Schulschließungen in Berlin - Wie sich Schüler auf die große Corona-Pause einstellen

Mo 16.03.20 | 20:17 Uhr | Von Lisa Splanemann
Rheingau-Gymnasium in Friedenau (Quelle: Privat)
Bild: Privat

Die Schulen in Berlin sind ab Dienstag wegen des Coronavirus' geschlossen, mindestens fünf Wochen lang. Unterricht soll es weiterhin geben. Kurz vor der großen Pause ist vieles noch unklar. Lisa Splanemann hat mit Schülern, Eltern und Lehrern gesprochen.

Was Sie jetzt wissen müssen

Maike und Hendrike schließen kurz vor Schulbeginn ihre Fahrräder auf dem Schulhof des Rheingau-Gymnasiums in Friedenau ab. Der heutige Montag ist ihr letzter Schultag, ab morgen werden die Berliner Schulen aufgrund des Coronavirus' bis einschließlich der Osterferien bis zum 19. April geschlossen bleiben.

Die Lehrer der beiden Achtklässlerinnen haben die Schüler bereits informiert und werden Schulaufgaben künftig per E-Mail verschicken. Hendrike erzählt, dass sie in den kommenden Wochen beispielsweise ein Buch für den Deutschunterricht lesen sollen. "Ich werde auch in meiner Freizeit viel lesen und die Zeit gut nutzen", sagt die 14-Jährige. Soziale Kontakte werde sie aber erst einmal meiden und zu Hause bleiben. Maike hält es genauso wie ihre Mitschülerin, "mit meinen Freunden werde ich demnächst via Videochat Kontakt halten".

Die Schüler haben heute zudem eine Einweisung in die Plattform "Lernraum Berlin" erhalten, auf der künftig Unterrichtsmaterialien hochgeladen werden sollen.

Schüler möchten ältere Generation unterstützen

Eine Lehrkraft berichtet, sie habe sich in den vergangenen Tagen mit dem Hochladen von Dateien beschäftigt und Arbeitsblätter digitalisiert. Ihren Schülern wurde eine Kontakt-Mailadresse gegeben, über die kommuniziert und Material verschickt werden soll.

Die Schülerinnen und Schüler wurden in den vergangenen Tagen gründlich über das Virus und die Verhaltensweisen aufgeklärt. Auf dem Schulgelände halten sich viele an die Vorsichtsmaßnahmen – so werden meist ein bis zwei Meter Abstand zu den anderen Mitschülern gehalten, an einigen Schulranzen baumeln bunte Desinfektionsmittelfläschchen.

Viele der Schüler des Rheingau-Gymnasiums nutzen die große Pause am Vormittag, um ein paar Sonnenstrahlen auf dem Schulhof zu tanken. Eine Gruppe überlegt, ob sie älteren Leuten künftig ihre Hilfe beispielsweise bei Einkäufen anbieten kann. "Schließlich haben wir jetzt mehr Zeit", wirft eine Schülerin in die Runde. Eine andere nickt, "wir sind gegebenenfalls weniger von dem Virus betroffen und können deshalb helfen."

Schüler müssen neue Prüfungstermine in Kauf nehmen

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) gab bekannt, dass die MSA-Prüfungen für die Fächer Deutsch, Mathematik und die erste Fremdsprache um zweieinhalb Wochen verschoben werden sollen. Zehntklässlerin Judy ist von der Prüfungsverschiebung betroffen. In der großen Pause sitzt sie mit ihren Freundinnen auf einer Bank auf dem Schulhof des Gymnasiums.

"Ich möchte die Prüfungen eigentlich so schnell wie möglich hinter mich bringen." Zehntklässlerin Katanda sitzt neben ihrer Mitschülerin. Auch sie hätte gerne ein Häkchen hinter die Prüfungen des Mittleren Schulabschlusses gemacht. So habe sie aber "mehr Vorbereitungszeit" und könne sich mit ihren Mitschülern über die sozialen Medien "über den Lernstoff austauschen".

Letzter Schultag für die Abiturienten

Auf der Straße vor dem Rheingau-Gymnasium sind die Schüler des Abiturjahrgangs unterwegs. Für sie ist der Montag der offiziell letzte Tag, es folgen nur noch die Abiturprüfungen, die derzeit planmäßig stattfinden sollen. Auch Abiturient Mattheo ist unter ihnen. Verkleidet als Siebzigerjahre-Musiker möchte er seinen letzten Schultag in vollen Zügen genießen: "Eigentlich hatten wir eine ganze Mottowoche mit unterschiedlichen Verkleidungen geplant", so der 18-Jährige, "jetzt ist daraus nur dieser eine Tag geworden". Deshalb müsse man heute das Beste daraus machen und sich von dem Virus nicht unterkriegen lassen. "Das Wichtigste ist, dass das Leben jetzt weitergeht."

Er wolle weiterhin seine Freunde treffen und werde sich nicht gänzlich zu Hause einigeln. Auch Mitschülerin Kara sieht das so, "wir werden uns nicht an öffentlichen Orten aufhalten, aber trotzdem weiterhin Kontakt zueinander halten." So könne man beispielsweise gemeinsam für die Abiturprüfungen lernen. Währenddessen holt eine Mutter ihre Tochter von der Stechlinsee-Grundschule auf der gegenüberliegenden Straßenseite ab. Sie erzählt, dass sie ab dem morgigen Dienstag im Homeoffice arbeite. Für sie sei die Betreuung ihrer achtjährigen Tochter somit kein Problem. "Aber die nächste Zeit wird definitiv anstrengend", sagt die 43-Jährige.

Sendung: Inforadio, 16.03.2020, 9 Uhr

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Beitrag von Lisa Splanemann

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Antwort auf [Lehrer2] vom 16.03.2020 um 22:17
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