Adventskalender 2019 - 5. Tür: Hungrig und vertrocknet durch Berlin

Do 05.12.19 | 00:15 Uhr | Von Stefan Ruwoldt
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Hungrig und vertrocknet durch Berlin (Quelle: Marcus Behrendt)
Bild: Marcus Behrendt

Es ist noch nicht allzu lange her, da war das Weg-Bier in Berlin offiziell verboten. Fraglich ist, wie viele Menschen das damals interessierte. Aber es lohnt sich, genauer zu gucken, wo man in Berlin unbehelligt esssen und trinken darf.

24 kleine Geschichten über die großen Errungenschaften und kleinen Niederlagen der Brandenburger und Berliner in Sachen "Essen und Trinken". Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.

Für Verbote gibt es - ja, die Polizei - meistens allerdings wird mit Schildern und Schrift gearbeitet. Oder mit Piktogrammen. Verboten ist vielerorts das Essen und das Trinken. Damit den Hungrigen und Durstigen aber auch klar ist, was da nun wirklich Sache ist, wurden einheitliche Schilder kreiert und in einer Vorschrift festgehalten, in der "DIN EN ISO 7010". Verbotszeichen haben hier die Bezeichnung "P", verbunden mit einer Nummer. Für "Essen und Trinken verboten!" gibt es das P022 mit einem rot durchgestrichenen Trinkbecher und einer Art stilisiertem belegten Brötchen (natürlich auch durchgestrichen).

Mann mit Bierflasche auf der Warschauer Brücke (Quelle: dpa-Archivbild)
...Bild: dpa

Ungehemmt schlemmen? - Iss nich!

Doch auch an den Orten, wo solche Schilder fehlen, heißt das nicht, dass man dort ungehemmt schlemmen kann. Zum Beispiel in den Bussen und Zügen der BVG. Dort regeln das die "Beförderungsbedingungen des Berliner Verkehrsbundes": "Essen und Trinken ist in Bahn, Bus und Tram grundsätzlich verboten." Die Steigerung davon ist dann das Verbot des Umgangs "mit offenen Speisen (Speiseeis oder Ähnliches) und offenen Getränken“, mit denen man erst gar nicht die Fahrzeuge betreten darf (Mit einer eingewickelten Stulle in den Bus steigen, geht also.).

Das Türenteam

Marcus Behrendt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Grafiker und Zeichner Marcus Behrendt, alias "EMBE", zeichnet immer dann am besten, wenn er gut gegessen hat. Dann gelingen ihm die lustigen Charactere besonders gut, die grimmigen Figuren haben Hunger. Gleich nach diesem Weihnachtskalender setzt sich "EMBE" an "Hainer, den kleinen Hai" oder den "Sandmann".

Stefan Ruwoldt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Redakteur Stefan Ruwoldt isst in der Regel in Berlin, kostet viel im Havelland, sucht Pilze in der Lausitz und probiert Fisch überall, wo es Fisch gibt. Und wenn er das nicht tut, schreibt er Nachrichten und Berichte über Brandenburg und Berlin, fährt Fahrrad oder guckt den Eisernen beim Ball spielen zu.

Keine Bußgelder fürs öffentliche Trinken - und kein Protest

Bußgelder fürs "Biertrinken im öffentlichen Raum", wie etwa in Venedig, gibt es in Berlin nicht, doch es gab sie noch vor wenigen Jahren: Der Tagesspiegel recherchierte vor wenigen Wochen, warum das von 1999 bis 2006 im "Berliner Straßengesetz" festgehaltene Alkoholkonsum-Verbot wieder aufgehoben wurde: "Ist nicht oft vorgekommen. Als die Regelung gekippt wurde, regte sich kein Protest. Hinterher gab es hier und da wieder Versuche, das öffentliche Trinken einzudämmen."

Die Strafe damals: zehn Euro Bußgeld. Wie tolerant und unaufgeregt Berlin ist (wenn auch nicht alle Bewohner der Stadt), zeigt die Trink-Praxis an der Stargarder Straße: Hier darf der Wirt des "Alois S." Bier und Wein auch den Muttis und Vatis auf der Terrasse, die genau genommen Teil eines Spielplatzes ist, servieren. Nur für Schnaps müssen die Eltern an die Bar.

