Vorher-Nachher-Slider - Berlin 1945 und heute – Orte des Kriegsendes im Wandel

Do. 08.05.25 | 07:25 Uhr | Von Caroline Winkler
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80 Jahre Kriegsende, die Berliner Oberbaumbrücke 1945 und 2025.(Quelle: Picture Alliance/rbb24/Caroline Winkler)
Bild: Picture Alliance/rbb24/Caroline Winkler

Mit dem Vormarsch der Roten Armee endet am 8. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg. rbb|24 zeigt eindrucksvolle Vorher-Nachher-Bilder einer Stadt. Berlin – damals zerstört, heute im neuen Gesicht.

Sowjetische Panzer rücken am 30. April 1945 auf das Reichstagsgebäude in Berlin vor. (Quelle: Picture Alliance/akg-images) Ende März 2025 fahren Touristenbusse am Brandenburger Tor in Richtung Reichstagsgebäude. (Quelle: rbb24/Caroline Winkler)


In der Schlacht um Berlin ist die deutsche Reichshauptstadt ab dem 16. April 1945 verheerenden Straßenkämpfen ausgesetzt. Weit über zwei Millionen Menschen, zermürbt von täglichen Luft- und Artillerieangriffen, suchen während der Kämpfe in Kellern und Bunkern Schutz. Am 30. April 1945 rücken Panzer der Roten Armee auf das Reichstagsgebäude in Berlin vor. Die Wehrmacht kapituliert.

Sowjetische Panzerbesatzung auf der Ost-West-Achse vor der Siegessaeule. - Foto, Anfang Mai 1945 (Quelle: Picture Alliance/akg-images/Mark RedkinPicture Alliance/akg-images/Mark Redkin) Zwei Ampeljongleure jonglieren im April 2025 am Großen Stern. (Quelle: rbb24/Winkler)

 

In der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 ratifiziert Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst die bedingungslose Kapitulation aller deutschen Streitkräfte. Sie folgt der Kapitulationserklärung am 7. Mai im amerikanisch-britischen Hauptquartier im französischen Reims. Nach sechs Jahren endet der zweite Weltkrieg und sein unbeschreibliches Leid. An der Siegessäule feiern Soldaten der Roten Armee das Ende der Kämpfe.

Ansicht der Zerstörungen bei Kriegsende: Blick von der Charlottenburger Chaussee (heute Straße des 17. Juni) aus in Richtung Unter den Linden. Foto, 1945. (Quelle: Picture Alliance/akg-images/Abraham Pisarek) Das Brandenburger Tor in Berlin am 6. Mai 2025. (Quelle: rbb24/Winkler)


In Berlin haben vor 1933 etwa 170.000 Juden gelebt. Als einer von 6.500 Berliner Juden übersteht der Fotograf Abraham Pisarek den Holocaust. Die Brandenburger Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück wurden in den letzten Kriegstagen durch die Rote Armee am 22. und 30. April 1945 befreit. Nach Kriegsende fotografiert Pisarek als einer der ersten die Nachkriegstage, wie hier am Brandenburger Tor.

Berliner Bevölkerung beim Kartoffelnstoppeln auf den abgeernteten Feldern vor dem Reichstag, aufgenommen am 21. Oktober 1947. (Quelle: Picture Alliance/akg-images) Der Berliner Tiergarten, im Hintergrund das Reichstagsgebäude, aufgenommen am 27.03.2025. (Quelle: rbb24/Winkler)

 

Berlin liegt in Schutt und Asche, auch der große Tiergarten ist größtenteils zerstört. Nach Ende des Kriegs ist die Versorgungslage schlecht, viele Berlinerinnen und Berliner hungern und frieren. Um heizen zu können, fällen die Menschen die restlichen Bäume des Tiergartens. Auf den freien Flächen legen sie Gemüsebeete an. Der 210 Hektar große Park wird ab 1949 mit Baumspenden wiederaufgeforstet.

