Landkreis Spree-Neiße - Kraftwerk Jänschwalde unter Denkmalschutz gestellt

Mo. 05.05.25 | 16:15 Uhr
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Luftbild vom Kraftwerk Jänschwalde (Quelle: dpa/Jochen Eckel)
Audio: rbb24 Brandenburg aktuell | 05.05.2025 | Phillipp Manske | Bild: fpa/Jochen Eckel

Das Kraftwerk Jänschwalde und die Brikettfabrik Schwarze Pumpe stehen nun in der Denkmalliste des Landes Brandenburg. Während das Landesamt einen "eindeutigen Denkmalwert" erkennt, sieht der Leag-Betriebsrat die Enscheidung skeptisch.

  • Bauensemble des Kraftwerks Jänschwalde als Denkmal ausgewiesen
  • Architektonischer Schutz auch für die Brikettfabrik Schwarze Pumpe
  • Gebäude gelten als Zeugnisse der Lausitzer Industriekultur
  • Leag-Betriebsrat kritisiert Entscheidung

Das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde (Spree-Neiße) steht unter Denkmalschutz. Das teilte das zuständige Brandenburger Landesamt für Denkmalpflege dem rbb auf Nachfrage mit. Das gilt demnach auch für die Brikettfabrik Schwarze Pumpe bei Spremberg (ebenfalls Spree-Neiße).

Beide Gebäude seien schon im März in die Denkmalliste aufgenommen worden, hieß es vom Landesamt.

Archivbild: Aus der zur Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG) gehörenden Brikettfabrik steigt bei Windstille Wasserdampf senkrecht in die Luft am 12.11.2022.(Quelle: picture alliance/dpa/Frank Hammerschmidt)
Brikettfabrik in Schwarze Pumpe | Bild: picture alliance/dpa/Frank Hammerschmidt

"Denkmalwert eindeutig vorhanden"

Demnach gehören beide Gebäude zur Industriekultur der Lausitz. "Es gibt in diesem Fall keinen Ermessensspielraum, da der Denkmalwert eindeutig vorhanden ist", so das Landesamt.

So seien Modernisierungen und Umnutzungen der beiden Objekte weiterhin grundsätzlich möglich. Wie diese aber genau vonstatten gehen können, will die Behörde nun mit dem Energieunternehmen Leag klären, dem sowohl das Kraftwerk als auch die Brikettfabrik gehören, wie es hieß. Die Leag hatte laut Landesamt bereits im Februar erfahren, dass eine Aufnahme der Gebäude in die Denkmalliste vorgesehen ist.

Leag-Betriebsrat: Andere Pläne, "als nur ein Museum zu errichten"

Die Leag äußerte sich auf rbb-Nachfrage nur kurz. Es habe bereits erste Gespräche mit dem Landesamt für Denkmalpflege gegeben. Wegen des noch laufenden Prozesses gebe es aber keine weiteren Statements.

Klarer positioniert sich der Gesamtbetriebsrat des Unternehmens. "Unser Zukunftsplan war ein anderer, als hier nur ein Museum zu errichten", so Uwe Teubner, der Vorsitzende des Konzernbetriebsrates. Dem Betriebsrat gehe es darum, auch zukünftig Industriearbeitsplätze an den beiden Standorten zu sichern und die Standorte selbst auch umbauen zu können. "Wir brauchen hier Investments, wir wollen dort neue Anlagen bauen", so Teubner. Es sei nicht hilfreich, bei jeder baulichen Veränderung eine Genehmigung beantragen zu müssen.

Beide Objekte von besonderem Interesse für Denkmalschutz

Das Landesamt für Denkmalpflege verteidigt die Entscheidung gegenüber dem rbb auf Nachfrage. Die Industriedenkmalpflegerin Louise Warnow erklärte, dass beide Gebäude weiter genutzt werden könnten und sollen. Eine Weiternutzung sei sogar im Interesse des Amtes. Mit der Entscheidung soll aber auch ein Transformationsprozess angestoßen werden, bei dem auch der Denkmalschutz eine wichtige Rolle spielt. So habe beispielsweise die Brikettfabrik einen baukünstlerischen Wert, weil hier die Entwurfsprinzipien der Moderne stetig weiterentwickelt worden seien.

