Kommentar | Corona-Krise - Ausgangssperre, jetzt!

Do 19.03.20 | 19:05 Uhr | Von René Althammer
Symbilbild: Ein leerer Spielplatz in Berlin. (Quelle: dpa)
Video: Brandenburg Aktuell | 19.03.2020 | Jana Wochnik | Bild: dpa

Er scheint nicht zu wirken: Der Appell, sich an die Vorgaben zu halten, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Immer noch feiern Menschen in Gruppen, immer noch gibt es Lokale, die offen sind. Dann bleibt eben nur noch der Zwang, meint René Althammer.

Was Sie jetzt wissen müssen

Die Zahlen sprechen für sich: Von Mittwoch auf Donnerstag hat sich die Anzahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen in Berlin um 180 erhöht - von 391 Fällen auf 573. Die sogenannte Inzidenzrate (Infizierte pro 100.000 Einwohner), die auch ein Ausweis der Ausbreitungsgeschwindigkeit ist, stieg von 10,5 auf 15,29.

Trotzdem scheint vielen Berlinerinnen und Berlinern das gemütliche Beisammensein offensichtlich immer noch wichtiger als der Beitrag, den jeder Einzelne leisten muss, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen.

Als wäre nichts gewesen

Auf der einen Seite wird derzeit von Tausenden erwartet, dass sie wegen der Schließung von Geschäften, Kinos, Theatern auf Einnahmen und Einkommen verzichten, einzig um die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Auf der anderen Seite herrscht in den Parks fröhliches Treiben, gehen Familien mit ihren Kindern einkaufen, als wäre nichts gewesen. Sie alle haben noch immer nicht begriffen, wie ernst die Situation ist.

"Vollpfosten" möchte ich all denen entgegenrufen, die sich nicht an den empfohlenen Abstand halten (ein bis zwei Meter), die "Corona-Partys" organisieren, die ihre Kinder zum fröhlichen Gruppenspiel in den Park schicken oder sie nicht zurückhalten. Hier versagen Eltern, weil sie ihrer Verantwortung nicht nachkommen. Hier gefährden junge Erwachsene Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen, die nur darauf hoffen, dass sie bei einer möglichen Infektion nicht stark betroffen sind vom Krankheitsverlauf. Jeder, der sicher ist, ihn wird es schon nicht so schwer treffen, dient im Ernstfall als Virenschleuder und gefährdet das Leben anderer. Das ist die Situation - und sie ist durch nichts zu beschönigen oder zu entschuldigen. Vor allem ist sie seit Tagen bekannt, doch zeigt eben zu wenig Wirkung.

Viel zu lange abgewartet

Für die Politik kann das nur eins bedeuten: Ausgangssperre und zwar sofort! Die Bürger haben dem Staat das Gewaltmonopol übertragen, um sich zu schützen. Das gilt auch in diesem Fall. All jene, die schutzbedürftig sind, haben ein Recht darauf, dass die Unvernünftigen, die sich nicht an die Regeln halten, in die Schranken verwiesen werden. Wo Vernunft und Aufklärung nicht handeln, muss der Staat einschreiten, um unnötige Kontakte, die zur immer schnelleren Ausbreitung des Virus beitragen, zu verhindern.

Viel zu lange wurde abgewartet, man hat sich über die Bedeutung der Clubs für den Tourismus, fehlende Freizeitmöglichkeiten und ausbleibende Touristen Gedanken gemacht. All das zu einer Zeit, in der schon angesichts der Ereignisse in China klar war, dass schnelles Eingreifen nötig ist - will man Clubs, Kulturleben und Tourismus nicht auf Dauer aufs Spiel setzen.

Ausgangssperre verhindert fahrlässige Virenschleudern

Eine Ausgangssperre ist weniger dramatisch als Krankenhäuser, die Kranke zum Sterben nach Hause schicken müssen. Die Ausgangssperre regelt nur, was mit Vernunft nicht zu erreichen ist: keine unnötigen Kontakte! Wer arbeiten kann, kann weiter zur Arbeit gehen; wer einkaufen muss, geht weiter in den Supermarkt. Aber niemand soll sich fahrlässig als Virenschleuder durch die Stadt bewegen dürfen. Zu unser aller Schutz.

 

Hinweis: An keiner Stelle hat der Autor behauptet, dass sich die Maßnahmen bereits an sinkenden Fallzahlen ablesen lassen müssten. Wir haben trotzdem eine Formulierung präzisiert, um weitere Missverständnisse zu vermeiden.

Sendung: Abendschau, 19.03.2020, 19:30 Uhr

FAQ zum Umgang mit dem Coronavirus

  • Ich fürchte, infiziert zu sein. Was tun?

  • Was passiert mit möglichen Infizierten?

  • Was passiert mit Kontaktpersonen?

  • Welche Kapazitäten haben die Kliniken?

  • Welche Reisebeschränkungen gibt es?

  • Wie viele bestätigte Fälle gibt es?

  • Ist das Virus meldepflichtig?

  • Was ist das Coronavirus?

  • Woher kommt das Virus?

  • Wie geschieht die Krankheitsübertragung?

  • Wie ansteckend ist das Virus?

  • Wer ist besonders gefährdet?

  • Wie funktioniert der Test?

  • Was sind die Symptome?

  • Wie kann ich mich schützen?

  • Welche Behandlung gibt es für Infizierte?

  • Gibt es Immunität gegen das Virus?

  • Wie hoch ist die Sterberate?

Beitrag von René Althammer

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Antwort auf [nele] vom 21.03.2020 um 11:02
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