Der Absacker - Ach Sommerloch, wo bist du?
Langsam geht es Richtung Ferienzeit in Berlin und Brandenburg. Man würde sich wünschen, dass das verrückte Jahr 2020 eine kleine Pause einlegt. Doch bislang sieht es nicht danach aus. Von Haluka Maier-Borst
Heute Morgen, bei der täglichen Telefonschalte unserer Redaktion, wir arbeiten ja sowohl vom Büro als auch von zu Hause aus, sprachen wir alle noch davon, dass wenig los sei. Dass wohl ein ruhiger Tag ansteht. Ein bisschen fühlte es sich an, als würde das Sommerloch sich so langsam ankündigen. Und dann dachte sich der Tag, dass er uns doch noch gut beschäftigen kann.
1. Was vom Tag bleibt
Neben dem Fall Kalbitz und den steigenden Corona-Fallzahlen ging es heute vor allem um die wirtschaftlichen Folgen der Krise.
Gleich mehrere mehr oder minder große Institutionen kommen nun zu Fall. Sechs Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof in Berlin werden bald schließen und auch die in Potsdam. Die Unternehmensgruppe war zwar schon vorher in wirtschaftlich schwieriger Lage. Aber die aktuellen Umstände haben nun das Ende mehrerer Standorte eingeläutet. Und die restlichen werden wohl auch nicht unbedingt rosigen Zeiten entgegenblicken.
Auch für das Stadtmagazin "Zitty" ist die derzeitige Situation eine Katastrophe. Nach 43 Jahren wird die Druckausgabe eingestellt, weil die Anzeigen weggebrochen sind und auch das Kerngeschäft des Stadtmagazins derzeit schlecht läuft. Denn, wie der "Tagesspiegel" den Vorsitzenden des Berliner Journalistenverbandes zitiert - die Leser hätten wenig Interesse "an einem gedruckten Veranstaltungskalender ohne Veranstaltungen".
2. Abschalten.
Was meine Kollegen an einem solchen Tag alles gleichzeitig jonglieren müssen, ist eine Menge. Aber vielleicht können Sie, fernab des Nachrichtengeschehens, etwas ausprobieren, das auch das Multitasking fördert: Life Kinetik.
Ganz neu ist der Trend nicht und wahrscheinlich kennen Sie einige Formen davon schon. Geradeaus laufen und die Arme in zwei Richtungen kreisen lassen, ist ein sehr simples Beispiel solcher Koordinationsübungen. Aber es gibt deutlich komplexere Varianten davon, mit denen zum Beispiel die Nachwuchsspieler im Fußball trainieren [dfb.de]. Schauen Sie einfach, dass Sie dabei nicht die Blumenvasen im Wohnzimmer abräumen.
3. Und, wie geht's?
Heute kommt an dieser Stelle Frau Burmeister zu Wort, der es vor allem um die Anrede in unserem Absacker aber auch abseits dessen geht:
"Sicherlich hat es mit meinem Alter als Pensionärin (zweite Hälfte meiner 60er) zu tun. Aber ich habe das Gefühl: Derzeit wird man überall geduzt, außer man bewegt sich nur noch im "Seniorenbereich". Ich empfinde das aber gar nicht so sehr als respektlos sondern vor allem als albern.
Herumhüpfende junge Menschen, die aber auch schon auf Mitte 20 zu gehen, versuchen am Wittenbergplatz, mich von Amnesty international zu überzeugen. Da schwanke ich innerlich zwischen 'Ich möchte erwachsen angesprochen werden' oder 'Junge, da haben wir schon vor 40 Jahren für gespendet, sieht man mir das nicht an?'
Natürlich sieht man das nicht. Aber ein 'Sie' wäre so oder so mir lieber."
Allmählich leert sich unser Absacker-Postfach, beziehungsweise die meisten Ihrer Mails haben wir hier schon erwähnt. Wollen Sie uns vielleicht schreiben, wie Sie auf die anstehenden Sommerferien schauen? Oder auch, wo Sie befürchten, dass sich durch Corona Berlin und Brandenburg entscheidend verändern? Schreiben Sie uns an absacker@rbb-online.de.
4. Ein weites Feld ...
"Das ist doch nicht unser Problem." "Wir selbst haben doch alles im Griff."
Das ist die Denke, die dieser Tage wieder selbst bei Ministerpräsidenten wie Armin Laschet Konjunktur hat [twitter.com], wenn es um das Virus geht.
Man kann sicher darüber streiten, wie unbedarft sich da ein Politiker ausdrückt oder ob da wer bewusst versucht, dem Virus-Problem eine Nationalität zuzuordnen. Aber unabhängig davon, ob nun gewollt oder nicht: Es klingt, als wäre nicht das Hauptproblem, unter welchen Bedinungen manche Menschen leben und arbeiten müssen, sondern wo sie herkommen. Ein Text, der das zurechtrückt und diesen Menschen eine Persönlichkeit gibt, ist dieser etwas alte aber nach wie vor berührende Text der Journalistin Anne Kunze [zeit.de]. Es ist kein fröhlicher Text zum Wochenende, aber ein wichtiger.
Es wünscht Ihnen alles Gute
Haluka Maier-Borst
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