Der Absacker - Heiliger Yinyang!

Mi 10.06.20 | 20:04 Uhr
Symbolbild: Ein Taijitu, Yin-Yang-Symbol, aus Sträuchern geformt, traditionelle chinesische Kultur. (Quelle: dpa/Lawrence Lu)
Bild: dpa/Lawrence Lu

Ein beliebtes Tätowierermotiv könnte zum Logo des Corona-Jahres werden: Das chinesische Konzept von Yin und Yang beschreibt die aktuelle Krise nämlich ganz gut. Überall wo Licht ist, ist auch Schatten, alles Gute hat auch sein Schlechtes. Es philosophiert für Sie Sebastian Schöbel.

Steigende Infektionszahlen führen zu Einschränkungen der individuellen Freiheit, was die Infektionszahlen sinken lässt und wieder mehr individuelle Freiheit ermöglicht... bis die Infektionszahlen wieder steigen.

Zwei gegensätzliche Dinge, die sich doch gegenseitig beeinflussen: Die Chinesen haben dafür das Konzept von Yin und Yang. Falls Sie sich also für das Corona-Jahr 2020 noch ein Tattoo stechen lassen wollen, wäre das vielleicht eine Inspiration.

1. Was vom Tag bleibt

Polen hat es heute geschafft, das Prinzip von Yin und Yang nachrichtlich quasi im Alleingang darzustellen.

Da wird einerseits am Samstag die Grenze wieder geöffnet - nicht nur für Freunde des Schengen-Raums eine Freude, sondern vor allem für die vielen Pendler, die seit Wochen wegen der Reisebeschränkungen und Corona-Kontrollen in Staus wertvolle Lebenszeit verschwenden mussten - oder Schlimmeres erlebten.

Doch wo die eine Grenze aufgemacht wird, zieht man sie anderswo wieder hoch: In diesem Fall in den Köpfen. Denn inzwischen haben sich dort 100 Lokalregierungen zu sogenannten "LGBT-freien Zonen" erklärt. Darunter sind, wie mein Kollege Steven Meyer recherchiert hat, auch die Partnerstädte von Hohen Neuendorf, der Landkreis Oberhavel und Steglitz-Zehlendorf. Warum das unendlich traurig ist, sollte eigentlich jedem von uns klar sein.

2. Abschalten

Bei der Berliner Polizei sieht Yin und Yang folgendermaßen aus: Sie muss gleichzeitig Kuscheldecke und Boxsack für die ganze Stadt zugleich sein. Während sich die einen schon bei der kleinsten Krise mit überzogenen Erwartungen an sie schmiegen, reagieren sich die anderen regelmäßig aggressiv an ihr ab. So soll die Polizei einerseits die Corona-Eindämmungsverordnung durchsetzen, auch wenn sich zum Beispiel Tausende auf dem Alexanderplatz knubbeln. Andererseits zielt die Debatte um das Landesantidiskriminierungsgesetz vor allem auf die Polizei und ihre zuweilen recht... einseitige Einteilung der Stadtbevölkerung in verdächtige und unverdächtige Personen. Und dann fliegen schon mal die Fäuste...

Die Combo des Landespolizeiorchesters Polizei Brandenburg erinnert uns jetzt in einem neuen Musikvideo daran, wie das Yin der Berliner Polizei aussieht:

Wie das Yang aussieht, haben die Kolleginen und Kollegen der rbb-Jugendwelle Fritz 2017 vertont:

3. Und, wie geht's?

Der Absacker ist Ihr Platz, um mit uns ins Gespräch zu kommen über das Yin und das Yang in Ihrem Leben. Da ist mal Licht und mal Schatten. Gelegentlich gibt es aber auch einfach keine zwei Seiten - sondern nur eine, sehr gute.

In meinem Absacker vom Sonntag konnte ich über ein tolles Hilfsangebot von Holger K. für eine ältere Dame in Berlin berichten.

Nun hat sich Carola F. aus Oranienburg gemeldet. Sie hat bei uns am Montag den Artikel meiner Kollegin Jule Käppel über die schwierige Lage von Studierenden gelesen. Vor allem die Geschichte von Lena aus Oranienburg, die aktuell nicht ihrer Arbeit nachgehen kann, hatte es ihr angetan. Bei der 23-Jährigen ist das Geld jetzt gerade sehr knapp. Deswegen hat Carola via Absacker ein Angebot geschickt:

Ich könnte Lena einige Wochen einen Job anbieten, da ich mir den Knöchel gebrochen habe.

Danke, Carola! Ich habe das Angebot umgehend weitergeleitet und hoffe, dass Lena damit ein bisschen geholfen ist.

Hat Ihnen jemand in der Corona-Krise besonders geholfen? Wem würden Sie gern helfen? Und wem ist nicht mehr zu helfen? Schreiben Sie uns gerne an absacker@rbb-online.de. Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.

 

4. Ein weites Feld...

Zum Schluss nochmal ein Gedanke zu Yin und Yang: Kaum eine Senatorin erlebt das Konzept gerade so intensiv wie die für Bildung und Familie zuständige Sandra Scheeres.

Weil sie gerade die Rückkehr zum Regelbetrieb in Schulen und Kitas verkünden konnte, müssten ihr die Berliner Eltern eigentlich scharenweise um den Hals fallen.

Allerdings springen ihr gleichzeitig nun gleich auch die Gewerkschaften in den Rücken, weil sie Konzepte, Notfallpläne, Sicherheitszusagen und vieles andere fordern, die Scheeres oft nur indirekt liefern kann, weil Berlins Schulen auf ihre Eigenständigkeit pochen - während Elternvertreter sich beschweren, dass die Lockerungen viel zu schnell gingen.

Es ist bislang nicht bekannt, ob Sandra Scheeres ein Yin-Yang-Tattoo hat.

Gänzlich untätowiert grüßt,

Sebastian Schöbel

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Antwort auf [versteha] vom 11.06.2020 um 08:39
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