Von Frauen für Frauen - Neuer Fahrdienst will Frauen sicher durch die Stadt bringen

Mi. 07.05.25 | 15:11 Uhr
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Symbolbild: Eine junge Frau hinter dem Lenkrad eines Autos. (Quelle: dpa/Matthias Balk)
Video: rbb24 Abendschau | 04.05.2025 | Marcel Trocoli Castro | Bild: dpa/Matthias Balk

Gerade nachts stellt sich für Frauen die Frage, wie sie sicher nach Hause kommen. Immer wieder fühlen sich Frauen im ÖPNV, Taxi oder Uber unsicher oder werden belästigt. Ein neuer Fahrdienst will das ändern.

Berlin hat einen neuen Fahrdienstanbieter. Das Besondere: die Wagen werden ausschließlich von Frauen gefahren und mitgenommen werden nur Frauen. "G-Cars", kurz für Girls Cars, will Frauen, die nachts in der Hauptstadt unterwegs sind, Sicherheit auf dem Weg durch die Stadt bieten. Oft berichten Frauen von übergriffigen Fahrern und dem unsicheren Gefühl und der Angst, die mitfährt.

Sicheres Gefühl bei einer Fahrerin

Um Frauen ein gutes Gefühl bei der nächtlichen Fahrt zu geben, gilt: keine Männer an Bord der Wagen, auch nicht als Begleitung. Christine Thomas ist eine der Fahrerinnen. Sie sagt: "Es ist schrecklich, dass es so viel Angst und Unsicherheit gibt."

Gewaltdelikte gegen Frauen in Berlin haben in den letzten Jahren zugenommen. Konkrete Erhebungen zu Übergriffen von Uber- oder Taxifahrern gibt es nicht. Die Zahl der Sexualdelikte in der U-Bahn ist 2024 jedoch gestiegen im Vergleich zum Vorjahr. Rund 380 Sexualdelikte wurden registriert - 15 Prozent mehr als 2023.

Touristin Sabrina ist mit zwei Freundinnen in Berlin für ein Mädelswochenende. Sie nutzen den Fahrdienst und fühlen sich "einfach sicher hier drin". Früher habe es ihr nichts ausgemacht, in ein Taxi einzusteigen, doch die Zeiten hätten sich geändert. Sie und ihre Freundinnen fühlen sich einfach sicherer, wenn sie wissen, sie "werden von einer netten Dame abgeholt".

Bisher 30 Fahrerinnen eingestellt

Fahrerin Birgül war Friseurin. Sie fährt leidenschaftlich gern Auto und hat nun ihren alten Job gekündigt und ist jetzt Fahrerin bei G-Cars. Auch sie selbst fühle sich wohl. "Ich weiß, es sind Damen hinter mir. Ich werde von hinten nicht irgendwie bedroht." Männer würde sie überhaupt nicht fahren wollen, ein "normaler" Taxijob wäre nicht in Frage gekommen.

Das Unternehmen ist noch jung, erst seit April sind die G-Cars auf Berlins Straßen unterwegs. Zunächst nur mit drei Autos, weitere sollen dazukommen. Bisher wurden 30 Fahrerinnen eingestellt. Gebucht werden die Fahrten über eine App. Die in der Nähe verfügbare Fahrerin nimmt die Anfrage an. In einem kurzen Telefonat wird dann vor der Fahrt geklärt, dass es sich um eine Frau handelt - sowie Details wie Abholort und Ziel. Das Angebot gilt für alle Menschen, die sich als weiblich definieren, für Transpersonen und non-binäre Personen, teilte Nadin Güner von G-Cars rbb|24 auf Nachfrage mit.

3,50 Euro netto pro Kilometer

Pro Kilometer berechnet G-Cars 3,50 Euro netto, unabhängig von Streckenlänge, Uhrzeit oder Tag. Bei klassischen Taxiunternehmen wird im Normaltarif ein Grundpreis von 4,30 Euro sowie ein Kilometerpreis von 2,80 Euro für die ersten drei Kilometer berechnet. Bei längeren Strecken sinkt der Kilometerpreis, zudem gibt es einen Kurzstreckentarif (Winketarif) bis zwei Kilometer für 6 Euro. [berlin.de]

Für Christine Thomas ist es ein Nebenjob. "Es war schon immer mein Traum, Taxifahrerin zu sein, aber ich hätte mich das früher nicht getraut, alleine mit Männern im Auto zu sein", sagt die gelernte Fotografin. Noch ist das Angebot wenig bekannt, die Auslastung könnte dementsprechend noch besser sein. "Wenn es mehr Fahrten gäbe, würde es mich noch mehr freuen", sagt sie. Die bisherigen Fahrten waren super. "Alle sind begeistert." Ihr selbst sei noch nie etwas passiert, jedoch habe ihre Tochter schon einige schlechte Erfahrungen gemacht. "Es wurde nach der Telefonnummer gefragt. Es wurde gefragt, ob sie einen Freund hat", sagt Christine Thomas.

