Oberhavel - Wie zwei Schulen in Zeiten von Corona ihren Unterricht umbauen

Di 17.03.20 | 10:18 Uhr | Von Dominik Lenz
Paul Aurin, Lehrer für Mathematik und Informatik am Marie-Curie-Gymnasium in Hohen Neuendorf. (Quelle: rbb/Dominik Lenz)
Audio: Inforadio | 17.03.2020 | Dominik Lenz | Bild: rbb/Dominik Lenz

Zwei Schulen in Oberhavel, zwei Konzepte für die Corona-Krise: Während ein Gymnasium auf digitales Lernen setzt, vertraut eine Grundschule auf eigenverantwortliches Arbeiten. Beide Experimente könnten das Lernen in der Zukunft verändern. Von Dominik Lenz

Was Sie jetzt wissen müssen

"Ab Mittwoch sitzen wir Lehrkräfte dann hier in der Schule, in leeren Klassenräumen, ganz entspannt mal ohne Schüler." Paul Aurin, Lehrer für Mathematik und Informatik am Marie-Curie-Gymnasium in Hohen Neuendorf (Oberhavel), scheint sich fast zu freuen auf die Herausforderung der kommenden Wochen: "Eine Möglichkeit ist, die wir ausgewählt haben, dass wir per Video-Livestream hier mit einer Kamera im Klassenraum sitzen: Unterricht vor leeren Schulbänken. Und die Schüler können einen sehen und Fragen stellen."

Thomas Meinecke, Schulleiter am Marie-Curie-Gymnasium in Hohen Neuendorf. (Quelle: rbb/Dominik Lenz)Schulleiter Thomas Meinecke

Andere Kollegen arbeiten mit digitalen Klassenräumen. In diesen können Aufgaben heruntergeladen, in einer bestimmten Zeit bearbeitet und Fragen gestellt werden. Alle Schüler müssen sich um 7:50 Uhr einloggen, mit einer kleinen Toleranzzeit für technische Probleme. Dann wird losgearbeitet, sagt Schulleiter Thomas Meinecke: "Ich würde gern den Überblick behalten: Wer ist denn noch am Arbeiten, wer nicht? Wir möchten auch einen sanften Druck ausüben, dass man in der Zeit auch wirklich arbeitet. Das ist eine Hilfestellung, eine Struktur. Der Tag hat weiterhin Struktur für die Kinder."

"Klassiker", "Fortgeschrittene" und "Pioniere"

Meinecke hat Anfang März mit der Erstellung des Notfallplans begonnen, so war er vorbereitet. Trotzdem arbeitet er nach eigener Aussage derzeit rund um die Uhr, um Fragen von Kollegen, Eltern und Schülern zu beantworten, "weil es eben immer wieder unterschiedliche Informationen gibt".

Das Kollegium hat er in drei Kategorien geteilt: "Klassiker", "Fortgeschrittene" und "Pioniere". "Pioniere" arbeiten mit der neusten Technik, "Fortgeschrittene" – die meisten Kollegen - nutzen Lernplattformen und Chats, "Klassiker" den E-Mail-Verteiler. Niemand solle sich jetzt verbiegen, sagt Meinecke. Eines allerdings gibt es nicht: allgemeine Arbeitsaufträge für die nächsten zweieinhalb Wochen. Meinecke: "Ich glaube, das überfordert Kinder; jetzt zwei Wochen lang irgendwelche Aufgabentypen durchzuwühlen und abrechenbar zu bearbeiten. Das geht nicht."

Von den Schülerinnen und Schülern gibt es positive Rückmeldung, wie von Svenja aus der 10. Klasse: "Es ist ganz gut, dass wir nicht einfach den Hefter in die Hand gedrückt bekommen, mit allen Aufgaben." Sorgen mache sie sich allerdings um ihren mittleren Schulabschluss: "Ein bisschen unvorbereitet. Ich versuche mich halt privat vorzubereiten."

Robin aus der 12. Klasse gibt sich dagegen gelassen. "Besonders in der Abiturvorbereitung ist es blöd, dass es genau jetzt ist", sagt er. "Aber ich glaube, dass wir es trotzdem hinkriegen, besonders weil wir relativ gute technische Möglichkeiten haben."

Holger Mittelstädt, Schulleiter an der Wald-Grundschule in Hohen Neuendorf. (Quelle: rbb/Dominik Lenz)
Schulleiter Holger Mittelstädt | Bild: rbb/Dominik Lenz

Die Krise als Chance für eigenverantwortliches Arbeiten

Weniger digital, aber ebenfalls gut vorbereitet geht es an der angrenzenden Wald-Grundschule zu. Auch hier sollen die Kinder täglich lernen. Jede Klasse habe einen eigenen Wochenplan, sagt Schulleiter Holger Mittelstädt: "In diesem Wochenplan sind alle Aufgaben für die aktuelle Woche und dann auch für die nächsten beiden Wochen aufgeschrieben, sodass die Schülerinnen und Schüler selbstständig mithilfe dieses Wochenplans die Themen, die sie betreffen, erarbeiten können."

Die Kinder sollen ein Lerntagebuch führen. Mittelstädt versucht, die Krise als Chance zu sehen: "Um eben im Bereich eigenverantwortliches Arbeiten einen Schritt weiterzukommen."

Was die Informationspolitik des Bildungsministeriums angeht, fühlen sich beide Schulleiter in Hohen Neuendorf gut versorgt. Klar ist aber auch: Jeder Notfallplan muss individuell erarbeitet werden, wie gut er ist, hängt von der jeweiligen Schulleitung ab.

FAQ zum Umgang mit dem Coronavirus

  • Ich fürchte, infiziert zu sein. Was tun?

  • Was passiert mit möglichen Infizierten?

  • Was passiert mit Kontaktpersonen?

  • Welche Kapazitäten haben die Kliniken?

  • Welche Reisebeschränkungen gibt es?

  • Wie viele bestätigte Fälle gibt es?

  • Ist das Virus meldepflichtig?

  • Was ist das Coronavirus?

  • Woher kommt das Virus?

  • Wie kann ich mich anstecken?

  • Wie ansteckend ist das Virus?

  • Wer ist besonders gefährdet?

  • Wie funktioniert der Test?

  • Was sind die Symptome?

  • Wie kann ich mich schützen?

  • Welche Behandlung gibt es für Infizierte?

  • Gibt es Immunität gegen das Virus?

  • Wie hoch ist die Sterberate?

Beitrag von Dominik Lenz

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.

Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren