Hohe Belastung - Das ist die Situation an den Berliner Flughäfen
Die Berliner Flughafengesellschaft gerät wegen der einbrechenden Passagierzahlen unter erheblichen Druck. Am Freitag will der Aufsichtsrat die aktuelle Situation beraten. Und noch eine andere Frage erhitzt die Gemüter. Von Thomas Rautenberg
Keine Urlaubsflüge mehr und Home-Office statt Dienstreisen – im Zuge der Coronakrise hat sich die Zahl der Fluggäste in Berlin halbiert. Und das ist wohl noch nicht das Ende der Fahnenstange. Man erwarte auch keinen wirklichen Osterreiseverkehr, sagte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup gegenüber der dpa.
"Keiner kann uns sagen, mit welchen Einschränkungen wir rechnen müssen"
Zuvor hatte der Geschäftsführer bereits im Beteiligungsausschuss des Berliner Parlaments auf die Notwendigkeit einer weiteren Finanzspritze durch die Flughafeneigentümer, sprich den Bund und die Länder Berlin und Brandenburg, hingewiesen.
"Und wir werden erst aus meiner Sicht Ende des zweiten Quartals halbwegs valide sagen, womit wir rechnen können. Hier ist keiner im Raum, der uns sagen kann, mit welchen Einschränkungen des öffentlichen Lebens wir uns möglicherweise noch beschäftigen müssen. Insofern kann heute keiner eine seriöse Aussage darüber treffen, welche finanziellen Implikationen die aktuelle Krise haben wird."
An eine generelle Schließung der beiden Berliner Airports glaubt Lütke Dadrup dagegen nicht: Die Flughäfen seien systemrelevant, sie gehörten zur kritischen Infrastruktur, die gebraucht werde, um Fracht- und Medikamententransporte und Flüge der Regierung sicherzustellen, so der Flughafenchef.
Kann der BER-Testlauf stattfinden?
Auch die geplante Eröffnung des künftigen BER steht durch die Coronakrise einmal mehr unter keinem guten Stern: Vor Eröffnung muss das so genannte ORAT-Verfahren durchgezogen werden, ein Testlauf, bei dem die Funktion des Flughafens auf Herz und Nieren geprüft wird. 20.000 Freiwillige haben sich als Komparsen gemeldet, ab Juni soll es losgehen. Zeitgleich werden dann einige hundert Teilnehmer im neuen Terminal unterwegs sein – vorausgesetzt- das Coronavirus macht keinen Strich durch die Rechnung. Flughafenchef Engelbert Lütke Dadrup: "Wir sind gespannt, was die staatlichen Stellen uns heute und in den folgenden Tagen und Wochen auferlegen. Wir sind wie jedes andere Unternehmen gehalten, das umzusetzen, was uns aufgegeben worden ist. Wir sehen momentan keine Themen, die uns daran hindern, ein erforderliches ORAT-Programm durchzuführen."
Weiterhin keine Tests an Flughäfen
Bleibt eine ganz andere Frage, die die Gemüter deutschlandweit erhitzt: Warum gibt es an den Flughäfen keine Gesundheitschecks – auch mit anschließender Quarantäne für Passagiere, die aus Risikogebieten zurückkommen? Warum der Bund keine entsprechenden Vorgaben macht, ist völlig unverständlich.
Bayerns Ministerpräsident Söder forderte bereits, möglicherweise gefährliche Einreisen nach Deutschland per Flugzeug sofort zu stoppen. Die Bürger machten sich große Sorgen, sagte Söder, und es sei notwendig, das endlich zu regeln. Damit wären die Bundesverkehrs - und Gesundheitsminister Andreas Scheuer (CSU) und Jens Spahn (CDU) am Zuge.
Kommentar
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Antwort auf [Wolfgang] vom 18.03.2020 um 11:22