Über die Idee und Notwendigkeit des neuen Fahrdienstes von Frauen für Frauen sagt eine Passantin: "Ich fände es schön, wenn es gar nicht notwendig wäre."

Sendung: rbb24 Abendschau, 4.5.2025, 19:30 Uhr

53 Kommentare

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  1. 53.

    Das Angebot bei Taxiunternehmen, weibliche Fahrer für weibliche Fahrgäste, gibt es auch heute noch.

  2. 52.

    Lebe in Berlin und tatsächlich nie Probleme gehabt. Zwei Kinder und auch die nie Probleme gehabt, auch nicht in den Öffis. Bin mittlerweile 53.

  3. 51.

    Vor ca. 30 Jahren gab es bei den Taxen auch ein solches Angebot. Doch Aufgrund der Gleichberechtigung von männlichen Fahrern wurde dies leider wieder eingestellt.

    In der Hoffnung das dieses mal keiner diesen Kleinen Schutzraum wieder kaputt macht, sage ich: DANKESCHÖN, das es dies wieder gibt.

  4. 50.

    Na Sie haben ja ein merkwürdiges Bild von Frauen in der ehemaligen BRD West. Früher gab es nicht ausreichend Kita Plätze für alle und die Familie konnte von einem Gehalt leben. Hausfrauenarbeit und Kindererziehung wurden natürlich nicht bezahlt, aber diese Frauen als "ungebildet" zu bezeichnen ist zynisch. Ich kenne viele Hausfrauen, die deutlich gebildeter sind als viele der heutigen angeblich so freien Gänseblümchen Generation. Und ich war ab 1967 in Berlin West in der Schule, da gab es schon keine Prügel Strafe mehr.

  5. 49.

    Die Idee finde ich super, schade allerdings, dass es notwendig ist. Ich fahre inzwischen überwiegend mit den Öffis.Abends überlege ich mir häufig welche Route ich nehme. Nehme Umwege in Kauf, um manche Bahnhöfe zu meiden. Uber und Bold kommen für mich nicht in Frage. Ich würde nun tatsächlich das neue Frauenunternehmen ausprobieren. Ich hoffe, dass die "Mädels" gut bezahlt werden. Toi, toi, toi!

  6. 48.

    “ Schlimm, dass es sowas braucht“
    Mit solchen Aussagen wäre ich vorsichtig. Es ist doch eher ihr persönliches Empfinden.
    Wäre dem nicht so wäre dieses Geschäftsmodell eine Goldgrube, denn es würden alle Frauen nur noch mit diesen Taxis fahren. Ich wette dem ist nicht so. Es werden weiterhin auch Frauen „normale“ Taxis, Uber usw. nutzen… und das nicht weil sie es müssen.

  7. 47.

    Stimme voll zu!! Aber es muss auch ernsthaft an dem Problem der zunehmenden Gewalt gegen Frauen gearbeitet werden. Gerade in Deutschland wird das geradezu als selbstverständlich akzeptiert, angefangen bei verbalen Übergriffen. "Stellt euch nicht so an", "Man wird ja wohl was sagen dürfen" oder "Dann bleibt doch zu Hause" sind nur einige der besseren Sprüche, die man sich anhören muss, wenn man sich mal traut, zu protestieren. Meistens wird es eher hässlicher.

  8. 46.

    Ich möchte in einer Welt leben wo keine/keiner Angst haben muss. Kann doch nicht so schwer sein.

  9. 45.

    Sehr gut!
    Gute Idee , ausgedacht & umgesetzt von Frauen. Schlimm, dass es sowas braucht; aber gut, dass es Menschen gibt, die sich dann etwas zur LÖSUNG überlegen.

  10. 44.

    Cool am Pool, cool in der U-Bahn, cool im Taxi ...

  11. 43.

