"Baum des Jahres" - Ist die Roteiche nun gut oder schlecht für Brandenburgs Wälder?

Fr. 25.04.25 | 17:16 Uhr
  19
Amerikanische Roteiche im Herbst (Quelle: dpa)
Bild: dpa

Die Wahl der amerikanischen Roteiche zum "Baum des Jahres" sorgt in Brandenburg für Diskussionen: Während Förster ihre Klimatoleranz loben, warnen Naturschützer vor ökologischen Risiken durch die nicht-heimische Art.

Um die amerikanische Roteiche, den "Baum des Jahres", hat sich eine Diskussion in Brandenburg entfaltet: Naturschützer kritisieren, dass der Baum nicht heimisch ist und die Artenvielfalt bedrohe. Befürworter preisen unter anderem ihre Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel. Im Forstbotanischen Garten in Eberswalde (Barnim) wird zum Tag des Baumes am Freitag eine amerikanische Roteiche gepflanzt, anschließend soll eine Diskussion stattfinden.

"Dadurch, dass sie aus Nordamerika kommt, hat sie bei uns weniger Schädlinge, die den Baum angreifen. Das ist natürlich etwas, was den Förster zunächst mal freut", sagte Bernhard Götz, Leiter des Forstbotanischen Gartens. "Aber wenn diese Schädlinge, also Insekten, fehlen, dann fehlt etwas im Ökosystem Wald. Deswegen wird so eine Baumart durchaus kontrovers diskutiert zwischen Förstern und Naturschützern."

Schlecht für die heimische Fauna

Einige Naturschützer kritisieren, die Bäume verdrängten heimische Arten. Und hochspezialisierte Insektenarten bevorzugen eher einheimische Bäume, sagt Axel Heinzel-Berndt vom Bund Brandenburg. "Es wäre eben für die heimische Fauna schlecht, wenn jetzt Stieleiche und Traubeneiche vollkommen ersetzt werden würden durch Roteichen, weil bestimmte Insektenarten dann nicht mehr so einen guten Nährbaum finden würden."

Allerdings hält Heinzel-Berndt die Roteiche für eine gute Wahl und Ergänzung zu heimischen Arten, auch wegen der veränderten klimatischen Bedingungen. "Gerade in der Stadt, da kommen eben die Stieleichen immer weniger damit klar."

Gut in trockenen Zeiten

Ihre volle Pracht entfaltet die amerikanische Roteiche vor allem im Herbst. Zu dieser Zeit gelten die Bäume mit ihren großen, spitzen und tiefrot bis gelb-orange gefärbten Blättern als Hingucker. Auch deshalb wurde die Roteiche im 17. und 18. Jahrhundert nach Europa gebracht und als Zierbaum genutzt. Heute sind die Bäume wegen ihrer Robustheit nachgefragt.

Die Stiftung "Baum des Jahres" hatte die Wahl der Roteiche zum Baum des Jahres damit begründet, dass die Baumart "dank ihrer robusten Wuchsform und der Fähigkeit, auch in wechselhaften klimatischen Bedingungen zu gedeihen", besonders gut zur Anpassung an die Herausforderungen des Klimawandels geeignet ist.

Gut in trockenen Zeiten

Generell gehören die anhaltende Trockenheit und der drohende Klimawandel zu den größten Herausforderungen für Brandenburgs Wälder, sagt Dietmar Discher, der als Förster fast täglich im Choriner Wald unterwegs ist. "Wir haben in diesem Frühjahr schon wieder ca. die Hälfte der Niederschläge, die wir im Durchschnitt in Brandenburg haben. Das macht den Bäumen natürlich zu schaffen." Deshalb sei auch in Zukunft nicht ausgeschlossen, dass bei der Beforstung der Wälder Bäume berücksichtigt werden, die auch mit mäßiger Wasserversorgung klarkommen.

In Nadelwäldern werden Roteichen als Brandschutzstreifen angepflanzt, sagt der Leiter des Forstbotanischen Gartens, Bernhard Götz. Das liege an der chemischen Zusammensetzung des Blätter, die gerbstoffreich seien. "Bodenlebewesen wie Regenwürmer, Pilze und Mikroben können dieses Laub schlechter zersetzen und dadurch kann ein Bodenfeuer sich eben schlechter ausbreiten, weil das Laub die Entwicklung von Vegetationen behindert."

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.04.2025, 15:40 Uhr

Mit Material von Robert Schwaß

19 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 19.

    Die Roteiche gehört nicht in den Wald gepflanzt, da sie aus Nordamerika stammt und hier nicht heimisch ist.

  2. 18.

    Ja machen wir, wo es passt gerne walnus bäume beimischen.
    Bringt sehr gutes Holz und walnusöl.
    Sind glaube ich auch trockenresistent.

  3. 16.

