Strausberg (Märkisch-Oderland) - Wie kann Brandenburg seine Kliniken für den Kriegsfall vorbereiten?

Als ein Beispiel von vielen hat das Krankenhaus Märkisch-Oderland in Strausberg weder das nötige Personal noch Equipment, um im Kriegsfall eine angemessene Versorgung gewährleisten zu können. Welche Schritte müssen nun unternommen werden?
Die Krankenhäuser in Deutschland und somit auch in Brandenburg sind für den Verteidigungsfall nicht vorbereitet. Das bestätigte der Präsident des Bundesamtes für Katastrophenschutz und Katastrophenhilfe Ralph Tiesler Ende vergangenen Jahres auf einer Fachtagung in Berlin. Auch in Strausberg (Märkisch-Oderland) existieren laut dem Chefarzt Steffen König klare Versorgungslücken, was den Ernstfall angeht.
König zufolge könne beispielsweise eine Schussverletzung im Bereich des Körperstammes aufgrund fehlenden Equipments nicht behandelt werden. Dazu kommt: Grundsätzliche gebe es in seinem Krankenhaus ausreichend freie Betten, doch wären diese tatsächlich gefüllt, wäre nicht ausreichend Personal da, alle Patienten zu versorgen. Der OP und die Intensivstation lägen außerdem direkt unter dem Dach, somit wären Patienten bei einem Angriff nicht geschützt.
Krankenhausreform sieht Umrüstung für den Kriegsfall nicht vor
Erst vor wenigen Monaten ist die Krankenhausreform in Kraft getreten, die vor allem eine Verbesserung der Versorgung in ländlichen Gebieten, in der Kinder- und Jugendmedizin und eine Entbürokratisierung vorsieht. Themen des Katastrophenschutzes spielen darin jedoch keine Rolle. An sich wäre die Katastrophenschutzbehörde des Landes dafür zuständig, einen Notfallplan zu entwickeln. Doch auch das Land Brandenburg und die zuständigen Gesundheitsbehörden sind gefragt, was Rahmenstrategie und Finanzierungsfragen angeht. Die interne Notfallplanung umzusetzen, liegt dann bei den Krankenhäusern selbst.
Chefarzt König hat eine klare Vorstellung davon, welche Rahmen-Festlegungen er bräuchte, um in Strausberg entsprechende Vorbereitungen treffen zu können: "Das erste wäre ein Plan, welche Einrichtungen für welche Versorgungsstufe der Patienten zuständig sind," sagte er dem rbb. Man dürfe nicht vergessen, dass auch im Kriegsfall neben schweren Verletzungen, weiterhin alltäglichere, kleinere Verletzungen im Krankenhaus eine Rolle spielen werden.
Es scheitere vor allem an der Finanzierung
Eine gezielte Umrüstung des Krankenhauses auf den Kriegsfall scheitere laut König derzeit vor allem an fehlenden finanziellen Ressourcen. Er geht davon aus, dass ein Teil des geplanten Sondervermögens für Kliniken auch dafür eingesetzt werden wird, Krankenhäuser auf den Verteidigungsfall vorzubereiten, "aber ich glaube nicht, dass es große Summe sind, die wir zu erwarten haben. Alle werden nach mehr Geld schreien," so König.
Laut einer Pressemitteilung des Gesundheitsministeriums vom 8. April setzt sich die Brandenburger Landesregierung dafür ein, Krankenhäusern eine Überbrückungsfinanzierung zu gewährleisten, bis die Krankenhausreform richtig greife. In der Mitteilung heißt es, rund 80 Prozent der Standorte hätten laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft das vergangene Jahr mit roten Zahlen abgeschlossen. Finanzierungslücken zu schließen, wäre demnach ein erster wichtiger Schritt, um Krankenhäuser auf die Umrüstung für den Kriegsfall vorzubereiten.
Sendung: Brandenburg Aktuell, 25.04.2025, 19:30 Uhr