Sechs Corona-Fälle in einem Großraumbüro - Bei diesen Symptomen sollten Sie sich besser krank melden

Do 05.03.20 | 21:56 Uhr | Von Robin Avram
ILLUSTRATION - Eine Frau sitzt am 03.06.2019 in einem Buero in Berlin an ihrem Schreibtisch (Quelle: dpa/Gabbert)
Bild: dpa/Gabbert

Mindestens sechs der Berliner Corona-Infizierten arbeiteten im selben Großraumbüro. Einer von ihnen war trotz Hustens und Schnupfens zur Arbeit gegangen. Aus diesem Fall lassen sich wichtige Lehren ziehen. Von Robin Avram

Was Sie jetzt wissen müssen

Er ist ein 22-jähriger Student, der in seinem Praktikum Einsatzbereitschaft zeigen wollte – und deshalb trotz Hustens und Schnupfens zur Arbeit ins Großraumbüro ging. Möglicherweise steckte er dort ein paar Kollegen an.

Diese Geschichte wäre unter normalen Umständen keine einzige Zeile wert. Sei es wegen hohen Arbeitsdrucks oder wegen eines sehr ausgeprägten Verantwortungsgefühls – der sogenannte Präsentismus ist in Deutschland weit verbreitet. Fast jeder zweite Arbeitnehmer ging im Jahr 2015 mindestens eine Woche lang krank zur Arbeit. Das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Deutschen Gewerkschafts-Bundes (Link als PDF)

Gravierende Folgen möglich

Doch der 22-Jährige hatte keine gewöhnliche Erkältung. Er hatte das Coronavirus – und wurde als erster in Berlin positiv darauf getestet. In der Folge wurden etliche Krisenstäbe einberufen, Dutzende Schlagzeilen gedruckt und mehrere Sondersendungen produziert.

Der aktuelle Stand ist: Sechs weitere der insgesamt 15 inzwischen bestätigten Berliner Corona-Infizierten arbeiteten im selben Großraumbüro wie der 22-Jährige. Zwar ist noch unklar, ob der 22-Jährige die anderen ansteckte - oder ob er selbst andersherum von einem Kollegen oder einer Kollegin infiziert wurde.

Für Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité, verdeutlicht der Fall jedoch, dass es derzeit gravierende Folgen haben kann, mit Krankheits-Symptomen zur Arbeit zu gehen. "In der jetzigen Lage würde ich empfehlen, bei einem beginnenden Halsschmerz, in Kombination mit Frösteln oder Fieber, nicht zur Arbeit zu gehen. Nach einem Tag weiß man erfahrungsgemäß, ob es besser wird", sagte Drosten rbb|24.

Arbeitskollegen machen 22-Jährigem keinen Vorwurf

Für die Menschen, die in dem Berliner Großraumbüro gearbeitet haben, kommt dieser Tipp zu spät. Doch rbb|24 hat aus Kreisen der Mitarbeiter erfahren: Keiner dort macht dem Studenten Vorwürfe, weil dieser krank zur Arbeit gegangen ist und andere möglicherweise mit Corona angesteckt hat. Die gesamte Bürogemeinschaft wünsche dem 22-Jährigen alles Gute und eine rasche Genesung. 

Dass der 22-Jährige sich durch Bericherstattung von rbb|24 an den Pranger gestellt fühlen könnte, haben wir intern kritisch diskutiert. Wir betitelten den Text, der größtenteils aus einem Interview mit einem in Quarantäne stehenden Büro-Kollegen des 22-Jährigen bestand, mit dem Satz "Er saß zwei Wochen lang hustend im Großraumbüro".

Wer das ganze Interview liest, müsste zwar bemerken, dass der Interviewte den 22-Jährigen darin in keinem Wort kritisiert. Doch die Überschrift gerinnt gerade in sozialen Medien leicht zu einem Schlagwort – oder wird aus dem Zusammenhang gerissen. Das werden wir aus diesem Fall lernen.

Morgendlicher Test an der Charité

Der 22-jährige Student hält sich weiterhin auf einer Isolierstation des Virchow-Campus der Charité auf. Covid-19 nimmt bei ihm nur einen leichten Verlauf – so wie bei den allermeisten 350 bislang in Deutschland infizierten Patienten.

Doch wie schützt die Charité eigentlich ihre eigenen Mitarbeiter davor, einander anzustecken? Ärzte und Krankenschwestern gehen laut DGB-Studie schließlich von allen Berufsgruppen selbst am häufigsten krank zur Arbeit. "Inzwischen gehen wir in einen Modus über, dass wir alle Mitarbeiter, die leichte Erkältungssymptome haben, jeden Morgen auf den Coronavirus testen", erläutert Charité-Virologe Drosten.

Schon am Abend sei dann das Ergebnis des Tests da. Die Coronaviren würden mit dem Test zuverlässig so rechtzeitig detektiert, dass die betreffende Ärztin oder der betreffende Krankenpfleger noch nicht ansteckend sei. So können Arbeitnehmer mit leichten Krankheitssymptomen weiterhin zur Arbeit gehen.

Es ist ein Sicherheitsnetz, das sich derzeit wahrscheinlich viele Arbeitgeber in der Stadt gerade händeringend wünschen – welches aber bis auf Weiteres nur dem Krankenhaus-Personal vorbehalten ist.   

FAQ zum Umgang mit dem Coronavirus

  • Ich fürchte, infiziert zu sein. Was tun?

  • Was passiert mit möglichen Infizierten?

  • Was passiert mit Kontaktpersonen?

  • Welche Kapazitäten haben die Kliniken?

  • Welche Reisebeschränkungen gibt es?

  • Wie viele bestätigte Fälle gibt es?

  • Ist das Virus meldepflichtig?

  • Was ist das Coronavirus?

  • Woher kommt das Virus?

  • Wie kann ich mich anstecken?

  • Wie ansteckend ist das Virus?

  • Wer ist besonders gefährdet?

  • Wie funktioniert der Test?

  • Was sind die Symptome?

  • Wie kann ich mich schützen?

  • Welche Behandlung gibt es für Infizierte?

  • Gibt es Immunität gegen das Virus?

  • Wie hoch ist die Sterberate?

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