80 Jahre Kriegsende - Tausende Besucher und einige Polizeieinsätze bei Gedenkveranstaltungen in Berlin

Do. 08.05.25 | 21:37 Uhr
  93
Besucher und Polizeibeamte gehen am 08.05.2025 im sowjetischen Sowjetischen Ehrenmal Treptow in Richtung der haushohen Statue eines sowjetischen Soldaten. (Quelle: dpa-Bildfunk/Sebastian Gollnow)
Video: rbb|24 Abendschau | 08.05.2025 | Dorit Knieling | Bild: dpa-Bildfunk/Sebastian Gollnow

Mit vielen Gedenkveranstaltungen in Berlin und Brandenburg ist am Donnerstag an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa vor 80 Jahren erinnert worden. Mit einem Großaufgebot sicherte die Polizei Orte und Veranstaltungen in der Hauptstadt - und hatte mehrere Einsätze.

80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs haben in Berlin und Brandenburg tausende Menschen der Opfer gedacht und die Befreiung von der NS-Diktatur gewürdigt.

Allein in Berlin gab es etwa 40 Veranstaltungen, die nach Angaben der Polizei ruhig und würdevoll verliefen.

Gedenken in Berlin und Brandenburg

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) kam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zum Gedenken an die Neue Wache in Mitte.

Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildete die Rede von Steinmeier bei einer Gedenkstunde im Bundestag. Darin ging er Russland scharf an, kritisierte aber auch die Entwicklung der USA unter Präsident Donald Trump. Zur Gedenkstunde im Bundestag waren diplomatische Vertreter aus aller Welt geladen - nicht jedoch aus Russland und Belarus. Wegen des Krieges in der Ukraine waren zudem rund um den Jahrestag des Kriegsendes Flaggen der untergegangenen UdSSR am sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow verboten.

An verschiedenen Orten fanden Kranzniederlegungen statt: in Berlin unter anderem an der Neuen Wache und dem sowjetischen Ehrenmal in der Schönholzer Heide; in Brandenburg am Ehrenmal Seelower Höhen. In der Potsdamer Garnisonkirche fand am Abend eine Gedenkveranstaltung mit Gästen aus Polen und Frankreich statt.

Woidke erinnert an die Verantwortung gegenüber den Überlebenden

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) berichtete bei einer Gedenkveranstaltung im Paulikloster in Brandenburg an der Havel von Zeitzeugengesprächen, die er in den vergangenen Tagen geführt habe. Die Verantwortung gegenüber den Überlebenden, die die Tötungsmaschinerie der Nazis miterlebt hätten, sei ein wichtiger Grund, gegen den sich ausbreitenden Rechtsextremismus zu kämpfen.

"Sie berichten von den schlimmsten Erfahrungen, die ein Mensch machen kann", so Woidke. Das Mindeste, was sie erwarten könnten, sei, dass wir sie in ihrem Einsatz unterstützen. Die Gesellschaft müsse "den neuen verkappten Nazis sagen: "Bis hierhin und keinen Schritt weiter,"

Zeigen von Fahnen und Flaggen mit russischem Bezug untersagt

Die Berliner Polizei sicherte nach eingenen Angaben das Gedenken mit rund 1.900 Einsatzkräften ab. Verwiesen wurde dabei etwa auf eine sogenannte Allgemeinverfügung an sowjetischen Ehrenmalen.

Darin wurde unter anderem für die Zeit vom 8. Mai morgens bis 9. Mai 2025 abends untersagt das Zeigen von Flaggen und Fahnen mit russischem Bezug im Umfeld verschiedener Ehrenmale, wie auch am Sowjetischen Ehrenmal Treptow. Diese Entscheidung hatte das Verwaltungsgericht am Mittwoch bekannt gegeben. Zur Begründung hieß es, das Verbot sei gerechtfertigt, um ein ruhiges Gedenken zu ermöglichen.

