Adventskalender 2019 - 4. Tür: Alte Sorte, neue Frische 

Mi 04.12.19 | 00:15 Uhr | Von Stefan Ruwoldt
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Alte Sorte, neue Frische (Quelle: Marcus Behrendt)
Bild: Marcus Behrendt

Jeder kennt den alten Spruch von der so umfassenden Gesundmachung durch täglich mindestens einen Apfel. Doch täglich einen "Jonagold" - wer will das schon. In Müncheberg pflegt eine kleine Anstalt ein großes Apfelerbe.

24 kleine Geschichten über die großen Errungenschaften und kleinen Niederlagen der Brandenburger und Berliner in Sachen "Essen und Trinken". Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.

Etwa Ende April, wenn draußen schon wieder alles schön grün wird, aber noch keine Früchte reif sind, dann ist die Zeit der schrumpeligen Äpfel aus den dunklen Regalen. In diesen ersten Frühlingsmonaten verspricht erst der Rhabarber wieder frische Vitamine, doch bis der Rhabarber irgendwann Ende April oder im Mai so weit ist, bleiben den Anhängern der lokalen Frische nur die Kistenäppel aus dem Keller. 

Zwar sind die obstlosen Frühjahre längst Vergangenheit, denn es gibt günstiges Import- und Gewächshausobst. Damit aber künftig weniger auf diese Gewächshausfrüchte und das Obst aus Übersee zurückgegriffen wird, und natürlich auch, um landwirtschaftliche Erkenntnisse weiter zu entwickeln und deren Erhalt zu pflegen, gibt es in Brandenburg die Obstbauversuchsanstalt Müncheberg (Märkisch-Oderland). Die Einrichtung ist eine Art Geschmacks- und Züchtungsinterventions-Trupp und soll beim Erhalt alter Arten helfen, hauptsächlich Äpfel, aber auch Birnen, Pfirsiche und Co.

Das Türenteam

Marcus Behrendt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Grafiker und Zeichner Marcus Behrendt, alias "EMBE", zeichnet immer dann am besten, wenn er gut gegessen hat. Dann gelingen ihm die lustigen Charactere besonders gut, die grimmigen Figuren haben Hunger. Gleich nach diesem Weihnachtskalender setzt sich "EMBE" an "Hainer, den kleinen Hai" oder den "Sandmann".

Stefan Ruwoldt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Redakteur Stefan Ruwoldt isst in der Regel in Berlin, kostet viel im Havelland, sucht Pilze in der Lausitz und probiert Fisch überall, wo es Fisch gibt. Und wenn er das nicht tut, schreibt er Nachrichten und Berichte über Brandenburg und Berlin, fährt Fahrrad oder guckt den Eisernen beim Ball spielen zu.

Auf 30 Hektar ist Historisches untergebracht

Bereits 90 Jahre existiert die Anstalt bei Müncheberg. Hier wird nicht einfach nur geforscht oder experimentiert, sondern auch schlicht angebaut und geerntet. Die Anstalt hat schwere Jahre der Unsicherheit hinter sich. In diesem Frühjahr nun sagte Brandenburgs Landwirtschaftsministerium endlich zu, die Obstbaum-Arche in die Gartenbau-Lehranstalt Großbeeren zu integrieren und sie damit zu retten. Die Anstalt bleibt.

Zu der heutigen Sammlung auf dem rund 30 Hektar großen Gelände gehören rund 1.000 Sorten auf 4.000 Einzelbäumen. Der Schnitt und die Ernte ist Teil der Pflege des deutschen Obstbestandes, denn Müncheberg ist auch Mitglied der "Deutschen Genbank Obst". Eine Obstschatzkammer. 

"Golden Delicious", "Red Delicious" oder "Jonagold" kennt jeder, dann sind da noch "Gala", "Granny Smith", "Elstar", "Cox Orange" und natürlich "Boskop". Die gibt's bei Aldi, Penny und natürlich auch im Metropolen-Biomarkt. Müncheberg und ein paar, von Enthusiasten betriebene Obstplantagen in Brandenburg haben auch den "Ruhm der Welt" oder den "Pommerschen Krummstil", und damit Sorten, die auch in anderen bundesdeutschen Obstbau-Instituten - etwa am Bodensee - nicht zu finden sind.

Minerale aus dem Keller

Einige der in der Anstalt gesicherten Apfelsorten sind dabei so alt, dass die Wissenschaftler annehmen, dass sie der kleinen Eiszeit zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert getrotzt haben. Und genau das Wissen darüber, was sie ertüchtigte, die harten Jahrhunderte zu überleben, könnte nun auch helfen, neue Obstbäume zu züchten, die diesen oder ähnlichen Wetterextremen ausgesetzt sind.

