Klimawandel | Spitzenplatz im Bundesvergleich - Warum Brandenburg besonders viele Treibhausgase ausstößt

Di 09.04.19 | 17:36 Uhr
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19.09.2018, Brandenburg, Peitz: Hinter einem Karpfenteich steigt am späten Abend Wasserdampf aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde der Lausitz (Quelle. dpa/Pleul)
Bild: dpa/Pleul

Die Erderwärmung wird maßgeblich von Treibhausgasen wie CO2 befeuert, die zusätzlich in die Atmosphäre geblasen werden. Brandenburg, das voraussichtlich stark unter dem Klimawandel leiden wird, gehört zu den größten Produzenten von Treibhausgasen.

Das Landesamt für Umwelt Brandenburg (LfU) nennt die Region Berlin-Brandenburg in Sachen Klimawandel eine der "am stärksten verwundbaren Gebiete Deutschlands" [externer Link]. Beide Länder, so die Erwartung, werden zukünftig besonders unter anhaltenden sommerlichen Dürreperioden leiden. Enorme Hitzebelastungen und schmutzige Luft in Trockenphasen, aber auch plötzlichen Starkregen und Überflutungen werden vermehrt vorkommen.

Gleichzeitig stehen beide Bundesländer nicht wirklich gut beim Klimaschutz da.

Als Treiber der Erwärmung gelten bestimmte Gase, allen voran Kohlenstoffdioxid (CO2), das bei Verbrennungsprozessen entsteht. Es macht laut Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Epa) [externer Link] rund vier Fünftel der weltweiten Treibhausgas-Emissionen aus. Damit ist beim Klimaschutz besonders wichtig, weniger CO2 zu emittieren.

In Brandenburg wurden zuletzt pro Einwohner 25,21 Tonnen Treibhausgase in die Atmosphäre geblasen. Das zeigen Daten von Bund und Ländern aus dem Jahr 2015 [externer Link]. In keinem anderen Bundesland lag dieser Wert höher. Auf Platz zwei folgte das Saarland mit 22,29 Tonnen, dahinter Bremen mit 20,32 Tonnen.

Der deutsche Mittelwert lag bei 11,06 Tonnen. Berlin lag hier immerhin mit 4,58 Tonnen deutlich unter dem Bundesschnitt und am Ende des Ländervergleichs.

Die größten Emittenten Europas: Lausitz vorn dabei

Schaut man nicht auf den Pro-Kopf-Ausstoß, sondern auf die Gesamtmenge, mischt Brandenburg weiterhin kräftig mit: Deutschlandweit lag das Land 2015 auf dem vierten Platz - mit einem Gesamtausstoß von rund 62 Millionen Tonnen - nach Bayern (Spitzenreiter mit fast 91 Millionen Tonnen), Niedersachsen und Baden-Württemberg.

Der gesamte deutsche Austoß lag bei 903,7 Millionen Tonnen [externer Link]. Berlin lag auf dem viertletzten Platz - mit 16 Millionen Tonnen.

Grund für die hohen Brandenburger Werte ist die Kohleförderung in der Lausitz. Dort befindet sich die zweitgrößte Lagerstätte von Braunkohle im Bundesgebiet. Die Kohle wird im Tagebau gewonnen, an die Kraftwerke Schwarze Pumpe oder Jänschwalde geliefert, wo sie zu Strom und Fernwärme umgewandelt wird. Beide Kraftwerke gehören zu den zehn größten Emittenten von Kohlenstoffdioxid in Europa, wie der Lobby-Verband Transport & Environment [externer Link] vor Kurzem auf Basis aktueller EU-Daten [externer Link] berichtete. Jänschwalde liegt demnach auf Platz vier, Schwarze Pumpe auf dem sechsten Platz. Auch das Lausitzer Kraftwerk Boxberg IV in der Nähe von Weißwasser (Sachsen) ist auf dieser Negativliste vertreten - auf Platz neun.

Klimaschutz kommt in Berlin nur schleppend voran

Durch die Kohle wird Brandenburg voraussichtlich noch ziemlich lange zu den schlimmsten Treibhausgas-Sündern im Land gehören: Zwar empfahl die Kohlekommission der Bundesregierung erst im Januar aus der Kohleverstromung auszusteigen - allerdings erst ab 2038 endgültig.

Und Berlin? Dort kam der Klimaschutz nach rbb-Recherchen zuletzt eher schleppend voran. Von einem 100 Millionen Euro umfassenden Programm für Energie- und Klimaschutz wurde ein Jahr nach Beginn nur ein Bruchteil abgerufen: 1,26 Millionen.