"Am Fernsehturm essen kann rischtisch teuja werdn"

Was an der Stargarder Straße noch erlaubt ist, wird zwei, drei Kilometer weiter südlich dann schon mit einem Bußgeld belegt: Essen und Trinken auf dem Plateau am Fernsehturm kostet 30 Euro: kassiert wird dieses vom Bezirk Mitte. Lokal ausgedrückt heißt das: "Am Fernsehturm essen kann rischtisch teuja werdn." Dreimal darf man raten, was der Hungrige sagt, wenn er so einen Bußgeldzettel übergeben bekommt, nur weil er hinter der Marienkirche seine Stullen ausgepackt hat: "Na, Prost Mahlzeit!"

Der Adventskalender

Lustig macht sauer (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 2. Tür: Lustig macht sauer

Die Gurke muss knackig sein. Und saftig sowieso. Und natürlich muss der Biss stimmen. Gurkenliebhabern läuft allein bei der Erwähnung des Spreewalds das Wasser im Mund zusammen: Sie denken nur noch an die Gurke. Doch ihr Name kann auch missbraucht werden.

Alte Sorte, neue Frische (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 4. Tür: Alte Sorte, neue Frische 

Jeder kennt den alten Spruch von der so umfassenden Gesundmachung durch täglich mindestens einen Apfel. Doch täglich einen "Jonagold" - wer will das schon. In Müncheberg pflegt eine kleine Anstalt ein großes Apfelerbe.

Der Auskenner sammelt lokal (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 7. Tür: Der Auskenner sammelt lokal

Berlin ist kein Naturparadies - und ein Pilzparadies schon gar nicht. Aber es gibt ein paar Eckchen, wo der Pfifferling oder die Marone zu finden sind. Allerdings muss man sich beeilen - und vor den Hunden im Unterholz sein.

Flecken auf dem Chemisett (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 8. Tür: Flecken auf dem Chemisett

Wenn das Ragout fin auf der gestärkten Hemdbrust landet, wird klar, was die Berliner den Hugenotten alles zu verdanken haben. Und das gilt nicht nur kulinarisch - merken die Lebemänner spätestens beim abendlichen Amüsement.

Adventskalender (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 9. Tür: Pelmeni auf der Karl-Marx-Allee

Knapp 50 Jahre waren in und um Berlin sowjetische Truppen stationiert. Doch anders als bei den West-Alliierten war der kulinarische Einfluss der Russen auf die Berliner Küche ein wenig reduziert. Wer aber aufmerksam an den Berliner Töpfen schnuppert, kann ihn schmecken.

Adventskalender (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 10. Tür: Abgekocht in den Tank

Nach dem Braten ist vor der Entsorgung: Das ungenutzte Fett gehört nicht einfach so in den Abfluss. Für die Fettbeseitigung und -aufbereitung gibt es ein aufwändiges System. Und am Ende sorgt das überschüssige Gänsefett für umweltfreundliche PS.

Berliner Schaum zum Fest (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 11. Tür: Berliner Schaum zum Fest

Mit "Oh - es riecht gut, oh - es riecht fein" startet ein Kinderlied übers Weihnachtsbacken. Auch wer nicht backt, hat in Berlin viele Gelegenheiten, lokales Zuckerzeug zu erstehen. In Reinickendorf zum Beispiel kommt die Süßigkeit aus dem Kupferkessel und hat handgetupfte Augen.

Aufbrühen und Warmhalten (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 12. Tür: Aufbrühen und Warmhalten

Wir tragen Levis-Jeans und fahren Daimler, und immer wenn die Knochen knacken, gehen wir zum Röntgen. Ginge es nach dieser Logik, müssten wir unterwegs beim Trinken eines heißen Kaffees sagen: Hm, ein echt heißer Burger. Reinhold Burger kam aus Brandenburg.

Hier suppt nichts durch (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 14. Tür: Hier suppt nichts durch

Diese Brandenburger Erfindung gehört derzeit zu den wohl am meisten gehassten Umweltsünden. Schon allein bei seiner Erwähnung häuft man eine Tonne CO2 auf seinem persönlichen Umweltkonto an. Dabei war es so sauber gestartet.

Draußen nur Kännchen (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 15. Tür: Draußen nur Kännchen

1721 soll es das erste Kaffeehaus in Berlin gegeben haben, also vor fast 300 Jahren. Seitdem hat sich in Berlin eine ordentliche Kaffeehauskultur entwickelt. Geblieben aber ist aus dieser Zeit, dass das doppelte "E" am Ende keine Pflicht ist.