Eisen, Kalium, Magnesium, Kalzium und natürlich Vitamine wie A, B1, B2, B6, C und E machen den Apfel zum (Fast)-Ganzjahres-Vitamin- und Mineralprotz unter den Obsten. Kohlenhydrate, sogar ein paar Fette und Proteine birgt dieser Tausendsassa auch, und er tut es selbst dann noch, wenn er in seiner ganzen Schrumpeligkeit nach Monaten der Kellerung auf den Tisch kommt.

Der Adventskalender

Lustig macht sauer (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 2. Tür: Lustig macht sauer

Die Gurke muss knackig sein. Und saftig sowieso. Und natürlich muss der Biss stimmen. Gurkenliebhabern läuft allein bei der Erwähnung des Spreewalds das Wasser im Mund zusammen: Sie denken nur noch an die Gurke. Doch ihr Name kann auch missbraucht werden.

Alte Sorte, neue Frische (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 4. Tür: Alte Sorte, neue Frische 

Jeder kennt den alten Spruch von der so umfassenden Gesundmachung durch täglich mindestens einen Apfel. Doch täglich einen "Jonagold" - wer will das schon. In Müncheberg pflegt eine kleine Anstalt ein großes Apfelerbe.

Der Auskenner sammelt lokal (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 7. Tür: Der Auskenner sammelt lokal

Berlin ist kein Naturparadies - und ein Pilzparadies schon gar nicht. Aber es gibt ein paar Eckchen, wo der Pfifferling oder die Marone zu finden sind. Allerdings muss man sich beeilen - und vor den Hunden im Unterholz sein.

Flecken auf dem Chemisett (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 8. Tür: Flecken auf dem Chemisett

Wenn das Ragout fin auf der gestärkten Hemdbrust landet, wird klar, was die Berliner den Hugenotten alles zu verdanken haben. Und das gilt nicht nur kulinarisch - merken die Lebemänner spätestens beim abendlichen Amüsement.

Adventskalender (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 9. Tür: Pelmeni auf der Karl-Marx-Allee

Knapp 50 Jahre waren in und um Berlin sowjetische Truppen stationiert. Doch anders als bei den West-Alliierten war der kulinarische Einfluss der Russen auf die Berliner Küche ein wenig reduziert. Wer aber aufmerksam an den Berliner Töpfen schnuppert, kann ihn schmecken.

Adventskalender (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 10. Tür: Abgekocht in den Tank

Nach dem Braten ist vor der Entsorgung: Das ungenutzte Fett gehört nicht einfach so in den Abfluss. Für die Fettbeseitigung und -aufbereitung gibt es ein aufwändiges System. Und am Ende sorgt das überschüssige Gänsefett für umweltfreundliche PS.

Berliner Schaum zum Fest (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 11. Tür: Berliner Schaum zum Fest

Mit "Oh - es riecht gut, oh - es riecht fein" startet ein Kinderlied übers Weihnachtsbacken. Auch wer nicht backt, hat in Berlin viele Gelegenheiten, lokales Zuckerzeug zu erstehen. In Reinickendorf zum Beispiel kommt die Süßigkeit aus dem Kupferkessel und hat handgetupfte Augen.

Aufbrühen und Warmhalten (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 12. Tür: Aufbrühen und Warmhalten

Wir tragen Levis-Jeans und fahren Daimler, und immer wenn die Knochen knacken, gehen wir zum Röntgen. Ginge es nach dieser Logik, müssten wir unterwegs beim Trinken eines heißen Kaffees sagen: Hm, ein echt heißer Burger. Reinhold Burger kam aus Brandenburg.

Hier suppt nichts durch (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 14. Tür: Hier suppt nichts durch

Diese Brandenburger Erfindung gehört derzeit zu den wohl am meisten gehassten Umweltsünden. Schon allein bei seiner Erwähnung häuft man eine Tonne CO2 auf seinem persönlichen Umweltkonto an. Dabei war es so sauber gestartet.

Draußen nur Kännchen (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 15. Tür: Draußen nur Kännchen

1721 soll es das erste Kaffeehaus in Berlin gegeben haben, also vor fast 300 Jahren. Seitdem hat sich in Berlin eine ordentliche Kaffeehauskultur entwickelt. Geblieben aber ist aus dieser Zeit, dass das doppelte "E" am Ende keine Pflicht ist.