    Ja, da gab es so einige Experimente, Läche und Traubeneiche im Verband, Rotbuche im Douglasienbestand. Es kam auch auf den Willen des Revierförsters an und seinen Stand bei den privaten Waldbesitzern und bei seinem Oberförster.
    Es gab durchaus Revierförster, die mit Leib und Seele am Waldumbau arbeiteten, belächelt wurden und wenn eine Delegation von sonstwo angereist kam, gut genug waren, ihre Ergebnisse zu präsentieren, damit sich andere mit fremden Federn schmücken konnten.
    Was Kiefer betrifft, wird noch eine Weile dauern und wenn, dann wäre es für mich Schwarzkiefer, das Holz riecht gut und die Dielen knarren nicht. Genial.

  4. 15.

    Laub der roteiche verrottet erst nach zwei jahre und die grossen Blätter brennen gut.
    Es wird graswachs teilweise unterdrückt.
    Linde und ahorn wären für waldbranntschneisen besser geeignet, da das laub nach 6 bis 10 Monaten verrottet ist.
    Alles ist besser als die kiefer ( feuerbaumart).
    Nadel und million tonnen zapfen brennen durch ihre ätherischen Öle besonders heiss.
    Durch der klimawandel wird pinus sylvestris in des nächsten 5 bis 10 Jahren verschwunden sein.
    Sie folgt der fichte.


  5. 14.

    So einfach ist es aber nicht, denn die Roteiche ist ein Neophyt. Unser Habitat würde sich ohne unsere Eingriffe definitiv anders anpassen müssen!
    Wir wissen doch überhaupt nicht, wohin die Reise mit unseren Eingriffen überhaupt wieder hingeht. Wir doktern ja bereits ununterbrochen an unseren eigenen Fehlern (erfolglos) herum. Beispiele für irreversible Rohrkreppierer gibt’s ja zuhauf. Deswegen sollte man nicht aus oberflächlichen Trivialitäten schon auf das nichtlineare Optimum des Ganzen schließen.

  6. 13.

    Hatte mich auch gewundert. Mein Kenntnisstand war auch, dass die Eicheln früher sogar mehr eingebracht hatten, wenn man sie beim Förster abgab.
    Ich weiß jetzt nicht wie schnell sich Eichen verbreiten können, aber bis so ein Baum groß ist, vergeht sehr sehr viel Zeit - im Vergleich zu z.B Insekten oder Kräuter. In dieser Zeit werden Arten sich anpassen, andere Arten werden verdrängt und neue kommen dazu. Dieser stetige Wandel gehört dazu und da Bäume den Sauerstoff-, Boden- und Wasserhaushalt mitbestimmen, begrüße ich die Roteiche sogar.

  7. 12.

    Das haben wir früher anders beobachtet, bei damals aber auch deutlich kleineren Schwarzwildbeständen. Möglicherweise wird das Schwarzwild durch zunehmenden Nahrungsmangel aufgrund der extrem hohen Bestände zur Aufnahme auch der Roteichenfrüchte gezwungen. Definitiv werden aber auch gegenwärtig die Eicheln von Stiel- und Traubeneiche klar bevorzugt, so dass der Evolutionsvorteil für die Roteiche, wenn auch etwas eingeschränkt, erhalten bleibt.

  8. 11.

    In Bbg mag es schon noch uralte Standorte der Fichte (sog. autochthone Standorte)geben, aber in Bbg waren diese schon Raritäten und auf feuchte moorige-Mulden-/Kessellagen beschränkt. Von daher spielt die sog. Tieflandsfichte in unseren Gegenden kaum eine Rolle, geht auch klimat. gar nicht. Die mir bekannten Standorte waren schon zu meiner Arbeitsszeit, sage ich mal, (be/)geschädigt.
    Im Gebirge, also per se niederschlagsreichere Lagen, ab u. zu standortbevorteilt, kommt sie ja auch nicht (mehr)(so) gut fort. Es liegt aber auch an den üblichen und langanhalt. Monokuturen(Wirtschaftsholz). Im Nationalpark (OberHarz)lässt man es laufen, was halt auch ziemlich schwierig u. auch meinungsgeteilt ist. Insgesamt wird es f. die Fichte recht "eng". Aber die Fichte/ihre Kulturen - sind nicht ganz so mein (Spezial)Wissens/gebiet -... Märker.

  9. 9.

    So ist es. A) sehr gut beobachtet und B) dazu wissend/belesen.
    Und auch die Frage "des Überwinden könnens" eines 'Waldbrandriegels' ist ebenfalls empirisch belegt.
    Nur wenn man denn wirklich durch bbg kommt (ich nunmehr nur noch "gleis-seitig" (!) ist von dem Waldumbau relativ wenig bis nichts zu sehen. Kann mit den Beitzverhältnissen zusammenhängen. Aber ich sage mal, wäre der Forstbestand um Grünheide schon "waldum(ge)baut" gewesen, könnte sich der Standort so nicht erweitern. Denn eigentlich ist die Frage der Notwendigkeit, sich um den "Forstumbau" zu kümmern, schon am Ende d. ehm. DDR ein ziemlich großes Thema gewesen, aber wohl eher in den NSch-kreisen. Keine Ahnung!

