Kabelbrand in Charlottenburg - Linksautonome bekennen sich zu angeblichem Anschlag auf Corona-App

Mi 15.04.20 | 16:16 Uhr
Coronavirus-App auf einem Smartphone.
Bild: Bernd Feil/ imago

Eine linksextremistische Gruppierung behauptet, hinter dem Brandanschlag auf einen Kabelschacht in Berlin zu stecken. Laut einem Bekennerschreiben wollten sie damit das Heinrich-Hertz-Institut treffen - und die Entwicklung einer Corona-App verhindern.

Ein Brandanschlag auf einen Kabelschacht in Berlin war offenbar ein gezielter Angriff auf die Entwicklung einer Corona-App. Im Stadtteil Charlottenburg waren am Dienstagmorgen Telekommunikationskabel in einer Baugrube angezündet worden.

Wenig später wurde auf der Internet-Plattform "Indymedia" ein Bekennerschreiben veröffentlicht. Darin heißt es, Ziel des Anschlags sei das nah gelegene Heinrich-Hertz-Institut gewesen, das an einer Corona-App arbeite. Mit einer solchen App sollen Infizierte und deren Kontakte schneller nachvollzogen werden können. Die Verfasser sehen darin eine "Aufweichung der Grundrechte".

Der Staatsschutz ermittle und werde das Bekennerschreiben auf Echtheit überprüfen, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch.

App angeblich Mittel zur Massenüberwachung

Laut dem Bekennerschreiben steckt eine sich als "Vulkangruppe" bezeichnende linksautonome Gruppe hinter dem Anschlag. Demnach richte sich die Tat gegen die aktuellen Eindämmungsmaßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus. Die Verfasser kritisieren in dem Schreiben, dass durch die Maßnahmen in Deutschland Massenüberwachung wie in China eingeführt werde. Bei den nun geplanten Apps zur Nachverfolgung von Coronainfektionen sei "davon auszugehen, dass die in der App enthaltenen Überwachungsmöglichkeiten schnell zu einem zwingenden Standard werden".

Die Entwickler der "Corona-App", darunter Experten des Robert-Koch-Instituts und des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts, betonen jedoch, dass die Daten komplett anonym erhoben werden sollen. Die Software basiere auf Bluetooth-Daten, die immer nur temporär existieren, damit die Nutzer nicht identifizierbar bleiben. Damit unterscheiden sie sich fundamental von in Asien eingesetzten Apps, die gleichzeitig auch GPS-Signale aufzeichnen und das gesamte Datenpaket an staatliche Stellen melden.

Die Nutzung der "Corona-App" in Deutschland soll auf freiwilliger Basis funktionieren. Experten weisen zudem darauf hin, dass der Einsatz von Tracking-Apps kein Allheilmittel zur Eindämmung des Virus seien, auch wegen diverser technischer Einschränkungen.

Schreiben wird auf Echtheit geprüft

"Indymedia" versteht sich als offene Plattform zur freien Verbreitung von Informationen, die nicht überprüft werden. Nach Anschlägen in Deutschland wurden dort bereits mehrfach vermeintliche Bekennerschreiben aus der militanten linken Szene veröffentlicht, die sich als Fakes erweisen. Der Polizeisprecher sagte, auch das jetzt veröffentlichte Schreiben werde noch auf seine Echtheit geprüft.

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