Klinikabwasser - Warum Coronaviren nicht ins Leitungswasser gelangen

Mi 01.04.20 | 23:05 Uhr | Von Anna Corves
Symbolbild: Ärzte waschen sich vor dem Einsatz im OP gründlich die Hände. (Quelle: dpa)
Bild: dpa

Ungefiltert landen die Abwässer aus Berliner Kliniken in der Kanalisation. Darin enthalten: Bakterien und Viren - wie der Erreger SARS-CoV-2. Keine Gefahr für die Bürger, sagen die Wasserbetriebe. Wie passt das zusammen? Von Anna Corves

Was Sie jetzt wissen müssen

Berlins Krankenhäuser leiten ihre Abwässer ungefiltert in die Kanalisation - mitsamt aller Viren und Bakterien. Das ergab eine Antwort der Senatsumweltverwaltung auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Danny Freymark.

Auf rbb-Nachfrage bestätigt der Sprecher der Berliner Wasserbetriebe, Stephan Natz: "Es ist natürlich eigentlich ein schräge Sache, dass viele Industrieunternehmen Abwasser selbst vorreinigen müssen. Diese Anforderung gilt fürs Gesundheitswesen nicht - bundesweit nicht. Das ist schon eine Ungleichbehandlung." Ein gesundheitliches Risiko würde das Abwasser für die Bürger aber nicht bergen.

Keine Chance den Viren in Kläranlagen

Einen Artikel der Zeitung Tagesspiegel, der ein Risiko suggeriert hat, bezeichnet Natz als Panikmache. Denn das Abwasser gelangt von der Kanalisation in die Klärwerke. Diese erfassten auch Krankheitserreger wie den Coronavirus. "Mögliche Viren werden in den Klärwerken nach derzeitigem Stand zu 99 bis 99,9 Prozent in der biologischen Reinigungsstufe abgebaut", sagt Natz. Wenn danach noch eine Reinigung nötig sei, werde durch eine sogenannte Flockungsfiltration von diesem knappen einem dann noch mal 90 Prozent entfernt.

Auch wenn das Abwasser ungefiltert in die Spree oder Havel fließen würden, etwa nach Starkregen, könnten Coronaviren im Wasser keine Gefahr für Menschen werden. Laut der Weltgesundheitsorganisation gibt es keinen Nachweis darüber, dass der Virus in Wasser überlebensfähig ist. Auch in einer Stellungnahme des Umweltbundesamts heißt es: "Seine Morphologie und chemische Struktur ist anderen Coronaviren sehr ähnlich, bei denen in Untersuchungen gezeigt wurde, dass Wasser keinen relevanten Übertragungsweg darstellt."

Keimrisiko liege bei "null"

Das Risiko der Übertragung von Corona über Badegewässer ist demnach als minimal einzustufen. Wie hoch die Virenbelastung in Gewässern überhaupt ist, das wird nicht gezielt überwacht. Rückschlüsse lässt aber die Messung verschiedener Bakterien, etwa der Kolibakterien, zu. Je mehr von ihnen vorhanden sind, desto verkeimter ist das Wasser insgesamt.

Die Grenzwerte für diese Bakterien in Spree und Havel wurden im vergangenen Jahr nach Starkregen zum Teil drastisch überschritten, räumt der Sprecher der Wasserbetriebe ein. "Natürlich ist das nicht zufriedenstellend. Aber diese Keime sind dort nichts Tragisches", so Natz, "Das ist eine Sache, die immer passiert ist und es sind keine größeren Krankheitswellen Badender bekannt geworden." Die Bakterien würden sich in den Gewässern binnen weniger Tage natürlich abbauen. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales misst die Wasserqualität regelmäßig, veröffentlicht die Ergebnisse und sperrt gegebenenfalls Badestellen.

Weil das Wasser aus der Leitung aus Grundwasser gewonnen wird, beziffert Natz das Keimrisiko auf "null". Es stammt aus großer Tiefe - der sauerstofffreien Zone. Dort überleben Viren und Bakterien nicht.

Beitrag von Anna Corves

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