Das Kraftwerk Jänschwalde sei wiederum das letzte Großkraftwerk, das in der DDR gebaut worden war. Als eines von nur wenigen sei es vollständig erhalten und stehe auch für die Braunkohle als wichtigstem Energielieferant der DDR, so Warnow. Das Kraftwerk sei representativ, bis hin zum Verwaltungsgebäude - das gesamte Kraftwerk ergebe aus jeder Blickrichtung ein schlüssiges Gesamtbild. Das Kraftwerk Boxberg in Sachsen sei im Vergleich dazu zu stark verändert worden. Neue Anlagen seien eingebaut, alte Gebäude abgerissen worden. Jänschwalde sei das einzige in seiner ursprünglich konzipierten Gesamtheit erhaltene Braunkohlekraftwerk.

Beide Gebäude nach wie vor genutzt

Das Kraftwerk Jänschwalde war zwischen 1976 und 1989 errichtet und in Betrieb genommen worden. Es war ursprünglich mit sechs Blöcken ausgestattet, mit je 500 Megawatt. Im Zuge des geplanten Braunkohleausstiegs sind aber bereits 2018 und '19 die Blöcke E und F vom Netz genommen worden und seitdem als Sicherheitsreserve nur kurzzeitig zurück ans Netz geholt worden. 2023 wurden die Blöcke endgültig abgeschaltet, 2028 soll das gesamte Kraftwerk stillgelegt werden.

In der Brikettfabrik Schwarze Pumpe, seit 1963 in Betrieb und mehrfach saniert, wird bis heute Braunkohle veredelt und Briketts, etwa für Öfen, hergestellt. Laut Leag handelt es sich um die modernste und innovativste Brikettfabrik Europas. Im Zuge der Corona-Pandemie und im Zusammenhang mit der Energiekrise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine war hier die Nachfrage deutlich angestiegen. Es handelt sich um die letzte noch zur Produktion genutzte Brikettfabrik in Deutschland.

Sendung: Brandenburg aktuell, 05.05.2025, 19:30 Uhr

27 Kommentare

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  1. 27.

    „Jänschwalde sei das einzige in seiner ursprünglich konzipierten Gesamtheit erhaltene Braunkohlekraftwerk.“ Stimmt so nicht ganz. Da gab es mal 3 Schornsteine, die 2003 zurückgebaut wurden.

  2. 25.

    Und warum macht man das nicht mit Kernkraftwerken?

    Mit denen könnte man immerhin in Zukunft wieder klimafreundlichen Strom produzieren, wenn die Politik endlich mal wieder zur Besinnung kommt.

  3. 24.
    Antwort auf [Bergbaurentner] vom 05.05.2025 um 19:41

    Das beruht wohl auf Gegenseitigkeit.

  4. 23.

    Na dann nennen Sie uns bitte Quellen zum Thema...sonst sind ihre Aussagen nur haltlose Unterstellungen.

  5. 22.

    Denkmalschutz ist für den Eigentümer extrem teuer, belastend und schmälert Grundstückswerte zumeist enorm.

  6. 21.

    Das Denkmal braucht man nicht. Verrottet sowieso. Warum da noch Geld reinpumpen für Schutz?
    Man kann dort auch sowas wie eine Denkschrift oder so hin stellen. Wäre billiger. Renaturierung wäre auch besser.

  7. 20.

    @hubert Natürlich ist der Braunkohle Abbau nicht im Streb wie Steinkohle noch in geringer Firsthöhe wie z.B. im Kupferbergbau nötig, hängt ja schließlich vom Boden ab, dass wissen Sie ja, aber in der Lausitz wurde früher die Braunkohle untertage abgebaut und in den 50-80 Jahren auch die Entwässerung untertage betrieben. Also bitte nicht so arrogant, Kumpel. Glück Auf!

  8. 19.

    Sehr gut, und mit Säcken und Eimern tragen wir das Sonnenlicht ins Haus und sparen uns die Fenster. Es ist schon erstaunlich wie unlogisch, dafür ideologisch geprägt hier Lincoln fahrende Berliner argumentieren. Wenn jahrzehntelang zig Millionen Tonnen Kohle der Erde entnommen wurden sind halt riesige Löcher dann das Endprodukt. Und das wollen halt hier viele Leuchten nicht begreifen. Danke für ihren Kommentar.

  9. 18.

    Nicht kleckern liebe Brandenburger sondern klotzen. Das Kraftwerk Jänschwalde und die Brikettfabrik Schwarze Pumpe sollen UNESCO-Weltkulturerbe werden.

  10. 17.