In Berlin kamen viele Besucher zu den drei sowjetischen Ehrenmalen und legten Blumen nieder. In Treptow stand vor der riesigen Statue ein Kranz in den Farben der Ukraine mit der Aufschrift "Gegen Invasoren". Am Ehrenmal im Tiergarten demonstrierten Menschen mit
großen ukrainischen Flaggen. Dort störte nach Angaben der Polizei ein Mann mit einer Nato-Flagge das ruhige Gedenken. Er sei von Polizisten angesprochen und wegbegleitet worden, sagte ein Polizeisprecher.

Besucher betrachten am 08.05.2025 die Open-Air-Ausstellung vor dem Brandenburger Tor mit dem Titel "... endlich Frieden?!" (Quelle: rbb/Johanna Sagmeister)
Menschen besuchen am 8. Mai 2025 die Open-Air-Ausstellung mit dem Titel "... endlich Frieden?!" vor dem Brandenburger Tor. | Bild: rbb/Johanna Sagmeister

Prorussische Biker an Gedenkorten - Polizisten vor Ort

Am Brandenburger Tor versuchten nach Polizeiangaben mehrere Menschen, prorussische Banner und eine Fahne aufzuhängen. Acht Personen seien kurz vor 6.30 Uhr mit einer Leiter auf das Dach eines Nebengebäudes des Berliner Wahrzeichens geklettert, teilte die Polizei bei X mit. Auf das Tor selbst gelangten sie laut Angaben eines Polizeisprechers nicht. Es wurden Strafverfahren wegen Hausfriedensbruch eingeleitet.

In Brandenburg besuchten prorussische Motorradfahrer der nationalistischen "Nachtwölfe" zwei sowjetische Gedenkorte in Schönwalde (Havelland) und Baruth (Teltow-Fläming) und legten Kränze nieder, bevor sie Richtung Berlin aufbrachen. Polizisten waren vor Ort. Die russischen Biker waren Ende April in Moskau gestartet. Wie im vergangenen Jahr fahren sie auf einer umstrittenen "Siegesfahrt" von Moskau nach Berlin.

Vor dem Museum Karlshorst organisiert die VVN-BdA am 8 Mai 2025 eine mehrerer dezentraler Gedenkkundgebungen. Im Anschluss fährt ein Fahrradkorso zum Bebelplatz. (Quelle: rbb24/Winkler)Vor dem Museum Karlshorst, Ort der Kapitulation, organisiert die VVN-BdA am 8. Mai 2025 eine mehrerer dezentraler Gedenkkundgebungen. Im Anschluss fährt ein Fahrradkorso zum Bebelplatz.

Russischer Botschafter legt am Mahnmal in Schönholz einen Kranz nieder

Der russische Botschafter Sergej Netschajew legte am sowjetischen Ehrenmal Schönholzer Heide (Pankow) einen Kranz nieder, erschien dabei - ebenso wie seine Begleiter - mit dem sogenannten St.Georgs-Band am Revers. Die Berliner Polizei hatte auch das Tragen dieses Bandes für den 8. und 9. Mai in der Nähe der sowjetischen Ehrenmale verboten. Diplomaten und Veteranen der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs sind davon aber ausgenommen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 08.05.2025, 19:30 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 09.05.2025 um 9:36 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

93 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 93.

    Weil Russland eine der vier Siegermächte bleibt. Es gibt im Westen auch Denkmäler für andere Siegermächte, wenngleich nicht so viele. Durch die DDR hatte Russland natürlich ganz andere Möglichkeiten einen Eiluss auf die "Erinnerungskultur" zu nehmen.
    Abreißen würde das Problem nicht lösen. WARUM gibt es im Osten derart viele Bürger die RU und die ehemalige UdSSR derart feiern? Ich habe auch in der DDR gelebt und kann es nicht nachvollziehen. Sind es schlicht die standart Verklärungen Älterer, dass früher alles besser war? Fehlt eine Identifizierung mit Deutschland ab 1990?

  2. 92.

