Adventskalender 2019 - 18. Tür: Genauso weich in kürzerer Zeit

Mi 18.12.19 | 00:15 Uhr | Von Stefan Ruwoldt
Genauso weich in kürzerer Zeit (Quelle: Marcus Behrendt)
Bild: Marcus Behrendt

Weihnachten gibt's Geschenke und natürlich auch alle möglichen Speisen. Zum Beispiel "Neunerlei". Zu diesem "Neunerlei" aber gehört eine Zutat, die Vorlauf in der Zubereitung braucht. Ein Potsdamer Forscher sorgte dafür, dass die Zubereitung in 10 Minuten gelingt.

24 kleine Geschichten über die großen Errungenschaften und kleinen Niederlagen der Brandenburger und Berliner in Sachen "Essen und Trinken". Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.

Bis zur Bescherung sind es nur noch wenige Tage. Es geht in die heiße Phase und die große Weihnachthetzerei hat begonnen. "Besinnlich" ist vorerst aus dem Vokabular der Leute gestrichen. Überall wird geworben, nun noch flugs die letzten Geschenke zu holen. Alle haben es eilig. 

Um Kraft zu tanken für diese große Hetzerei, braucht es gute Quellen der Verpflegung und darum gehört zur finalen Weihnachtseinkauferei auch der eilige Imbiss und der hurtige Snack: gebrannte Mandeln aus der Tüte, ein Stückchen Braten vom Grill auf die Hand, eine schnelle Süßigkeit hier und eine flinke Deftigkeit dort.

Neunerlei im Ratskeller Annaberg-Buchholz (Quelle: dpa/ Wolfgang Thieme)
...Bild: dpa-Zentralbild

Optimierung der Linse

Ein wenig zu Unrecht vergessen in diesen Zeiten des Zeitmangels und der Ernährungseffizienz sind Tempoerbse und die Tempolinse. Sie sind Produkte der ostdeutschen Lebensbeschleuigung und Effizienz. Damals allerdings ging es nicht um Selbstopimierung und Erfahrungserweiterung, sondern um eine Verbesserung des Lebens der Frau. Der Lebensentwurf der ostdeutschen Frau sah vor, dass sie nicht nur schuftete, was das Zeug hält, sondern dass sie natürlich außerdem noch ganz umfänglich den Vati betüddelte und die Kinder versorgte. Dabei sanken die Ansprüche an die Varianz und Exzellenz der Ernährung natürlich nicht. Gerichte mit langer Zubereitungszeit hatten da nur bedingt Chancen. Hülsenfrüchte aber brauchen Zeit, viel Zeit.

Das Türenteam

Marcus Behrendt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Grafiker und Zeichner Marcus Behrendt, alias "EMBE", zeichnet immer dann am besten, wenn er gut gegessen hat. Dann gelingen ihm die lustigen Charactere besonders gut, die grimmigen Figuren haben Hunger. Gleich nach diesem Weihnachtskalender setzt sich "EMBE" an "Hainer, den kleinen Hai" oder den "Sandmann".

Stefan Ruwoldt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Redakteur Stefan Ruwoldt isst in der Regel in Berlin, kostet viel im Havelland, sucht Pilze in der Lausitz und probiert Fisch überall, wo es Fisch gibt. Und wenn er das nicht tut, schreibt er Nachrichten und Berichte über Brandenburg und Berlin, fährt Fahrrad oder guckt den Eisernen beim Ball spielen zu.

Ein damals noch recht junger Forscher in Potsdam, Peter Kretschmer, setzte hier an, und schenkte dem Sozialismus und der übrigen Welt in der Mitte der 1960er den Fortschritt in Form von Tempo-Hülsenfrüchten, also Bohnen, Erbsen und Linsen. 1964 erfand er mit seinen Kollegen ein Verfahren, die Hülsenfrüchte so zu behandeln, dass quasi in ihrer Festigkeit ein wenig entschärft und sofort wieder getrocknet wurden. Das Ganze machte er am Institut für Getreideverarbeitung in Bergholz-Rehbrücke (Potsdam-Mittelmark), einer Forschungsstätte, das er zusammen mit seinen Kollegen auch über die Wirren der Wende brachte. Später arbeitete dort bis zu seinem Tod vor zwei Jahren an anderen Speisenopimierungen.

Kretschmers Erfindung der Tempolinse kam vor allem Weihnachten zum Tragen, denn die Linse ist ein zentraler Bestandteil des für weite osteutsche Teile sehr wichtigen weihnachtlichen Gerichts.

