Antisemitismus -

Das Berliner Verwaltungsgericht verhandelt Mitte Juli eine Klage des jüdischen Studenten Lahav Shapira gegen die Freie Universität Berlin (FU). Der vor mehr als einem Jahr bei einem Angriff schwer verletzte Shapira wirft seiner Hochschule vor, zu wenig gegen Antisemitismus auf dem Uni-Campus vorzugehen. Wie eine Sprecherin des Verwaltungsgerichts am Donnerstag auf epd-Anfrage sagte, ist für den 15. Juli eine mündliche Verhandlung angesetzt.
Ziel des Klägers sei eine Feststellung des Gerichts, dass die FU gegen ihre Pflichten aus dem Berliner Hochschulgesetz verstößt. Im Gesetz steht unter anderem, dass Hochschulen verpflichtet sind, "Diskriminierungen insbesondere wegen des Geschlechts, der ethnischen Herkunft, einer rassistischen oder antisemitischen Zuschreibung" zu beseitigen.
Shapira: Uni-Leitung "unternimmt fast gar nichts"
Im Prozess um den antisemitischen Angriff auf Shapira vom Februar 2024 war am 17. April ein Mitstudent wegen gefährlicher Körperverletzung zu drei Jahren Haft verurteilt worden. An der FU hatte Shapira unter anderem als Administrator eine Chatgruppe mit mehr als 400 Teilnehmenden geleitet und dort nach eigener Aussage sexistische, rassistische und antisemitische Beiträge gelöscht. Zudem entfernte er an der Hochschule aus seiner Sicht antisemitische Aufrufe, zum Beispiel auf Plakaten.
In einem Interview vom Mittwoch erneuerte Shapira seine Vorwürfe gegen die FU Berlin: "Die Uni-Leitung unternimmt fast gar nichts, deshalb klagen wir sie an", sagte er der "taz". "Ihre Aussage ist, dass man nicht überall Sicherheitsleute hinstellen kann." Er verstehe nicht, warum dies "das Einzige ist, was ihnen einfällt, um jüdische Studierende zu schützen", so Shapira.
Immer wieder Proteste an Berliner Unis
Besser geworden sei, "dass Plakate und Schmierereien inzwischen schneller entfernt werden", sagte der 32-Jährige über die FU. Ansonsten müsse die Hochschule aber weiter darauf hingewiesen werden, wenn es Hetze gebe oder entsprechende Veranstaltungen geplant seien.
Die Pressetelle der FU teilte am Donnerstag auf rbb-Anfrage mit, dass sie sich zum laufenden Verfahren nicht äußern wolle. Die Universität nehme "Hinweise jüdischer Studierender bzgl. ihrer Sicherheitslage sehr ernst und hat zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um sie zu schützen", hieß es.
FU, Humboldt-Universität und Technische Universität waren in der Vergangenheit immer wieder Schauplatz zum Teil gewalttätiger Proteste gegen die Politik der israelischen Regierung in Nahost. Dabei wurden unter anderem vorübergehend Hörsäle und Verwaltungsbüros besetzt sowie Uni-Mitarbeitende bedroht. Es entstand teilweise hoher Sachschaden.
Sendung: rbb24 Inforadio, 24.04.2025, 13 Uhr