Schutz vor Corona-Infektionen - Kalayci fordert Senioren über 70 zu freiwilliger Quarantäne auf

Mo 23.03.20 | 20:35 Uhr
Symbolbild: Ein Seniorenpaar steht zu Hause am Fenster (Quelle: imago images/Gustafsson).
Video: Abendschau | 23.03.2020 | Dorit Knieling | Bild: imago images/Gustafsson

Infektionen mit dem Coronavirus verlaufen - so die bisherigen Beobachtungen - vor allem bei älteren Patienten schwer. Berlins Gesundheitssenatorin Kalayci hat nun Menschen über 70 Jahre aufgefordert, freiwillig ihre Wohnungen nicht mehr zu verlassen.

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Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hat ältere Menschen gebeten, das Haus konsequent nicht mehr zu verlassen. Alle Berliner und Berlinerinnen über 70 Jahren sollten sich zu Hause in Selbstquarantäne begeben, sagte Kalayci am Montag im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses. "Abstand ist der sicherste Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus."

Pflegekräften empfahl Kalayci, möglichst nicht zu sprechen, wenn sie Körperkontakt mit den betreuten Personen hätten. So solle eine Tröpfcheninfektion vermieden werden. "Man kann die Kommunikation aus 1,5 Metern machen", so die Senatorin.

Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses und Arzt, Wolfgang Albers (Die Linke), kritisierte in derselben Sitzung hingegen die Forderung Kalaycis. "Es ist unverantwortlich, dass sie einerseits Menschen ab 70 Jahren zur Selbstquarantäne bewegen, aber andererseits gleichaltriges medizinisches Personal aus dem Ruhestand reaktivieren wollen", sagte Albers. Schließlich handele es sich in beiden Fällen um Risikogruppen.

Bislang zwei Todesopfer in Berlin

Zwar sind Ältere nach den bisherigen Berliner Zahlen weniger häufig mit dem Coronavirus infiziert, der Krankheitsverlauf kann bei ihnen aber schwerer ausfallen. Kalayci appellierte an die Solidarität der Berliner Bürger, Ältere zu unterstützen: "Freundinnen, Freunde, Angehörige und Nachbarn sind jetzt gefragt, bei der Versorgung zu helfen." Sie sollten dabei allerdings streng auf den empfohlenen Abstand von 1,5 Metern achten. "Soziale Kontakte sind auch mit Abstand möglich", so Kalayci.

In Berlin waren bis Sonntagnachmittag 1.071 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden, 46 von ihnen sind nach den Angaben der Gesundheitsverwaltung über 70 Jahre alt.

Mittlerweile gibt es in der Hauptstadt einen zweiten Toten, der mit dem Coronavirus infiziert war. Es handelt sich um einein 70-jährigen Mann. In der vergangenen Woche war ein 95 Jahre alter Mann gestorben, der ebenfalls mit dem Coronavirus infiziert war.

Bundesweit gelten inzwischen weitreichende Begrenzungen sozialer Kontakte. In Berlin wurden am Montag stärkere Beschränkungen erlassen. So sind Ansammlungen von mehr als zwei Personen im Freien nunmehr untersagt. Es handelt sich allerdings nicht um eine Ausgangssperre. Auch eine deutschlandweite Anordnung, die eigene Wohnung nur unter Auflagen zu verlassen, gibt es nicht.

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