Der Absacker - Mit besten Grüßen aus der Zukunft

Mi 14.10.20 | 20:07 Uhr | Von Sarah Mühlberger
Sarah Mühlberger
Bild: rbb|24/Mitya

Ein Nachrichtentag so unerfreulich wie das Wetter: Die Fallzahlen steigen und steigen, Bund und Länder verhandeln und verhandeln. Aber es gibt auch einen kleinen Gewinner. Von Sarah Mühlberger

In meinem Schwimmbad gelten gerade, wie überall, spezielle Corona-Regeln: Im Kreis schwimmen, hintereinander, überholen nur am Beckenende und - natürlich - Abstand halten. Das alles ist umso leichter umzusetzen, je weniger Schwimmer es gibt. Heute Morgen wusste ich beim ersten Blick ins Becken sofort: Das wird schwierig. Auf meiner Bahn waren wir zu sechst, viel zu viele, das Überholen klappte nicht, der langsamste Schwimmer bestimmte für alle das Tempo und ich wurde zunehmend genervt von der unfreiwilligen Entschleunigung.

Nach fünf Minuten drehte sich die weißhaarige Schwimmerin vor mir um und sagte fröhlich: "Klappt doch gut, oder?" Und sie hat ja recht: Mitten in der Pandemie können da zwei Dutzend Berliner*innen schwimmen, und die Regeln sorgen dafür, dass sich niemand zu nahe kommt und auch der schwächste Schwimmer nicht benachteiligt wird. Eigentlich super.

Aber so sehen wir es ja meist nicht, also das größere Ganze, schon gar nicht, wenn Geduld gefragt ist. Die war heute auch nötig, zumindest für uns Nachrichtenleute:

1. Was vom Tag bleibt

Es war in den vergangenen Tagen viel auf den heutigen Mittwoch geblickt und verwiesen worden, was würden Merkel und die Ministerpräsidenten vereinbaren? Welche Auswirkungen hat das für Berlin und Brandenburg? Ich hätte es Ihnen an dieser Stelle gerne verraten, aber offenbar gestalteten sich die Gespräche kompliziert, es wird jedenfalls noch verhandelt, während ich diese Zeilen schreibe. Diskutiert wurden/werden eine erweiterte Maskenpflicht und eine Begrenzung privater Feiern - und zwar bereits in Regionen, die in einer Woche 35 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner registrieren.

Weil die Zahlen sowohl in der Hauptstadt als auch in Brandenburg weiter ansteigen, wären davon so einige Regionen betroffen (die 7-Tage-Inzidenz für alle Landkreise, Städte und Berliner Bezirke finden Sie unten in unseren Fallzahlen).

A propos Zahlen: Was ist eigentlich noch mal dieser R-Wert und warum zur Hölle ist die entsprechende Berliner Corona-Ampel auf grün, wenn doch die Zahl der Neuinfektionen von Höchstwert zu Höchstwert springt? Das beantwortet mein Kollege Haluka Maier-Borst in seinem tollen, Achtung, kleiner Scherz, R-Klärstück.

Ein bisschen war heute auch in Sachen Nicht-Corona-Nachrichten los:

- Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen rassistischer und menschenverachtender Inhalte in einer Chat-Gruppe von 26 Polizeischülern

- Wichtiges Zwischenziel für die neue Fabrik in Grünheide: Tesla hat nach wochenlangem Warten den Vertrag für die Wassererschließung unterschrieben

- Vor dem Roten Rathaus haben 500 Berliner Taxifahrer gegen die aus ihrer Sicht "praxisfernen" Regeln am BER-Flughafen protestiert (und wie eigentlich ein kompletter Flughafen umzieht, lesen Sie hier)

Und zu guter Letzt noch das Tier des Tages: Der Heide-Steppenrüssler. Erstens: Was für ein Name. Zweitens: Was für ein Comeback. Nach 70 Jahren einfach so wieder aus der Versenkung krabbeln, Respekt.

2. Abschalten.

Finden Sie 2020 auch ein wenig, nun ja, merkwürdig? Mal so im Jahresvergleich betrachtet? Bei Twitter gibt's eine plausible Erklärung:

Tja, missglückte Zeitreisen, da kann man wohl nix machen, aber irgendwann wird auch dieses Jahr, in das mehrere Jahre gepasst hätten, zu Ende gehen. Beim Thema "Zeitreisen und was da alles schiefgehen kann" fiel mir die sehr charmante kanadische Serie "Being Erica" ein, die Ihnen hiermit empfohlen sei.

Und apropos Serien: Morgen wird nun endlich die Sonderfolge von "The West Wing" ausgestrahlt, auf die ich mich in meinem letzten Absacker schon sehr gefreut hatte.

3. Und, wie geht's?

Meine Freundin B. ist Lehrerin an einem Berliner Gymnasium. Vor den Ferien gab es an ihrer Schule einige Corona-Fälle, die für sie zu einer Mischung aus Präsenzunterricht und Digitalem Lernen führten, wobei "digital", haha. Das WLAN der Schule ist so mies, dass es nicht für Video reicht, also telefoniert sie mit ihren Schülern und blickt mit ihnen gemeinsam auf die vorab versandten Unterrichtsmaterialien (beziehungsweise: sie hofft, dass sie nicht die einzige ist, die auf das Material blickt). Funktioniert natürlich nur so mittelgut, aber ein besseres WLAN wird's auf absehbare Zeit nicht geben, sagt ihr der zuständige IT-Mensch.

Wie ist das an Ihrem Arbeitsplatz: Womit müssen Sie sich arrangieren? Wo hakt's? Schreiben Sie uns: absacker@rbb-online.de.

4. Ein weites Feld...

Wenn ich irgendwann aus der Zukunft zurückreise zum 14. Oktober 2020 ... dann fällt mir hoffentlich eine schlaue Idee ein, wie ich diesen letzten Absatz fülle. Seien Sie gespannt!

Blickt hoffnungsvoll nach vorn:

Sarah Mühlberger

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