Interview | Corona-Gestrandete in Neuseeland - "Keine Ahnung, wie lange wir das noch aushalten"

Fr 27.03.20 | 15:01 Uhr
Malte Führing (Foto: rbb24)
Video: rbb|24 | 26.03.2020 | Vanessa Klüber | Bild: rbb24

Es sollte die Reise ihres Lebens werden oder zumindest die ihrer Ehe: Der Berliner Journalist Malte Führing hat sich mit seiner frisch Angetrauten auf den Weg zu einem vierwöchigen Neuseeland-Trip gemacht. Wegen Corona sitzen die beiden in Christchurch im Motel fest. 

Was Sie jetzt wissen müssen

rbb|24: Hallo Herr Führing, wir sprechen uns jetzt über das Internet, von Berlin nach Christchurch in Neuseeland. Wie geht's Ihnen da?

Malte Führing: Mir geht's eigentlich gut. Es ist jetzt der erste Tag im Lockdown von Christchurch. Wir, meine Frau und ich, sind vorgestern ins Motel eingezogen, nachdem wir unseren Mietwagen abgeben mussten und harren jetzt der Dinge. Noch haben wir keinen Lagerkoller.

Aber der Plan war ein anderer, nicht wahr?

Wir sind hier auf unserer Hochzeitsreise in Neuseeland. Eigentlich wollten wir für vier Wochen mit dem Wohnmobil durch das Land reisen. Eine Woche davon haben wir geschafft. Dann haben wir eine Mail von unserem Mietwagen-Verleiher bekommen. Der wollte, dass wir den Wagen sofort zurückbringen. Wir dürften nicht mehr durch die Gegend fahren. Wir müssten selbst zusehen, wo wir bleiben. Jetzt sind wir in besagtem Motel in Christchurch gelandet – und unterwerfen uns dem Lockdown. Das heißt, wir dürfen nur noch vor die Tür gehen, um zum Supermarkt zu gehen, vielleicht mal einen Spaziergang zu machen. Ansonsten heißt es: Drinsitzen und Abwarten.

Christchurch ist ja nicht gerade eine Metropole, oder?

Es ist schon eine größere Stadt in Neuseeland (mit rund 380.000 Einwohnern, Anm.d.Red.). Von hier wird auch einer dieser Rückkehrer-Flüge nach Deutschland gehen. Aber am Ende ist es ja fast egal, wo man sitzt. Man ist auf seine vier Wände angewiesen und kann froh sein, wenn man einen Supermarkt und einen Park um die Ecke hat. Sonst kann man ohnehin nichts machen.

Wie funktioniert das jetzt für Sie. Gibt es Unterstützung?

Unterstützung gibt es hier keine. Wir wissen nur, dass wir uns für das Rückkehrer-Programm der Bundesregierung angemeldet haben. Wir haben aber überhaupt gar keine weiteren Infos. Es heißt immer nur, wir sollten abwarten und wenn es so weit sei, bekämen wir eine E-Mail. So hängen wir jetzt auf eigene Kosten im Motel fest. Wir können hier immerhin kochen. Das ist sehr wichtig, weil ja auch alle Restaurants zu sind. Wir zahlen so 75 Euro pro Tag für das Motel. Das geht noch deutlich teurer. Aber es geht auch deutlich günstiger. Die Frage ist natürlich, wie lange wir das durchhalten können. Wochen? Tage? Keine Ahnung.

Wie funktioniert das Rückhol-Programm genau?

Man muss sich auf einer Website der Bundesregierung registrieren [auswaertiges-amt.de]. Da gibt man seine ganzen Daten ein: Wer man ist, mit wem man reist und wo man eigentlich zuhause ist und hin will. In unserem Fall ist das Hamburg. Und dann muss man abwarten.

Man kann hin und wieder mal die Aktualisierungen auf der Website der Deutschen Botschaft in Wellington anschauen. Die schreiben aber auch nichts Konkretes darüber, wann die ersten Flüge gehen. Es gibt ein paar Facebook-Gruppen von Deutschen, die in Neuseeland gestrandet sind und die sich austauschen. Darüber haben wir herausgefunden, dass am Freitag oder Samstag – oder so in dem Dreh – der erste Flug gehen soll. Allerdings ab Auckland – das ist auf der Nordinsel Neuseelands – Christchurch auf der Südinsel. Inlandsflüge sind nicht mehr erlaubt. Das heißt, der Flug fällt für uns schonmal aus – und wir warten jetzt weiter auf Post vom Auswärtigen Amt.

Durch den Lockdown dürfen die Leute nur noch die "Essential Services" wie Inlandsflüge oder Fährverbindungen nutzen, die für die Grundversorgung dringend nötig sind. Wir müssen also hier im Süden abwarten.

Vielen Dank für das Gespräch! 

 

Das Video-Interview führte Vanessa Klüber, rbb|24 am 26. März

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Antwort auf [Peter Peter] vom 01.04.2020 um 12:07
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