Baustart für Behandlungszentrum in der Messe - Die Corona-Klinik, die am besten nie gebraucht wird

Mi 01.04.20 | 17:57 Uhr
Corona-Behandlungszentrum Jafféstraße (Quelle: rbb/Sebastian Schöbel)
Bild: Audio: Inforadio | 01.04.2020 |Sebastian Schöbel

Bis zu 1.000 Betten für Corona-Patienten sollen in der Messehalle 26 entstehen. Das Zentrum soll die eiserne Reserve des Berliner Krankenhaussystems sein. Los geht es mit 500 Betten, die Aufstockung ist aber schon in Planung. Sebastian Schöbel war vor Ort.

Was Sie jetzt wissen müssen

Albrecht Broemme ist der Ruhepol in der Messehalle 26: Während überall Bauarbeiter mit Mundschutz auf Kränen herumfahren, analysiert der großgewachsene Mann mit den weißen Haaren ziemlich nüchtern, wie aus seinem Ruhestand mit Gartenarbeit und Stiftungsengagement abrupt etwas ganz anderes wurde. "Ich wollte mal wieder Herr meiner Zeit werden. Jetzt bin ich der Getriebene eines Zeitdrucks."

Bis zu 1.000 Betten geplant

Broemme, der früher Landesbranddirektor Berlins und Präsident des Technischen Hilfswerks war, hat noch einmal seine dicke THW-Funktionsjacke mit dem Namensschild angezogen. In der Messehalle 26 soll der 66-Jährige nun für Berlin ein Corona-Behandlungszentrum bauen.

Durch spezielle Trennwände sollen hier etliche Behandlungs-Abteilungen entstehen, mit jeweils 16 oder 24 Betten, dazu Beatmungsmaschinen und Computertomographie-Geräten.
Los geht es zunächst mit 500 Betten, sagt die Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci. "Aber wir haben das so vorbereitet, dass man das ohne Probleme adaptieren kann", sagt die SPD-Politikerin. "Insgesamt werden hier bis zu 1.000 Betten entstehen. Hier an diesem Standort."

Corona-Behandlungszentrum Jafféstraße (Quelle: rbb/Sebastian Schöbel)Die Messehalle 26

Nur ein Standort: die Messe

Also nicht anderswo, etwa dem Estrel Hotel in Neukölln, das zwischenzeitlich als weiterer Standort gehandelt wurde. Es habe verschiedene Angebote gegeben, für die er dankbar sein, sagt Broemme. Aber eine Zweiteilung des Zentrums wäre nicht sinnvoll. "Wir suchen jetzt die am besten geeignete Messehalle, um die weiteren 500 Betten nach dem gleichen Raster zu machen."

Für die ersten 500 Betten in der Messehalle 26 brauche man nun 100 Ärzte - was laut Projektleiter Broemme wohl kein Problem sein wird, es hätten sich bereits viele Freiwillige gemeldet, oft Rentner. Schwerer zu finden seien die 500 Pfleger, die man ebenfalls braucht.

Der Klinikkonzern Vivantes will als Träger des Behandlungszentrums nun auch per Online-Portal auf Personalsuche gehen, zudem nimmt die Ärztekammer Bewerbungen an. Außerdem sollen Pflegekräfte zusätzlich geschult werden - in einem Spezialkurs innerhalb weniger Tage. "Druckbetankung", sagt Broemme.

Hoffen auf leere Betten

In den kommenden Tagen erwarte man die Lieferung von dringend benötigter Ausrüstung, zum Beispiel Beatmungsgeräte, sagt Gesundheitssenatorin Kalayci. Das Equipment sei aber zunächst für die Krankenhäuser gedacht, nicht für das Behandlungszentrum in der Messe.
"Das, was wir hier neu bauen, ist ein Reservekrankenhaus, wenn alle Krankenhausbetten voll sind. Damit wir als Reserve noch eine weitere Klinik haben."

Trotzdem soll der Aufbau des Zentrums schnell gehen, bis Mai soll alles fertig sein. In der Hoffnung, dass es gar nicht so viele Corona-Patienten in Berlin geben wird, die Kapazitäten der Krankenhäuser reichen und der ganze Aufwand in der Messe zum Glück umsonst war.

Corona-Behandlungszentrum Jafféstraße (Quelle: rbb/Sebastian Schöbel)Machen wir so? Machen wir so: Die Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci und der Projektleiter Albrecht Broemme.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Beitrages haben wir Albrecht Broemme im ersten Satz leider Alfred Broemme genannt. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten, ihn zu entschuldigen.

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Antwort auf [HS] vom 01.04.2020 um 22:41
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