Interview | Soziologin über Schuldistanz - Wenn Schüler aussteigen

Di. 29.04.25 | 13:49 Uhr
  31
Symbolbild: Schüler auf dem Flur einer Schule. (Quelle: picture alliance/dpa/Armin Weigel)
Bild: picture alliance/dpa/Armin Weigel

Viele Schüler kommen nicht oder nur selten in den Unterricht. Andere sind zwar da, haben sich aber innerlich "ausgeklinkt". Die Soziologin Imke Dunkake erklärt, warum Schuldistanz kein Randphänomen ist - und was Schule, Politik und Eltern tun müssten.

rbb|24: Frau Dunkake, Schuldistanz - das klingt etwas verklausuliert. Geht es da nicht schlicht um Schulschwänzer? Können Sie erklären, was genau mit Schuldistanz gemeint ist, und ob da unterschiedliche Formen gibt?

Imke Dunkake: Schuldistanz bedeutet nicht zwangsweise nur Schulabsentismus, was man als Schulschwänzen kennt. Es gibt tatsächlich auch Schüler, die – teils recht regelmäßig - in den Schulen präsent sind, die aber trotzdem eine Schuldistanz aufweisen. Die sitzen also physisch anwesend da, verfolgen den Unterricht aber nicht. Zum Teil leiden sie unter Schulangst – auch das ist ein eigenes Themengebiet. Das heißt, es gibt Schüler und Schülerinnen, die zur Schule gehen, weil sie hingehen müssen, die sich aber äußerst unwohl fühlen. Sie haben Ängste – das haben wir auch empirisch erhoben. Sie haben damit eine andere Strategie als die Schüler, die die Exit-Strategie betreiben. Letztere verlassen irgendwann die Schule. Das ist meistens ein schleichender Prozess.

Schuldistanz ist erst einmal ein Begriff, der beinhaltet, dass die betroffenen Kinder und Jugendlichen keine Bindung mehr zur Institution Schule haben.

Zur Person

Imke Dunkake (Quelle: Privat)
privat

Soziologin - Imke Dunkake

Die Soziologin Imke Dunkake ist Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt u.a. auf dem Thema Schulabsentismus.

Schuldistanz betrifft also sowohl Schüler:innen, die gar nicht in den Unterricht kommen als auch solche, die sich innerlich "ausgeklinkt" haben. Welche sozialen, familiären oder schulischen Faktoren begünstigen das besonders stark?

Schuldistanz mit dem Fokus auf Schulabsentismus ist meist ein multikausales Phänomen. Da geht es oft um familiäre Bedingungen – vielfach sind Eltern nicht zuhause, sehr eingespannt im Beruf, alleinerziehend. Vielfach geht es auch um Eltern mit belastender Biografie, die also traumatische Erfahrungen gemacht haben, wo es viele Geschwisterkinder gibt oder ähnliches. Diese Eltern können sich dann mitunter nicht so kümmern in schulischen Belangen, wie es von der Schule als Institution gewünscht ist.

Wenn die Kinder dann in die Pubertät kommen, sie Erfahrungen des "Scheiterns" in der Schule gemacht haben, auf Gleichaltrige mit ähnlichen Erfahrungen treffen und noch Drogenkonsum hinzukommt, kommt es mitunter – das zeigen auch Forschungen – dazu, dass die Jugendlichen ein eigenes Normen- und Wertesystem ausbilden. Dieses geht dann teils nicht Hand in Hand mit gesamtgesellschaftlichen Werten. Ab dann wird es auch für Sozialarbeiter schwierig, sie wieder zurückzuholen.

Tragen die Schulen selbst auch dazu bei, dass Kinder und Jugendliche sich verweigern?

