Der Absacker - Es war einmal in Brandenburg

Mo 19.10.20 | 18:02 Uhr
Lisa Schwesig (Quelle: rbb)
Bild: rbb|24

Wogende Wellen und rieselnder Sand blieben Lisa Schwesig diesen Herbst verwehrt. Mit ängstlichem Blick schaut sie daher gen Weihnachten. Bis es soweit ist, wird aber erstmal gefeiert: Der BER wird eröffnet - zumindest ein bisschen.

Ich hatte es mir so schön vorgestellt: eine Ferienwohnung mit Ostseezugang, Strandkörbe vor grauem Oktoberhimmel und Tortenschlemmen im Café um die Ecke. Und dann kam das Beherbergungsverbot in Mecklenburg-Vorpommern und ich musste innerhalb von drei Tagen umdisponieren, was ich nun mit meiner Urlaubswoche anfangen wollte.

So wie mir dürfte es vielen Familien aus Berlin ergangen sein, die zum Start der Herbstferien plötzlich vor der Frage standen, wo man mit jemandem verwandt sein könnte, damit man dort den Urlaub verbringen könnte. Meine Antwort lautete: Brandenburg. Statt Muscheln wurden Pilze gesammelt und statt Fisch gab es Feldkartoffeln. Schön war es trotzdem, wenn auch grau und nass. Aber das wäre an der Ostsee vermutlich nicht anders gewesen.

Indes frage ich mich, wie es an den Weihnachtsfeiertagen weitergehen soll? Ich fürchte, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung sehr niedrig sein wird, falls die Fallzahlen weiter derartig schnell steigen und weitere Reisebeschränkungen erlassen werden sollten. Am morgigen Dienstag wissen wir vielleicht schon mehr, wenn der Berliner Senat und das Brandenburger Kabinett über neue Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie informieren. rbb|24 überträgt das natürlich live hier auf der Webseite und auf Facebook - das nur als Randinformation.

1. Was vom Tag bleibt

Viel schwarzen Humor brauchen die Menschen in Berlin und Brandenburg beim Thema BER: Nun ist unser aller lang erwarteter Flughafen tatsächlich fast fertig gestellt und möchte eröffnet werden, da verhagelt die Corona-Pandemie die große Eröffnungssause. Wegen steigender Infektionszahlen hat der Schönefelder Gewerbeverein die Eröffnungsgala mit 750 prominenten Gästen am 30. Oktober abgesagt, und das Terminal 2 wartet wegen ausbleibender Fluggäste weiter auf seinen Einsatz. Wäre der Grund nicht so traurig, könnte man eigentlich nur herzlich darüber lachen. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup ist dennoch optimistisch: Er rechnet mit 5.000 Passagieren am ersten BER-Tag, sagte er am Montag auf einer Pressekonferenz.

Immerhin sollen die Berliner Weihnachtsmärkte trotz steigender Fallzahlen in diesem Jahr wohlmöglich pünktlich eröffnen - allerdings mit Maskenpflicht und Besucherobergrenze. Genaueres wird der Senat voraussichtlich am Dienstag verkünden. Wie es in Brandenburg aussieht, könnte ebenfalls am Dienstag das Kabinett verkünden. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) stellte Ende August in Aussicht, dass Weihnachtsmärkte mit strengen Corona-Konzepten stattfinden könnten.

Die absurdeste Meldung des Tages dürfte diese hier sein: Zoll fängt Schutzmaske aus Krokodilleder ab. Manch einer scheint die Regel, dass die Maske zu Schuhen und Handtasche passen muss, wohl etwas zu weit zu treiben. Erstens gehören Krokodile weder an Füße, Handgelenke oder in Gesichter und zweitens ist Handel mit Krokodil-Produkten ohne Genehmigung strafbar.

Und zum Schluss noch eine gute Nachricht für die Forschung: Die Brandenburger Landesregierung will die Polarforschung am Potsdamer Alfred-Wegener-Institut (AWI) mit 1,5 Millionen Euro fördern. Davon soll unter anderem ein eigenes Innovationslabor entstehen. Zuletzt waren die AWI-Forscher mit dem Expeditionsschiff "Polarstern" in der Arktis unterwegs und haben dort 10.000 Proben genommen, die unter anderem Aufschluss über mögliche Folgen des Klimawandels bringen sollen.