Ein Kuchen für die Ewigkeit (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 16. Tür: Ein Kuchen für die Ewigkeit

Eberswalde hat eine süße Tradition und pflegt sie auch. Ein Kuchen trat von hier aus seinen Eroberungszug in die weite Welt an: der Spritzkuchen. Sein Schöpfer gehört zu den großen "Köpfen" des Landes. Ein Botschafter der Süße.

Genauso weich in kürzerer Zeit (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 18. Tür: Genauso weich in kürzerer Zeit

Weihnachten gibt's Geschenke und natürlich auch alle möglichen Speisen. Zum Beispiel "Neunerlei". Zu diesem "Neunerlei" aber gehört eine Zutat, die Vorlauf in der Zubereitung braucht. Ein Potsdamer Forscher sorgte dafür, dass die Zubereitung in 10 Minuten gelingt.

Dem Fest die Krone aufgesetzt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 19. Tür: Dem Fest die Krone aufgesetzt

Wenn der Zahn nicht mehr will, kommt die Zange zum Einsatz. Das galt früher, heute arbeitet die Zahnmedizin minimalinvasiv, wobei die deutschen akademischen Wurzeln dieses Zweigs in Berlin liegen. Weihnachten erinnern wir uns daran gern, wenn wir bei der Gans auf den Knochen beißen.

Prozente statt Vitamine (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 20. Tür: Prozente statt Vitamine

Ohne Ballon geht hier gar nichts. Brandenburg ist ein Weinland mit einem nur sehr spärlichen Anteil an Hanglagen. Die Chardonnay- oder Merlot-Trauben gedeihen hier nicht so. Dafür aber wird in Ballons der Saft aus Quitten oder Äpfeln verwinzert.

Bier unterm Baum (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 21. Tür: Bier unterm Baum

"Bier her!" hört man nicht mehr so oft in Berlin. Der bundesweite Vergleich zeigt: Der Durst fehlt in der Hauptstadt. Für den ganz neuen Taste sorgt nun "Beer", also die Produkte der kleinen Craft-Brauereien. Der neue Trend soll die Zapfhähne wieder glühen lassen.

Großeinsatz im kleinen Kreis (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 22. Tür: Großeinsatz im kleinen Kreis

Kulinarisch groß aufgefahren wird auf Berlins Wachen im Kreis der Feuerwehrleute und zwar im Beisein des Weihnachtsmanns. Bei nicht wenigen Berliner Feuerwehren feiert die Mannschaft mit Kollegen und Familien - ein Brauch aus alten Einsatzzeiten.

Tierisch viel Soße (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 23. Tür: Tierisch viel Soße

Die Kuh ist in ihrer Klima-Bilanz eine Bombe, eine Methan-Bombe. Das Schwein ist nur ein bisschen besser. Und jeder bekommt feuchte Augen, wenn es ums Thema Massentierhaltung geht. Aber es gibt Alternativen. Von Brandenburgs Höfen sind da ganz neue Tiergeräusche zu hören. Eine Schlachtpartie.
Satt nachgedacht (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 24. Tür: Satt nachgedacht

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) erforscht die Unwägbarkeiten rund um unsere Ernährung. Und wenn auch nicht viele, so doch einige der Erkenntnisse der Wissenschaftler sind kleine Heilsbotschaften für die Weihnachtsmahlzeiten.

Beitrag von Stefan Ruwoldt

2 Kommentare

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  1. 2.

    Ich hätte nichts dagegen, wenn die Regelung wieder eingeführt würde. Essen, Trinken und Rauchen sollte in öffentlichen Bereichen vervoten sein. Dann gäbe es auch nicht so viel Müll auf den Straßen und Grünanlagen. Und z.B. würde es in den U-Bahnen auch nicht mehr so unangenehm "stinken", dass es einem selbst den Atem verschlägt.

  2. 1.

    So weiß ich ein Volk von Hungrigen und Durstigen um mich herum. Nicht jene in den Ländern der von uns so bezeichneten Dritten Welt oder jene, die sich auch hier ggf. aus Mülltonnen ernähren, weshalb sehr viele Müllboxen vor Supermärkten im Drahtkäfig eingehaust werden ...

    ... nein, jene, die mehrere hundert Euro pro Monat für das schnelle Zwischen-die-Zähne-Schieben ausgeben und aufgrund der Aroma- und Geschmacksstoffe in ein oder zwei Stunden wiederum ihren Appetit stillen müssen.

    Hunger ist etwas anderes. Dasjenige, worauf mensch oftmals fast ausrutscht, ist kein Ergebnis des Hungers, sondern übergroßer Sattheit.

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