Der Absacker - Fragen wir doch mal Dr. Alban

Mo 12.10.20 | 19:18 Uhr | Von Haluka Maier-Borst
Haluka Maier-Borst
Bild: rbb|24/Mitya

Früher haben wissenschaftliche Studien keinen interessiert. Heute weiß angeblich jeder, wie man sie richtig liest. Habe ich dem wirklich umsonst ein ganzes Studium gewidmet, fragt sich Haluka Maier-Borst in einer kurzen Sinnkrise.

280 Seiten digitale Notizen, mal geordneter, mal wirrer – das ist das Ergebnis von inzwischen sieben Monaten Corona. Regelmäßig versuche ich einigermaßen hinterher zu kommen mit dem Lesen von Studien rund um das Thema. Und dann auch noch das Ganze irgendwie nachvollziehbar zusammen zu fassen. Dennoch muss ich immer wieder zwei Arten von Enttäuschungen durchleben.

Einmal, dass bei aller formidablen Forschung schlichtweg Unsicherheiten bleiben – sei es bei der Wirkung von Anti-Corona-Maßnahmen oder bei der Frage, wieso manche von Corona nur Schnupfen kriegen und die anderen einen Lungekollaps. Und zum anderen, dass ich mir eigentlich das Lesen von Studien hätte sparen können – weil gewisse Leute in den Kommentaren sagen, dass sie eh alles früher gewusst hätten. Jener Dr. X und jener Prof. Y sage dies und das ja auch. Ganz egal ist dabei dann, ob X oder Y je etwas zu Corona publiziert hat. Maßstab ist nur noch, ob es zur eigenen Intuition passt.

1. Was vom Tag bleibt

Weniger drastisch in der Wortwahl aber doch auch doch ein wenig wissenschaftsignorant zeigte sich heute der Regierende Bürgermeister Michael Müller. Mit den Worten "Das macht alles keinen Sinn", kritisierte er scharf das Beherbergungsverbot. Ähnlich sieht es auch die Chefin der Berliner IHK, Beatrice Kramm. Wirkliche wissenschaftliche Begründungen ließen beide vermissen.

So verständlich der Ärger aus Berliner Sicht auch ist - man kommt nicht umhin auch die Brandenburgerinnen und Brandenburger zu verstehen. Dass diese nicht wollen, dass zu viel vom Infektionsgeschehen aus der Hauptstadt rüberschwappt, ist verständlich. Und die Forschung gibt ihnen insofern Recht, als dass Reiserestriktionen, auch im Inland, ein wenig beim Eindämmen der Epidemie helfen könnten. Sie müssen allerdings früh genug ergriffen werden [bmcmedicine].

Kleiner Lichtblick im Übrigen für alle Fans von wissenschaftlichen Methoden, auch in der Politik ist nicht jede Hoffnung verloren. Statt weiter viel zu meinen, will Innensenator Andreas Geisel mehr wissen. Berlin soll sich bei einer Studie zu Extremismus in der Polizei mit beteiligen.

2. Abschalten.

Raus gehen, weit weg von Menschen sein und sei es nur für einen Tag. Das braucht man vielleicht in diesen Zeiten. Nur habe ich die Gelegenheit dazu am vergangenen Wochenende verpasst. Fest vorgenommen habe ich mir darum bald das nachzuholen.

Eine Möglichkeit dazu, ist unter anderem das Tegeler Fließ, das für Nordbrandenburger und Nordberliner gut zu erreichen ist. Und eine gute Nachricht gibt es auch. Zwar werden die örtlichen Büffel den Winter in ihrem Lager verbringen und die bisherige Vereinbarung zwischen dem Bezirk Reinickendorf und dem Büffelbesitzer läuft aus. Aber es ist schon sichergestellt, dass auch in Zukunft die Büffel dort weiden werden, wie der tip schreibt [tip-berlin.de]

3. Und, wie geht's?

Bevor wir es hier vergessen, wir haben zurzeit auch eine andere Seuche hier als ungebetenen Gast: die Afrikanische Schweinepest. Und in dieser Hinsicht gibt es durchaus auch mal lobende Worte für die Politik. So schreibt uns der User "Toralf":

Ich wohne im Oderbruch. Egal was man von dem ganzen Zirkus um ASP halten mag. Alle Achtung was der Landkreis mit seinen Einheiten hier auf die Beine gestellt hat. Scheint als wollte unser Landrat der Landesregierung mal zeigen wie wir in MOL so was regeln.

