Adventskalender 2019 - 11. Tür: Berliner Schaum zum Fest

Mi 11.12.19 | 07:25 Uhr | Von Stefan Ruwoldt
Berliner Schaum zum Fest (Quelle: Marcus Behrendt)
Bild: Marcus Behrendt

Mit "Oh - es riecht gut, oh - es riecht fein" startet ein Kinderlied übers Weihnachtsbacken. Auch wer nicht backt, hat in Berlin viele Gelegenheiten, lokales Zuckerzeug zu erstehen. In Reinickendorf zum Beispiel kommt die Süßigkeit aus dem Kupferkessel und hat handgetupfte Augen.

24 kleine Geschichten über die großen Errungenschaften und kleinen Niederlagen der Brandenburger und Berliner in Sachen "Essen und Trinken". Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.

Die mittelgroße Stiefel-Ladung Süßigkeiten vom Nikolausi ist schon lange alle, und von dem so sehnsüchtig am Heiligen Abend erwarteten Bunten Teller ist am Horizont noch nicht einmal das kleinste Papp-Eckchen zu erahnen. Natürlich ist eigentlich noch Fastenzeit, doch wer hält sich da schon dran und Zucker ist auch in der Fastenzeit erlaubt. Entsprechend prominent lauern in der Vorweihnachtszeit tagtäglich und ununterbrochen an allen Discounterecken Lebkuchen und Krokant und Schokolade auf unterzuckerte Berliner.

Aseli Katzen (Quelle: Aseli Trade GmbH)
Bild: Aseli Trade GmbH

Plätzchen nach Omas Rezept

Doch die besseren Alternativen zu den Süßigkeiten im Verkaufsregal kommen natürlich aus dem heimischen Backofen, werden zubereitet anhand der vergilbten Rezeptzettel von der Oma und tragen appetitliche Namen wie Mokkabaisers und Nusstaler, Marzipanhörnchen oder Mandelplätzchen, Schwarz-Weiß-Sterne, Honig-Nuss-Tasche, Wallnusstaler oder Toffeewürfel. Das Nudelholz und die Rührmaschine sind an den Advents- und Voradventswochenenden im Dauereinsatz und die gefüllten und mit Brotpapier ausgelegten Schuhkartons werden zu Schatztruhen mit Backjuwelen. 

Zu keiner anderen Jahreszeit haben Berlins Konditoreien eine derartig süße Konkurrenz wie zur Weihnachtszeit: Jeder Hausbackofen wird zur Zuckerfabrik. Ärzte, Friseure und Physiopraxen bekommen von ihren Kunden und Patienten bunt verpackte Backpakete und für den Handwerker liegt neben dem obligatorischen Kaffee auch noch ein Fruchtiger Johannistaler. Keiner in Berlin braucht den Dresdner Christstollen (der auch noch Striezel heißt) oder gar das Schmalzgebäck von noch weiter weg. Denn der Adventskeks ist ein Berliner.

Das Türenteam

Marcus Behrendt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Grafiker und Zeichner Marcus Behrendt, alias "EMBE", zeichnet immer dann am besten, wenn er gut gegessen hat. Dann gelingen ihm die lustigen Charactere besonders gut, die grimmigen Figuren haben Hunger. Gleich nach diesem Weihnachtskalender setzt sich "EMBE" an "Hainer, den kleinen Hai" oder den "Sandmann".

Stefan Ruwoldt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Redakteur Stefan Ruwoldt isst in der Regel in Berlin, kostet viel im Havelland, sucht Pilze in der Lausitz und probiert Fisch überall, wo es Fisch gibt. Und wenn er das nicht tut, schreibt er Nachrichten und Berichte über Brandenburg und Berlin, fährt Fahrrad oder guckt den Eisernen beim Ball spielen zu.

Kohlehydrate aus Reinickendorf

Wer nicht ganz so versiert ist beim Teig anrühren oder wer einfach keine Zeit oder keine Oma oder keine keksverliebten Nachbarn hat, kann natürlich politisch korrekt auch zu den Süßprodukten der lokalen oder semi-lokalen Hersteller greifen. Da ist das Storck-Werk in Reinickendorf, Bahlsen in Tempelhof oder Stollwerck in Marienfelde. Und die Leute mit den lockeren Scheinen holen sich bei Schoko-Rausch die Schmuckdose "Weihnachtsbaum". 