Ja, die Schule selbst als Einrichtung trägt auch ihren Teil dazu bei. Denn der Umgang mit Schuldistanz ist teils doch recht stiefmütterlich. An der Uni Oldenburg forschen wir seit über 30 Jahren zum Thema. Wir arbeiten hierfür viel mit Schulen zusammen, auch mit Einrichtungen in Berlin. Insgesamt zeigt sich häufig gerade an sogenannten Brennpunktschulen die völlige Überforderung aller Seiten. Das pädagogische Fachpersonal ist überfordert, denn in der Lehramtsausbildung werden Themen wie Verhaltensauffälligkeiten oder Förderbedarfe kaum thematisiert. Viele Lehrkräfte fühlen sich auch alleingelassen. Sie stehen vor Schülern, die Förderbedarf hätten, der aber nicht diagnostiziert ist. Da bräuchte man viel mehr Personal und auch ein Management, das sich um die Bindung an die Schule kümmert und prüft, ob Schulabsentismus vorliegt. Auch das Thema Mobbing spielt in diesem Zusammenhang an vielen Schulen eine wichtige Rolle.

Hinzu kommen hohe Belastungslagen und fehlendes Personal. Auch unsere Forschungen zeigen, dass da viel mehr investiert werden müsste. Die Schulen müssten Gelder bekommen und Konzepte entwickeln, damit der Ort Schule so gestaltet werden kann, dass sich dort alle wohl und willkommen fühlen. Das ist keine triviale Aufgabe.

Hier in Berlin fehlen flächendeckend Lehrer, Sozialarbeiter, teilweise ganze Schulteams - und Geld. Es handelt sich also um das Gegenteil von dem, was Sie beschreiben. Wie soll das funktionieren – muss das jetzt erst krachend an die Wand fahren?

"Jetzt erst" ist gut. Es fährt seit einigen Jahrzehnten krachend an die Wand. Wir wissen seit den 1970er Jahren, dass in Bildung mehr investiert werden muss. Finanzielle Mittel sind die Grundlage, sonst kann kein Personal finanziert werden. Wenn wir nicht in die junge Generation investieren, aus humanistischen und auch aus rein ökonomischen Gründen, fahren wir große Gruppen von Jugendlichen gegen die Wand. Dass das bereits geschieht, zeigen empirische Belege. Wir reden von Fachkräftemangel und unterstützen nicht die Kräfte, die wir haben. Aus pädagogischer Perspektive gibt es hierfür Konzepte, Vorschläge und Forschungsprogramme – dafür müsste der Weg freigemacht werden.

Die Schulen müssten Gelder bekommen und Konzepte entwickeln, damit der Ort Schule so gestaltet werden kann, dass sich dort alle wohl und willkommen fühlen

Imke Dunkake

Welche langfristigen Folgen hat die Schuldistanz für die betroffenen Jugendlichen?

Das hat auf ganz vielen Ebenen Folgen. Eine davon kann der "Drop-Out" sein. Offiziell liegen die Daten der Schulabbrecher bei 6,8 Prozent. Diese Zahl ist aber wahrscheinlich nicht korrekt, sie dürfte deutlich höher sein. Die Betroffenen haben sehr schlechte Optionen auf dem Arbeitsmarkt. Insgesamt hat ein solcher Werdegang Auswirkungen auf die Psyche dieser jungen Menschen, Depressionen beispielsweise. Diese Menschen haben oft Probleme im Führen von Partnerschaften – auch dazu gibt es Untersuchungen.

Das klingt, als ginge es da vielen jungen Menschen nicht gut. Berlin beispielsweise hat gerade die Abwesenheitsregelungen strenger reglementiert. Fehlen Schüler zu oft unentschuldigt, gibt es eine Versäumnisanzeige beim Jugendamt. Dann drohen den Familien ober Jugendlichen im schlimmsten Fall – neben Geldstrafen - auch die Zuführung zur Schule durch die Polizei. In einigen Bundesländern kommen sie sogar in Arrest. Lösen solche Maßnahmen das Problem?

Nein, absolut nicht. Diese Maßnahmen haben pädagogisch keinen nachhaltigen Wert. Sie können in absoluten Einzelfällen vielleicht effizient sein. Aber im Grundsatz lösen sie nicht das Problem, denn es gibt mannigfaltige Gründe, warum Schüler und Schülerinnen nicht zur Schule kommen. Hinzu kommt, dass Bußgeldverfahren häufig Familien belasten, die gar nicht die Möglichkeit haben, das zu finanzieren. Sie ziehen sich teils über Jahre, dann sind die Jugendlichen volljährig und das Kind längst im Brunnen.