Was ist Ihr Eindruck davon, wie sich die Politik in dieser doppelten Belastung schlägt? Schreiben Sie uns an: absacker@rbb-online.de.

4. Ein weites Feld...

Xavier Naidoo, Kollegah und nicht zuletzt nun der Wendler. Die oberen Chartplätze der Wissenschaftsignoranz werden derzeit fest von Popsternchen in Beschlag genommen. Macht also Pop doof? Ich hoffe nicht und setze da auf eine ungewöhnliche Stimme der Vernunft: Dr. Alban.

Bei Dr. Alban ist nämlich mal drin, was drauf steht, wie ich letztens lernen durfte. Der etwas verschollen gegangene Popkünstler hat vor seiner DJ-Karriere ein Studium zum Zahnarzt gemacht. Und irgendwie hoffe ich, dass er nicht auch noch zum selbst ernannten Experten wird. Einfach weil er hoffentlich weiß, wie kompliziert das mit der Forschung ist. Und weil er wahrscheinlich auch weiß, dass man als Mediziner noch Popstar werden kann – aber der Weg von dort zum Epidemiologen doch etwas schwieriger ist als ein paar Stunden Youtube-Universität.

Lassen Sie uns bei unseren Leisten bleiben:

Ihr Hobby-Schuster Haluka Maier-Borst

Alle Absacker

RSS-Feed
  • Der Absacker 

    Ein Jahr wie ein Schlag ins Gesicht – mit einem nassen Aal

    Seit gefühlten Dekaden mussten sich Berliner und Brandenburger den Spott über den Flughafen BER anhören. Doch jetzt, wo er fertig ist und Erlösung nahe wäre, raubt uns das Corona-Jahr 2020 auch diesen besonderen Moment. Von Haluka Maier-Borst

  • Der Absacker 

    Wir sind gekommen, um Ihnen mitzuteilen... Sie jubeln zu früh

    "Veranstaltungen, die der Unterhaltung dienen, werden untersagt": So spaßbefreit steht es im Beschluss der Ministerpräsidenten. Nun wird das ab Montag umgesetzt. Umarmen Sie bis dahin noch schnell Gastronomen und Künstler*innen, rät Sebastian Schöbel.

  • Der Absacker 

    "Endlich" Lockdown

    Nach etlichen Mahnungen, Drohungen, Appellen und Zurechtweisungen wird das durchgesetzt, was alle bereits erahnten – ein Lockdown. Endlich, sagt Efthymis Angeloudis. Wenn auch aus anderen Gründen, als jetzt vielleicht vermutet.

  • Der Absacker 

    Meine Straße hat kein Corona

    Maskenpflicht in zehn der rund 9.500 Berliner Straßen? Kira Pieper hat den Eindruck, dass manche die neue Regel nicht akzeptieren wollen, andere haben sie nicht mitbekommen. Und dann gibt es noch die, die sich einfach keine Namen merken können.

  • Der Absacker 

    Janz Berlin is eene Wolke

    Da feiern 500 Flitzepiepen in Berlin ne Sause und gleich jibbet Jeschrei. Halloween fällt och flach und eijentlich ham wa nüscht mehr zu lachen inne Pandemie. Lisa Schwesig versucht et mit Amüsemang uff Berlinerisch. Een böset Pflasta musse aber trotzdem abreißen.

  • Der Absacker 

    Ganz Berlin ist eine Wolke

    Da feiern 500 Menschen in Berlin eine Party und gleich gibt es Geschrei. Halloween fällt auch aus und eigentlich haben wir nichts mehr zu Lachen in der Pandemie. Lisa Schwesig versucht es mit Witz auf Berlinerisch. Ein böses Pflaster muss sie aber trotzdem abreißen.

  • Absacker 

    Der Hamster, das asoziale Wesen

    Es geht wieder los! Die Hamster kriechen aus ihren Höhlen, um ihren nicht zu bändigenden Appetit auf Klopapier zu stillen. Aber warum genau werden die Auf-Halde-Käufer noch mal mit dem Nager verglichen? Kira Pieper zumindest sieht sehr viele Ähnlichkeiten.

  • Der Absacker 

    Wenn's im großen Zahlenraum hapert

    Wasserrechnungen nicht gezahlt, Einnahmen nicht versteuert – heute bestimmen auch große Zahlen abseits von Corona das Nachrichtengeschehen. Und Haluka Maier-Borst fragt sich, ob das auch mit fehlenden Mathematik-Kompetenzen zu tun hat.