Berlin-Kreuzberg, Oberbaumstrasse: Sowjetsoldaten fuehren eine Kolonne deutscher Kriegsgefangener zum Sammel- platz.- Foto, 3. Mai 1945. Am 27.03.2025 stauen sich an der Oberbaumbrücke aufgrund eines BVG-Streiks die Autos. (Quelle: rbb24/Caroline Winkler)

 

Auch Kreuzberg liegt in Trümmern. An der Oberbaumbrücke führen sowjetische Soldaten deutsche Kriegsgefangene zum Sammelplatz. Viele werden die sowjetische Gefangenschaft nicht überleben. Die Rückkehr deutscher Soldaten zieht sich bis in die 1950er-Jahre hin.

Ankunft eines Flüchtlingstrecks (am Knie), heute Ernst-Reuter-Platz, nach Kriegsende im Mai 1945 in Charlottenburg. (Quelle: Picture Alliance/akg-images) Der Ernst-Reuter-Platz in Berlin-Charlottenburg im März 2025. (Quelle: rbb24/Winkler)

 

Hunderttausende Zivilisten fliehen im Winter 1944/45 aus den deutschen Ostgebieten vor der heranrückenden Roten Armee nach Westen. Andere verlassen Berlin, das von den Alliierten zwischen 1940 und 1945 über 300 Mal bombardiert wurde. Aber auch die Flucht kostet viele das Leben. Hier kommt am Knie, seit 1953 Ernst-Reuter-Platz, ein Flüchtlingstreck an. Die Vertriebenen haben meist ihren gesamten Besitz verloren.

Cafébesucher auf dem Berliner Kurfürstendamm im Sommer 1945 (Quelle: Picture Alliance/Jewgeni Chaldej) Passanten am 24.03.2025 am Kurfürstendamm in Berlin-Charlottenburg. (Quelle: rbb24/Caroline Winkler)

 

Der Frieden bringt Entspannung: Im Sommer 1945 zeigen sich schick gekleidete Berlinerinnen und Berliner in einem Café am Kurfürstendamm. Der sowjetische Fotograf Jewgeni Chaldej, der auch das ikonische Bild der sowjetischen Flagge auf dem Reichstag fotografierte, lichtet die Szene ab.

Ansicht des kriegszerstörten Bahnhofsvorplatzes am Bahnhof Zoologischer Garten in Berlin-Charlottenburg. Foto, 1945. (Quelle: Picture Alliance/akg-images) Der Hardenbergplatz am Bahnhof Zoologischer Garten in Berlin-Charlottenburg, aufgenommen am 24.03.2025. (Quelle: rbb24/Caroline Winkler)

 

Langsam hält der Alltag in Nachkriegsdeutschland Einzug, wie hier am Vorplatz des Bahnhofs Zoo. Aber im täglichen Ringen ums Überleben entwickelt sich ein lebhafter Tauschhandel. Frauen mit in Schmugglerkleidung versteckten Waren werden gefasst, Schwarzmarkthändler:innen drohen harte Strafen.

Ein russischer Besatzungsoldat versucht 1945 einer Berlinerin das Fahrrad wegzunehmen; im Hintergrund das Brandenburger Tor. (Quelle: Picture Alliance/akg-images ) Ausstelllung zu 80 Jahre Kriegsende vor dem Brandenburger Tor am 03.05.2025. (Quelle: rbb24/Winkler)

 

Das wenige, das man hat, wird verteidigt. Ein sowjetischer Besatzungssoldat versucht, vor dem Brandenburger Tor einer Berlinerin das Fahrrad wegzunehmen.

Tauentzienstraße 1945, im Hintergrund die Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche. (Quelle: Picture Alliance) Passanten am 24.03.2025 am Berliner Tauentzien. (Quelle: rbb24)


Wie hier in der Tauentzienstraße werden Straßen und Plätze von Schutt befreit. Ein kleiner Teil des öffentlichen Nahverkehrs kann bereits im Mai 1945 wieder in Betrieb genommen werden.

Zunächst ist die gesamte Stadt ausschließlich unter sowjetischer Kontrolle, am 1. Juli 1945 treffen amerikanische und britische, dann französische Truppen ein. Berlin wird im August 1945 in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Im Sommer 1945 leben in ganz Berlin etwa 3,3 Millionen Menschen.

