Corona-Auswirkungen in Berlin - Senat plant bisher keine Zwangsmaßnahmen im Nahverkehr

Mi 04.03.20 | 14:29 Uhr | Von Oliver Soos
Menschen steigen am U-Bahnhof Friedrichstraße in Berlin um (Symbolbild) (Quelle: imago images/Schöning)
Audio: Inforadio | 04.03.2020 | Oliver Soos | Bild: imago images/Schöning

Berlin befindet sich noch in der Anfangsphase der Coronavirus-Pandemie. So drückte jedenfalls am Dienstag Gesundheitssenatorin Kalayci die Lage aus. Doch wirkt sich das bereits im öffentlichen Leben in Berlin aus? Oliver Soos hat sich umgehört.

Was Sie jetzt wissen müssen

Bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) gibt es derzeit keine Maßnahmen gegen das Coronavirus. Diese würden nichts bringen, sagte BVG-Sprecherin Petra Nelken dem rbb am Dienstag. Alle Fahrgäste aussteigen lassen, Busse und U-Bahnen desinfizieren, dann hätte man maximal einen Schutz bis zur nächsten Haltestelle, so Nelken.

Bislang sei außerdem noch keine Coronavirus-Infektion im öffentlichen Personennahverkehr bekannt. Bei einem Bus, der in der Nacht zu Dienstag aus dem Verkehr gezogen wurde, handelte es sich nach Angaben der Sprecherin um einen Fehlalarm. Kollegen hätten festgestellt, dass der Fahrer über drei Ecken jemanden kennt, der das Coronavirus gehabt haben könnte, so Nelken.

"Verantwortungsbewusst mit der Situation umgehen"

Im Moment gebe es keine Vorschriften für den öffentlichen Personennahverkehr, sagte der  Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD). Er betonte, jeder müsse sich auch in eigener Verantwortung prüfen, in welchem öffentlichen Raum man sich bewegt und wie man reagiert, wenn man angehustet oder angeniest wird. "Wir haben das auch bei einer Grippe-Epidemie. Insofern sind keine Zwangsmaßnahmen oder ähnliches vom Senat beschlossen worden, sondern wir appellieren einfach an jeden und jede, verantwortungsbewusst mit der Situation umzugehen."

Der Bahnhof Zoologischer Garten ist einer der zentralen Umsteigepunkte zwischen S-Bahn, U-Bahn und Bussen. Die Fahrgäste sind dort überwiegend entspannt. Doch viele sind gleichzeitig vorsichtig. "Der Gedanke ist immer da, und ich trage auch immer Handschuhe", sagt eine ältere Dame. Eine andere Passantin sagt, sie vermeide es Türklinken und Griffe in der U-Bahn anzufassen. Ein Mann sagt, dass er relativ gelassen sei: "Ich versuche sowieso Abstand zu halten."

Flixbus plant digitale Aussteigekarte

Am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in Berlin-Westend kommen weiter alle Fernbusse an, auch aus dem Risikogebiet Mailand. Für Busreisende aus Italien gibt es bislang keine Vorschriften für Kontrollen. Allerdings baut Flixbus gerade ein System digitaler Aussteigekarten auf, ähnlich wie sie im Flugverkehr vorgeschrieben sind. Die Daten der Busreisenden aus den Risikogebieten werden bei der Buchung digital erfasst und den Behörden zur Verfügung gestellt.

Das System sei schon bei ersten Fahrten zwischen Italien und Deutschland im Einsatz, sagte eine Flixbus-Sprecherin dem rbb. Am ZOB gibt es allerdings keine Kontrollen. Die Berliner Verkehrsbetriebe, zu denen der ZOB gehört, seien zu Personenkontrollen grundsätzlich nicht befugt, so BVG-Sprecherin Petra Nelken. Der Senat müsste die Sicherheitslage neu einschätzen und Kontrollen anordnen. Doch dafür gebe es im Moment keine Anzeichen.

Die meisten Besucher des Busbahnhofs finden das nach eigener Aussage völlig in Ordnung. "Alles, was jetzt quasi den freien Alltag einschränken würde, wäre völlig unangemessen", sagt ein Passant, "dafür ist die Gefahr nicht groß genug." Ein anderer Mann sagt, dass an einer normalen Grippe mehr Menschen im Jahr stürben, so dass "diese Panikmache und dieser Hype um dieses Coronavirus für mich übertrieben wirkt."

Sendung: Inforadio, 04.03.2020, 07:50 Uhr

FAQ zum Umgang mit dem Coronavirus

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Beitrag von Oliver Soos

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Antwort auf [Berlinerin] vom 04.03.2020 um 18:44
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