  • Der Absacker 

    Das Berühren der Figüren durch Idioten ist verboten

    Gerade jetzt sind Museumsbesuche so wertvoll wie nie zuvor. Umso unverständlicher, wenn selbsternannte Bilderstürmer Kulturschätze zerstören wollen, wie nun offenbar auf der Museumsinsel geschehen. Da fällt es Sebastian Schöbel schwer, einen fröhlichen Absacker zu liefern.

  • Der Absacker 

    Nutzen Sie die Chance, sich Mundgeruch zuzulegen

    Inzwischen wird es immer leichter, sich zu merken, wo man überall KEINE Maske braucht. Und Brandenburg importiert Berlins Alkoholverbot zu später Stunde. Nur die Prignitz kann feiern - aber nur im kleinen Kreis. Zeit für Zweckoptimismus, findet Sebastian Schöbel.

  • Der Absacker 

    Es war einmal in Brandenburg

    Wogende Wellen und rieselnder Sand blieben Lisa Schwesig diesen Herbst verwehrt. Mit ängstlichem Blick schaut sie daher gen Weihnachten. Bis es soweit ist, wird aber erstmal gefeiert: Der BER wird eröffnet - zumindest ein bisschen.

  • Der Absacker 

    Sprite statt Lütt un Lütt

    Urlaub ausgefallen. Umtrunk ausgefallen. Es war ja klar, dass der Corona-Herbst hart werden wird. Aber so hart? Kira Pieper versucht sich im positiven Denken und landet bei seltsamen norddeutschen Bräuchen.

  • Der Absacker 

    Was war zuerst, die Henne oder das Ei?

    Das ewige Rätsel, das Philosophen schon seit Plutarch ärgert, scheint heute um einiges einfacher zu lösen als die Frage: Wer soll einen zweiten Lockdown verhindern? Die Henne oder das Ei? Nur falsche Antworten gibt Efthymis Angeloudis.

  • Der Absacker 

    Mit besten Grüßen aus der Zukunft

    Ein Nachrichtentag so unerfreulich wie das Wetter: Die Fallzahlen steigen und steigen, Bund und Länder verhandeln und verhandeln. Aber es gibt auch einen kleinen Gewinner. Von Sarah Mühlberger

  • Der Absacker 

    Bitte my Lederhosen lüften – but without Schadenfreude

    Coronabedingt wird ein für uns altbekanntes, in anderen Ländern aber neues Wort seinen Siegeszug durch die Welt antreten: Lüften. Haluka Maier-Borst fragt sich, inwiefern das unser Bild im Ausland verändert.

  • Der Absacker 

    Rien ne va plus und trotzdem Stress

    Die BVG streikt und Brandenburg lässt Berliner/innen nur noch unter Auflagen rein zum Urlaub machen. Auch sonst fühlt es sich an, als würde jemand die Notbremse anziehen. Und trotzdem weiß Haluka Maier-Borst nicht, wo ihm der Kopf steht.

  • Der Absacker 

    Dit is Klischee!

    Kaum eine Stadt wird auf solch peinliche Art und Weise für klischeehafte Sprüche benutzt wie Berlin. Arm aber sexy war mal. Jetzt scheint der Slogan der Stadt eher kalt und leer zu sein. Droht Berlin das gleiche Schicksal wie New York?, fragt sich Efthymis Angeloudis.

  • Der Absacker 

    Die sind schuld! Oder doch nicht?

    Die Corona-Fallzahlen in Berlin und Brandenburg steigen wieder deutlich an und für viele ist klar, wer die Schuld trägt. Lisa Schwesig bringt derweil ein ganz anderer Corona-Infizierter auf die Palme.

  • Der Absacker 

    Das ist leider kein Fehler

    Im Frühsommer wurde noch darüber diskutiert, ab wie vielen Fällen die Lage in Berlin kritisch wird. 30 Fälle oder 50 Fälle pro 100.000 Einwohner? Neukölln hat die Unterscheidung mal eben pulverisiert. Von Haluka Maier-Borst

  • Der Absacker 

    Solidarität kannste nicht erzwingen, Genosse. Oder doch?

