Nutzung von Bewegungsdaten - Mit dem Handy dem Coronavirus auf der Spur

Do 05.03.20 | 22:12 Uhr
Mehrere Menschen sitzen in einer S-.Bahn und benutzen ihr Handy (Bild: dpa/Reinhard Kungel)
Bild: dpa/Reinhard Kungel

Wer zu unmittelbaren Kontaktpersonen eines Coronavirus-Patienten gehört, muss in Quarantäne. Noch sind Amtsärzte dabei auf das Gedächtnis der Betroffenen angewiesen. Verlässliche Daten könnten Smartphones liefern, doch deren Einsatz ist nicht unumstritten.

Was Sie jetzt wissen müssen

Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, müssen die Behörden die Kontakwege der Infizierten nachvollziehen, doch das ist meist sehr kompliziert und zeitaufwendig.  Wissenschaftler denken nun bei möglichen Eindämmungsstrategien auch über die Nutzung von Handydaten nach.

Experten des Berliner Robert-Koch-Instituts beraten, wie diese Daten ausgewertet werden könnten, um so den Bewegungsradius und die persönlichen Kontakte eines Infizierten nachzuvollziehen, wie die Einrichtung am Donnerstag mitteilte.

"Orts- und Zeitanalysen durch Handydaten sind von der Überlegung her nichts Neues", erklärte Institutspräsident Lothar Wieler. "Ein gutes Tool, keine Frage. Technisch ist das möglich." Die Frage sei aber, wie eine mögliche Nutzung ethisch, moralisch, rechtlich und vom Datenschutz her einzuordnen sei. Das müsse in Ruhe besprochen werden. "Die Frage ist, ob unsere Gesellschaft so etwas akzeptieren kann", sagte Wieler. Für ihn wäre eine Voraussetzung, dass Einzelne bereit seien, ihre Daten für den Gesundheitsgedanken zu "spenden". Neue Technik würde den Prozess der Kontaktnachverfolgung aber in jedem Fall beschleunigen.

Handydaten könnten unnötige Quarantäne verhindern

Mit diesen Daten könne zudem verhindert werden, dass Menschen unberechtigt in Quarantäne geschickt werden, so Wieler. In jedem Fall sollte Datenherausgabe nach Expertenansicht freiwillig sein, heißt es in einer Mitteilung des Instituts. Rechtlich und aus Datenschutz-Sicht sei die Idee aber noch nicht geklärt.

Auch Patrick Larscheid, Amtsarzt im Berliner Bezirk Reinickendorf, hält die Handydatennutzung in diesem Zusammenhang grundsätzlich für eine sinnvolle Idee. Selbstverständlich müssten die Betroffenen dem vorher zustimmen, betont er.

Derzeit erfolge die Identifizierung von Kontaktpersonen über eine mündliche Abfrage bei Infizierten. Das berge das Risiko, dass die Befragten sich nicht im Detail erinnerten. "Im Moment können wir es nicht gut differenzieren und schicken auch mal Leute in Quarantäne, bei denen es nicht berechtigt ist", ergänzte Larscheid. Die Auswertung von Bewegungsdaten könnte unter Umständen verlässlichere Informationen darüber bieten, wer sich wann und für wie lange in wessen Nähe aufgehalten habe, so Larscheid.

FAQ zum Umgang mit dem Coronavirus

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