15-Jähriger startet Corona-Hilfsportal - "Man könnte selbst in die Situation kommen, Hilfe zu benötigen"

So 15.03.20 | 17:57 Uhr
Eine Frau läuft mit vielen Einkaufstaschen in der Hand (Bild: imago images)
Bild: imago images

Ein 15-Jähriger hat eine Website aufgesetzt, über die Hilfsbedürftige in Berlin in der jetzigen Situation Helfer finden - zum Beispiel für Einkauf oder Kinderbetreuung. Nicht nur das Virus sollte andere zur Hilfe bewegen, meint der Schüler.

Was Sie jetzt wissen müssen

rbb|24: Wie bist du auf die Idee zu Coronaport gekommen?

Noah Adler: Ich habe die Nachrichten verfolgt. Und ich habe gesehen, dass es eine ziemlich anspruchsvolle Situation für die Bürger in Berlin ist. Da ist gut, wenn man sich vernetzen und gegenseitig helfen kann – und in der Nachbarschaft eine Basis hat. Dann habe ich mir überlegt, wie man das technisch umsetzen kann. Ich hab' ganz passable Webdesign- und Webentwicklungskenntnisse, und die Seite auf den Stand bekommen, auf dem sie jetzt ist. Programmiererkenntnisse braucht man nur wenige dafür. Eigentlich ist es ein Formular verknüpft mit einer Google-Tabelle.

Man kann als Helfer anklicken, wie man helfen möchte: Einkaufshilfe, körperliche Arbeit, Kinderbetreuung, persönliche Betreuung, Hilfsgüterverteilung und Sonstiges. Als Helfer kann mal also auch spenden?

Genau. Wir haben zum Beispiel Leute, die sagen, ich habe Desinfektionsmittel abzugeben.

Stehen noch mehr Menschen hinter dem Portal?

Momentan mache ich es ganz allein, habe aber ein paar Web-Experten, die mir Tipps geben und mit mir die Seite hoffentlich weiterentwickeln werden.

Was machst du ansonsten? Du gehst noch zur Schule…

Genau, ich gehe in die 11. Klasse, helfe in meiner Freizeit auch ehrenamtlich mit bei der DLRG, im Wasserrettungsdienst. Ab und zu mache ich Sanitätsdienste. Und ich schwimme ganz gerne (lacht).

Hast du gesehen, ob auch die Stadt oder die Bezirke so eine Hilfsseite eingerichtet haben?

Ich habe gesucht, aber noch nichts gefunden. Vielleicht kommt es irgendwann dazu, dass die Behörden Helfer brauchen, dass man dann vielleicht eine Mitteilungszentrale einrichten könnte, wenn die Bezirke Helfer suchen. Es wäre wichtig, dass man eine zentrale Anlaufstelle hat.

Porträt Noah Adler (Quelle: privat)
Noah Adler | Bild: privat

Findest du es kritisch, dass es dazu von Seiten Berlins noch nichts in die Richtung gibt?

Es ist noch früh. Der Bedarf ist ja auch noch nicht so sehr da. Panik bringt nichts. Es geht darum, dass man schon einmal eine Basis hat und einfach mal guckt, wie sich das entwickelt. Die Lage ändert sich ja ständig. Deswegen bin ich nicht besorgt und auch nicht gestresst.

Leider können solche Angebote auch missbraucht werden. Kannst du das verhindern?

Die Einträge sichte ich manuell, ob irgendwelche Hate Speech drinsteht oder so. Dann kommen die Einträge in eine Datenbank, die öffentlich sichtbar ist. Noch sind nicht unendlich viele Angebote da und ich kann mir das schnell durchlesen. Natürlich weiß ich nicht genau, wer das ist, der da was anbietet. Deswegen steht auch drunter, dass ich keine Sicherheit garantieren kann, keine Qualität, keine Zuverlässigkeit des Angebots. Schlussendlich nutzt das jeder eigenverantwortlich. Ich hoffe, dass man in Zeiten des Coronavirus sowas nicht ausnutzt.

Was rätst du Menschen, die Angst vor Betrug haben?

Ich rate denen, im Internet grundsätzlich aufzupassen. Man weiß nicht, wer dahintersteckt. Und dann auch in Bezug auf die echte Welt, dass man eben aufmerksam ist, aufpasst. Dass man sich zu nichts nötigen lässt. Wenn einem etwas komisch vorkommt, dass man weggeht. Wenn man jemandem Geld für Einkäufe gibt, sich vielleicht ein Pfand geben lassen. Generell am besten keine Schlüssel rausgeben.  

Wie würdest du andere ermutigen, auch zu helfen?

Ich würde sagen, dass es wichtig ist zu verstehen, dass es Menschen gibt, die wirklich Hilfe brauchen. Vor allem, wenn sie nicht auf Familie oder Freunde zurückgreifen können. Und auch wenn sie zu einer Risikogruppe gehören und stärker gefährdet sind. Wenn man eben gesund ist, ist es grundsätzlich gut, anderen zu helfen, alleine schon, weil man ja selbst auch mal in die Situation kommen könnte, Hilfe zu benötigen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Vanessa Klüber

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Kommentar

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Antwort auf [Julia] vom 15.03.2020 um 21:25
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