    Der Kabelbrand an der S-Bahn soll auf das Konto von Linksextremisten gehen. Sie wollten damit anscheinend gegen die geplante Räumung der Liebigstraße 34 protestieren. Aber gewinnt man so Unterstützer? Von Haluka Maier-Borst

  • Der Absacker 

    Grüße von der anderen Seite der Klischeemauer

    Erst stiegen die Neuinfektionen in der Nachbarschaft, jetzt steht ein anstrengender Demo-Marathon vor der Haustür. Und irgendwie hat Haluka Maier-Borst das Gefühl gerade von Vorurteilen eingemauert zu werden.

  • Der Absacker 

    Hauptsache, dein Tiger lacht

    Kitastreiks in Brandenburg wecken bei Sebastian Schöbel Erinnerungen an das Corona-Betreuungschaos, in Berlin fliegen menschenverachtende Chatnachrichten von Polizisten auf und die Debatte um einen kostenlosen ÖPNV lässt unsere Leser*innen nicht los.

  • Der Absacker 

    Hauptsache irgendwas tun – ist das der Berliner Weg?

    Dass im Zuge der steigenden Neuinfektionen wieder mehr Regeln verschärft werden, macht Sinn. Trotzdem ärgert sich Haluka Maier-Borst darüber, dass einzelne Maßnahmen eher nach meinungsstarkem Aktionismus riechen.

  • Absacker 

    Carpe den verdammten Diem!

    Der Corona-Gipfel von Bund und Ländern bedeutet neue Beschränkungen für alle. Das fühlt sich für Laura Kingston zuweilen an wie Elternsprechtag. Und aus dem geht sie nicht sonderlich hoffnungsvoll hervor.

  • Der Absacker 

    Entscheidungen mit Strahlkraft

    Seit der Corona-Pandemie teilt sich die Gesellschaft für Lisa Schwesig in zwei Teile. Die einen sind einsam, die anderen nicht einsam genug. Daneben warten politische Entscheidungen, die uns jahrzehntelang beschäftigen könnten.

  • Der Absacker 

    Punkt, Punkt, Koma, Strich, fertig ist das Kürbisgesicht

    Wenn sich die schlechten Nachrichten stapeln, schaut Lisa Schwesig in die Weite der Kürbisfelder. Mit den Hosentaschen voller Kastanien blickt sie dem Herbst entgegen - mit all seinen Vor- und Nachteilen.

  • Der Absacker 

    Friedhof der Pilzkulturen

    Weder formschön, noch effizient – aber wohl eine der wenigen Alternativen für die Gastronomie in Herbst und Winter. Heizpilze erleben durch Corona ein Comeback. Aber was wird mit den Dingern nach der Pandemie? Haluka Maier-Borst hat da eine Idee.

  • Der Absacker 

    Darf es noch ein Schuss Skepsis sein?

    Dass Bürgerinnen und Bürger kritisch sind, auch uns gegenüber, ist unglaublich wichtig. Dass aber manche einem sogar Grundkenntnisse in Mathematik absprechen, ist dann doch vielleicht etwas viel des Guten, findet Haluka Maier-Borst.

  • Der Absacker 

    Es war einmal in Berlin

    Anfang des 20. Jahrhunderts kämpften strenggläubige Christen in den USA gegen das "Teufelszeug" Alkohol. Nun wird auch in Berlin über ein Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen gesprochen. Geht das an der Realität vorbei, fragt sich Efthymis Angeloudis.

  • Der Absacker 

    Bei grün darfst du gehen, bei gelb ...

    Lange konnte man fast vergessen, dass Berlin mit der Corona-Ampel seine ganz eigene Regelung hat. Doch jetzt, wo der Sommer zu Ende geht, wird das Ganze auf einmal aktuell. Haluka Maier-Borst fragt sich: Was kann man jetzt tun?

Was Sie jetzt wissen müssen

Beitrag von Haluka Maier-Borst

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um eine Antwort zu verfassen.

Antwort auf [Alt-West-Berlinerin] vom 13.10.2020 um 10:37
Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren

Haus der Offiziere. (Quelle: rbb)
rbb

Prachtbau in Wünsdorf - Neues Leben im Haus der Offiziere?

Einst war das Haus der Offiziere in Wünsdorf ein Prachtbau – mittlerweile bröckelt der Putz gewaltig. Seit vor Jahrzehnten die Rote Armee hier abzog, steht das Gebäude leer. Aber jetzt tut sich vielleicht was. Von Alexander Goligowski