    „ IHR seid das Problem, wegen EUCH ist so ein Service wichtig.“
    Wenn sie dieser Aussage zustimmen (eine/r hat’s kapiert) muss man davon ausgehen, dass sie keine Kollegen, Freunde oder gar einen Partner haben…. Oder lassen sie das Problem etwa in ihre Nähe oder gar in ihre Wohnung oder noch schlimmer in ihr Bett ?
    Man kann dem sogar noch einen drauf setzen (bei solchen pauschalen Aussagen)… was haben sie für ein Glück, dass ihre Mutter diese Einstellung nicht hatte.
    Und bitte kommen sie mir jetzt nicht mit „früher war es eben besser“ … mit 61 könnte ich das sagen aber solchen Blödsinn gebe nicht mal ich von mir.
    Ab welchem Alter wird man eigentlich automatisch zum Problem und gilt das dann bis zum Lebensende ?

  12. 42.

    Ich verstehe deinen Ansatz, ich muss dennoch widersprechen. Die Frauen sind und waren nicht daran Schuld in einem System zu leben, dass sie konsequent benachteiligt. Bashing Frauen gegen Frauen hilft gar nicht.

  13. 41.

    Ich finds super! Wünsche den Mädels viel Erfolg bei der Umsetzung :)

    Ich selbst hab bisher bei jedem Anbieter Belästigungen erfahren - ob Taxi, Uber, Bolt, Drive und was es nicht alles gibt. Fast immer gegen Abend oder nachts.
    Es ist beängstigend, unangenehm & einfach frustrierend, wenn man schon auf die teure & vermeintlich sicherere Alternative zu Öffis zurückgreifen muss, um sicher nach Hause zu kommen, nur um dann nach wenigen Minuten festzustellen, dass man hier auch nicht geschützt ist.
    Und dass ich 2 Uhr nachts keinen Aufstand im Bolt mache, weil der Fahrer mich anbaggert, sondern lieber ruhig bin & hoffe, dass es schnell vorbei ist & ich endlich zu Hause ankomme, sollte (hoffentlich) nicht schwer nachvollziehbar. Also bitte keine Opfer-Täter-Umkehr !

  14. 40.

    Für Behinderte gibt es ein Fahrdienst in Berlin. Seit 1. März ist Muva in der ganzen Stadt unterwegs. Und das auch noch kostenlos.
    Leider ist das ein Nachteil für die Frauen, die die Muva Rufbusse davor nachts bestellen konnten, um sicher nach Hause zu kommen. Für 1€ ging von der U- oder S-Bahn bis vor die Haustür. Jetzt müssen sie versuchen ein G-Cars zu bekommen, was bei so wenig Fahrzeugen nachts außerhalb der Ringbahn vermutlich vergeblich ist.

  15. 38.

    Sorry aber manche Forderungen sind zu viel. Wie stellst du dir z.b. extra Abteile nur für Frauen in den sowieso schon überfüllten Öffis vor? "Sorry du musst auf die nächste Bahn warten, weil du das falsche Geschlecht hast" oder wie? Ne echt nicht, das finde ich als Frau nicht gut. Lieber mehr (weibliches) Sicherheitspersonal, gerade Nachts. Das würde mir schon deutlich helfen, damit ich mich sicherer fühle.

  16. 37.

    So etwas gab es schon vor langer Zeit bei den Taxen...
    Abgeschafft durch Männer, die auf Gleichberechtigung pochten.
    Nun haben wir wieder ein solches Angebot - bitte Männer laßt uns bitte diesmal unseren Schutzraum.

    Gut das es so etwas wieder gibt, DANKE

  17. 35.

    Das war noch nie eine Lücke, denn das Bestellmerkmal "Fahrerin" gibt es bei Taxis seit Jahrzehnten. Muss nur bei der Bestellung angegeben werden.

  18. 34.

    Lieber rbb,
    eine kurze Nachfrage an entsprechendr Stelke =Recherche hätte zutage gebracht, dass man als Frau schon seit langer Zeit (ich selbst habe vor mehr als 30 Jahren Taxis durch Berlin gelenkt) bei der Bestellung eine Fahrerin anfordern konnte. Daran hat sich nichts geändert. Leider wartet man dann i.d.R. länger auf das Taxi, weil der Frauenanteil in dieser Branche nicht so groß ist. (Das ist jedoch bei allen Sonderwünschen üblich und ja auch logisch.) Auf Grund der sehr kleinen Flotte dürfte bei der neuen Firma nicht anders sein, eher noch länger.

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