Bei den Maßnahmen muss es darum gehen, dass Schule – idealerweise in Kooperation mit den Eltern – versuchen sollte, die Situation zu identifizieren und sich dann zu fragen, wie sie einen jungen Menschen unterstützen und ihm helfen kann, gern an die Schule zu kommen. Sodass er seinen weiteren Entwicklungsweg gehen kann. Pädagogisch hilft es nur, positive Anreize zu schaffen.

Dass es zu den Schulabbrechern offenbar keine verlässlichen Zahlen gibt, hatten Sie schon gesagt. Gibt es die denn für schuldistanzierte Kinder und Jugendliche?

Nein, auch nicht. Vor einigen Jahren kursierte, 200.000 Schüler und Schülerinnen seien betroffen. Diese Zahl ist aber nicht evidenzbasiert. Das Dunkelfeld ist riesengroß. Was auch damit zusammenhängt, dass viele Schulen die Anwesenheit – vom Wohlbefinden will ich gar nicht sprechen – nicht erfassen und evaluieren. Und wenn, wird es nicht einheitlich gemacht. Aus der qualitativen Forschung wissen wir, dass die Zahl vom Eindruck her – gerade in Stadtstaaten wie Berlin, Hamburg oder Bremen – an den sogenannten Brennpunktschulen als sehr hoch empfunden wird.

In Berlin scheint der Umgang mit schuldistanzierten Kindern nicht einmal bezirksübergreifend geregelt. Müsste man das Thema am besten bundesweit einheitlich regeln?

Es wäre wünschenswert, dass es einen vernünftigen empirischen Überblick gibt. Es sollte trotzdem jede Schule die Autonomie haben, ihren eigenen Weg zu gehen. Da geht es ja auch darum, was praktikabel ist.

Gibt es positive Beispiele aus Berlin oder anderen Regionen, wo Projekte oder Ansätze Schuldistanz erfolgreich reduziert haben?

Ja, absolut. Ich weiß von einer sogenannten Brennpunkt-Schule in Wuppertal, die vor einigen Jahren auch den Schulpreis gewonnen hat. Und ich habe auch kürzlich von einer Schule aus Berlin gelesen, die sich durch die Reststrukturierung der Schulkultur sehr positiv entwickelt hat, was Schuldistanz angeht.

Was helfen kann, ist die Schulzeiten zu verändern, eine Willkommenskultur einzuführen, auf möglichst gewaltfreie Kommunikation zu achten. Gut ist auch, wenn Lehrkräfte im Tandem arbeiten und sie zentrale Ansprechpartner haben. Lehrkräfte müssen nicht Experten für alles sein, aber sie müssen Anlaufstellen haben, an die sich wenden können. Das bedeutet auch, dass die Anzahl der Sonderpädagog:innen und Schulsozialarbeiter:innen ganz klar aufgestockt werden muss.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Sabine Priess, rbb|24

31 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 31.

    Danke für diesen Beitrag! So erlebten wir es auch. Leider potenzieren sich fehlende Mittel, fehlende inhaltliche Auseinandersetzung mit verschiedenen pädagogischen Konzepten und bloße Ignoranz und Dummheit, ja fast manchmal schon regelrechte Boshaftigkeit, zu einer sehr unguten Mischung! Selbstverständlich ist nicht alles Schuld, der Lehrer oder der Schule, aber eben auch nicht alles Schuld der Eltern oder der Kinder! Und genau das wird in diesem Interview ja auch deutlich. Zumindest für diejenigen, die es verstanden haben.

  2. 30.

    >Ich bin mit 34 zu jung, um mir ein Urteil über die Schule in der DDR aus eigener Erfahrung zu erlauben<

    Dann sollten Sie dies auch nicht tun. Es entbehrt jeder sachlichen und fachlichen Grundlage was Sie da behaupten. Sie kennen sich nicht aus aber verbreiten Unwahrheiten?

