Test aus dem Auto heraus - Neuer "Corona-Drive-in" nimmt in der Prignitz Betrieb auf

Mo 23.03.20 | 17:21 Uhr | Von Britta Streiter
Noch ist es auf dem Gelände ruhig, denn bislang (Stand Montag 15 Uhr) gibt es in der Prignitz nur einen bestätigten Corona-Fall. Das könnte sich aber bald ändern. (Quelle: rbb/Britta Streiter)
Antenne Brandenburg | 23.03.2020 | Britta Streiter | Bild: rbb/Britta Streiter

Mit dem Auto direkt zum Corona-Test: In der Prignitz hat eine weitere Brandenburger Abstrichstelle aufgemacht. In einem Drive-in können sich Verdachtsfälle ohne viel Kontakt testen lassen. Doch nicht jeder kann einfach vorbeifahren. Von Britta Streiter

Was Sie jetzt wissen müssen

Noch ist es ruhig vor der Perleberger Rolandhalle im Landkreis Prignitz. Ein Wagen des Roten Kreuzes parkt vor der großen Sporthalle, aus der jetzt normalerweise Kinderlärm dringen würde. Sie wird gewöhnlich von vielen Schulen zum Sportunterricht, aber auch für den Vereinssport genutzt. Ein Flatterband mit der Aufschrift "Polizeiabsperrung" markiert jetzt die Einbahnstraße, durch die künftig Corona-Verdachtsfälle zur Abstrichstelle fahren sollen.

"Zur Abstrichstelle dürfen nur Menschen kommen, die vom Hausarzt als Corona-Verdachtsfälle ausdrücklich hingeschickt werden", sagt René Gläser, der Leiter der Prignitzer Rettungsstelle, der die Teststrecke mit seinem Team eingerichtet hat. Die Arztpraxis sende dann ein Fax an die Abstrichstelle.

Die Abstrich-Stelle rund um die Perleberger Rolandhalle darf nur von den Helfern des Katastrophenschutzamtes und von Verdachtsfällen befahren werden, die einen Termin haben. Für alle anderen ist der Zutritt verboten. (Quelle: rbb/Britta Streiter)Eingänge nur für das Personal

"Deshalb sollte es hier eigentlich keine Wartezeiten geben", zeigt sich Gläser überzeugt. "Das funktioniert hier wie ein 'Drive-in'. Die Person muss das Auto nicht verlassen und fährt dann mit dem Wagen wieder vom Gelände." Die Abstriche werden von freiwilligen Mitarbeitern des Katastrophenschutzamtes vorgenommen, das sind unter anderem Krankenschwestern und -pfleger sowie Helfer des Roten Kreuzes.

Sicherheit steht für die Tester an erster Stelle

Da die Tester sehr wahrscheinlich mit Corona-Infizierten zu tun haben, müssen sie besonders geschützt werden. "Die haben einen Vollschutz, eine Mundmaske, eine Brille, Füßlinge und Handschuhe. Nur so werden die Abstriche vorgenommen", sagt Gläser. "Immer drei Leute sind vor Ort. Nach zwei Stunden wird das Personal gewechselt, denn es ist anstrengend, sich längere Zeit mit der schweren Schutzkleidung zu bewegen." Die Tester können nach ihrem Einsatz in der Rolandhalle duschen und sich frische Sachen anziehen, dann werden sie vom Gelände ausgeschleust.

Mit dem Wattestäbchen in Mund und Nase

Bei Menschen, bei denen eindeutige Corona-Symptome auftreten, wird der Abstrich in Rachen und Nase vorgenommen. Der Wittenberger Internist und Vorstandsvorsitzende des Prignitzer Roten Kreuzes, Lutz Diekmann, erklärt es so: "Mit einer Art Wattestäbchen, mit dem man sich die Ohren sauber macht, nur mit einem längeren Stiel, werden Rachenwand und  Nasenschleimhaut betupft." Die untersuchenden Mitarbeiter müssten besonders geschützt werden, weil sie lediglich zehn Zentimeter vom Patienten entfernt stehen. Damit wären sie besonders durch eine Tröpfcheninfektion gefährdet. Das Abstrichergebnis ist im besten Falle einen Tag später da.

In Brandenburg gibt es derzeit 20 solcher Abstrichstellen, neben der in Prignitz unter anderem auch in Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin), in Potsdam, in Frankfurt/Oder, im Landkreis Barnim und in Cottbus. Und es werden sicher in den nächsten Tagen noch mehr.

Ärzte sollen durch die Teststrecken entlastet werden

"Normalerweise nehmen bei Verdachtsfällen die Hausärzte die Abstriche vor. Doch diese sollten jetzt geschont werden", sagt die Prignitzer Amtsärztin Dagmar Schönhardt: "Es geht darum, die Arztpraxen, bei denen ja nicht nur Corona-Kranke auflaufen, sondern die auch ihre Stammpatienten betreuen müssen, zu entlasten. Es müssen auch die chronisch Kranken, diejenigen, die schwere Vorerkrankungen haben, weiter versorgt werden. Die Ärzte müssen für diese Fälle arbeitsbereit bleiben. Auch Ressourcen wie Schutzanzüge und Testmaterial sollen so eingespart werden."

Für bettlägerige Menschen, die im Verdacht stehen, sich mit Corona infiziert zu haben, wurde im Landkreis Prignitz ebenfalls eine Lösung gefunden. Eine Ärztin aus Pritzwalk hat sich bereit erklärt, zu den Betroffenen nach Hause zu fahren und einen Abstrich vorzunehmen. Sollten mehr Fälle auftreten, stehen weitere Ärzte auf Abruf bereit.

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.03.2020, 15:40 Uhr

Beitrag von Britta Streiter

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