Und dann ist da noch eine Köstlichkeit, die besonders nach Berlin schmeckt und auch in der Stadt zusammengerührt und zubereitet wird: mit Reinickendorfer Kohlehydraten gegen den Winterblues - die Aseli-Schaumbären. Die Schaumtiere sind eine Art Gegenentwurf zum legoartigen Großaufgebot des deutschen Gummitiergiganten: handgerührt, handgebacken und handbemalt und genau das Richtige für die Zeit vor den großen Kalorienbomben an den Feiertagen. Das kleine Aseli-Firmengrundstück liegt im Westberliner Norden am toten Ende einer abgeschnittenen Straße zwischen Reinickendorf und Pankow: eine Art geheime Manufaktur für weiches Zuckerzeug. Und wer das Berliner Christkind sucht, würde es genau hier versteckt vermuten.

Weiche Körperteile und mehr

Der "Schaumzucker" von Aseli hat ganz genau wie "Gummibär" drei Silben und noch ein paar andere Ähnlichkeiten, aber es handelt sich hier eben um Schaumzucker und nicht um ein Gummitier. 50.000 kleine und große und ganz verschiedene Stückchen pro Tag produziert das Familienunternehmen, das zu Beginn der 20er Jahre seine Produktion hier aufnahm und seitdem im Familienbesitz seine Zuckerteilchen vertreibt. Die Zutaten sind Zucker, Gelatine und Wasser und die Zubereitung erfolgt auf Blechen - eben wie bei Omas Plätzchen.

Die Figuren kommen als Bären, Mäuse oder Mäuschen, Cosmonauten mit C, Katzen, Delfine, Elefanten, Schweine oder Körperteile und -  ja auch - als Bären daher, und auf besonderen Wunsch können von Kunden ganz eigene Formen kreiert und bestellt werden. Einen Schaum-Cosmonauten mit C aus Reinickendorf als Weihnachtsmann - mehr Berlin geht nicht.

Der Adventskalender

Lustig macht sauer (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 2. Tür: Lustig macht sauer

Die Gurke muss knackig sein. Und saftig sowieso. Und natürlich muss der Biss stimmen. Gurkenliebhabern läuft allein bei der Erwähnung des Spreewalds das Wasser im Mund zusammen: Sie denken nur noch an die Gurke. Doch ihr Name kann auch missbraucht werden.

Alte Sorte, neue Frische (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 4. Tür: Alte Sorte, neue Frische 

Jeder kennt den alten Spruch von der so umfassenden Gesundmachung durch täglich mindestens einen Apfel. Doch täglich einen "Jonagold" - wer will das schon. In Müncheberg pflegt eine kleine Anstalt ein großes Apfelerbe.

Der Auskenner sammelt lokal (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 7. Tür: Der Auskenner sammelt lokal

Berlin ist kein Naturparadies - und ein Pilzparadies schon gar nicht. Aber es gibt ein paar Eckchen, wo der Pfifferling oder die Marone zu finden sind. Allerdings muss man sich beeilen - und vor den Hunden im Unterholz sein.

Flecken auf dem Chemisett (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 8. Tür: Flecken auf dem Chemisett

Wenn das Ragout fin auf der gestärkten Hemdbrust landet, wird klar, was die Berliner den Hugenotten alles zu verdanken haben. Und das gilt nicht nur kulinarisch - merken die Lebemänner spätestens beim abendlichen Amüsement.

Adventskalender (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 9. Tür: Pelmeni auf der Karl-Marx-Allee

Knapp 50 Jahre waren in und um Berlin sowjetische Truppen stationiert. Doch anders als bei den West-Alliierten war der kulinarische Einfluss der Russen auf die Berliner Küche ein wenig reduziert. Wer aber aufmerksam an den Berliner Töpfen schnuppert, kann ihn schmecken.

Adventskalender (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 10. Tür: Abgekocht in den Tank

Nach dem Braten ist vor der Entsorgung: Das ungenutzte Fett gehört nicht einfach so in den Abfluss. Für die Fettbeseitigung und -aufbereitung gibt es ein aufwändiges System. Und am Ende sorgt das überschüssige Gänsefett für umweltfreundliche PS.

Berliner Schaum zum Fest (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 11. Tür: Berliner Schaum zum Fest

Mit "Oh - es riecht gut, oh - es riecht fein" startet ein Kinderlied übers Weihnachtsbacken. Auch wer nicht backt, hat in Berlin viele Gelegenheiten, lokales Zuckerzeug zu erstehen. In Reinickendorf zum Beispiel kommt die Süßigkeit aus dem Kupferkessel und hat handgetupfte Augen.