    Da wurde Berlin/D 1945 befreit und die Hauptakteure werden nicht eingeladen. Das Land mit der höchsten Opferzahl. Man ist nicht in der Lage Historie und Gegenwart zu trennen. Aber das schafft Deutschland bei sich selbst auch nicht mehr. Mittlerweile erheben wir uns wieder als „Die Demokratie“ und die Welt soll es uns gleich tun inkl USA.
    Die Steinmeier-Show ist unwürdig und dient nur der Polit-Blase im Bundestag, er möchte auch nicht immer im Namen Deutschlands versprechen wenn man selbst keine politische Mehrheit hat. 85% Bundesbürger würden sich nicht militärisch Opfern lassen lt Umfrage von unseren Politikern.

  3. 90.

    Deutschland hat 2x einen Weltkrieg begonnen! Haben Sie das vergessen?

    Nie wieder Krieg Nie wieder Faschismus

  4. 89.

    Ja, wie jedes Jahr und nicht erst seit Putin, schon unter Gorbatschow, damals noch mit Motorrädern wie Dnjepr und Molotow. Das war so und niemand regte sich auf, redete von Propaganda.
    Wenn in Deutschland an das Ende des Krieges erinnert wird und Befreier davon befreit werden, diesen Tag als ihren Sieg mit ihren Ritualen zu gestalten, wäre es vielleicht sinnvoll, dass Deutschland der Kapitulation gedenkt, denn dazu muss niemand ein- oder ausgeladen werden. Angesichts der Tatsache, dass Millionen Menschen vieler Nationen in diesem Krieg ihr junges Leben verloren, Frauen ihre Männer, Mütter ihre Söhne, Kinder ihre Väter, ist es meiner Meinung das Letzte, ein Politikum daraus werden zu lassen. Der 8. Mai 1945 hat nichts mit Kriegen im 21. Jahrhundert zu tun.

  5. 88.

    Dann fragen Sie auch mal im Baltikum, in Polen, Tschechien, Bulgarien oder Rumänien nach, wie beliebt die Sowjetunion ist. Der 2. WK fand überwiegend in Weißrussland und der Ukraine statt. Nicht mal bis Moskau ist die Wehrmacht gekommen.

  6. 87.

    Ein unwürdiger Ehrentag der deutschen Politik und man verhöhnt die Opfer damit. Berlin wurde von Sowjets befreit, nicht von den USA, die haben nur Ruinen hinterlassen und den Fuß erst hergesetzt als alles erledigt war. Welche Fahnen hat man dazu erwartet? Deutsche Politik hat nicht dazugelernt und heute gibt es nur noch eine Sichtweise und Darstellung „West“. Tut mir leid, der aufgeklärtere Osten ist zwar nicht Putin-Fan aber historisch etwas mehr gebildet wie es scheint. Heutige Generationen kennen diese Sichtweise nicht mehr. Es ist populär geworden das man alles auslädt und blockt und diffamiert was nicht genehm ist, man scheut die Auseinandersetzung. Diese Haltung wünschte ich mir eher bei Israel zu Gaza, da starben im Zeitraffer 4x mehr Zivilisten als im gesamten Ukraine-Krieg (offizielle Zahlen Statistiken 2025). Aber Moral kann man nicht erwarten im Bundestag

  7. 86.

    Ein unabhängiges Land, wie das ehemalige Jugoslawien, zu bombardieren, zivile Infrastruktur zu zerstören und das Land mit Uranmunition zu verseuchen - das ist Krieg! Oder wollen Sie das Ganze schönreden?

  8. 85.

    Da ich die erste in unserer Familie bin, die keinen Krieg erlebt hat, dachte ich. Es bleibt so, aber da habe ich mich wahrscheinlich geirrt. Ich bin Jahrgang 51 und die älteste kleinen Familie.
    Wenn ich mir das jetzt alles so anhören muss und lese, wird mir ganz übel.
    Und die ganze unsägliche Situation macht keinen Mut.




    Da ich

  9. 83.

    Das ist Blödsinn, denn die russische Fahne ist unerwünscht und pro-russische Banner. Ihr Versuch der Falschdarstellung ist typisch für Ihre Agenda und ich kann mit den Tätern von heute bei einer Gedenkveranstaltung keinen Zusammenhang herstellen zu den Befreiern von damals. Der Kalte Krieg ist längst schon bei uns angekommen und ich sehe Russland als mir etwas unheimlich Bedrohendes und Fremdes, ich traue Russland tatsächlich das Unfassbare auch bei uns zu. In der Ukraine ist es schon bittere Wahrheit. Deshalb müssen wir kriegstüchtig sein, um unseren Frieden zu schützen.

