Coronavirus-Verdacht in Prenzlauer Berg - Berliner Kita lässt Eltern vor verschlossenen Türen stehen

Mo 09.03.20 | 14:39 Uhr | Von Sabine Prieß
Kinder stehen in einem Hamburger Kindergarten (Bild: dpa/Christian Charisius)
Bild: dpa/Christian Charisius

Eltern von 120 Kindern aus Prenzlauer Berg wunderten sich am Montagmorgen, als sie an der geschlossenen Kita-Tür einen Aushang fanden: Verdacht auf Coronavirus. Eine Kita auf demselben Gelände sieht sich auch schon in Quarantäne. Von Sabine Prieß

Was Sie jetzt wissen müssen

Die Eltern von rund 120 Kindern, die die Kita "Pappelallee 40" im Herzen Prenzlauer Bergs besuchen, haben am Montagvormittag unvermittelt vor verschlossener Tür gestanden. Man habe einen Coronavirus-Fall im Haus, deshalb sei die Einrichtung vorsichtshalber "heute geschlossen". So heißt es in einem Aushang, den die Eltern mit ihren Kindern an der Hand am Eingang vorfanden. Man wünsche allen "Gesundheit und Stärke sowie eine ruhige Haltung" und informiere über das weitere Vorgehen per Email.

Schließung einer Kita am 09.03.2020 in Berlin. (Quelle: rbb/Priess)
Bild: rbb/Priess

Abwarten, wie das Amt entscheidet

"Da hatte sich eine Traube Eltern gebildet, die den Aushang lesen wollte und dann samt Kindern wieder von dannen zog", berichtet ein betroffener Vater rbb|24 am Montagvormittag. Es sei klar gewesen, dass das irgendwann losgehe, sagt er. Nun sei die Betreuung der Kinder zuhause mit dem Arbeitgeber zu klären und innerfamiliär zu organisieren.

Eine Mail, die kurz nach 9.00 Uhr an die Eltern folgte, informierte zusätzlich: Es gebe einen Coronavirusfall im Haus. Alle Personen, die an zwei bestimmten Tagen der vergangenen Woche in der Einrichtung gewesen seien, könnten infiziert oder Überträger des Virus sein. Eine Abstimmung mit dem Träger der Kita, dem Gesundheitsamt und der Kita-Aufsicht sei angelaufen. Über das weitere Vorgehen werde informiert. Die betroffene Kita bleibt - das hat sich am Nachmittag konkretisiert - bis mindestens kommenden Donnerstag geschlossen.

Andere Kita könnte ebenfalls schließen

Eine genauere Auskunft wollte der Träger der Kita, die Kindergärten Nordost, rbb|24 am Montagvormittag nicht geben. Man habe die Einrichtung erst einmal als Vorsichtsmaßnahme in Eigenregie geschlossen und wolle nun abwarten, was von Amtswegen passiert, sagte eine Sprecherin.

Eine weitere Kita, die "Prenzlberger Spielmäuse", befindet sich auf demselben Gelände und teilt sich mit der "Pappelallee 40" einen Teil der Infrastruktur. Sie war am Montag noch geöffnet. Hier sei die Leitung ebenfalls in Kontakt mit den Ämtern, hieß es. Allerdings gehen einige Eltern von einer Schließung aus, sagte ein Vater, dessen Kind diese Einrichtung besucht. "Wir gehen davon aus, dass die Schließung kommen wird", so der Vater. Hier wären mit 200 Kindern deutlich mehr betroffen.

Schließung und Quarantäne vor allem bei konkreten Fällen

Am vergangenen Donnerstag hatte Bildungssenatorin Scheeres (SPD) noch einmal betont, Schulen oder andere Bildungseinrichtungen würden dann schließen, wenn "ein konkreter Fall mit Coronavirus" vorliegt. Dann würden die Gesundheitsbehörden die Einrichtung für 14 Tage schließen.

In Berlin ist wegen eines an dem neuen Coronavirus erkrankten Lehrers seit vergangener Woche die Emanuel-Lasker-Oberschule in Berlin-Friedrichshain geschlossen. Vorübergehend war auch ein Teil der nahegelegenen Modersohn-Grundschule sowie für wenige Tage die private Metropolitan School in Berlin-Mitte. Auch einzelne Kitas sind oder waren geschlossen.

In Brandenburg sind rund 5.000 Schüler, Lehrer und Eltern aktuell in Quarantäne – es besteht der Verdacht auf drei neue Infektionen mit dem Coronavirus in Neustadt (Dosse).

Flächendeckende Schließung wird diskutiert

In Italien sind wegen der hohen Zahl an Corona-Infektionen seit Donnerstag alle Schulen und Universitäten für zwei Wochen geschlossen. Angesichts der Ausbreitung des Coronavirus wird auch in Deutschland über flächendeckende Schulschließungen diskutiert. Aus Sicht des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) könnten geschlossene Schulen durchaus zur Eindämmung der Epidemie beitragen. Kinder steckten sich nach aktuellem Kenntnisstand wohl genauso leicht mit dem Virus an wie Erwachsene, teilte das LGL mit. "Offen ist derzeit die Frage, ob Kinder das Virus genauso effektiv an andere Personen übertragen können wie Erwachsene", heißt es weiter.

Der Sprecher des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), Peter Walger, hält Schulschließungen nicht für sinnvoll. Allein die Probleme, die sich aus der damit nötigen Kinderbetreuung ergeben, stünden nicht im Verhältnis zum Nutzen, sagte der auf Infektiologie spezialisierte Facharzt. Eltern müssten dann eventuell ebenfalls zu Hause bleiben - mit Folgen für deren Arbeitsstellen und das öffentliche Leben.

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