Aufbrühen und Warmhalten (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 12. Tür: Aufbrühen und Warmhalten

Wir tragen Levis-Jeans und fahren Daimler, und immer wenn die Knochen knacken, gehen wir zum Röntgen. Ginge es nach dieser Logik, müssten wir unterwegs beim Trinken eines heißen Kaffees sagen: Hm, ein echt heißer Burger. Reinhold Burger kam aus Brandenburg.

Hier suppt nichts durch (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 14. Tür: Hier suppt nichts durch

Diese Brandenburger Erfindung gehört derzeit zu den wohl am meisten gehassten Umweltsünden. Schon allein bei seiner Erwähnung häuft man eine Tonne CO2 auf seinem persönlichen Umweltkonto an. Dabei war es so sauber gestartet.

Draußen nur Kännchen (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 15. Tür: Draußen nur Kännchen

1721 soll es das erste Kaffeehaus in Berlin gegeben haben, also vor fast 300 Jahren. Seitdem hat sich in Berlin eine ordentliche Kaffeehauskultur entwickelt. Geblieben aber ist aus dieser Zeit, dass das doppelte "E" am Ende keine Pflicht ist.

Ein Kuchen für die Ewigkeit (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 16. Tür: Ein Kuchen für die Ewigkeit

Eberswalde hat eine süße Tradition und pflegt sie auch. Ein Kuchen trat von hier aus seinen Eroberungszug in die weite Welt an: der Spritzkuchen. Sein Schöpfer gehört zu den großen "Köpfen" des Landes. Ein Botschafter der Süße.

Genauso weich in kürzerer Zeit (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 18. Tür: Genauso weich in kürzerer Zeit

Weihnachten gibt's Geschenke und natürlich auch alle möglichen Speisen. Zum Beispiel "Neunerlei". Zu diesem "Neunerlei" aber gehört eine Zutat, die Vorlauf in der Zubereitung braucht. Ein Potsdamer Forscher sorgte dafür, dass die Zubereitung in 10 Minuten gelingt.

Dem Fest die Krone aufgesetzt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 19. Tür: Dem Fest die Krone aufgesetzt

Wenn der Zahn nicht mehr will, kommt die Zange zum Einsatz. Das galt früher, heute arbeitet die Zahnmedizin minimalinvasiv, wobei die deutschen akademischen Wurzeln dieses Zweigs in Berlin liegen. Weihnachten erinnern wir uns daran gern, wenn wir bei der Gans auf den Knochen beißen.

Prozente statt Vitamine (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 20. Tür: Prozente statt Vitamine

Ohne Ballon geht hier gar nichts. Brandenburg ist ein Weinland mit einem nur sehr spärlichen Anteil an Hanglagen. Die Chardonnay- oder Merlot-Trauben gedeihen hier nicht so. Dafür aber wird in Ballons der Saft aus Quitten oder Äpfeln verwinzert.

Bier unterm Baum (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 21. Tür: Bier unterm Baum

"Bier her!" hört man nicht mehr so oft in Berlin. Der bundesweite Vergleich zeigt: Der Durst fehlt in der Hauptstadt. Für den ganz neuen Taste sorgt nun "Beer", also die Produkte der kleinen Craft-Brauereien. Der neue Trend soll die Zapfhähne wieder glühen lassen.

Großeinsatz im kleinen Kreis (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 22. Tür: Großeinsatz im kleinen Kreis

Kulinarisch groß aufgefahren wird auf Berlins Wachen im Kreis der Feuerwehrleute und zwar im Beisein des Weihnachtsmanns. Bei nicht wenigen Berliner Feuerwehren feiert die Mannschaft mit Kollegen und Familien - ein Brauch aus alten Einsatzzeiten.

Tierisch viel Soße (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 23. Tür: Tierisch viel Soße

Die Kuh ist in ihrer Klima-Bilanz eine Bombe, eine Methan-Bombe. Das Schwein ist nur ein bisschen besser. Und jeder bekommt feuchte Augen, wenn es ums Thema Massentierhaltung geht. Aber es gibt Alternativen. Von Brandenburgs Höfen sind da ganz neue Tiergeräusche zu hören. Eine Schlachtpartie.
Satt nachgedacht (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 24. Tür: Satt nachgedacht

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) erforscht die Unwägbarkeiten rund um unsere Ernährung. Und wenn auch nicht viele, so doch einige der Erkenntnisse der Wissenschaftler sind kleine Heilsbotschaften für die Weihnachtsmahlzeiten.

Beitrag von Stefan Ruwoldt

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