  10. 82.

    Also sollen wir uns von Putin überrennen lassen wie die Ukraine? Was geht nur in Ihrem Kopf vor? Kriegstüchtigkeit bedeutet so verteidigungsfähig zu sein, um unseren Frieden und unsere Sicherheit verteidigen zu können. Was daran können Sie nicht verstehen? Das ist doch logisch und selbstverständlich. Oder denken Sie, wir sollten uns freiwillig ergeben? Würde Ihnen das besser gefallen?

  11. 81.

    Im Beitrag geht es um die Bedrohung unseres Landes und der freien Welt und Europas durch Putin. Bitte beim Thema bleiben, es geht um die Bedrohung aus dem Kreml, der wir nur begegnen können, wenn wir kriegstüchtig sind, denn dann greift uns auch keiner an.

    Was daran verstehen Sie eigentlich nicht?

  12. 80.

    Wenn wir kriegstüchtig sind, werden wir auch nicht angegriffen. So einfach ist es.

  13. 79.

    Und ich Depp dachte, die Russen zerstören gerade die Ukraine, die Kultur, die Menschen, die Infrastruktur. wie konnte ich mich nur so irren.

  14. 78.

    Der Schrecken des Krieges ist wieder vor unserer Haustür, denn Putin möchte die Ukraine vernichten. Und uns droht er auch, Finnland und Polen und Alaska möchte Putin auch. Und wir wissen sehr wohl, wie sich Krieg anfühlt, wir wissen auch wieder, was kalter Krieg bedeutet, russische Sabotage, russische Propaganda, Fake News, Hass und Hetze.

    Und deshalb müssen wir kriegstüchtig werden, um uns so sicher fühlen zu können, das der Aggressor uns nicht wagt anzugreifen. Ganz einfach.

  15. 77.
    Antwort auf [Verwundert ] vom 08.05.2025 um 10:53

    Wir? Den Krieg in der Ukraine hat alleine Russland vom Zaun gebrochen und könnte diesen morgen beenden. Und jetzt erzählen sie nicht, die NATO würde Russland einkreisen. Dazu haben sich die Staaten Osteuropas freiwillig entschieden. Das verkraftet das Ego Putins nicht, und das müssen wir alle nun ausbaden

  16. 76.

    Wir haben nicht angegriffen (um Gebiete zu erobern und zu unterdrücken), sondern versucht, den Krieg und das (Völker)Morden dort zu beenden! Das war Nothilfe für die vielen zivilen Opfer dort!

  17. 75.

    Alles richtig:
    "Antwort auf [Habemus Papam] vom 08.05.2025 um 18:47
    Ich bin ganz beim Thema, beim Thema Krieg, der vor 80 Jahren endlich endete. Heute rüsten wir wieder auf, ist doch der Schrecken des Krieges aus den Köpfen, da die "Alten" nichts mehr davon erzählen ..."

    Im Gegensatz zu früher Hitler und heute Putin rüsten wir nicht für einen Angriffskrieg, sondern zur Verhinderung eines Krieges durch Verteidigungsfähigkeit (= Kriegstüchtigkeit) auf, weil wir die Schrecken des Krieges ahnen und in der Ukraine sehen!

    Wer den Unterschied nicht erkennt, der hat nichts aus der Geschichte und Gegenwart gelernt!

  18. 74.

    Ich war heute viele Stunden im (Kapitulations-) Museum Karlshorst. Vor dem Museumsgelände, ähnlich wie so einige Kommentare hier, haben Gruppen demonstriert, denen es um vieles ging, nur nicht ums Gedenken. Drinnen dagegen Hunderte und Tausende aus wirklich aller Welt, die es geschafft haben, sich respektvoll zu begegnen und das Gedenken und nicht ihre geltungssüchtigen Egos in den Mittelpunkt zu stellen.

Nächster Artikel