Bundesamt entwirft Szenario - Was wäre, wenn die Dürre sechs Jahre anhalten würde?

Trinkwassermangel, keine Binnenschifffahrt mehr, Kraftwerke müssen runterfahren, weil sie nicht mehr gekühlt werden können: Das sind nach einer neuen Risikoanalyse des Bundes mögliche Folgen, wenn es in Deutschland noch mehrere Jahre so trocken bleibt.
Schon wieder wird in Berlin zum Gießen der Straßenbäume aufgerufen, schon wieder sorgen sich in Brandenburg die Landwirte um die Ernte. Nach dem Dürresommer 2018 und vergleichsweise wenigen Niederschlägen im Winter sind die Böden tief ausgetrocknet. "Die Startbedingungen für die Vegetation sind 2019 in vielen Gebieten Deutschlands deutlich schlechter als im Vorjahr", sagte am Mittwoch der Leiter der DWD-Agrarmeteorologie, Udo Busch, in Offenbach.
Risikoanalyse sieht Ostdeutschland besonders gefährdet
Mit dem Problem befasst sich inzwischen auch das Bonner Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in einer Risikoanalyse [Dokument als PDF]. Darin durchgespielt wurde ein Szenario, was bei weiteren sechs Jahren Dürre wie im Sommer 2018 geschehen würde. Ergebnis: In manchen Regionen Deutschlands könnte die Trinkwasserversorgung zusammenbrechen, Stromausfälle wären möglich, Schäden in der Natur und wirtschaftliche Einbußen in verschiedenen Bereichen.
Von einer mehrjährigen Dürre wären laut Risikoanalyse unter anderem "zentrale Bereiche Ostdeutschlands" besonders betroffen. Sollte die Trinkwasserversorgung schwieriger werden, könnte beispielsweise die Verwendung von Wasser für Bewässerung von Parks oder Gärten eingeschränkt werden, die Autowäsche oder die Befüllung privater Pools. An manchen Orten müssten die Menschen voraussichtlich Wasser mit Tankwagen oder Notleitungen erhalten, weil die Versorgung über die regulären Leitungen zusammenbricht. Kraftwerke müssten runterfahren, weil ihre Kühlung nicht mehr möglich ist - was wiederum die Stromversorgung gefährdet.
Schäden für Natur, Tiere und Mensch
Laut Risikoanalyse wäre bei einer langjährigen Dürre mit großen wirtschaftliche Einbußen zu rechnen, insbesondere durch einen möglichen Zusammenbruch der Binnenschifffahrt. Industrie und Logistik würde dies hart treffen. Auch die Stahl- und Chemieindustrie würden erheblich leiden, heißt es. In der Risikoanalyse wird unter anderem auf die Folgen der Dürre 2018 verwiesen, die bereits die Schifffahrt beeinträchtigte, wodurch unter anderem die Benzinpreise stiegen.
Neben schweren Schäden für Natur - bei Pflanzen, Wildtieren und Gewässern - nennt die Analyse auch Probleme für die Agrarwirtschaft. Landwirten müssten vermutlich finanziell geholfen werden, weil sie die Belastungen nicht mehr aus eigener Kraft bewältigen können. Auch könnten große Waldflächen Bränden zum Opfer fallen.
Und weitere Dürren sind nicht unwahrscheinlich: Klimaforscher haben berechnet, dass in der Region Berlin-Brandenburg durch die fortschreitende Klimaerwärmung die Zahl heißer Tage und die Zahl von längeren Trockenperioden zunimmt. Gerade in der Vegetationszeit fallen voraussichtlich weniger Niederschläge - und wenn, dann tendenziell heftigere Starkregen. Diese tragen aber wenig zur Grundwasserneubildung bei, das vor allem durch Versickern von Niederschlägen über längere, kühlere Zeiträume entsteht. Starkniederschläge fließen dagegen eher ab. "Bleiben Niederschläge im Winter aus und es kommen zwei Trockensommer in Folge, dann können sich Extremsituationen, wie wir sie 2018 gesehen haben, noch verschärfen", sagte kürzlich Peter Hoffmann, Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), rbb|24.