    Welche Seiten? Wälder und Wiesen? Brücken sind Infrastruktur für Menschen. Wenn keine Menschen dort hin wollen in Massen, lohnt keine Brücke. Außer vielleicht dem heutigen Umweltgedanken folgend wie [Irina | Cottbus | Mittwoch, 16.04.2025 | 22:16 Uhr] einwirft mal eine Wildbrücke, um getrennte Naturräume wieder zu verbinden. Gibt auch Wildbrücken kombiniert mit schmalem Wander-/Fahrradweg drüber von wegen Tourismus und so ;-)

  9. 21.
    Antwort auf [Heiko ] vom 16.04.2025 um 20:33

    >"Die paar Leute die da leben brauchen keine neue Infrastruktur."
    Wenn Brücken als wichtige Infrastruktur gebaut oder wieder aufgebaut werden müssen, dann ist das Sache der Kommune oder des Landkreises. Die Leute vor Ort müssen verlangen und entscheiden. Offenbar hatte noch keiner dort das Verlangen nach diesen alten Brücken, sonst wären die ja wieder da. In Potsdam oder Berlin kann kein Entscheider einfach so aus blauen Dunst heraus wissen, was vor Ort entlang des Oder-Spree-Kanals gebraucht wird. Das nennt sich Förderalismus. Nämlich deswegen, weil die Kommunalvertreter vor Ort die Bedürfnisse aufnehmen und mit Entscheidungen weitertragen in die nächst höhere Entscheidungsebene im Land oder gar zum Bund.

  10. 20.

    Ich hoffe Herr Gehm schaut sich einmal genauer am Kanal um. Keine 200 Meter von den Überresten der alten Brücke am Seddinsee ist die Brücke gerade neu gebaut worden. Mit Rampe und neuer Treppe. Perfekt für alle Läufer, Radler und auch die Postfrau hat es nun deutlich leichter den Berliner Zipfel zu erreichen. Frohe Ostern

  11. 19.
    Antwort auf [Heiko ] vom 16.04.2025 um 20:33

    Nennen Sir doch mal einige ehemalige Brücken, die Sie gern wieder nutzen würden. Oder fahren Sie mal im Sommer den Kanal entlang, was es außer Natur zu entdecken gibt. Neue Wildbrücken wären vielleicht sinnvoll.

  12. 18.

    Och ne, bis auf den wohl nützlichen Güterverkehr ist da alles ins Nichts führend?
    "Alle Brücken wieder aufzubauen, brauchts heute nicht mehr." irgendwie doch!
    Schon um beide Seiten wieder zu verbinden.
    Es soll dabei ja auch nicht um Autobrücken gehen, aber Fußgänger und Radfahrer sollten einbezogen werden.
    Aber schon komisch, gen Polen soll so viel wie möglich an Oder-Überquerungen wiedr hergestellt werden.
    Innerhalb gehts nur ins Nirgendwo.

  13. 17.

    Daran wird doch schon seit der unseligen Merkel-Ära erfolgreich gearbeitet.

  14. 16.

    Die Brücke war keineswegs in Takt, sondern sie war intakt. Brücken können nämlich nicht tanzen...

  15. 15.

    >"Wenn man 80 Jahre nach Kriegsende noch immer etliche Brücken wieder aufzubauen verweigert sollte man den Oder-Spree-Kanal zuschütten und die Verkehrswege oben drauf durchbinden."
    Ausgerechnet der Oder-Spree-Kanal ist nun auch eine wichtige Güter-Wasserstraße. Und ehrlich: Alle Brücken wieder aufzubauen, brauchts heute nicht mehr. Die alten Straßen führen ins Nichts. Die Region hat sich nach dem 2. WK eben anders entwickelt, als diese es vorher war. Dazu gehört auch, dass Siedlungsorte verschwunden sind und auch Straßen dorthin nicht mehr benötigt werden. Da wird nichts verweigert aufzubauen. Viele dieser ehemaligen Brücken sind schlicht nicht mehr erforderlich.

  16. 14.

    Und irgendwann, fällt sämtliche Infrastruktur in Vergessenheit und wächst zu - da haben Sie vollkommen Recht - das geht sehr schnell, in good old Germany - in Berlin, um Berlin, Jwd. und überall.
    Stillgelegt, Zerstört und geteilt, ging sehr schnell - der Aufbau dauert Jahrzehnte bzw. unendlich, Viele Grüße.
    Und wenn mal eine Brücke gebaut wird, werden die Auf-und Abfahrten vergessen, wie in Wust bei Brandenburg an der Havel.

  17. 13.

    Wenn man 80 Jahre nach Kriegsende noch immer etliche Brücken wieder aufzubauen verweigert sollte man den Oder-Spree-Kanal zuschütten und die Verkehrswege oben drauf durchbinden.

  18. 12.

    "Straßen, die nach der regionalen Neusortierung der Nachkriegszeit ins Nichts führen, brauchen keine Brücken." Haben wir in Berlin und dem Bundesgebiet auch ohne Neusortierung der Nachkriegszeit immer mehr.
    Berlin wird in absehbarer Zeit ja auch wieder zugewachsen sein.
    Die Bereiche Oder-Spree zeigen doch wie schnell sowas geht, siehe auch die ehemaligen Grenzstreifen!

  19. 11.

    Danke, interessanter Artikel. Wenn wir demnächst mal wieder um den langen See fahren und an einem dieser Brückenköpfe vorbeikommen, weiß ich meinem Sohn etwas neues zu berichten :)

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