Für den Wiederaufbau der Städte stehen symbolisch die sogenannten Trümmerfrauen. Da viele Männer im Krieg an der Front getötet wurden oder in Kriegsgefangenschaft sind, beseitigen die Frauen den Schutt.

`Altgermanische Bueffeljagd' von F. Schaper, und die Siegessaeule. - Mai 1946 . (QUelle: Picture Alliance) Bronzeplastik und Siegessäule in Berlin Charlottenburg im März 2025. (Quelle: rbb24/Winkler)

 

Der fast vollständig abgeholzte Tiergarten ist im Mai 1946 auf Anordnung der britischen Militärverwaltung zur landwirtschaftlichen Nutzfläche umfunktioniert worden: Hier, ganz in der Nähe der Siegessäule, sortieren Berlinerinnen Saatkartoffeln vor, die aus der britischen Besatzungszone in Westdeutschland geliefert wurden.

Ansicht des kriegszerstoerten Reichstagsgebaeudes, im Vordergrund Kleingartenkolonie auf dem abgeholzten Tiergartengelaende. - Foto, Sommer 1946. (Quelle: Picture Alliance/akg-images) Am 27.03.2025 gehen Menschen am Mahnmal für die Sinti und Roma vorbei, im Hintergrund das Reichstagsgebäude. (Quelle: rbb24/Caroline Winkler)

 

Im Sommer 1946 bauen Menschen vor dem kriegsbeschädigten Reichstagsgebäude Gemüse an.

Das Foto zeigt das Brandenburger Tor, Berlin, nach der Kapitulation 1945. (Quelle: Picture Alliance/AP) Ausstelllung zu 80 Jahre Kriegsende vor dem Brandenburger Tor am 03.05.2025. (Quelle: rbb24/Winkler)



Anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Endes des Zweiten Weltkriegs ist in Berlin der 8. Mai 2025 ein gesetzlicher Feiertag.

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Beitrag von Caroline Winkler

21 Kommentare

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  1. 21.

    Ein Dank gilt an dieser Stelle unseren Vorfahren die aus diesen Trümmern eine Stadt gemacht haben.

  2. 20.

    Oberbaumbrücke sah mal besser aus. Heute alles beschmiert und mit Aufklebern zugeklebt. Schön ist anders.

  3. 19.

    Antenne Brandenburg hat das den ganzen späten Nachmittag verkündet - stand wohl auch anfangs hier so in der Überschrift. Etwas mehr Sorgfalt in Aufmerksamkeit und Mitteilung täten allen gut.

  4. 16.

    Dieses Foto des "Damals-Jetzt-Vergleich" hat mich überrascht. Diese Zusammenhang kannte ich noch garnicht. Ich dachte erst diese Bäume sind den Artillerie-Granaten und anderen Sprengkörpern zum Opfer gefallen.

  5. 14.

    Der zweite Weltkrieg endete viel später, als Japan kapitulierte.

  6. 13.

    Zum Glück gab es auch anständige Deutsche. Ich denke u.a. an Ida Jauch, stellvertretend für alle anderen die "U-Boote" versteckt und mit Lebensmittel versorgt haben aber auch an Ruth Andreas-Friedrich, die aktiven Widerstand geleistet hat.

    Buchempfehlung: Ruth Andreas-Friedrich "Der Schattenmann".

  7. 12.

    Sie wären also damals gegen die Nationalsozialisten gewesen? Was macht Sie da so sicher? Engagieren Sie sich heute zum Beispiel für unser wichtigestes Problem dem Klimaschutz?
    Ich denke wir Deutschen waren damals in großer Zahl für den Nationalsozialismus. Warum sollte ich da anders gewesen sein, leider.

  8. 11.

    Im Tiergarten wurden die Bäume abgeholzt und in Feuerholz verwandelt. Heute ein ökologisches Unding, damals überlebenswichtig. Und der Gemüseanbau im Tiergarten war kein Urban Farming, sondern geschah ebenfalls aus der puren Not heraus. Viele Menschen wären sonst verhungert, denn die per Lebensmittelkarten zugeteilten Rationen waren mehr als dürftig.

  9. 10.

    @interstellar. Ch empfehle Ihne das Buch „Wolfszeit“.
    Darin werden die chaotischen, schrecklichen Nachkriegjahre beschrieben.
    Der Kommentar „ Echt interessant“ kam nicht darin vor !!!