Als erstes größeres Projekt wurde bislang lediglich ein Klima-Anpassungspaket aufgelegt. Für rund 2,5 Millionen Euro sollen Parks und Bäume auf die zunehmend heißeren Sommer vorzubereiten werden. Ein Masterplan zur Förderung von Solaranlagen, ein Landesprogramm für mehr Batteriespeicher sowie Prämien, um den Austausch klimaschädlicher Ölheizungen zu fördern, sollen in den kommenden Monaten anlaufen.  

Auch global gesehen hat die Region einen verhältnismäßig hohen Anteil am Treibhausgas-Ausstoß. Im EU-Vergleich hatte Deutschland 2015 mit Abstand den höchsten Ausstoß an Treibhausgasen, wie Daten der Europäischen Union zeigen [externer Link]. Weltweit gesehen liegt Deutschland laut EU-Forschungsprojekt Edgar [externer Link] derzeit auf Platz sechs: hinter China, den USA, Indien, der Russischen Föderation und Japan [Edgar-Daten für alle Länder].

Auch rückblickend gesehen hat Deutschland mit seinen Bundesländern stark zum Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre beigetragen. Eine Studie aus dem Jahr 2014 [externer Link] sah Deutschland hier ebenfalls auf Platz sechs.

9 Kommentare

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  1. 9.

    Die Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes beweisen es leider eindeutig.
    Seit dem zweiten Weltkrieg ist es deutlich wärmer und trockener geworden in Deutschland.
    Wir müssen dringend was gegen de Klimawandel und diemÜberbevölkerung tun.

  2. 8.

    Auf YouTube: Gerhard Wisnewski über den Kilmaschwindel im Gespräch mit Prof Dr Gerhard Gerlich. Sehr interessant.

  3. 7.

    Vielleicht weil das drittgrößte Kraftwerk Deutschlands nicht einfach so vom Netz genommen werden kann? Denn auch sie wollen doch bestimmt jederzeit eine stabile Stromversorgung genießen?
    Welche witterungs- und tageszeitunabhängige sichere Ersatztechnolgie schlagen sie denn vor, die jetzt schon realisierbar wäre und eine vergleichbare Leistung liefern würde?

  4. 6.

    Warum werden diese im Artikel genannten Lausitzer Dreckschleudern nicht endlich zeitnah zugesperrt? Und den in der Kohle Arbeitenden endlich eine andere Jobperspektive geboten? Es darf nicht sein, dass nur weil es dort diese minderwertige Braunkohle gibt und viele ansonsten arbeitslose Anwohner man dieses Zeug weiterhin abbaggert und verbrennt. Das ist eine unsinnige, gigantische, umweltzerstörerische ABM.

  5. 5.

    Die Landwirtschaft trägt, laut Umweltbundesamt, maßgeblich zur Emission klimaschädlicher Gase bei, übrigens zusätzlich zur Ausrottung der Artenvielfalt bei Insekten und Vögeln durch unnatürliche Bewirtschaftung ( riesige Anbauflächen ohne Hecken und Bäume),Trockenlegung von Feuchtgebieten, den Einsatz von Insektiziden und Pestiziden. Mit welchen Gründen sollten die protestierenden Schüler also gemeinsame Sache mit den Landwirten und der Agrarindustrie machen?
    Man kann natürlich auch „den Bock zum Gärtner machen“ laut eines Sprichworts.

  6. 4.

    Also einerseits sind im Artikel alle Quellen als Link angegeben, z.B. das Umweltbundesamt. Wenn Sie tiefer in die Materie einsteigen möchten, können Sie dort die Berechnungsgrundlagen einsehen und prüfen. Sie sehen also keine Spur von Volksverdummumg, sondern im Gegenteil transparent und nachvollziehbar, sofern man denn Lust und Zeit hat etwas genauer in diese komplexe Materie einzusteigen.

  7. 2.

    An welchen Zähler wird denn der angebliche CO2 Ausstoß abgelesen? Wo steht dieser Zähler? Was für eine Volksverdummung!

  8. 1.

    Brandenburg wird besonders unter dem Klimawandel leiden. Brandenburg gehört zu den größten Produzenten von Treibhausgasen. - 2 Sätze, die das Versagen der Brandenburger Politik auf den Punkt bringen. Armutszeugnis ist noch ein höflicher Begriff dafür. Ich bin Brandenburger und möchte regional einkaufen. Ich möchte unsere heimische Wirtschaft ökologisch nachhaltig mittragen. Wenn die Sandkiste Brandenburg zur Steppe wird (was immer häufiger der Fall ist!), kann die Landwirtschaft einpacken. Die Landwirte sollten zusammen mit den Schülern protestieren. Denn die Zukunft der Landwirtschaft ist genauso betroffen wie die Zukunft der Schüler!

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