Der Absacker - Nutzen Sie die Chance, sich Mundgeruch zuzulegen

Di 20.10.20 | 18:37 Uhr
Ein Mann trägt eine Gasmaske um sich vor dem Coronvirus zu schützen. (Quelle: dpa/Martin Baumann)
Bild: dpa/Martin Baumann

Inzwischen wird es immer leichter, sich zu merken, wo man überall KEINE Maske braucht. Und Brandenburg importiert Berlins Alkoholverbot zu später Stunde. Nur die Prignitz kann feiern - aber nur im kleinen Kreis. Zeit für Zweckoptimismus, findet Sebastian Schöbel.

Falls Sie zu der Fraktion gehören, die den Mund-Nasen-Schutz als Menschenrechtsverletztung begreifen: Ich wurde jüngst auf einem Campingausflug von "Freunden" [Namen sind der Redaktion bekannt] gezwungen, mehrere Tage hintereinander im Freien zu schlafen, weil ich ein bis... sechs gegrillte Knoblauchzehen gegessen hatte. Und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg hatte auch noch die Chuzpe, meine Klage abzuweisen. Schweinesystem!

Eine Maske hätte mir diese grobe Verletzung meiner Würde wohl erspart - so jedenfalls habe ich Dr. Drosten verstanden, als er mal Aerosole mit Mundgeruch sehr anschaulich beschrieb [ndr.de].

1. Was vom Tag bleibt

Der Berliner Senat hat nun auch ein Herz für Menschen, deren Atem Pflanzen welk werden lässt: Er verordnet das Tragen von Masken überall dort, wo sich der Mindestabstand von 1,50 Metern nicht mehr einhalten lässt, speziell in Warteschlangen, Wochenmärkten und bestimmten Einkaufsstraßen. Das klingt jetzt erstmal wie eine weitere, übergriffige Corona-Eindämmungsmaßnahme, aber versuchen Sie doch mal, das Positive zu sehen. Nie war die Gelegenheit so günstig, sich beim Griechen die Extraportion Tzatziki reinzupfeifen, oder beim Dönermann die zusätzliche Schippe Knoblauchsauce auf den Dürüm knallen zu lassen. Sie können alternativ auch einfach mal das Zähneputzen weglassen: Der Karies wird nach der Pandemie die Wirtschaft der Zahnmedizin enorm befeuern. Und als ehrliches rbb-Radiogesicht kann ich Ihnen versichern: Manche Visage gewinnt enorm durch ein Stückchen Stoff.

Und falls Sie das jetzt albern finden, kann ich Ihnen auch nicht dabei helfen, sich diese Krise schönzusaufen.

Denn genau das wird ja immer schwerer: Nach Berlin schlägt auch Brandenburg seinen Bürgern in Corona-Risikogebieten in Kneipen den Schnaps nach 23 Uhr aus der Hand und ruft: "Du kennst dich, wenn du säufst, Kollege!" Zudem wird ab 35 Infektionen pro 100.000 Einwohnern die Zahl der Teilnehmer bei Veranstaltungen weiter begrenzt, auf 25 in öffentlichen und 15 in privaten Räumen. Als Brandenburger finde ich das aber vertretbar, wir feiern eh lieber alleine.

In der Prignitz wird man sich trotzdem ärgern, hier hätten sie heute vermutlich doch ganz gerne in kleiner Runde auf den Titel "Allee des Jahres 2020" angestoßen. Ausgezeichnet wurde eine Eichen-Allee bei Seedorf. Verdient! Und: Nimm das, Rainald Grebe [youtube.com]!

2. Abschalten

Wir bleiben bei der Maskenpflicht. Sie bleibt ja auch bei uns.

Hier nun ein Tipp aus dem Land, dass die Covid-Krise wie kein zweites meistert: Die Vereinigten Staaten von Amerika.

Eine Lebensmittelfirma aus Austin, Minnesota (nicht Texas) hat eine Maske entwickelt, die nach Schinken riecht. Man atmet also Schinkenduft ein. Den ganzen Tag.

Die Maske ist so gut, dass Donald Trump angeblich sogar zwei übereinander trägt.

3. Und, wie geht's?

Beschissen, um die Frage dieser Rubrik mal stellvertretend für viele unserer Leser zu beantworten. Gestern hat sich bei meiner Kollegin Lisa Schwesig Kornelia von der Nordseeküste über Menschen geärgert, die sich "nicht am Riemen reißen" können und die Pandemieauflagen ignorieren.

Heute hat Absacker-Leser Hartmut die Schnauze voll.

Früher hätte ich mich sehr gefreut, meinen Urlaub zu Hause verbringen zu können, die eigene Bibliothek zur Hand und nun ja: Ferienwohnungen haben selten Klaviere.

Jetzt habe ich einen Enkel und nun kann ich wegen Corona nicht fahren. Meine eigenen Eltern kann ich auch nicht besuchen.

Tut mir leid, ich bin sonst eher gewaltfrei unterwegs aber so langsam stinken mir die Partypeople, die Covid-19-Leugner und die ganz normal Rücksichtslosen. Zum Beispiel ALDI, die nichts besseres zu tun hatten als eine Marketingaktion in der Nähe der Modersohnbrücke zu starten, bei der die Leute bis zum Lasker-Sportplatz anstanden, ohne Maske, ohne Mindestabstand.

Ich habe für mich selbst keine Angst. Mein Soll ist in diesem Leben erfüllt. Aber wer hat denen in Ihr Gehirn geschi***n?

Falls Sie sich das auf fragen (oder wissen, wer denen ins Gehirn...), schreiben Sie uns: absacker@rbb-online.de

4. Ein weites Feld...

Sie merken, mein Gemüt ist heute etwas auf Kante genäht. Liegt eventuell am Jahr.

Noch 72 Tage bis Neujahr...

 

Erwartungsvoll,

Sebastian Schöbel

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