Adventskalender 2019 - 16. Tür: Ein Kuchen für die Ewigkeit

Mo 16.12.19 | 00:15 Uhr | Von Stefan Ruwoldt
Ein Kuchen für die Ewigkeit (Quelle: Marcus Behrendt)
Bild: Marcus Behrendt

Eberswalde hat eine süße Tradition und pflegt sie auch. Ein Kuchen trat von hier aus seinen Eroberungszug in die weite Welt an: der Spritzkuchen. Sein Schöpfer gehört zu den großen "Köpfen" des Landes. Ein Botschafter der Süße.

24 kleine Geschichten über die großen Errungenschaften und kleinen Niederlagen der Brandenburger und Berliner in Sachen "Essen und Trinken". Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.

Ähnlich wie der Pfannkuchen in vielen Teilen Deutschlands "Berliner" heißt, könnte der Spritzkuchen eigentlich "Eberswalder" genannt werden, denn er stammt aus diesem Städtchen am Finowkanal. Wahrscheinlich.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Spritzkuchen in seiner heutigen Form aus Eberswalde stammt, speist sich daraus, dass seit Jahrzehnten in Zeitungen und stadthistorischen Vorträgen sowie kleinen und großen Fernseh- und Radioberichten die Eberswalder Spritzkuchenlegende erzählt wird. Diese Story hat alles, was es braucht: 
1. einen Helden, der sich auf eine Reise begibt,
2. Herausforderungen, die dieser Held zu meistern hat und
3. ein Ende, bei dem der Held für seine Leistung viel Applaus bekommt.
Zusatz: Manchmal gehört zu dieser Geschichte auch ein ganz genau angegebener Ort, wo sich dieser Held seitdem natürlich einen Ehrenplatz verdient hat.

Drei Spritzkuchen auf einem Pappier. Quelle: COLOURBOX/ Christian Weiss
...Bild: COLOURBOX/ Christian Weiss

Zietemann, Dieter "Maschine Birr" und Mathias Döpfner

Held dieser Eberswalder Spritzkuchenstory ist Gustav Louis Zietemann. Zietemann gehört genauso wie Dieter "Maschine" Birr (Komponist aus Neuenhagen und Brandenburger Bierbotschafter von 2019 bis 2021), Beate Uhse (Erotikunternehmerin mit Flugausbildung in Rangsdorf) und Mathias Döpfner (in Potsdam lebender Restaurator der Villa Schöningen) zu den Brandenburger Köpfen, die die Staatskanzlei der Landesregierung definiert hat als etwas, das aus dem "Sand, Wasser und Wald" des Landes herausragt.

Das Türenteam

Marcus Behrendt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Grafiker und Zeichner Marcus Behrendt, alias "EMBE", zeichnet immer dann am besten, wenn er gut gegessen hat. Dann gelingen ihm die lustigen Charactere besonders gut, die grimmigen Figuren haben Hunger. Gleich nach diesem Weihnachtskalender setzt sich "EMBE" an "Hainer, den kleinen Hai" oder den "Sandmann".

Stefan Ruwoldt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Redakteur Stefan Ruwoldt isst in der Regel in Berlin, kostet viel im Havelland, sucht Pilze in der Lausitz und probiert Fisch überall, wo es Fisch gibt. Und wenn er das nicht tut, schreibt er Nachrichten und Berichte über Brandenburg und Berlin, fährt Fahrrad oder guckt den Eisernen beim Ball spielen zu.

Der Werbebotschafter an den Gleisen

Im Jahr 1832 siedelte der aus Berlin stammende Konditor Zietemann (1807 - 1880) nach Eberswalde um. Die genauen Gründe für die Migration des damals 25-Jährigen sind nicht notiert, doch war es schon damals so, dass Berlin schnell wuchs und laut war, Eberswalde dagegen ein nettes Provinznest.

Der Handwerker aus der Großstadt also eröffnete in Eberswalde umgehend sein Geschäft, musste sich dort aber zunächst seine Sporen bei der lokalen Kundschaft verdienen. Sehr schnell und sehr erfolgreich gelang ihm das mit dem Verkauf seiner Spritzkuchen, also kleinen luftigen Rollen aus Brandteig, die in Fett ausgebacken und mit Zuckerguß glasiert wurden.