  3. 29.

    Ja, die Welt war und ist komplex, daher sollten Sie solch unfaßbar pauschalen Aussagen besser lassen:
    > In der DDR wurden die Kinder gebrochen< Im Gegenteil:
    Bildungs-, Erziehungs- und Lehrinhalte wurden vom Kind ausgehend wissenschaftlich konzipiert. Es galt ein humanistisches Menschenbild. Das Bildungs- und Schulsystem war so gut daß Finnland begeistert alles übernommen hat und bis heute damit sehr gute Ergebnisse erreicht. Nach dem Fall der Mauer waren die hervorragende Schul-, Berufs- und Allgemeinbildung der ostdeutschen BürgerInnen überall sehr gefragt.
    Die BRD machte an den Schulen alles an Erfahrungen und Errungenschaften platt, erkannte die exzellenten LehrerInnen-Ausbildungen nicht an ... und man sehe wo wir jetzt sind. Das kann ich nach 45 Jahren Arbeit im Bildungsbereich bezeugen.
    In jedem Betrieb, in jeder Schule, in jeder Institution gab und gibt es(!) leider menschenfeindliche "Schleifer", die immer noch auf "Schwarze Pädagogik" setzten und setzen(!).

  4. 28.

    Ja, dann ist das so und sollte nicht ein Problem der Allgemeinheit sein. Wenn jemand zu schüchtern ist einen Anderen anzusprechen, so wird dieser immer alleine bleiben.

  5. 27.

    Kinder, die keine Pioniere waren und nicht gern zur Schule gingen, kamen in die Sonderschule? Auf diese abstruse Logik muss man erst einmal kommen. Und dafür, dass sie die DDR-Zeiten nicht erlebt haben, haben sie aber eine ganz "starke Meinung" zu diesem thema.

  6. 26.

    Ich bin mit 34 zu jung, um mir ein Urteil über die Schule in der DDR aus eigener Erfahrung zu erlauben (wobei meine Eltern DDR Kinder waren), aber: deutsche Kinder, die nichts mit der Kirche zu tun hatten, Pioniere waren und möglichst konformistisch durch die Schule liefen waren bestimmt sehr glücklich und kamen immer zum Unterricht. Für den Rest gab es einfach Sonderschulen. Die Kids mit den Schwierigkeiten, psych. Problemen, waren genau so da wie heute, aber sie waren in der Gesellschaft einfach nicht sichtbar. Sie wurden einfach als dumm in Ruhe gelassen. Da bleibt dann heute der Eindruck, dass damals niemand geschwänzt hat. Innerlich abschalten geht im Frontalunterricht wunderbar.

    Seit meiner Generation ist das Wort Krise zum Normalzustand geworden. Ständig erzählten und erzählen uns Ältere, das wir in dramatischen Zeiten Leben. Klima, Krieg, Ausländer, irgendwas ist immer schlimm. Können sie es den Jugendlichen verdenken, wenn sie dann keine Lust auf eine Gedichtsanalyse haben?

  7. 25.

    Das sagst Du in Deinem Alter. Aber eine Jugendliche oder ein jugendlicher heute, der überall Probleme sieht, weil er oder sie, sensibel reagiert, kann gar nicht anders, als mit Rückzug aus Schutzreaktion, eben zu reagieren. Ich verstehe deshalb diese Jugendlichen, die sich aus der Schule zurückziehen, als Ort der permanenten Überforderung.

  8. 24.

    ....die Überforderung des Lehrpersonals, weil es eben seit Jahren zu wenig Personal bei immer stetig steigenden Aufgaben gibt, scheint den Blick darauf verloren zu haben, dass die meisten Menschen sich wohlfühlen müssen, damit sie Leistungen bringen. Wir Erwachsenen können unsere Arbeitgeber wechseln. Wer gar nicht arbeiten will, geht nicht. Schüler können nicht einfach die Schule wechseln und sie müssen zur Schule, ob sie wollen oder nicht. Selbstwirksamkeit ist etwas anderes. Das gerade in der Pubertät, wo so viele (neue) Gefühle auf die Kids einprasseln, dann das "nicht-gesehen-werden" so ausschlägt, dass man eine innere wie auch äussere Verweigerungshaltung an den Tag legt, erscheint mir daher nicht verwunderlich. Vergessen sollte man aber nicht, dass die meisten Kids trotz allem zur Schule gehen und "mitmachen", ob sie sich wohlfühlen oder gesehen werden...