Die Linse und das viele Geld

Das "Neunerlei" stammt aus dem Erzgebirge und heißt "Neunerlei", weil damit die Gesundheit (1), das kleine und das große Geld (2), die Sparsamkeit (3), der Lebensmut (4), die Potenz (5), die Fruchtbarkeit (6), das Glück (7), die Kraft (8) und natürlich die Lebensfreude (9) mit je einer Zutat bei den Speisenden gefüttert werden. Und nach dem Essen nicht nur alle satt sondern reich und glücklich sind. Neben der Linsensuppen gehören zur Menükomposition der Kartoffelkloß, die Bratwurst, die Gans, die Früchte, Nüsse, Rote Beete, Sauerkraut, Brot und Salz. Die genauen Zuweisungen der einzelnen Heilsversprechen variiert, die Zutaten selber auch, die Linse aber ist immer dabei. Sie soll dabei angeblich für das kleine Geld steh'n, das immer sprudeln soll.

Dieses Linsenglück im Neunerlei konnte dank Kretschmers Erfindergeist auch weiter problemlos und in nullkommanix zubereitet und Weihnachten präsentiert werden. "10 Minuten Kochzeit" versprach die Verpackung. Und damit war die Linse für's schnelle "Neunerlei" gesichert, und damit auch klar, dass fortan zumindest das kleine Geld sprudelte. Kleines Geld, keines Glück und noch dazu schnell - mehr braucht es Weihnachten nicht. Und wer mehr will, kauft einfach zwei Packungen noch fix vor der Bescherung.


Der Adventskalender

Lustig macht sauer (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 2. Tür: Lustig macht sauer

Die Gurke muss knackig sein. Und saftig sowieso. Und natürlich muss der Biss stimmen. Gurkenliebhabern läuft allein bei der Erwähnung des Spreewalds das Wasser im Mund zusammen: Sie denken nur noch an die Gurke. Doch ihr Name kann auch missbraucht werden.

Alte Sorte, neue Frische (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 4. Tür: Alte Sorte, neue Frische 

Jeder kennt den alten Spruch von der so umfassenden Gesundmachung durch täglich mindestens einen Apfel. Doch täglich einen "Jonagold" - wer will das schon. In Müncheberg pflegt eine kleine Anstalt ein großes Apfelerbe.

Der Auskenner sammelt lokal (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 7. Tür: Der Auskenner sammelt lokal

Berlin ist kein Naturparadies - und ein Pilzparadies schon gar nicht. Aber es gibt ein paar Eckchen, wo der Pfifferling oder die Marone zu finden sind. Allerdings muss man sich beeilen - und vor den Hunden im Unterholz sein.

Flecken auf dem Chemisett (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 8. Tür: Flecken auf dem Chemisett

Wenn das Ragout fin auf der gestärkten Hemdbrust landet, wird klar, was die Berliner den Hugenotten alles zu verdanken haben. Und das gilt nicht nur kulinarisch - merken die Lebemänner spätestens beim abendlichen Amüsement.

Adventskalender (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 9. Tür: Pelmeni auf der Karl-Marx-Allee

Knapp 50 Jahre waren in und um Berlin sowjetische Truppen stationiert. Doch anders als bei den West-Alliierten war der kulinarische Einfluss der Russen auf die Berliner Küche ein wenig reduziert. Wer aber aufmerksam an den Berliner Töpfen schnuppert, kann ihn schmecken.

Adventskalender (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 10. Tür: Abgekocht in den Tank

Nach dem Braten ist vor der Entsorgung: Das ungenutzte Fett gehört nicht einfach so in den Abfluss. Für die Fettbeseitigung und -aufbereitung gibt es ein aufwändiges System. Und am Ende sorgt das überschüssige Gänsefett für umweltfreundliche PS.

Berliner Schaum zum Fest (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 11. Tür: Berliner Schaum zum Fest

Mit "Oh - es riecht gut, oh - es riecht fein" startet ein Kinderlied übers Weihnachtsbacken. Auch wer nicht backt, hat in Berlin viele Gelegenheiten, lokales Zuckerzeug zu erstehen. In Reinickendorf zum Beispiel kommt die Süßigkeit aus dem Kupferkessel und hat handgetupfte Augen.