  10. 9.

    "Und der Gemüseanbau im Tiergarten ist wesentlich interessanter als diese ganzen langweiligen Flanierparks mit Granitumrandung..." ------> Was müssen die Menschen in der unmittelbaren Nachkriegszeit doch für ein interessantes Leben geführt haben.......

  11. 8.

    Nazis mit breiter Unterstützung der Bevölkerung.

    Im Jahr 1945 hatte die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) rund 8,5 Millionen Mitglieder. Andere Sympathisanten sind hier nicht mitgerechnet.

    Und Geschichte wiederholt sich doch, wenn es der Bevölkerung vermeintlich schlechter geht und dann die Extremisten gewählt werden. Wenn Regierungen und Gerichte nichts unternehmen, um antidemokratische Parteien von rechts oder links zu verbieten.

  12. 7.

    Was man auch sieht: Vorher --wertige Materialien wie Wolle, Leinen, Baumwolle, Leder.... Ziegelsteine, Holz ohne giftigen Holzschutz ...Nachher: Plastikjacken. und Polyesterkleidung(auch wenn dies schön bunt leuchtet)...Beton, Alu...darunter Mineralwolle...
    Statt einem schönen Café gibt es jetzt überdimensionierte Läden von Protzmarken...
    Und der Gemüseanbau im Tiergarten ist wesentlich interessanter als diese ganzen langweiligen Flanierparks mit Granitumrandung...

  13. 6.
    Antwort auf [Verwundert] vom 08.05.2025 um 11:01

    Der Osten konnte seinerzeit darüber abstimmen, wie es mit der „DDR“ weitergeht, auch mit den „DDR“-Medien. Das Volk hat sich für den Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland entschieden. Sie hätten auch anders entscheiden können.
    Dass heute weniger Osten in den Medien ist als Sie sich offenbar wünschen und als damals in den Medien der „DDR“, liegt vielleicht daran, dass der „Osten“ nicht mehr das ganze Land ist, sondern „nur“ ein Teil. Und noch dazu der kleinere. Vielleicht hat das aber auch damit zu tun, dass Ost und West und Nord und Süd heute gar nicht mehr so bedeutend sind.
    Für die, die gern im Gestern leben, haben Sie ja Alternativen aufgezeigt.

  14. 5.
    Antwort auf [Verwundert] vom 08.05.2025 um 11:01

    Nach der Vereinigung fiel der „damalige“ SFB an den „ostlastigen“ RBB , die Mitarbeiter des SFB wurden regelrecht aus der Firma gemobbt von den Ossis. Die Berichterstattung , damals gab es nur TV, VT und Radio, was sehr wohl der Ostlastig. Nehmen Sie es gelassen, so etwas nennt man Gerechtigkeit .

  15. 4.

    Und jetzt noch eine ähnliche Serie mit dem unzerstörten Berlin im vergleich zu heute. Da das Sendegebiet des rbb nicht nur Berlin ist wie beim SFB, wären ähnliche Serien wenigstens mit der Landeshauptstadt Potsdam noch interessant.

  16. 3.

    Nunja, Geschmackssache. Gründerzeithäuser sind was Bauzeit und Errichtung angeht, sehr viel anspruchsvoller als Bauten der 50er und 60er Jahre. Im Osten gabs natürlich das sozialistische Loblied auf die Plattenbauten, gern im Altbaut zu leben, war ja sowas wie ein Ausweis eines dekadenten Lotterlebens und damit verdächtig ....

  17. 2.

    Na ja, lieber Matthias. Ganz so einfach ist es nicht…. Die Nationalsozialisten haben auch reichlich Gründerzeithäuser entstuckt und abgerissen, um die gepriesene Hauptstadt Germania aus dem Boden zu stampfen. Und nur Gründerzeit ist doch auch langweilig. Man muss sie nur mal in Ruhe betrachten, wie fesch und zeitlos modern Bauten aus den 50igern und 60igern sind. Alles nicht so bombastisch. Ansonsten empfehle ich, Wien und Budapest zu bereisen, wenn es Ihr Geschmack wünscht.

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