Der Absacker - Ein Jahr wie ein Schlag ins Gesicht – mit einem nassen Aal

Fr 30.10.20 | 18:26 Uhr | Von Haluka Maier-Borst
Haluka Maier-Borst
Bild: rbb|24/Mitya

Seit gefühlten Dekaden mussten sich Berliner und Brandenburger den Spott über den Flughafen BER anhören. Doch jetzt, wo er fertig ist und Erlösung nahe wäre, raubt uns das Corona-Jahr 2020 auch diesen besonderen Moment. Von Haluka Maier-Borst

Stell dir vor der BER öffnet morgen und (fast) niemand fliegt. Was wie ein Witz des Postillons klingt, ist ein weiterer absurder Schlenker des Jahres 2020. Olympia und die Fußballeuropameisterschaft mussten verschoben werden. Straßenfeste und Konzerte fielen aus. Ostern und wohl nun auch Weihnachten werden wir alle anders feiern als in all den anderen Jahren. Aber die eine jahrelange (Un-)Konstante der Region, der neue Flughafen, macht auf. Und irgendwie fühlt man sich abermals um eine Freude in diesem Jahr betrogen.

Wie gerne hätte man kopfschüttelnd, spöttelnd, aber irgendwie auch erleichtert darüber geredet, dass diese Odyssee der öffentlichen Bauplanung ein Ende findet. Bei uns auf der Webseite und auch in Berlin und Brandenburg hätte in normalen Zeiten das Thema festgestanden. Doch der Flughafen ist diese Woche nur eine Randnotiz.

1. Was vom Tag bleibt

Stattdessen bestimmt weiterhin dieses Virus die Schlagzeilen. Der Berliner Senat hat gestern Abend die neuen Maßnahmen beschlossen und verteidigt – wenn auch teilweise zerknirscht. Die einzige Ausnahme von der Absprache im Bund ist lediglich, dass Kinder bis 12 Jahre noch an der frischen Luft Sport treiben dürfen.

In Brandenburgs Parlament gab es heute teils heftige Wortgefechte. In Erinnerung wird wohl bleiben, dass der neue AfD-Fraktionschef Hans-Christoph Berndt die aktuelle Lage für rundheraus unproblematisch hält. Er glaube nicht an "ein 70 Nanometer großes Virus" oder zumindest nicht an seine Gefährlichkeit [twitter.com].

Die Parteien der Brandenburger Regierungskoalition glauben derweil durchaus an das Virus und haben nun letztlich ebenfalls die Maßnahmen aus dem Bund übernommen. Wie wirksam die Maßnahmen wohl sein könnten und was darauf folgen müsste, haben wir Expert/innen gefragt.

2. Abschalten.

Man hat immer wieder Bilder im Kopf, die gerade das eigene Befinden ausdrücken. Für mich ist es aktuell und eigentlich für das gesamte Jahr 2020 genau das hier: ein Schlag ins Gesicht mit einem nassen Aal.

Und wenn Sie sich abreagieren wollen, können Sie genau auf dieser Seite einen Aal beliebig oft einem armen Herren durchs Gesicht ziehen [eelslap.com].

Überhaupt würde ich allen raten wollen, sich im zweiten Lockdown nicht nur dem Lernen von Suaheli, Waldhorn oder dem Backen von Bananenbrot zu widmen. Kriegen Sie manchmal einfach nur den Kopf frei, indem sie auf die nutzloseste Seite des Internets klicken und dort Ihren Spaß haben [theuselessweb.com]. Für alles Nützliche haben Sie schließlich weiterhin rbb|24 – wenn auch ohne den Absacker.

3. Und, wie geht's?

Als Journalist/in ist man nicht gerade gewohnt, dass man beliebt ist. Macht nix, dafür machen wir den Job auch nicht. Trotzdem ist es schön zu lesen, wie sehr Ihnen der Absacker Spaß gemacht hat. Von:

"Nichts hat mir in den letzten Monaten so gut getan wie diese Kolumne"

bis hin zu Berlinerisch-konfuzianischen Weisheiten wie:

"Nu weene ma nich, nu weene ma nich! Im Ofen stehn Klöße, die siehste bloß nich!“

haben wir alles Mögliche lesen dürfen. Und natürlich ganz viel "Allett Jute!" und "Danke". Vielen Dank für die netten Worte. Und schreiben Sie uns gerne noch ein letztes Mal, was Sie jetzt im November machen an: absacker@rbb-online.de.

4. Ein weites Feld...

"Die letzte Woche", "der vorletzte Absacker" – die letzten Tage fühlten sich ein wenig wie ein Countdown an und ich habe mich lange gefragt, ob ich hier etwas besonderes heute machen soll. Am Ende hat das Nachrichtengeschehen uns alle aber zum Glück genügend auf Trab gehalten, so dass ich nichts an elegischem Geschwafel vorbereiten konnte. Und sowieso gilt die alte Weisheit von Helge Schneider: "Wenne nicht probst, kann auch nix schief gehen." Nehmen Sie also bitte hin, dass nicht jedes der nächsten Worte geschliffen ist.

Die Schnapsidee vom Absacker hat damit begonnen, dass wir Ihnen nicht eins reinposaunen und diese verrückte Welt erklären wollten. Gerade in diesen Zeiten wäre das besonders vermessen – wir wissen doch auch oft nicht weiter. Das Ganze sollte eher ein (manchmal leicht angeheiterter) Spaziergang mit Begleitung sein.

"Hast du schon gehört?"

"Übrigens weißt du, was witzig war?"

"Und, wie kommst du so durch die Zeit?"

Solche Fragen wollten wir stellen und beantworten, aber auch von Ihnen beantwortet bekommen. Und oft genug hat das funktioniert, weil Sie uns geschrieben haben, per E-Mail oder unter dem Artikel. Und weil wir auch mal eine nicht zündende Pointe oder ein verärgertes Poltern loslassen durften, ohne dass Sie es uns das gleich krumm genommen haben. So wie man eben halt nicht aufhört, mit jemandem spazieren zu gehen, nur weil er oder sie mal einen schlechten Tag hat.

So sehr sich dieses Jahr auch wie eine Watschen mit Aal angefühlt hat, so viel Spaß hat der Absacker uns aber gemacht. Wir haben eine Menge auf und von diesen geschriebenen Spaziergängen gelernt. Und hoffen, dass sich die Wege irgendwo wieder kreuzen. Danke nochmals.

Mit dem Spazierstock wedelnd, das Absackerglas hebend

Haluka Maier-Borst

Der Absacker nimmt Abschied

Reisen ins Ausland, Feiern oder das Wiedersehen mit den Großeltern oder Eltern – darauf haben die meisten zeitweilig oder ganz verzichtet im Jahr 2020. Und auch wir müssen künftig auf etwas verzichten, nämlich diesen Absacker.

Die Corona-Lage verschärft sich und die rbb|24-Redaktion muss angesichts begrenzter Ressourcen priorisieren. Es fällt uns nicht leicht, aber wir werden den Absacker vorerst einstellen. Begleiten Sie uns also durch die letzte Woche. Vielleicht sehen wir uns unter anderen Vorzeichen wieder. Wir würden uns freuen und Sie hoffentlich auch.

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