2. Abschalten

Sie brauchen auch etwas Urlaub? Dann lehnen Sie sich jetzt zweieinhalb Minuten zurück und genießen diese Ostseebilder. Auch wenn Drohnen ein arg umstrittenes Thema sind, bin ich noch immer sehr beeindruckt davon, wie diese technischen Fluggeräte mir eine ganz neue Perspektive zeigen und in die hintersten Winkel vordringen können.

Wenn Sie nun genug vom Thema Urlaub haben, habe ich online noch diesen netten Videoappell entdeckt. Sollten Sie wie ich ein Kind der Neunziger sein, warne ich allerdings noch kurz vor der Ohrwurmgefahr.

3. Und, wie geht's?

Ebenso wie meine Absacker-Kollegin Kira Pieper kommt auch Kornelia von der Nordseeküste und schreibt uns Folgendes zu Kiras Absacker vom Freitag:

"Guten Morgen in die Hauptstadt aus einem kleinen Provinzkaff an der Nordseeküste, allerdings in Niedersachsen.

Da lese ich seit Wochen immer mal wieder die schönen Absacker. Aber heute beim Lesen kippte meine gute Laune ein wenig. Da wird bei strengeren Auflagen in einem zu erwartend bescheidenen Herbst mit steigenden Infektionszahlen als Erstes der Ruf nach Kontrolle laut: 'Wer soll das kontrollieren?' Warum muss es denn überhaupt einer kontrollieren? Es wollen doch alle immer so aufgeklärt sein und wissen alles (besser als die Spezialisten des jeweiligen Fachgebietes). Notfalls wird noch schnell das Smartphone befragt.

Kommt es aber an den Punkt, an dem jeder sich und andere Menschen, die ihm vielleicht sogar wichtig sind, weil sie zum eigenen Umfeld oder gar zur Familie gehören, jetzt aktiv schützen können, beginnt direkt ein 'Spiel' mit den Kontrollinstanzen. 'Werden wir von einem Platz verwiesen, geht die Party eben am nächsten Platz weiter.' Oder: 'So lange der Nachbar nicht motzt, kommt auch keiner und löst die zu große Runde in meiner Wohnung oder meinem Haus auf.'

Muss das denn so sein? Kann nicht einfach jeder Einzelne sich jetzt mal wieder ein bisschen am Riemen reißen? Der Sommer war für Coronaverhältnisse doch okay. Dass der Herbst und Winter zumindest anders werden, muss doch allen klar gewesen sein. Hört denn eigentlich keiner dem Drosten zu? Jetzt müssen sich mal alle selbst kontrollieren und vernünftig sein. Eigenverantwortlich.

Mir kommt immer häufiger der Satz von Bert Brecht in den Sinn: 'Zuerst kommt das Fressen und dann kommt die Moral.' Passt es überhaupt? Ich werde es trotzdem nicht los. Ich werde auch weiterhin den Absacker lesen. 'Es nützt ja nichts', wie wir hier in der Gegend zu sagen pflegen."

Wie ist Ihre Stimmung derzeit? Welches Urlaubsziel haben Sie in den Wind geschossen und wie denken Sie über das Thema Weihnachten? Schreiben Sie uns an absacker@rbb-online.de.

4. Ein weites Feld...

Am Freitag ging es bereits um Kiras Reisemartyrium, heute um meines. Ich denke, solange wir keine anderen Probleme haben, geht es uns verhältnismäßig gut. Mir graut es derzeit vor einem erneuten Lockdown, auf den wir meinem Gefühl nach unweigerlich hinsteuern. Zu gut erinnere ich mich an die Zeit um Ostern, als ich auf meinem Balkon kauerte, um etwas frische Luft und Sonne zu erhaschen: Restaurants, Cafés und Geschäfte waren dicht, Schulen, Kitas und Spielplätze geschlossen, Supermärkte leer gefegt und Toilettenpapier wurde plötzlich zur Tauschware Nummer eins. Wer seitdem gehortet hat, dürfte nun wieder zur Oberschicht gehören, glaubt man den Wissenden auf Twitter [twitter.com]. Vielleicht wird es deshalb in der Lausitz bald ein paar Millionäre mehr geben.

Benutzen Sie doch demnächst wieder ein Blatt weniger, das tut auch der Umwelt gut,

Lisa Schwesig

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