Ein Kuchen für die Ewigkeit (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 16. Tür: Ein Kuchen für die Ewigkeit

Eberswalde hat eine süße Tradition und pflegt sie auch. Ein Kuchen trat von hier aus seinen Eroberungszug in die weite Welt an: der Spritzkuchen. Sein Schöpfer gehört zu den großen "Köpfen" des Landes. Ein Botschafter der Süße.

Genauso weich in kürzerer Zeit (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 18. Tür: Genauso weich in kürzerer Zeit

Weihnachten gibt's Geschenke und natürlich auch alle möglichen Speisen. Zum Beispiel "Neunerlei". Zu diesem "Neunerlei" aber gehört eine Zutat, die Vorlauf in der Zubereitung braucht. Ein Potsdamer Forscher sorgte dafür, dass die Zubereitung in 10 Minuten gelingt.

Dem Fest die Krone aufgesetzt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 19. Tür: Dem Fest die Krone aufgesetzt

Wenn der Zahn nicht mehr will, kommt die Zange zum Einsatz. Das galt früher, heute arbeitet die Zahnmedizin minimalinvasiv, wobei die deutschen akademischen Wurzeln dieses Zweigs in Berlin liegen. Weihnachten erinnern wir uns daran gern, wenn wir bei der Gans auf den Knochen beißen.

Prozente statt Vitamine (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 20. Tür: Prozente statt Vitamine

Ohne Ballon geht hier gar nichts. Brandenburg ist ein Weinland mit einem nur sehr spärlichen Anteil an Hanglagen. Die Chardonnay- oder Merlot-Trauben gedeihen hier nicht so. Dafür aber wird in Ballons der Saft aus Quitten oder Äpfeln verwinzert.

Bier unterm Baum (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 21. Tür: Bier unterm Baum

"Bier her!" hört man nicht mehr so oft in Berlin. Der bundesweite Vergleich zeigt: Der Durst fehlt in der Hauptstadt. Für den ganz neuen Taste sorgt nun "Beer", also die Produkte der kleinen Craft-Brauereien. Der neue Trend soll die Zapfhähne wieder glühen lassen.

Großeinsatz im kleinen Kreis (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 22. Tür: Großeinsatz im kleinen Kreis

Kulinarisch groß aufgefahren wird auf Berlins Wachen im Kreis der Feuerwehrleute und zwar im Beisein des Weihnachtsmanns. Bei nicht wenigen Berliner Feuerwehren feiert die Mannschaft mit Kollegen und Familien - ein Brauch aus alten Einsatzzeiten.

Tierisch viel Soße (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 23. Tür: Tierisch viel Soße

Die Kuh ist in ihrer Klima-Bilanz eine Bombe, eine Methan-Bombe. Das Schwein ist nur ein bisschen besser. Und jeder bekommt feuchte Augen, wenn es ums Thema Massentierhaltung geht. Aber es gibt Alternativen. Von Brandenburgs Höfen sind da ganz neue Tiergeräusche zu hören. Eine Schlachtpartie.
Satt nachgedacht (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 24. Tür: Satt nachgedacht

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) erforscht die Unwägbarkeiten rund um unsere Ernährung. Und wenn auch nicht viele, so doch einige der Erkenntnisse der Wissenschaftler sind kleine Heilsbotschaften für die Weihnachtsmahlzeiten.

Beitrag von Stefan Ruwoldt

3 Kommentare

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  1. 3.

    Im Herbst kann man gegen ein Entgelt in der Müncheberger Versuchsanstalt Äpfel selbst pflücken.

  2. 2.

    Ich finde diese Apfelvielfalt auch toll und finde es schade, dass es in den Supermärkten so wenig davon gibt. Ich habe das Gkück, in meiner Nähe zwei Läden zu haben, wo ich einige Sorten bekomme. Ansonsten denke ich mal, Sie werden sonst eher auf Wochenmärkten fündig.
    P.S.: Mit Apfeltorten kann man Allergien bekämpfen? ;)))

  3. 1.

    Das hört sich super an, endlich wird sich dieser alten Sorten erinnert und diese erhalten. Zumal es wohl auch erwiesen ist, dass durch alte Apfeltorten Allergien gegen eben dieses Obst bekämpft werden können, weil diese Sorten einen Bestandteil haben, den die neu gezüchteten Sorten nicht mehr beinhalten. Wo jedoch kann man diese Äpfel bekommen? Das wäre doch mal etwas, alte Äpfel aus der Region und nicht gezüchtete von irgendwoher.

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