Corona-Verdacht in Neustadt (Dosse) - Mehr als 1.000 Schüler, Eltern und Lehrer müssen in Quarantäne
Es ist eine drastische Maßnahme des Landkreises Ostprignitz-Ruppin: Schüler und Lehrer mehrerer Neustädter Schulen und Internate, sowie enge Angehörige müssen in Quarantäne. Grund: Die Corona-Infektion einer Pferdezüchterin aus Berlin. Von Björn Haase-Wendt
Seit Stunden stehen die Telefone im Gesundheitsamt von Ostprignitz-Ruppin nicht mehr still. Die Schließung der Schulen, Internate und eines Hortes in Neustadt (Dosse) sorgen für Aufregung und viele Fragen bei den Betroffenen: Wer muss zuhause bleiben, wer muss zum Virustest und wie ist das mit dem Arbeitgeber?
Am Sonntagvormittag wurde die Schließung kurzfristig angeordnet. Betroffen sind konkret die Prinz-von-Homburg Schule, die Außenstelle Neustadt der örtlichen Förderschule sowie die Reit-Internate Mühle Spiegelberg, Schloss Spiegelberg und ein Hort. "Es ist eine Vorsorgemaßnahme. Wir wollen sicherstellen, dass die Infektionskette unterbrochen wird", sagt Amtsärztin Dagmar Sissolak. Bis zum 17. März bleiben die Einrichtungen vorerst geschlossen. Dann ist die zweiwöchige Inkubationszeit des Virus vorbei.
19 Kontaktpersonen müssen Tests durchführen
Zuvor war bekannt geworden, dass es in einem der Internate bereits am 2. März einen Kontakt mit einer an dem Coronavirus infizierten Frau aus Berlin gegeben hat. Die Pferdezüchterin hatte an einer Beratung mit Lehrern, Vertretern des Bildungsministeriums und des Amtes Neustadt (Dosse) sowie Mitarbeitern des Sportverbands und des Haupt- und Landgestüts teilgenommen. Doch da war noch nicht klar, dass die Frau erkrankt war.
Die 19 direkten Kontaktpersonen wurden am Wochenende informiert und zum Test geschickt. Das Klinikum in Kyritz hat für die Betroffenen extra eine Teststelle eingerichtet. "Wir haben heute alle angerufen und gefragt, ob es Symptome gibt", sagt die Gesundheitsdezernentin des Landkreises, Waltraud Kuhne. Bislang habe es diese aber nicht gegeben, auch gibt es weiterhin in Ostprignitz-Ruppin keinen bestätigten Corona-Fall. Die Testergebnisse sollen Anfang kommender Woche vorliegen.
Eine Erkrankte - mehr als 1.000 Menschen in Quarantäne
Ein weiterer Grund, weshalb der Landkreis nun mehr als 1.000 Menschen in häusliche Quarantäne schickt, sei, dass die Information über die Erkrankung das Gesundheitsamt in Neuruppin erst spät erreicht hätte. So könne nicht mehr vollständig nachvollzogen werden, zu wem die Betroffenen Kontakt hatten.
Dabei soll es schon vorher entsprechende Hinweise in Neustadt gegeben haben. "Wir hatten jetzt damit zu tun, zu klären, welche Maßnahmen erforderlich sind, um das Risiko einzugrenzen. Wir haben noch nicht überlegt, wie wir damit umgehen, was da schief gelaufen ist", sagte Dezernentin Waltraud Kuhne. In der kommenden Woche soll es eine entsprechende Aufarbeitung geben.
Landkreis schaltet Hotline
Die betroffenen Schüler, Eltern und Lehrer wurden am Sonntag über die Schulen und das Amt Neustadt (Dosse) zu den Schul-, Internats- und Hortschließungen informiert. Amtsärztin Dagmar Sissolak appellierte an alle Familien, die häusliche Quarantäne einzuhalten und keinen direkten Kontakt zu Dritten zu haben. "Das heißt, dass keiner mehr die Schule betritt." Sollten am Montag doch Schüler vor der Schule stehen, werde spontan entschieden, ob es ein Betreuungsangebot gibt. Vorsichtshalber wurden die Busunternehmen in der Region aufgefordert, keine Schüler mitzunehmen, die am Montag zur Neustädter Schule wollen.
Betroffene, die Fragen zur Quarantäne und dem richtigen Verhalten haben, können sich an das Gesundheitsamt von Ostprignitz-Ruppin wenden. Es ist unter der eingerichteten Hotline 03391/688-5376 erreichbar. Am Montag soll das Personal verstärkt werden, um die Vielzahl der Anfragen bearbeiten zu können.
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