Einbußen durch Corona - Zoo und Tierpark in Berlin planen keine Notschlachtungen

Mi 15.04.20 | 17:02 Uhr
Archivbild: Zebras aus dem Berliner Zoo. (Quelle: imago images)
Audio: JOURNAL | 15.04.2020 | Ricardo Westphal | Bild: imago images

Der Zoo, Tierpark und das Aquarium in Berlin wollen in der Corona-Krise aus finanziellen Nöten keine Tiere schlachten. Auch wenn die Einnahmen wegen der seit 17. März gültigen Schließungen ausbleiben, "für Berlin kommt das nicht in Betracht - das Töten von Tieren aus finanziellen Gründen wäre das Letzte, was uns einfällt", erklärte der Berliner Zoodirektor Andreas Knieriem am Mittwoch.

Wie eine Sprecherin des Zoos, Tierparks und Aquariums auf Nachfrage von rbb|24 ebenfalls am Mittwoch mitteilte, koste der Betrieb der drei Einrichtungen 140.000 Euro pro Tag. Darunter fällt auch das Futter für die insgesamt 30.000 Säugetiere, Reptilien, Fische und Insekten, das fast ausschließlich aus Einnahmen und Spenden bezahlt werde. "Dennoch ist die Versorgung und Pflege unserer Tiere weiterhin sichergestellt", so die Sprecherin. Stattdessen würden bei einer finanziellen Notlage Bauvorhaben oder Investitionen zurückgestellt.

Schlachtungen wären in Neumünster möglich

Hintergrund für den Berliner Widerspruch ist, dass der Tierpark Neumünster Notpläne für das Schlachten von Tieren erarbeitet hat. Man sei in einer existenzbedrohenden Krise und habe aktuell nur finanzielle Mittel, um den Park ungefähr bis Mitte Mai zu bringen, sagte Verena Caspari am MIttwoch. Mit dem zusätzlichen Fleisch aus den Schlachtungen könnten die Raubtiere gefüttert werden. Caspari begründet die möglichen Schlachtungen damit, dass es schwierig sei vor allem große Tiere, wie Eisbären, in andere Zoos zu transportieren.

Dass es allerdings in Neumünster tatsächlich so weit kommt, ist eher unwahrscheinlich. Andere Tierparks hätten versprochen, dem Zoo Fisch und Fleisch zukommen zu lassen, "wenn hier der allerschlimmste Fall eintreten würde", sagte Caspari am Mittwoch. Und Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) erklärte: "Zu Notschlachtungen in Tierparks darf es in der Corona-Krise nicht kommen." Voraussichtlich ab Anfang nächster Woche könnten Förderanträge gestellt werden.

Schlachtungen sind in Tierparks nichts Ungewöhnliches. Im eigenen Haus wird das Fleisch für die Raubtiere verarbeitet.

"Homeoffice mit Elefant geht halt nicht"

Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) nannte die Lage in den Zoos durchaus besorgniserregend. Man habe seit vier Wochen geschlossen und gleichbleibend hohe Kosten bei keinerlei Einnahmen. "Und Homeoffice mit Elefant geht halt auch nicht", sagte Pressesprecher Sebastian Scholze. Der Verband habe dennoch keine Informationen über Pläne vergleichbar mit denen in Neumünster. "Das ist nicht das Thema, was wir derzeit haben", so Scholze.

Eine Diskussion über Notschlachtungen führt aus Sicht des Verbandes an den eigentlichen Geldproblemen vorbei. Denn die großen Ausgaben eines Zoos seien nicht das Futter, sondern die Personalkosten.

Derzeit gingen zwar viele Spenden für die Zoos ein, über die man "sehr, sehr dankbar" sei. Aber: "Es ist schwierig, damit über die Runden zu kommen", sagt Scholze. Deshalb hat der Verband bereits Ende März für seine 56 Mitgliedszoos ein Soforthilfe-Programm in Höhe von 100 Millionen Euro erbeten. Derzeit versuche man, unter einen Rettungsschirm zu kommen, hieß es.

Sendung: Inforadio, 15.04.2020, 16:00 Uhr

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Antwort auf [Schwester Constructa ] vom 16.04.2020 um 14:23
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