Der Durchbruch und der überregionale Fame kam für den Neu-Eberswalder dann mit einer Weiterentwicklung seiner Absatzroutine: Angestellte Zietmanns brachten die Spritzkuchen zum Eberswalder Bahnhof, wo sie von den Verkäufern an die Fernreisenden der 1842 eröffneten neuen Strecke Berlin-Stettin durch die Fenster in den Wagon verkauft wurden. Für die Reisenden stand von da an der Stopp in Eberswalde für die süße Auszeit mit Zietemanns Spritzkuchen. Zietemann wurde zu Eberswaldes größtem Werbebotschafter.

Jenny als Spritzkuchenkönigin im überregionalen Newsmagazin

Zietemann selbst zog später weiter nach Osten, seine Nachfahren aber backten und konditorten weiter in Eberswalde, pflegten das Spritzkuchenrezept und brachten es durch Krieg und Sozialismus in die neue Zeit. Heute gibt es Spritzkuchenwettbewerbe, kleine Spritzkuchenvorträge und spezielle Spritzkuchenkartons für den pflegeleichten Transport von Spritzkuchen.

Bis in das überregional vertriebene Magazin "Spiegel" schaffte es zudem Jenny I. Jenny Bechly-Günzel war im vergangenen Jahr Eberswaldes Spritzkuchenkönigin. Bundesweit warb die Spritzkuchenkönigin mit Kuchen auf dem Tablett vor einem Brötchenregal mit Balzac-Zitat stehend für ihren Chef und für den Kuchen - und natürlich für die guten alten Zeiten. Einfach Zucker.

Der Adventskalender

Lustig macht sauer (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 2. Tür: Lustig macht sauer

Die Gurke muss knackig sein. Und saftig sowieso. Und natürlich muss der Biss stimmen. Gurkenliebhabern läuft allein bei der Erwähnung des Spreewalds das Wasser im Mund zusammen: Sie denken nur noch an die Gurke. Doch ihr Name kann auch missbraucht werden.

Alte Sorte, neue Frische (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 4. Tür: Alte Sorte, neue Frische 

Jeder kennt den alten Spruch von der so umfassenden Gesundmachung durch täglich mindestens einen Apfel. Doch täglich einen "Jonagold" - wer will das schon. In Müncheberg pflegt eine kleine Anstalt ein großes Apfelerbe.

Der Auskenner sammelt lokal (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 7. Tür: Der Auskenner sammelt lokal

Berlin ist kein Naturparadies - und ein Pilzparadies schon gar nicht. Aber es gibt ein paar Eckchen, wo der Pfifferling oder die Marone zu finden sind. Allerdings muss man sich beeilen - und vor den Hunden im Unterholz sein.

Flecken auf dem Chemisett (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 8. Tür: Flecken auf dem Chemisett

Wenn das Ragout fin auf der gestärkten Hemdbrust landet, wird klar, was die Berliner den Hugenotten alles zu verdanken haben. Und das gilt nicht nur kulinarisch - merken die Lebemänner spätestens beim abendlichen Amüsement.

Adventskalender (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 9. Tür: Pelmeni auf der Karl-Marx-Allee

Knapp 50 Jahre waren in und um Berlin sowjetische Truppen stationiert. Doch anders als bei den West-Alliierten war der kulinarische Einfluss der Russen auf die Berliner Küche ein wenig reduziert. Wer aber aufmerksam an den Berliner Töpfen schnuppert, kann ihn schmecken.

Adventskalender (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 10. Tür: Abgekocht in den Tank

Nach dem Braten ist vor der Entsorgung: Das ungenutzte Fett gehört nicht einfach so in den Abfluss. Für die Fettbeseitigung und -aufbereitung gibt es ein aufwändiges System. Und am Ende sorgt das überschüssige Gänsefett für umweltfreundliche PS.

Berliner Schaum zum Fest (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 11. Tür: Berliner Schaum zum Fest

Mit "Oh - es riecht gut, oh - es riecht fein" startet ein Kinderlied übers Weihnachtsbacken. Auch wer nicht backt, hat in Berlin viele Gelegenheiten, lokales Zuckerzeug zu erstehen. In Reinickendorf zum Beispiel kommt die Süßigkeit aus dem Kupferkessel und hat handgetupfte Augen.