  9. 23.

    Ich verstehe den Inhalt des Interviews eher nicht so, dass gefordert wird, dass Kinder und Jugendliche in Schule mit Samthandschuhen angefasst werden sollen und man ihnen nicht zumuten darf, Leistung zu bringen.
    Als Mutter eines Kindes, dass inzwischen die 10. Klasse besucht, erlebe ich das System Schule aber auch als einen Ort, der zwar sehr viel fordert, aber wenig gibt. Damit meine ich nicht, dass man lernen muss, auch mal Dinge, die einen nicht so interessieren. Sondern die Grundhaltung seitens Schule: Schüler erleben Schule oft wenig als Ort, in dem auch Erwachsene einmal Kritik annehmen. Läuft etwas schief, sind i.d.R. die Schüler/ wahlweise die Eltern Schuld. Aber gerade junge Erwachsene erkennen durchaus, dass nicht immer sie die Schuldigen sind, sondern dass eben auch einmal auf der anderen Seite etwas schief läuft. M.M. nach führt eben auch diese "Ohnmachtshaltung" dazu, dass sich viele Schüler in SCHULE nicht "wohlfühlen"...

  10. 22.

    Sie missverstehen mich. Schulen müssen sicher sein aber mit welcher Einstellung man zur Schule geht hängt nicht allein von dieser ab.
    Ich glaube dass die beschriebene Schulabstinenz mehr mit Problemen der Schüler und insbesondere deren Einstellung zusammenhängt als mit der Schule an sich. Krasse Fälle wie Mobbing usw jetzt mal ausgenommen.

  11. 21.

    In Punkto "Sicherhei" sind derzeit manche Schüler das Problem an den Schulen, sie gehen zur Schule um andere Schüler zu transalieren, wenn das nicht klappt, dann werden die Lehrer angegangen.
    Ergo, es ist ein gesellschaftliches Problem einer aus dem Ruder gelaufenen gesellschaftlicher Entwicklung.

    Übrigens, der Staat sind nicht nur die regierenden Volksvertreter, sondern auch alle Anderen, die auf ihren Platz eine Verantwortung übernommen haben, ergo da zu zählen auch die Erziehungsberechtigten.
    Tja, und das scheint immer mehr in Vergessenheit zu geraten.

  12. 20.

    "Wir reden von Fachkräftemangel und unterstützen nicht die Kräfte, die wir haben."
    Vielleicht könnte man von jungen Menschen aber auch etwas Eigeninitiative erwarten.
    Es kann sich doch jeder Jugendliche selbst zusammenreimen, dass kein Abschluss plus Drogen plus Sichhängenlassen einem nicht gerade ein tolles Leben beschert...

  13. 19.

    „dass viele Schulen die Anwesenheit - … - nicht erfassen“
    Mit welchen Fakten kann die Soziologin diese Aussage belastbar belegen? Eine Schulleitung welche die Anwesenheit von SuS nicht erfassen lässt, handelt grob fahrlässig. Wie wird dann z.B. im Fall eines Brandalarms festgestellt, ob alle SuS die Schulgebäude verlassen haben? Dieses Szenario möchte und kann ich mir nicht vorstellen.

    Übrigens. Wenn schon Kitakinder die Teilnahme an alltäglichen, freiwilligen, evaluierten und individuellen „Bildungsangeboten“ verweigern, wissentlich der Unterstützung ihrer Eltern dabei (Wenn es nicht will, dann ist es so.), entwickelt sich kein positiver Umgang mit Leistung. Leistung in diesem Sinn ist es schon, die Schere beim Schneiden angemessen zu halten und einzusetzen.


  14. 18.