    Wenn man wieder so einen unfundierten Quatsch liest, könnte man echt übellaunig werden. Kraftwerksbauten unterliegen keinerlei Rückbaupflicht. Siehe Ruhrgebiet. Oder ganz in der Nähe, das Kraftwerk Boxberg "alt". Seit 1998 stillgelegt. Vielemehr ist der "Denkmalschutz" mehr Fluch denn Segen für die LEAG, hindert es diese doch Baufreiheit für neue Ideen und Technologien zu schaffen, da die ab 1.1.2029 bestehende Industrieruine nicht angefaßt werden darf. Vor dem Stammtischgefasel nachdenken und überlegen, WER einen Vorteil hat, wenn am Standort Jänschwalde nicht Neues entstehen kann, weil das alte im Wege steht, plakatiert als "DENKMAL" . Durch den Rückbau der 3x 300m Schornsteine ist das KWJÄ eh schon rudimentiert und die nachgebaute REA keinesfalls ein Denkmal. Komischerweise standen die Spreewaldkraftwerke und andere nie unter Denkmalschutz obwohl im Originalzustand damals.

  11. 16.

    Der Betriebsrat will das nicht!
    Und die Mauscheleien zwischen Leag und Landesregierung sind auch nicht neu.

  12. 15.
    Antwort auf [Bergbaurentner] vom 05.05.2025 um 19:41

    Oh böse... aber stimmt hier meist. ;-))
    App Berliner: Und wieso Kuh Eier legen? Milch und Eier kommen doch ausm Supermarkt und nicht vom Bauern... ;-))
    *Satire Ende*

  13. 14.
    Antwort auf [Bergbaurentner] vom 05.05.2025 um 19:41

    Na ja, wie weit die Leute vom Braunkohletagebau Ahnung vom BERGbau haben sei mal dahin gestellt. In einem Streb von 80 cm Höhe und darüber 1000 Meter Erde zu kriechen ist eine Erfahrung, die man in der Lausitz nie machen konnte / kann.

  14. 13.

    "Unglaublich, das stinkt gewaltig danach Kretinsky die Abrisskosten zu sparen."
    Daran wäre dann aber nicht die LEAG Schuld, sondern das Landesamt für Denkmalschutz. Glaube nicht, dass ein Immobilienbesitzer es so geil findet, auf der Denkmalliste zu landen.

  15. 12.

    So ein Blödsinn, die Initiative ging vom Landesamt aus, die LEAG will solch einen Quark gar nicht.
    Steht sogar im Artikel.

  16. 11.

    Und wenn die Restlöcher dann verfüllt sind, fängt man an die Restlöcher auszubaggern,um mit dem gewonnenen Aushub die, vorher entstandenen, Gruben wieder zu verfüllen. Sind wir damit fertig, fangen wir wieder von vorne an.

  17. 10.

    Unglaublich, das stinkt gewaltig danach Kretinsky die Abrisskosten zu sparen.

  18. 9.

    Wenn ich den Artikel richtig verstehe geht es bei diesen Kraftwerken um eine bestimmte Zeitepoche so wie die Gründerzeit , Weimarer Republik siehe z.b Bauhaus , Nazizeit u.a. VW - Werk in Wolfsburg und die Nachkriegszeit im Westen wie im Osten . Denkmalschutz ist ein sehr komplexes Thema und nicht nur auf irgendwelche Antiken Dinge begrenzt . Warum gerade diese 2 Werke herausgepickt wurden steht auch im Artikel geschrieben. Die U Bahnhöfe der Berliner U5 im Bezirk Hellersdorf die zu DDR Zeiten erbaut wurden stehen z.b. genauso unter Denkmalschutz wie die fast 100 Jahre alten U Bahnhöfe der U1 und U2 aus der Kaiserzeit .

  19. 8.

    "Vielleicht könnte man Atommüll auch unter Denkmalschutz stellen? Da wären die Betreiber auch mit einem Schlag die Altlasten los."
    Wohl eher weniger. Mit nem Demkmalschutzbau hast als Eigentümer ganz schön was an der Backe und das Teil ist eigentlich fast unverkäuflich. Warum ein ganzer noch funktionierender Industriebetrieb, der zumal noch über Jahrzehnte modernisiert wurde und überhaupt nicht mehr der Baudekade seiner Entstehung entspricht, unter Denkmalschutz gestellt wurde, erschließt sich mir jetzt so spontan nicht. Bei der Brikettfabrik mag das noch nachvollziehbar sein. Irgendwie blockiert das bestimmt auch einen evtl. Technologietransfer des Kraftwerkes in eine andere Energietechnologie, z.B. Wasserstoff. Mal schauen, ob die LEAG gegen diese Denkmalkeule rechtlich vorgeht.

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