Aufbrühen und Warmhalten (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 12. Tür: Aufbrühen und Warmhalten

Wir tragen Levis-Jeans und fahren Daimler, und immer wenn die Knochen knacken, gehen wir zum Röntgen. Ginge es nach dieser Logik, müssten wir unterwegs beim Trinken eines heißen Kaffees sagen: Hm, ein echt heißer Burger. Reinhold Burger kam aus Brandenburg.

Hier suppt nichts durch (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 14. Tür: Hier suppt nichts durch

Diese Brandenburger Erfindung gehört derzeit zu den wohl am meisten gehassten Umweltsünden. Schon allein bei seiner Erwähnung häuft man eine Tonne CO2 auf seinem persönlichen Umweltkonto an. Dabei war es so sauber gestartet.

Draußen nur Kännchen (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 15. Tür: Draußen nur Kännchen

1721 soll es das erste Kaffeehaus in Berlin gegeben haben, also vor fast 300 Jahren. Seitdem hat sich in Berlin eine ordentliche Kaffeehauskultur entwickelt. Geblieben aber ist aus dieser Zeit, dass das doppelte "E" am Ende keine Pflicht ist.

Ein Kuchen für die Ewigkeit (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 16. Tür: Ein Kuchen für die Ewigkeit

Eberswalde hat eine süße Tradition und pflegt sie auch. Ein Kuchen trat von hier aus seinen Eroberungszug in die weite Welt an: der Spritzkuchen. Sein Schöpfer gehört zu den großen "Köpfen" des Landes. Ein Botschafter der Süße.

Genauso weich in kürzerer Zeit (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 18. Tür: Genauso weich in kürzerer Zeit

Weihnachten gibt's Geschenke und natürlich auch alle möglichen Speisen. Zum Beispiel "Neunerlei". Zu diesem "Neunerlei" aber gehört eine Zutat, die Vorlauf in der Zubereitung braucht. Ein Potsdamer Forscher sorgte dafür, dass die Zubereitung in 10 Minuten gelingt.

Dem Fest die Krone aufgesetzt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 19. Tür: Dem Fest die Krone aufgesetzt

Wenn der Zahn nicht mehr will, kommt die Zange zum Einsatz. Das galt früher, heute arbeitet die Zahnmedizin minimalinvasiv, wobei die deutschen akademischen Wurzeln dieses Zweigs in Berlin liegen. Weihnachten erinnern wir uns daran gern, wenn wir bei der Gans auf den Knochen beißen.

Prozente statt Vitamine (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 20. Tür: Prozente statt Vitamine

Ohne Ballon geht hier gar nichts. Brandenburg ist ein Weinland mit einem nur sehr spärlichen Anteil an Hanglagen. Die Chardonnay- oder Merlot-Trauben gedeihen hier nicht so. Dafür aber wird in Ballons der Saft aus Quitten oder Äpfeln verwinzert.

Bier unterm Baum (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 21. Tür: Bier unterm Baum

"Bier her!" hört man nicht mehr so oft in Berlin. Der bundesweite Vergleich zeigt: Der Durst fehlt in der Hauptstadt. Für den ganz neuen Taste sorgt nun "Beer", also die Produkte der kleinen Craft-Brauereien. Der neue Trend soll die Zapfhähne wieder glühen lassen.

Großeinsatz im kleinen Kreis (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 22. Tür: Großeinsatz im kleinen Kreis

Kulinarisch groß aufgefahren wird auf Berlins Wachen im Kreis der Feuerwehrleute und zwar im Beisein des Weihnachtsmanns. Bei nicht wenigen Berliner Feuerwehren feiert die Mannschaft mit Kollegen und Familien - ein Brauch aus alten Einsatzzeiten.

Tierisch viel Soße (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 23. Tür: Tierisch viel Soße

Die Kuh ist in ihrer Klima-Bilanz eine Bombe, eine Methan-Bombe. Das Schwein ist nur ein bisschen besser. Und jeder bekommt feuchte Augen, wenn es ums Thema Massentierhaltung geht. Aber es gibt Alternativen. Von Brandenburgs Höfen sind da ganz neue Tiergeräusche zu hören. Eine Schlachtpartie.
Satt nachgedacht (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 24. Tür: Satt nachgedacht

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) erforscht die Unwägbarkeiten rund um unsere Ernährung. Und wenn auch nicht viele, so doch einige der Erkenntnisse der Wissenschaftler sind kleine Heilsbotschaften für die Weihnachtsmahlzeiten.

Beitrag von Stefan Ruwoldt

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