    Was ist einfach, wenn Schulpsychologen und neue Konzepte angeraten werden? Zu einfach erscheint mir ein rigide, strafendes Vorgehen. Schwarze Pädagogik nennt man das, bei vielen ist das 'einfach' impulsgesteuert, wenn "die Hand "ausrutscht".
    Ich litt ziemlich an meinem Schulbesuch in den 70er Jahren im Westen. Mobbing war da unbekannt, fühlte sich aber trotzdem wie Folter an.
    Ein Enkel meines Partners war 'schuldistanziert',kam danach in ein besonderes Projekt, blühte auf, schloss die Schule erfolgreich ab. Wurde durch das Jugendamt erkannt und war ein langer Weg. Dieser Weg war ok, hätte aber abgekürzt werden können.

  15. 17.

    Wir machen uns es recht einfach damit, wenn wir für nahezu alle Probleme psychologische Gründe finden. In der DDR gab es solche Dinge nich bzw. kaum. Wenn ja, dann kamen die Betreffenden auf eine Sonderschule oder in ein Heim. Die Eltern wurden viel mehr in die Pflicht genommen als das heute getan wird oder möglich ist. Es muss nicht jeder Schüler mit Samthandschuhen angefasst werden.

  16. 16.

    Also wenn Sie in den späten 40ern und 50ern zu Schule gegangen sind, Respekt, dass Sie hier schreiben trotz Ihrer 80+ Lebensjahre.

    Ansonsten würde ich gern erfahren, woher Sie so genau wissen wollen, wie es den Kindern nach dem Krieg konkret in den Schulen ergangen ist. Glaube kaum, dass da Daten über Schulabstinenz oder psychische Probleme der Schülerschaft erhoben wurden, aber bitte klären Sie mich auf.

    Insgesamt ist es natürlich sowieso ziemlich merkwürdig ein zerbombtes Land mit einer der größten Wirtschaftsnationen der Welt vergleichen zu wollen, aber nun gut.

  17. 15.

    Interessant wäre noch die Frage gewesen, seit wann dieses Phänomen in Westdeutschland und in Ostdeutschland überhautp vermehrt auftaucht und dort nach Zusammenhängen in den Schulen aber auch außerhalb der Schulen zu fragen.

  18. 14.

    "Wenn Sie also meinen, dass die Schüler an der Herausforderung wachsen sollten, die das Lernen an schlecht ausgestatteten Schulen mit sich bringt, dann denken Sie schon von Anfang an falsch." Warum gab es dann nach dem Krieg noch lange Zeit viel weniger Schulschwänzer und die hier erwähnten psychischen Problem an Schulen in West- und Ostdeutschland? Oftmal gab es da ja nicht einmal richtige Lehrer und es waren Neulehrer oder alte reaktivierte Lehrer, und an viel Ausstattung der Schulen war da auch nicht zu denken, zumeist gab ja nicht einmal Schulessen.

  19. 13.

    Zu Ihrem zweiten Punkt:

    Schule sollte zunächst einmal ein Ort sein, an dem sich die jungen Menschen sicher und wohl fühlen. Dazu braucht es eine ordnungsgemäße Ausstattung an Personal und Sachmitteln. Damit wird eine Umgebung geschaffen, die das Lernen unterstützt. Dafür hat der Staat zu sorgen, wenn er eine Schulpflicht durchsetzt.

    Wenn Sie also meinen, dass die Schüler an der Herausforderung wachsen sollten, die das Lernen an schlecht ausgestatteten Schulen mit sich bringt, dann denken Sie schon von Anfang an falsch. Zunächst besteht nämlich wirklich ein Anspruch - und zwar dem Staat gegenüber, den er immer seltener erfüllt.

  20. 12.

    "unwohl fühlen" ist tatsächlich schlecht ausgedrückt, da man es als "Teenie hat null Bock" missverstehen kann. Ich kenne da allerdings auch Situationen, wo massive Panikattacken und andere psychische Probleme hinter einer Schuldistanz stecken. Das ist schon mehr als "sich irgendwie unwohl fühlen".

Nächster Artikel