Aufbrühen und Warmhalten (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 12. Tür: Aufbrühen und Warmhalten

Wir tragen Levis-Jeans und fahren Daimler, und immer wenn die Knochen knacken, gehen wir zum Röntgen. Ginge es nach dieser Logik, müssten wir unterwegs beim Trinken eines heißen Kaffees sagen: Hm, ein echt heißer Burger. Reinhold Burger kam aus Brandenburg.

Hier suppt nichts durch (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 14. Tür: Hier suppt nichts durch

Diese Brandenburger Erfindung gehört derzeit zu den wohl am meisten gehassten Umweltsünden. Schon allein bei seiner Erwähnung häuft man eine Tonne CO2 auf seinem persönlichen Umweltkonto an. Dabei war es so sauber gestartet.

Draußen nur Kännchen (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 15. Tür: Draußen nur Kännchen

1721 soll es das erste Kaffeehaus in Berlin gegeben haben, also vor fast 300 Jahren. Seitdem hat sich in Berlin eine ordentliche Kaffeehauskultur entwickelt. Geblieben aber ist aus dieser Zeit, dass das doppelte "E" am Ende keine Pflicht ist.

Ein Kuchen für die Ewigkeit (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 16. Tür: Ein Kuchen für die Ewigkeit

Eberswalde hat eine süße Tradition und pflegt sie auch. Ein Kuchen trat von hier aus seinen Eroberungszug in die weite Welt an: der Spritzkuchen. Sein Schöpfer gehört zu den großen "Köpfen" des Landes. Ein Botschafter der Süße.

Genauso weich in kürzerer Zeit (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 18. Tür: Genauso weich in kürzerer Zeit

Weihnachten gibt's Geschenke und natürlich auch alle möglichen Speisen. Zum Beispiel "Neunerlei". Zu diesem "Neunerlei" aber gehört eine Zutat, die Vorlauf in der Zubereitung braucht. Ein Potsdamer Forscher sorgte dafür, dass die Zubereitung in 10 Minuten gelingt.

Dem Fest die Krone aufgesetzt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 19. Tür: Dem Fest die Krone aufgesetzt

Wenn der Zahn nicht mehr will, kommt die Zange zum Einsatz. Das galt früher, heute arbeitet die Zahnmedizin minimalinvasiv, wobei die deutschen akademischen Wurzeln dieses Zweigs in Berlin liegen. Weihnachten erinnern wir uns daran gern, wenn wir bei der Gans auf den Knochen beißen.

Prozente statt Vitamine (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 20. Tür: Prozente statt Vitamine

Ohne Ballon geht hier gar nichts. Brandenburg ist ein Weinland mit einem nur sehr spärlichen Anteil an Hanglagen. Die Chardonnay- oder Merlot-Trauben gedeihen hier nicht so. Dafür aber wird in Ballons der Saft aus Quitten oder Äpfeln verwinzert.

Bier unterm Baum (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 21. Tür: Bier unterm Baum

"Bier her!" hört man nicht mehr so oft in Berlin. Der bundesweite Vergleich zeigt: Der Durst fehlt in der Hauptstadt. Für den ganz neuen Taste sorgt nun "Beer", also die Produkte der kleinen Craft-Brauereien. Der neue Trend soll die Zapfhähne wieder glühen lassen.

Großeinsatz im kleinen Kreis (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 22. Tür: Großeinsatz im kleinen Kreis

Kulinarisch groß aufgefahren wird auf Berlins Wachen im Kreis der Feuerwehrleute und zwar im Beisein des Weihnachtsmanns. Bei nicht wenigen Berliner Feuerwehren feiert die Mannschaft mit Kollegen und Familien - ein Brauch aus alten Einsatzzeiten.

Tierisch viel Soße (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 23. Tür: Tierisch viel Soße

Die Kuh ist in ihrer Klima-Bilanz eine Bombe, eine Methan-Bombe. Das Schwein ist nur ein bisschen besser. Und jeder bekommt feuchte Augen, wenn es ums Thema Massentierhaltung geht. Aber es gibt Alternativen. Von Brandenburgs Höfen sind da ganz neue Tiergeräusche zu hören. Eine Schlachtpartie.
Satt nachgedacht (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 24. Tür: Satt nachgedacht

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) erforscht die Unwägbarkeiten rund um unsere Ernährung. Und wenn auch nicht viele, so doch einige der Erkenntnisse der Wissenschaftler sind kleine Heilsbotschaften für die Weihnachtsmahlzeiten.

Beitrag von Stefan Ruwoldt

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