  10. 8.

    Trägt denn dieser Baum dazu bei wieder genügend Wasser zu verdunste? Ein Manko der Monokultur - Fichten ist ja wohl, dass sie zu wenig verdunsten und dadurch die Wolken noch schneller über der brandenburger Wüste hinwegziehen...

  11. 7.

    Der natürlichen Ausbreitung der Roteiche durch Samenflug sind Grenzen gesetzt, die Eicheln sind schwer und fallen nur dort, wo der Baum steht. Eine extreme Natürverjüngung auf diesem Wege konnte ich biscdato weder in Roteichenbeständen, noch Alleen beobachten.
    Mein Vorschlag wäre, diese Baumart als Waldbrandriegel zu pflanzen und als Alleebaum. Wenn sich die Anbaufläche in Grenzen hält, wird das kein Problem für einheimische Insektenarten sein, auch nicht wenn so ein Waldbrandriegel 100 m breit und kilometerlang ist.

  12. 6.

    Dass die Roteiche in der Tat Brandausbreitungen behindern kann, ist experimentell nachgewiesen. Sie könnte durchaus auch als Wirtschaftsbaum fungieren; nur sollte der Waldumbau doch eher mit aussischtsreichen Arten Europäischer Vegetationszonen vollzogen werden.
    Ein Baum, der alle Erwartungen, die wir an die Nutzung von Hölzern, Natur-/Artenschutz und Landschaftsentwicklung stellen - den gibt es nicht. Man sollte mit modernen bildgebenden Verfahren ermitteln, wo zum Beispiel die Roteiche ihre Fähigkeiten zum Nutzen des Gesamtbestandes entfalten sollte u. wo wir sie aus bestimmten Zielen nicht so gern sehen würden. Solche Areale lassen sich bei Nutzung moderner Analyseverfahren bereits jetzt und mit Einzug der KI in der Standorterkundung wenig aufwendiger bestimmen. -- Wie immer, die Mischung macht's.

  13. 5.

    Dass die Eicheln der Roteiche nicht vom Schwarzwild gefressen werden, stimmt nicht. Das kann ich aus langjähriger jägerischer Erfahrung zweifelsfrei sicher sagen. Ich halte die Roteiche für einen Zukunftsbaustein in der Forstwirtschaft. Sich nur an althergebrachten heimischen Baumarten in diesem rasant fortschreitenden Klimawandel festzuhalten, ist falsch. Wir brauchen in Zukunft viel mehr Flexibilität und müssen von alten Zöpfen loslassen…

  14. 4.

    Unser Habitat wird sich unter dem Druck des anthropozänen Klimawandels und Artensterbens sowieso anpassen müssen. Die Frage ist nur mit welchem Ergebnis bzw. mit welchem Prozess.
    Das Problem ist, dass die Evolution unter all diesen Parametern zu Vielfältig für theoretische Modelle ist, daher ist natürlich bei menschlichem Eingreifen immer Vorsicht geboten. Man sollte also nicht gleich vollumfänglich auf die amerikanische Rotbuche setzen, sondern erst umfassende Feldversuche und Studien dazu durchführen.

  15. 3.

    Stiel- Traubeneiche gehören zu denn ökologisch wertvollsten Baumarten die Lebensraum für eine Fülle von Organismen bieten. Die Roteiche kann die wichtigen ökologischen Funktion der einheimischen Eichen nicht übernehmen. Gleichzeitig hat sie einen großen Evolutionsvorteil: ihre Eicheln enthalten Bitterstoffe, und werden daher vom Schwarzwild und anderen Tierarten nicht gefressen. Daher scheint es unverantwortlich, Roteichen gezielt zu pflanzen, statt dessen sollte diese Art konsequent zurückgedrängt werden.

  16. 2.

    Das abnehmende Bodenleben ist eine Gefahr für sämtliche Flora und damit auch für die Fauna.

  17. 1.

    Stiel- Traubeneiche gehören zu denn ökologisch wertvollsten Baumarten die Lebensraum für eine Fülle von Organismen bieten. Die Roteiche kann die wichtigen ökologischen Funktion der einheimischen Eichen nicht übernehmen. Gleichzeitig hat sie einen großen Evolutionsvorteil: ihre Eicheln enthalten Bitterstoffe, und werden daher vom Schwarzwild und anderen Tierarten nicht gefressen. Daher scheint es unverantwortlich, Roteichen gezielt zu pflanzen, statt dessen sollte diese Art konsequent zurückgedrängt werden.

Nächster Artikel